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Wenn dein eigene- Kind einmal sitzen bleibt, so vermehre nicht durch unverdientes Schelten den Kum mer de- Kinde», sondern tröste es und zeige ihm, daß im neuen Jahre sein Streben ihm mehr innere Befriedigung und äußeren Erfolg bringen werden als bisher. Oder wenn du merkst, daß dein Sohn im Schlafe beständig von der Schule redet, hohle Augen bekommt, die Eßlnst verliert unv der Arzt Erholung verlangt, so denke nicht, daß du nach einigen Wochen durch Privatunterricht ihn nachholeu lassen mußt, was er versäumt hat, sondern gönne ihm gründliche Er holung und verlange für ihn — Sitzenbleiben. Waldschmetterling. Erzählung von B. Waldow. (9. Fortsetzung.) „Schmeichelkatze!" töut'S ihr nach, als sie im nächsten Augenblick die gleiche Prozedur auch mit der Tante unternimmt. „Du warst mir überhaupt nicht böse, gelt? Nun, dafür sollst Du auch die prächtigen Blumen haben, die ich mitgebracht. Sieh nur, wie Diamanten blitzt der Thau auf ihnen, jedoch verwildert sehen sie noch au»; will sie erst zum vernünftigen Sträußchen binden." „In erster Linie aber Deinem Frühstück Ehre machen, denn solcher Marsch läßt hungrig werden," mahnt die Fran Oberförsterin und füllt ihres Lieb lings Tasse mit jenem braunen, duftenden Getränk, da« in Palast und Hütte sich so erstaunlicher Be liebtheit erfreut. „Nun, und wie steht's mit Dir, Väterchen, trinkst jetzt wohl zur Gesellschaft noch ein Täßchen mit?" „Versteht sich Thilde," nickt der Waidmann, indeß er sinnend auf die von Margarethe mitgebrächten Blumen niederschaut und alsdann ernsthaft folgen läßt: „Nicht lange wird cS dauern, dann ist'« vorbei mit all' der Sommerherrlichkeit und dicht beschneit sind Weg und Steg. Es ist dann noch viel öder, einsamer bei uns; wird Dir's denn auch im Winter hier gefallen, Grethchen, oder willst Du vor Beginn desselben lieber in die Residenz?" „Ich von Euch fort?" kommt's hastig über ihre Lippen und beinahe erschreckt setzt Margarethe die schon an den Mund geführte Tasse nieder. „Frei willig geh' ich nicht, das steht ganz feit, und wenn Ihr so grausam wäret, mich fortznschicken, würde ich nicht eher ruhen, bis Ihr Euer Wort zurückgenomme». Nirgends in der Welt kann's schöner sein, als hier, und nirgends möcht' ich lieber leben als bei Euch." Dabei trifft ihr Blick mit schwärmerischer Zärtlichkeit das alte Paar. Der Oberförster, der sich heute nun einmal in der Rolle des Sentimentalen zu gefallen scheint, wiegt seinen Kopf, indem er sagt: „So sprichst Du, Kind, weil Du noch wenig von der Welt gesehen —" „Aber, HerzenSonkel," unterbricht ihn Margarethe, „Du verdirbst mir heute den ganzen schönen Morgen mit Deinem seltsamen Gespräch. Oder" — und erschreckt springt sie von ihrem Stuhl empor — „oder willst Du in Wahrheit sagen, daß Ihr mich hier nicht länger leiden möget, daß — ich Euch verlassen soll?" Da aber werden ihre bebenden Finger rasch von des Oberförsters kräftiger Hand umschlossen, indeß sein Blick voll Rührung auf dem jungen Mädchen ruht und er im alten, munteren Tone ruft: „Unsinn, Kind, solch' thörichten Gedanken Raum zu geben! Wir Dich gehen heißen? Oho, davon schreibt Paulus nichts! Dächte übrigens. Du könntest'» wissen, wie sehr Du uns ans Herz gewachsen bist." Margarethe lächelt unter Thränen. „Ja und ich weiß auch, daß ich sterben würde, wenn ich von diesen edlen Herzen fortgerissen würde." „So — hm — na, da bin ich schon zufrieden! Jedoch nun spute Dich, den im Stich gelassenen Morgentrank, wie sich'S gehört, zu respektiren, sonst wird die Tante bitterböse. Bin übrigen» begierig, wann heut unsere Gäste endlich Lust verspüren wer den, sich gleichfalls nachdem edlen Mokka umzuschauen." „Wie?" ruft Margarethe lachend, „die Herren sind noch in den Federn? Ich glaubte sie schon längst auf einem Ausflug. Nun, da soll Thalberg heut für Spott nicht sorgen!" .Und Doktor Salfeld leer ausgehen?" fragt lächelnd die Frau Oberförsterin. Margarethens rosiges Gesicht färbt sich um einige Nüancen tiefer. „Den Herrn Doktor, Tantchen," kommt eS stockend über ihre Lippen, „den kann ich doch nicht foppen." „Den nicht? Und warum nicht, wenn man fragen darf?" mischt sich der Oberförster ein. Margarethe schlägt die Hellen Kinderaugen wie bittend, jede weitere Frage zu vermeiden, zu ihm auf. „Ich — ich brächte es nicht fertig, Onkel." „Glaub's wohl," gicbt er mit triumphirendem Seitenblick auf seine Frau zurück. „Gelt, in Thal bergs Nähe^scheint Dir das Scherzen selbstverständlich, prickelt'» Dir in allen Gliedern, einen Wortkampf, der schließlich doch mit einem Versöhnungsfeste endigt, aufzunehmeu, während Du Dir Doktor Salfeld gegen über vorkommst wie ein kleines, unerfahrenes Mäd- cken, das zu dem ernsten, weisen Manne in die Schule geht. Ist es nicht so?" Margarethe nickt und blickt mit einem Mal sehr ernsthaft auf den Boden ihrer Tasse nieder, als gäbe es auf diesem wunderbare Dinge anzustaunen. „O, ich kenne das!" läßt der biedere Waidmann mit einem zweiten Seitenblick auf seine Gattin folgen. „Kenne das ganz aus dem Grunde! Aber weißt Du, Grethchen, treib' es auf alle Fälle mit dem Thalberg nicht zu bunt. Solch' junger Sausewind ist einge bildet — ich weiß das nämlich aus Erfahrung, da ich einst eben so gewesen bin — und da ist eS immer besser, er mcrkt's nicht allzu sehr, daß Dir sein Hier sein lieb und er Dir, wenn er fort ist, fehlen wird." „Hat — haben die Herren von ihrer Reise ge redet?" fragt Margarethe, ohne aufzublickcn. „Freilich hakten sie die Absicht, ich habe sie jedoch nicht ordentlich zu Worte kommen lassen und hoffe, daß es unserer vereinten Kraft gelingen wird, sie noch ein Weilchen hier zu halten. Allmählich freilich wird man schon ans Abschiednehmen denken müssen, das ist nun einmal so der Laus der Welt." „Wenn's Scheiden wenigstens nicht oft so wehe thäte?" läßt die Frau Oberförsterin mit einem Blick auf Margarethe folgen. „Ja, so unsagbar weh," huscht's wie ein lautge wordener Gedanke über deren Lippen, indeß sie sinnend das Geschirr zusammensetzt, um mit demselben dann das Zimmer zu verlassen. „Ja, so unsagbar weh — da haben wir'S — der Pfeil sitzt fest! Glaubst Du's jetzt endlich, Thilde?" fragte der Oberförster, als er mit seiner Frau allein war. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Der böse März. Als der März zur Welt kam und seine Mutter ihn liebkoste, lachte er mit dem einen Auge, während er mit dem andern weinte. Eine-Tage» sagte die Mutter: Mein März lein, ich gehe zum Flusse, um Deine Windeln zu waschen, sei hübsch artig, bis ich wiederkomme. Die Sonne glänzte und Märzlein lachte. Da plötzlich finsteres Gewölk am Himmel, mit Schneeflocken ver mengter Regen stürzte hernieder, ein heftiger Sturm erhebt sich und schleudert die Mutter ins Wasser. Was kann man Gutes von einem Monat hoffen, der seine eigene Mutter ins Wasser stößt? — Mit dem „Stiefschwiegervater" durch gegangen. Der in der Oranienstraße wohnende Kaufmann B. in Berlin hatte vor etwa zwei Jahren ein junges armes Mädchen geheirathct, mit dem er bis vor Kurzem in glücklichster Ehe lebte. Da B. für ein hiesiges Damenmäntel-Konfektionsgeschäft reiste und einen großen Theil des Jahres unterwegs ist, veranlaßte er seinen Stiefvater, den in der Alten Jakobstraße wohnenden Rentier F., der vor wenigen Monaten seine Frau durch den Tod verloren hatte, zum Schutze der Gattin zu ihm zu ziehen. Der Rentier, ein Herr in den Fünfzigern, hat es nun verstanden, seine jugendliche Schwiegertochter in dem Maße zu umgarnen, daß die pflichtvergessene Frau mit ihm vor etwa 14 Tagen ihren abwesenden Gatten und Berlin verließ. Beide sind nach London gegangen und von dort hat Frau B. durch einen hiesigen Rechtsanwalt Scheidungsklage gegen ihren Mann „wegen unüber windlicher Abneigung" einleiten lassen. Gleichzeitig aber hat der Rentier seinem Stiefsohne brieflich eine größere Summe angeboten, wenn er in die Scheidung willige, da er, der Stiefvater, ohne seine „Schwieger tochter" nicht mehr leben könne und sie zu heirathen gedenke. — Kindermund. „Papa, weißt Du noch, wie Du mich tüchtig geprügelt hast, weil ich den kleinen Tommy gebissen hatte?" — „Ja, ich erinnere mich, Du hattest ihm wehe gethan " — „Nun, dann mußt Du Luisens Musiklchrer auch einmal tüchtig durch prügeln, Papa, der hat sie gestern in den Mund ge bissen, und es muß ihr arg wehe gethan haben, denn sie schlug die Arme um seinen Hals und wollte ihn todtdrücken." — Beim Heirathsvermittler. Junger Mann: „Wissen Sie vielleicht eine Dame für mich, die hübsch, jung, reich und gebildet ist?" — Hei- rathsvermittlcr: „Aber erlauben Sie, bester Herr, aus den Eigenschaften mach' ich ja vier Partien!" — Der rechte Esel. Als ein Meister mit seinem Gesellen in Streit gerathcn war, schrie er in Wuth: „Wenn Er glaubt, Er habe einen Esel vor sich, so kommt Er bei mir gerade recht!" AtanLcsamtiichc Nachrichten von Eibenstock vom 18. bis mit 24. März 1891. Geboren: 75) Dem Maschinensticker Gustav Emil Siegel hier 1 T. 76) Der unveredelt Maschincngehilfin Bertha Marie Bauer hier 1 S. 77) Dem Agent Friedr. Herm. Böttger hier 1 T. Gestorben: 44) Die ledige Christiane Louise Dörffel hier, 89 I. 10 M. 23 T. alt. 45) Des Schneiders Carl Friedrich Schönfelder hier T., Elise Dora, 6 M. 17 T. alt. 46) Des Stickmaschinenbesitzers Gustav Adolph Walther hier T., Clara Elise, 1 M. 26 T. alt. 47) Der Maurer Friedrich Bernhard Hendel hier, ein Ehemann, 54 I. 2 M. 5 T. alt. Sirchrnnachrichtrn ans Schönheide. Donnerstag, den 26. März (Krünäounsrstae) Norm. 9 Uhr: Abendmahlsgottesdienst. Die Beichtrede hält Herr Diac. Vic. Schreiber. Freitag, den 27. März (Okarlreitag) Vorm 9 Uhr: Gottes dienst mit Predigt. Die Predigt hält Herr Pastor Steudel. Nachm. 3Uhr: Liturgischer Gottesdienst. Herr Pastor Steudel. Im Anschluß hieran öffentliche Conimunion. Die Beichtrede hält Herr Diac. Vic. Schreiber. " Beim bevorstehenden Quartalswechsel machen wir unsere welchen Abonnenten darauf aufmerksam, ihre Bestellungen auf das „Amts- und Anzeigeblatt" bei der Post sowohl als auch bei den Boten so bald als möglich aufzugeben, damit Unterbrechungen in der Zusendung vermieden werden. — Gegen Vorausbezahlung von I M. 20 kk. nehmen alle Postanstalten Bestellungen an, ebenso wird das „Amts- und Anzeigeblatt" gegen einen Botenlohn von 25 kk. pro Quartal von der Postanstalt an jedem Dienstag, Donnerstag und Sonnabend pünktlich ms Haus geliefert. Unsere Abonnenten in Eibenstock, Schönheide, Stützengrün, Carlsfeld, Sosa, Hundshübel, Blauenthal rc., welche das Blatt durch die Boten beziehen, erhalten dasselbe ohne Preiserhöhung zugeschickt. 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