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entgcgenzusctzen haben. Wir erhoffen diesen Sieg von der w erkthätigen, arbeiter-freundlichen Menschenliebe, welche unsere Partei seit dem Be ginn ihre« parlamentarischen und öffentlichen Wirken« in ganz anderem Maße erwiesen und bethätigk hat, al« die sozialistischen Führer. Denn ganz hauptsäch lich mit Hülfe unserer Partei und gegen die Stim men der sozialistischen Führer sind die den Arbeiter befreienden Gesetze der sechSziger u. siebziger Jahre, ist nicht minder die sozialpolitische Gesetzgebung de« neunten Jahrzehnt« zu Stande gekommen und in segensreiche Wirksamkeit getreten. Und endlich erhoffen wir diesen Sieg von der Liebe zu unserm Vater lande, deren mächtige Regung schon einmal im Jahre 1870 die ganze vaterlandslose Partei von der Ober fläche unsere« politischen Lebens hinwegfegte. Eben diese Vaterlandsliebe wird jenen Entarteten Wehr und Waffen noch viel schneidiger und vernichtender entgegenstoßen, wenn sie wagen sollten, in gesetzloser, umstürzender, bewaffneter Empörung die heiligsten Güter unsere- Volke« anzutasten! Hagesgeschichle. — Deutschland. Der Besuch, welchen Graf Waldcrsee am Mittwoch dem Fürsten Bismarck in Fricdrichsruh gemacht hat, erregt ein erklärliche« Aussehen, da man Beide seit Jahren für politische Gegner zu halten geneigt war. Für diejenigen, welche politisch wetterkundig sind, bezw. e« zu sein glauben, ist der Besuch ein Räthsel. Besonder« da die ein fachste Erklärung, die Nachbarschaft von Altona und FnedrichSruh, vielen im Hinblick auf den angeblichen Anlaß zum Ausscheiden des Generals v. LeSzczhnSki aus dem Dienst, unzureichend erscheinen wird. Au« Berlin wird darüber geschrieben: Der Besuch des kommandirenden Generals des IX. Armeekorps, Gra fen Walbersee, beim Fürsten Bismarck hat eine Fluth von zum Theil recht abenteuerlichen Vcrmuthnngcn hcrvorgerufen. Wir verzichten darauf, die Gerüchte anzudcuten, die von vornherein den Stempel vollster Unwahrscheinlichkeit an der Stirn tragen. Wir wol len nur ein Gerücht erwähnen, das in hiesigen ernst haften Kreisen nmgeht und Beachtung findet, ohne daß wir dasselbe etwa als zuverlässig bezeichnen möch ten. Bekanntlich wird sich der Kaiser in den nächsten Tagen zum Besuch des Grafen Waldersee nach Altona begeben. Es heißt nun, daß bei dieser Gelegenheit eine Begegnung des Kaisers mit dem Fürsten Bismarck im Waldersce'schen Hause stattfinden soll u.daß darüber mit FriedrichSruh Verhandlungen schweben. ES würde dabei nur auf eine äußerliche Aussöhnung abgesehen sein, nicht etwa auf eine Zurückberufung des Fürsten Bismarck, woran wohl überhaupt kaum mehr zu denken wäre. Wie gesagt, dies äst lediglich ein Gerücht gleich zahllosen anderen, es hat allein den Vorzug, daß es nicht schlechterdings unglaubwürdig erscheint und in polit ischen Kreisen Beachtung gefunden hat. — Berlin, 14. März. Abgeordneter und Cen trumsführer Vr. Windthorst ist heute früh 8'/< Uhr an Lungenentzündung gestorben. (Ur. zur. Windthorst, Staatsminister a. D. zu Hannover ist geboren am 17. Januar 1812 zu Caldcndorf bei Ostcrkappeln im Fürstenthum Osnabrück; römisch- katholisch. Besuchte das Gymnasium Carolinum in Osnabrück, dann die Universitäten Göttingen und Heidelberg. War zunächst Advokat, dann ritterschaft- lichcr Syndikus und Vorsitzender Rath des Konsisto riums zu Osnabrück, hierauf Oberappellrath zu Celle. 1851—55 und 1862—65 Staats- u. Justizminister zu Hannover (ausgetreten 21. Oktober 1865); zuletzt Kronoberanwalt zu Celle. 1849—1866 wiederholt Abgeordneter und 1851 Präs, der 2. Kammer der Allgcm. Ständeversammlung zu Hannover. Mitglied des konst. und ordentlichen Norddeutschen nnd des Deutschen Reichstages und Mitglied des Abg.