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der», sowie die Vertheilung aller Werthe an die, welche sie allein schaffen, an die Arbeiter. Denn, wenn die Arbeit allein Werthe schafft und ihre werth bildende Substanz sich nur an der Zeitdauer dieser Arbeit mißt, so ist eS selbstverständlich, daß der Raub, welcher sich bisher durch Ausbeutung der Arbeit in den Hände» von Kapitalisten angcsaminelt hat, diesen al» unrechtes Gut wcggeiiommen werden muß, und daß der freie kommunistische ZukunfiSstaat, bei allge meiner Arbeitspflicht, gleicher Arbeitszeit und gleichem Antheil am Arbeitsertrag, der gerechteste Staat der Welt und mit spielender Leichtigkeit herzustellen ist. Allein in Wahrheit ist eS durchaus nicht bloS die menschliche Arbeit, welche den Preis einer Waare be stimmt, vielmehr ist die« der GcbrauchSwerth, welchen gerade diese bestimmte Waare in den Augen des Käufers besitzt. Wenn verschiedene Maaren, in welchen die gleiche menschliche Arbeit steckt, nach dem CurSberichte der heutigen Börse denselben Tauscb- werth haben, so kann morgen schon Leinwand, Tuch, Thee, Kaffee, Weizen, Gold, Eisen in einem ganz anderen Werthverhältnisse zueinander stehen, ob wohl dieselbe gleichgroße menschliche Arbeit in diesen Waare» steckt und zum Kauf augeboten wird. Warum? Weil sich von heute auf morgen der Gebrauchswerth dieser Maaren sehr wesentlich ver schoben habe» kann. Sogar Waare» des täglichen Lebensbedarfs, wie Weizen, Kaffee, Thee, Eisen u. s. w., unterliegen den größten Preisschwankungen — nicht nach den in denselben steckenden Arbeitsmengen, son dern nach dem gesellschaftlichen Gebrauchswerth. Noch klarer tritt dies bei Mode- und LnxnSwaaren hervor, bei Bedürfnissen der Jahreszeit und bei den wechselnden Launen der 'Natur. Dieselbe Menge menschlicher Arbeit in hundert Ellen Seite oder in hundert Centnern Kohle kann heute doppelt oder halb so hoch bezahlt werden, als in einem halben Jahre. Dasselbe Maß menschlicher Arbeit wird auf einen Weinberg, einen Weizenacker, eine Wiese ver wandt, welche in guten Jahren das Zehnfache von dem einbringen, wie in schlechten. ES ist also durchaus unwahr, wenn Marx sagt, der einzige Werthmesser einer Waare sei die Arbeit. Die Waare ist ohne Arbeit nicht geschaffen, und die Arbeit verleiht ihr einen Theil ihres Werthes, gewiß! Aber den gesellschaftlichen Werth der Waare bestimmt vornehmlich ihr Gebrauchswerth, ihr GebranchSbedürfniß, d. h. die Rücksicht auf das individuelle Bedürfniß des Käufers und auf die Menge oder den Mangel des Angebotes, welches diesem Be dürfniß gegcnübersteht. Und wer ist eS nun, der die zweckmäßige Leitung der menschlichen Arbeit übernimmt und den Umfang und die Art der Arbeitsleistung so bestimmt, daß sie dem Bedürfniß der menschlichen Gesellschaft ent gegenkommt und in diesem Bedürfniß ihren sicherer Lohn und Preis findet? Ist es der Arbeiter? Nein, durchaus nicht — es ist der Unternehmer, dieser als „Räuber" und „Ausbeuter" verschrieene Mann. Nur ihm dankt die Arbeit ihren sofortigen Lohn, mag dom Unternehmer selbst aus seinem Wag- niß Verlust oder Gewinn blühen — wie oft giebt er seinen Arbeitern auch noch Brot, wenn er selbst nur mit Verlust arbeitet! ES ist mit einem Worte nicht die an sich tobte und werthlose Arbeitskraft, welche sich selbst die gesellschaftliche, weltbeberrschende Werthseele einhaucht, sondern einzig und allein die zwcckvolle Verwendung der rohen, geistlosen u. werth losen Arbeit gestaltet diese zu einer Werthbildung, zu einer Schöpferin begehrter Maaren. Diesen Zweck der Arbeit bestimmt aber allein der Unternehmer; er ist also im eigentlichsten Sinne der Schöpfer ihres WertheS, und deshalb gebührt ihm nicht blos nach gesetzlichem, sondern auch nach natürlichem nnd sittlichem Recht das, was er geschaffen hat, d. h. das Resultat seiner Arbeit, seiner Bemühungen um den Absatz der Waare, der sog. Unternehmer gewinn. Damit aber ist der Eck- und Grundstein des ganzen Gebäudes von Karl Marx und der kommunistischen Sozialdemokratie um gestürzt, und der ganze schwindelhafte Bau stürzt in seinen Fugen krachend zusammen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „Man wird gut thun, den im „ReichSan- zciger" veröffentlichten Mittheilungen über die Stell ung der Königlichen Bergverwaltung gegen über den auf der Grundlage des Delegirtentages gestellten Forderungen der Bergarbeiter eine besondere Bedeutung beizulegen. Dieselbe lehnt bekanntlich die Forderungen der Saarbrückener Ar beiterschaft, namentlich soweit sie die Verkürzung der Arbeitszeit nnd die Erhöhung der Löhne bezw. einen Minimallohn betreffen, knrzweg ab. Es ist klar, daß eine solche Stellungnahme nickt denkbar wäre, ohne daß die Ueberzeugung von der Uebercinstimmung der selben mit der an Allerhöchster Stelle geltenden Auffassnng vorher festgcstellt war. In noch stärkerem Maße gilt dies von der Publikation im „Reichsan zeiger". Wir glauben durchaus richtig unterrichtet zu sein, wenn wir der Ueberzeugung von dieser völligen Uebercinstimmung Ausdruck geben. Jene Ausführungen im „ReichSanZeiger" verdienen daher namentlich auch in den Kreisen der Kohlenarbeiter auf nichtfiskalischen Bergwerken die ernsteste Beacht ung; sie können daran« mit Sicherheit entnehmen, wie die Staatsgewalt sich auch bei etwaigen wirth- schaftlichen Kämpfen in ihrem Bereiche stellen wird." — Die Münchener „Neuesten Nachrichten" wenden sich in einem auszugsweise von dem offiziellen Telegraphen verbreiteten Artikel gegen die in Nord deutschland vielfach verbreitete Ansicht, als befinde sich Süddoutschland in einer gewissen Währung und Nicdergeschlagcnbeit in Folge der Politik der jetzigen RoichSregierung, als sei die nationale Idee im Schwinden und dcr PartiknlarismuS erhebe sein Haupt. Diese Ansicht sei Ihatsächlich unrichtig. Ebensowenig wie in wirthschaftlicher Hinsicht herrsche in politischer Beziehung ein Mißtrauen in der Be völkerung. