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Erlaß, betreffend die ZinStermine für noch zu begebende Anleihebeträge; Nr. 1937: Gesetz, betreffend die Kontrolc des ReichShauShalts und deS LandeöhauS- halts von Eisaß-Lolhringen für da« EtatSjahr 1890/91; Nr. 1938: Beiordnung, betreffend Abänderung der Bestimmungen über Gewährung von Tagegeldern, Fuhrkosten und Umzugskosten der Militär- und Marineverwaltung. Ferner ist vom Gesetz- und BerorvniingSblatt für das Königreich Sachsen auf da« Jahr 1891 das 3. Stück erschienen und enthält unter Nr. 10: Ver ordnung, da» BcrgschicdSgericht für die .Allgemeine Knappschafts-PensionSkasse für das Königreich Sachsen" betreffend; Nr. 11: Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Erweiterung des Bahnhofes Einsiedel betreffend ; Nr. 12: Bekanntmachung, die Ausgabe einer XII. Serie von Pfandbriefen der All gemeinen Deutschen Kreditanstalt zu Leipzig betreffend. Diese Gesetzblätter liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstelle aus. Eibenstock, am 9. März 1891. Der Stadtrath. Commerzienrath Hirschberg, stellvertr. Bürgermeister. W. Hagesgeschichle. — Deutschland. Von dem Interesse des Kai serS an der Abhilfe der Wohnungsnoth zeugt, wie mitgetheilt wird, die Aufmerksamkeit, mit welcher derselbe alle Unternehmungen, die den Schäden der Zeit abhclfen können, verfolgt. Durch sein Eintreten für die in Deutschland Millionen direkt berührende Besserung der Wohnungsverhältnisse ist die Frage recht eigentlich eine brennende geworden. — Unfern besitz- und kapitallosen Klassen ein eigenes Heim zu verschaffen — und zwar durch eine eigenartige Kom bination mit der Lebensversicherung — ist der Plan der deutschen VolkSbaugesellschaft, welche jetzt in der Konstituirung begriffen ist. Durch eingehenden Vortrag hat sich der Kaiser über die Pläne dieser Gesellschaft unterrichten und in Folge dessen sein leb haftes Interesse an dem Unternehmen kundgeben lassen. Gleichzeitig ist der Wunsch des Kaisers ausgedrückt worden, daß die deutsche Volksbaugesellschaft einen gedeihlichen Fortgang nehmen möge. Diese Worte werden sicherlich von der großen Zahl von Bewerbern, die sich bei der Gesellschaft gemeldet haben, freudig begrüßt werden. Da die Zahl schon jetzt 8000 über schritten hat — und zwar auS allen Theilen Deutsch lands, besonders auch Süvdcutschlands — so wird dies weithin die Ueberzeugung vermehren, wie unaus gesetzt die modernen Bedürfnisse von unserem jungen, thatkräftigen Monarchen im Auge behalten werden. — Berlin. In hiesigen Hofkreiseu will man wissen, daß Erzherzog Franz Ferdinand bei seinem jüngsten Besuch am russischen Kaiserhofe den Czar im Namen des Kaisers von Oesterreich zu einer im Herbst stattfindendeu Jagd in Steiermark eingeladen habe. Der Czar soll sich die endgiltige Entscheidung Vorbehalten haben. Falls er die Einladung annehmen sollte, würde sich auch Kaiser Wilhelm zu dersel ben Zeit als Jagdgast des Kaisers von Oesterreich einfinden, so daß alsdann eine Drcikaiserzusam- menkunft auf österreichischem Boden stausinden würde. Wir geben dieses in hiesigen Hofkrcisen um laufende, jedenfalls bestätigungsbedürftige Gerücht nur mit dem gebotenen Vorbehalt wiever. — DaS wcimarische Land ist das erste in Deutschland, welches in diesem Jahre auf eine 75jäh- rige konstitutionelle Verfassung zurückblicken kann. DaS Grundgesetz datirt vom 5. Mai 1816. Im Februar deS darauffolgenden Jahres fand die feier liche Eröffnung des ersten weimarischen Landtages statt. — Es ist zu konstatiren, daß an der Feier des 70. Geburtstages des Prinz-Regenten Luitpold am 12. März nicht nur Bayern, sondern das ganze deutsche Vaterland sich sympathisch betheiligt hat. Alle größeren Zeitungen brachten zu diesem Tage Artikel, in denen die schwierige Wirksamkeit des Prinz-Regenten gewürdigt wird und sein treues Ein stehen für das Reich volle Anerkennung findet. Der in München stattgehabte Landesfestzug verlief auf das Glänzendste. An demselben nahmen etwa 4000 Personen theil mit fast 400 Fahnen. Im Zuge be fanden sich außerdem 100 reich verzierte Equipagen und 20 MusikcorpS, sowie ebensoviele mit landwirth- schaftlichen Emblemen malerisch ausgestattete Wagen mit Hunderten der originellsten Volkstrachten auS dem gesammten Lande. Viele Tausende bildeten in den Straßen, welche der Zug passirte, Spalier und begrüßten den Zug mit jubelnden Zurufen. Die Landesdeputationen und Vertreter der Städte be gaben sich in das Residenzschloß, um ihre Glück wünsche und Geschenke darzubringen, welche der Prinzregent auf das Huldvollste cntgegennahm. — Italien. In der Deputirtenkammer kam eS am Mittwoch zu einer sehr aufregenden Szene. Als der Irredentist Barzilai, welcher von der Regierung Erklärungen über angebliche österreichische Willkürakte gegen Italiener gefordert hatte, von Rudini ganz in CriSpi'S Manier abgefertigt wurde, rief Jmbriani: „Ihr seid Knechte Oesterreichs!" Bei diesen Worten erhob sich CriSpi, und die Faust gegen die Bank der Irredentisten erhebend, rief er denselben zu: „Ihr seid nichts als vernunftlose HanSwürste!" Locale «ad sLchstsche Nachrichten. — Eibenstock, 13. März. Vorgestern, also am Mittwoch Abend, gewahrte man in der Zeit von 9 bis 10 Uhr in der Richtung nach Rautenkranz aber mals einen starken Feuerschein. Wie jetzt bekannt wird, ist das Feuer aber nicht in Rautenkranz, son dern inReberSreuth bei Falkenstein gewesen, wo selbst 4 Häuser eingcäschert worden sind. — Eibenstock. Am 11. März hielt der im vori gen Jahre gegründete Reichstreuc Verein für Eibenstock und Umgegend, dessen Mitglieder der na tionalliberalen und konservativen Parteirichtuug an gehören, seine erste ordentliche Hauptversammlung ab. In dem Geschäftsberichte wurden die Gründe genannt, welche bei der Constituirung deS Vereines maßgebend gewesen sind, sodann die in dem ver flossenen Geschäftsjahre entwickelte und die fernerhin zu entwickelnde Thätigkeit bezeichnet. Nickt nur das Anwachsen der Sozialdemokratie, sondern auch da« deS Deutschfreisinns fordern zur Abwehr heraus, denn sowohl wegen der Verwerflichkeit der priucipi- ellen Opposition des Deutschsreisinns ist demselben cntgegcnzntretcn, als vor allem auch deshalb, weil durch ihn die wahren, guten Bestrebungen und Ziele der Regierungen verdunkelt werde», wodurch wieder um die Unzufriedenheit geschürt, der Umsturzpartei in die Hände gearbeitet wird. Vom Verein sind in einer größeren Anzahl Schankwirthschaften bessere Zeitschriften ausgelegt worden, welche dem Publikum empfohlen werden; ferner wurde im Dezember 1890 ein öffentlicher Vortrag von l)r. HanS Blum in Leipzig veranstaltet und in einer Bereinsvcrsammlung der den Mitgliedern auch gedruckt -»gegangene „offene Brief des Pastors AuerSwald an den ReichStagSabgc- ordneten Bebel" vorgelesen. Im Uebrigcn haben sich der Vorstand und Ausschuß nach und nach die Wege klar vorgezeichnet, welche behufs erfolgreicher Thätig keit fernerhin einzuschlagen sind. Vor Allem ist am Schluffe des Berichtes aber auch darauf hingewiesen, daß Religion und Glaube, die einzigen Funda mente der Sittlichkeit und festesten Stützen eines Staates, gegen welche in allen Kreisen viel gesündigt wird, zu kräftigen sind und daß durch Liebe und Freundlichkeit im Verkehr mit allen Kreisen der Unzufriedenheit wesentlich mit entgegengetrcten werden kann. — Aus dem Kassenberichte war zu ent nehmen, daß einschließlich der Beiträge zur Deckung der Kosten bei der vorjährigen Reichstagswahl die Einnahmen sich auf 1119 Mk. 51 Pf. und die Aus gaben auf 891 Mk. 71 Pf. belaufen haben, so daß ein Kassenbestand von 227 Mk. 80 Pf. vorhanden ist. — Wiedcrgewählt wurden sowohl die bisherigen Vorstands-, als auch die Ausschußmitglieder. Der Vorstand besteht demnach ans den Herren Richard Hertel als Vorsitzender, Oberforstmeister Schumann als stellvertr. Vorsitzender, Postdirektor Jährig als Kassirer und Stadtkassirer Beger als Schriftführer, während dem Ausschüsse angehören die Herren Eug. Dörffel, vr. Zschau, Ludwig Gliiß, Schuldirektor Dcnnhardt, Hermann Wagner, Bernhard Herold, Bruno Dost für CarlSfeld und WeiterSglaShütte, Ehr. Leonhardt für Wildenthal, Oberförster Höpfner für Sofa, Oberförster Heger für HundShübel, Her mann Greiffenhagen für NeidhardtSthal u. Mulden hammer, Gustav Bretschneider für Wolfsgrün und Blauenthal. — Hierauf gelangte ein Aufsatz über: „Ist die Sozialdemokratie mit geistigen Waffen zu bekämpfen" zur Vorlesung; ebenso die Rede des Ab geordneten Herrn Holtzmann in der 64. Reichstags sitzung über die Arbeitsruhe, welche im Drucke voll ständig vorlag. Ferner erklärten sich die Herren Or. Zschau, Schuldirektor Dennhardt, Diaconus Fischer zu Vorträgen bereit, wie auch Herr Lehrer Teller be reits seine Zusage, einen von ihm bearbeiteten Vor trag über Helgoland zu halten, ertheilt hatte. — Es erfolgten weiter noch Aussprachen über verschie dene TageSfragen, welche nicht weiter erwähnt zu werden brauchen. — Dresden, 12. März. In der Stadt sind nunmehr die von der Hochfluth betroffenen Stra- ßenkörpcr bis auf das Terrassenufer entlang der Ter rasse wieder wasserfrei. DaS Zurückgehen des Wassers geschieht sehr langsam und das Wasser überfluthet noch weite Flächen des Elbthale«. Am Sonntag Abend stand die Fluth hier 402 cm. und seitdem ist sie bis jetzt nur um etwa 1 cm. pro Stunde gesunken. DaS ist wenig. Im Quellgebiete der Elbe müssen also noch bedeutende Schneemassen langsam schmelzen. — Dresden, 13. März. Nachdem ein großer Theil der hiesigen Quais gestern wasserfrei geworden ist und heute der Bahnbetrieb an den Quaianlagen wieder ausgenommen werden soll, sind Mittag die ersten Eildampfer und Frachtschiffe der Kette, D. E.- Ges. in Ladung gelegt worden. Von den oberen Elb- stationen wird reichlicher Wasserfall gemeldet und ist daher anzunehmen, daß der Elbverkehr nunmehr end lich in vollem Umfange sich entwickelt. — Oschatz. Am Abend des 8. März entstand in dem benachbarten LonneWitz durch eineherabge stürzte Lampe in einem Stalle, in welchem sich 11 Pferde vom 1. Ulanenregimente befanden, ein Brand. Als der Brand von einer Magd bemerkt wurde, welche das Keuchen der Pferde gehört hatte, war e» bereit« unmöglich, durch den Qualm hindurchzudringen. Den Bemühungen eines Fleischergesellen gelang e» glücklicher Weise, die Pferde vor dem Erstickungstode zu retten. Die Pferde wurden für die Nackt bei den Gutsbesitzern untergebracht. Sie haben sämmtlich Brandwunden erlitten. — Annaber g. Ein 17jähr. Uhrmacherlehrling auS der Uingegend von Zwickau hatte jedenfalls mehr, als jungen Leuten seines Schlages gut ist, in Sing spielhallen verkehrt, so daß er, von Jüngerinnen dieser leichtgeschürzten „Kunst" «»gezogen, beschloß, sein ehr sames Handwerk an den Nagel zu hängen und sich dem erwähnten „Berufe" zu widmen. Er wußte sich in den Besitz mehrerer Sparkassenbücher zu setzen, machte deren Guthaben zu Geld und dampfte nach hier, allwo Jahrmarkt war und er als begeisterter Kunstnovize Unterkommen bei einer Gesangsgesellschaft zu finden hoffte. Sein Vorhaben war jedoch der Zwickauer Polizei nicht unbekannt geblieben und auf eine hierher gelangte Meldung wurde das Bürschchen seiner Heimath wieder zugeführt. — AuS Lugau wird geschrieben: In den Kreisen unserer Bergarbeiter ist es durchaus nicht so ruhig, wie es dem uneingeweihten Beobachter scheinen mag; vielmehr wird auch von Seiten der sächsischen Kohlengrubenarbeiter fleißig in die Streikkassen ge steuert; denn wenn cS in Bochum loSgeht, werden wohl unsere Bergleute, die ja meist der Sozialdemo kratie angehören, nicht Zurückbleiben. Die Gruben verwaltungen hier, die schon darum schwierigere Ver hältnisse zu bekämpfe» haben, als die Schächte alle sehr tief sind und hohe Anlage- und Betriebsmittel erfordern, können die Forderungen, wie sie von den Bochumer Bergleuten aufgestellt werden, gar nicht erfüllen; ein etwaiger Ausstand dürfte aber für Ar beitgeber und Arbeiter sehr schwere Folgen nach sich ziehen. — Ein tragisches Geschick ereilte in Zschopau den dortigen Schuldirektor Rade. Derselbe war in der Nacht zum Sonntag nach Hause zurückgekehrt. Auf einer engen Wendeltreppe strauchelte er u. stürzte die Treppe hinunter. Man fand ihn erst am frühen Morgen in einer großen Blutlache als Leiche. — Der Bürgermeister von Hartenstein hatte an die Handels- u. Gewerbekammer Plauen in Ver anlassung der durch die am 1. Dezember v. I. statt gefundene Volkszählung hervorgetretenen Thatsache, daß die Stadt Hartenstein seit der vorletzten Volks zählung urn mindestens 94 Einwohner zurückgegangen ist, die Bitte gerichtet, soweit es derselben möglich sei, ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß bei eventueller Errichtung von Fabriken bezw. Einführung neuer Erwcrbszweige daS jetzt 2535 Einwohner zählende und vermöge seiner Bahnverbindung wohl nicht un günstig gelegene arme Hartenstein vorzugsweise ins Auge gefaßt werde, infolge dessen Herr Handelskam merpräsident Georgi in der letzten Plenarsitzung der Kammer Veranlassung nahm zu bemerken, daß er den Wunsch des Bürgermeisters von Hartenstein nur auf daS lebhafteste unterstützen könne. Schon zu Beginn des vorigen Dezenniums habe die Handels- und Ge werbekammer Plauen zur Anlage von industriellen Etablissements in diesem Orte Anregungen gegeben und er könne nicht umhin, hier nochmals öffentlich auf die Vorzüge Hartensteins für größere gewerbliche Niederlassungen hinzuwcisen, insbesondere sei die Lage des Ortes zwischen den beiden Kohlenbecken des Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Reviers, die Nähe der Eisenbahn und der Charakter der billig arbeitenden textilindustriell geschulten Bevölkerung hervorzuheben, außerdem sei Bauareal in großem Umfange zu billigen Preisen zu haben. — Auf Ersuchen theilen wir Vor stehendes mit dem Bemerken mit, daß sich die Herren Handelskammerpräsident Georgi in Mylau und Bür germeister Herrfahrt in Hartenstein zu jeder weiteren Auskunft bereit erklärt haben. — Mylau, 11. März. Der 200 Mitglieder zählende hiesige Deutsche Kriegerverein, welcher sich bei allen patriotischen Gelegenheiten, besonders bei Reichstags- und Landtagswahlen, sehr lebhaft und thatkräftig im reichsfreundlichen Sinne betheiligt hat, und der die großen Verdienste BiSmarck'S um die Einheit und Größe, das Ansehen und Empor kommen Deutschlands sehr hoch hält und der des halb Bismarck treu verehrt, hat durch seinen Vor sitzenden, Stadtrath Hermann Hopf hier, Sr. Durch!, dem Fürsten Bismarck die Ehrenmitgliedschaft deS hiesigen Deutschen KriegervereinS angetragen. Darauf hat Stadtrath Hopf folgendes Schreiben erhalten: Friedrichsruh, 5. Marz 1891. Euer Hochwohlgeboren Schreiben habe ich mit verbind lichstem Danke erhalten und bitte, den Ausdruck desselben den Herren Kameraden übermitteln zu wollen. Es wird mir eine hohe Ehr« sein, Ihrem Vereine als Mitglied anzugehören. von Bismarck.