-HauseS seit 1867). — Im Reichstage hielt der Präsident v. Levetzow zu Ehren des Verstorbenen vor Eintritt in die Tagesordnung folgende Ansprache: Dr. Windt horst, der noch vergangenen Montag wie am Sonn abend mit bekannter Lebendigkeit an unseren Verhand lungen theilgenommen, ist heute früh aus dieser Zeit lichkeit abberusen worden. Seit mehr als 20 Jahren gehörte er dem Reichstage an, und er hat in demselben durch seine ungewöhnliche geistige Schärfe, seine Ge wandtheit, durch die hohe Gabe, sich persönlichen Einfluß zu schaffen und zu wahren, durch seinen weiten Blick eine eminente Bedeutung gewonnen. Wenn er da« Wort ergriff, so wurde ihm auf allen Seiten des Hauses mit der größten Aufmerksamkeit gelauscht. Sein Wort fiel schwer in die Waagschale. Im persönlichen Verkehr zeichnete er sich durch Lie benswürdigkeit aus. Und er verstand es durch Humor und Frische Alt und Jung an sich zu fesseln und ich persönlich habe für manchen Beweis seiner freund lichen Gesinnung ihm herzlich zu danken. Kaum Jemand im Reichstage würde rechts und link« und in der Mitte so vermißt werden, wie diese verehrte kleine Excellenz. Sein Leben ist köstlich gewesen, denn r« ist Mühe und Arbeit gewesen von Jugend auf bi« in'S späteste Greisenalter, und arbeitend ist er gestorben. Sie haben, meine Herren, zu Ehren des Heimgegangenen sich erhoben, er ruhe in Frieden! — Am Mittwoch fand die erste diesjährige Alar- mirung der Truppen der Berliner Garnison statt. Ans Befehl des Kaisers erging zwischen l2 nnd 1 Uhr an die einzelnen Truppentheile nnd deren Vorgesetzte der telegraphische Befehl znm Alarmiren und AnSrücken nach dem Tcmpclhofer Felde, und mit Windeseile warfen sich die Landwehrmänncr, die durchweg in den Kasernen der Gardetruppcn cinqnar- tiert sind, in den feldmarschmäßigen Anzug, um gleich darauf in langen Zügen und theilwcise mit den Re- gimentsmusiken an der Tete nach dem Tcmpelhofer Felde zu rücken. Kurz nach 2 Uhr begann die Hebung und um 3 Uhr 15 Minuten war sie zu Ende. Der Kaiser, welcher persönlich an der Uebung theilgenom men hatte, rückte an der Spitze des Landwehrbatail- lonS des Garde - Füsilier - Regiments wieder in die Stadt ein. — Bei der letzten Etatsberathnng im Reichstage hielt der Abg Bebel eine große Rede über Soldaten mißhandlungen und Selbstmorde im Heere. Er malte nicht grau in grau, sondern kohlschwarz. Daß leider auf diesem Gebiete nicht Alles so ist, wie cS bei einem echten VolkSheerc sein sollte, daß viele Ausschreitungen Vorkommen, wer wellte daS leugnen? Aber glücklicherweise sind die- doch Aus nahmen. Indem der Abg. Bebel sie als die Regel hinstellte, verricth er deutlich, welchen Zweck er mit seinen Ausführungen verfolgte. Ihm kommt eS nur darauf an, zu Hetzen und im Heere selbst Unzufrieden heit und Mißtrauen zu verbreiten. Freilich sollte daraus unsere Heeresverwaltung den Anlaß nehmen, den verkommenden Ausschreitungen desto unbarm herziger entgegenzutreten und den sozialdemokratischen Hetzern damit einen sehr dankbaren Redestosi zu entziehen! Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. März. Am Freitag Nach mittag verunglückte beim Holzrücken auf CarlSselder Revicr der ca. 50 Jahre alte Maurer Eduard Beyer ven hier. Derselbe hatte auf einem Handschlittcn Klötzer geladen, konnte aber in Folge des Zerreißens der Bremskette denselben an einer abschüssigen Stelle nicht mehr aufhalten, so daß vr von der Last des Schlittens derart an einen Baum gedrückt wurde, daß der Tod sofort erfolgte. Beyer ist verheirathet und Vater einer zahlreichen Familie. — Eibenstock. Am vergangenen Sonntag hielt der hiesige Erzgebirgsverein einen Vortragsabend ab, bei welchem Hr. Techniker Carl Dörfel aus Leipzig über .Die Grundlage» »nserer modernen Naturanf- fassung" sprach. Es würde zu weit führen, die in dem Vortrage niedergclegten Gedanken hier zu wieder holen, nur erwähnen wir als HanptbctrachtnngSpunkt die von der Wissenschaft durch unzweifelhafte Beweise festgestcllte Thatsache, daß in dem Wcltenranm nichts verloren gehen, sondern nur die Form wechseln kann und daß alles Leben auf unserm Planeten nur durch die Sonne entstanden ist und erhalten wird. Doch auch sie wird der Erde nicht ewig leuchten, denn durch die fortwährende Ausstrahlung un geheurer Wärmemengen werde auch ihr Wärmevor rath einmal erschöpft werden. Mit dem Wegfall der leuchtenden und wärmenden Sonnenstrahlen muß aber auch ans der Erde alles Leben ein Ende nehmen; die Erde wird dann, wie gegenwärtig der Mond, eine starre, lebenslose Masse bilden. Bis zn dieser End katastrophe werden jedoch nach menschliche» Vorstell ungen unfaßbare Zeiträume ins Meer der Ewigkeit hinabfließen. — Der Vortrag war gut besucht und lohnten die anwesenden Zuhörer die Ausführungen des Hrn. Redner mit lebhaftem Beifall. — Schönheiderhammer, 16. März. Gestern fand im Saale des Hendel'schen Gasthofes bierselbst ein gut besuchtes Concert der gesammten Stadt- und Bergkapelle anö Schneeberg statt. Die Leistungen dieser Kapelle, an deren Spitze ein noch jugendlicher Direktor steht, waren im Allgemeinen sehr gute und gab daS Publikum seiner Befriedigung über daS Ge botene durch lebhaften Applaus beredten Ausdruck. Mit geradezu stürmischem Beifall wurden die Schluß nummern ausgenommen, welche von den Musikern in voller Bergmanns. Ausrüstung stehend vorgetragen wurden. Man muß zugestehen, daß die schmucke Parade-Uniform nicht wenig zur gesteigerten Stimm ung deS Publikums beiträgt und erachten wir eS als einen glücklichen Griff, wenn die Kapelle auch nach dieser Richtung den altehrwürdigen, früher hierorts allgemein verbreiteten Bergmannsstand zn Ehren bringt. — Schönheide. Am vergangenen Freitag ver anstaltete der hiesige „Männcrgesangverein" im Saale des „Gambrinus" eine theatralische Abendunterhaltung. Es kam die Posse „Papageno" von Rudolf Kneisel zur Aufführung. Die Darsteller, durch ihre vorzüg lichen Leistungen schon längst rühmlichst bekannt, er warben sich auch diesmal den reichsten Beifall der zahlreich erschienenen Zuhörer. DaS Stück zeichnet sich durch spannende Handlung und seine Komik bis zur letzten Scene vortheilhaft aus und dürfte allezeit ein dankbares Auditorium finden. Auf vielseitige» Verlangen fand am Sonntag eine Wiederholung der Vorstellung statt. — Der vergangene strenge Winter mit seinen großen Schneemassen ließ befürchten, daß unser Wildstand bedeutend gelitten haben werde. Dies scheint glücklicherweise nicht der Fall zu fei»; denn auf Schönheider Forstrevier wurden von dem Forst personal bi» jetzt nur die Ueberreste eine« wahrschein lich von einem hungrigen Fuchse erlegten Rehes ge funden. — Dresden. Ein Bär als Staatsgefan gener. König August der Starke hatte auf seinem Zimmer einen Bär erzogen, der so zahm war, daß er dem fürstlichen Gebieter wie ein Hündlein nachlief. Einst mochte aber der König diesem Lieblings! hiere doch zn viel zugennithet haben, denn der Bär wurde wild, erhob sich auf die Hinterbeine nnd ging dem Könige wüthend zu Leibe. Dieser ergriff einen Tisch und vcrtheidigte sich mit demselben so lange, bis er einen Hirschfänger erreichen konnte, womit er den Bär schwer am Kopfe verwundete und von sich abtrieb. Seinen Liebling zu tödten, konnte der König nicht über« Herz bringen. Er ließ die Bestie heilen und verbannte sie auf Lebenszeit nach dem Schlosse Hohen stein bei Lohmen. Dieser Staatsgefangene wurde unter der Bezeichnung: „Der kleine Beer, so Ihrs Königliche Majestät gefährlich in die Finger gebissen", eingeliefcrt. Im Jahre 1749, wo König August der Starke bereits seit sechzehn Jahren todt war, lebte der Bär noch, wo er Fremden noch immer als Atten täter ans daS Leben deS Königs gezeigt wurde. — Dresden. Von zwei Herren wurde in der Nacht znm Freitag ein Soldat auf der Albertbrücke betroffen, welcher weder Kopfbedeckung, noch Seiten gewehr, noch Stiefeln trug. Der Soldat wußte nicht, wie er dorthin gekommen war, auch nicht, wo seine Sachen waren. Allem Anscheine nach war derselbe nicht betrunken, er verhielt sich ganz ruhig. — Plauen i. V. Der vorgeschlagenen Fest legung des Osterfestes auf den ersten Sonntag nach dem 4. April haben sich die Stadträthe folgender 23 Städte deS Bezirkes der Handels- nnd Gewerbe kammer Plauen angeschlossen: Adorf, Aue, Auerbach, Crimmitschau, Eibenstock, Grünhain, Johanngeorgen stadt, Kirchberg, Lengenfeld, Lößnitz, Markneukirchen, Mühltroff, Mylau, Netzschkau, OelSnitz,Pausa, Plauen, Reichenbach, Schneeberg, Treuen, Werdau, Wildenfels und Zwickau. Der Stadtrath zu Schwarzenberg kann die Festlegung des Osterfestes von seinem Standpunkte aus nicht gerade als unbedingt nothwendig bezeichnen, erkennt indessen an, daß dieselbe nach verschiedenen Richtungen, vorzugsweise aber für den Handelsstand, höchst Wünschenswerth sei, bezüglich der Schule sei jedoch nach seinem Dafürhalten eine Zusammenlegung de» Schuljahres mit dem Kalenderjahre vorzuziehen; irgend welche Bedenken gegen die Festlegung des Osterfestes gehen aber dem Stadtrath nicht bei. Einen ablehnenden Standpunkt nehmen die fünf Stadträthe von Elsterberg, Falkcnstein, Hartenstein, Neustädtel nnd Schöneck ein. — Schneeberg. DaS Königl. Ministerium des Innern hat die Genehmigung zur Einfuhr österreichisch ungarischen Rindviehs zu Schlachtzwecken in hiesigem Schlachthof unter der Bedingung ertheilt, daß dieses Rindvieh mit einheimischem Vieh nicht in Berührung komme. Bis zur Ausführung eines Erweiterungs baues dürfen die vorhandenen Stallräume im Schlacht hof lediglich zur Unterbringung ausländischen Schlacht viehs (Rindern u. Schweinen) benutzt werden. Für ausgetriebenes Vieh und Spannvieh können die Ställe und der Hof eines Fleischermeisters in der Nähe des Schlachthofes verwendet werden. — Dieser Tage bemerkte ein Förster im Moritz burger Walde und zwar in der sogenannten Oberccke eine Frau, welche am Boden lag. Bei näherer Be sichtigung ergab sich, daß die Frau unterwegs ent bunden und daS neugeborene Kind in ihre Schürze eingcwickelt hatte. Als man aber die Schürze weg nahm, sah man, daß das Kind bereits todt war, es war erfroren. Die Frau schaffte man in einem Wagen nach ihrer bei Moritzburg gelegenen Behausung. — Als Beitrag zur Nothlage der Arbeiter wird der „Leipz. Ztg." Folgende» mitgetheilt: Als ich 1867 ein neues Wohnhaus baute, erhielten die Maurer und Zimmerleute pro Stunde 15 Pf. Der Preis für den Scheffel Roggen betrug 18 M. Heute erhalten dieselben Handwerker 33 Pf. pro Stunde und der Scheffel Roggen kostet 14 M. Gearbeitet wurde da mals von früh 5 bis Abends 8 Uhr, was auch in Rücksicht auf die Winterruhe der Betreffenden unbe dingt ausgenutzt werden muß. Weil nun damals daS Schüren der Zwietracht und der Unzufriedenheit hier noch nicht eingesührt war, konnte man anch an den betreffenden Arbeitern sehen, daß sie mit Lust und Liebe arbeiteten, fleißig waren und sich überhaupt recht wohl befanden. Jetzt, wo sich der Preis des Getreides gegen 1867 wesentlich niedriger stellt, wäh rend sich der Verdienst wehr al« verdoppelt hat, spricht man von Hungerlöhnen und ist im höchsten Grade unzufrieden. In ähnlicher Weise haben sich die Löhne in jeder Branche gehoben — leider aber weit mehr noch die Unzufriedenheit und die Gehässigkeit. Wer ist Schuld daran? — Sächsisches Gold. Da- Sächsische Erz gebirge ist bekanntlich seit sieben Jahrhunderten durch seinen Silberreichthum bekannt; wenig aber ist davon gesprochen und geschrieben worden, daß mau hier früher auch auf Gold baute, und zwar auch nicht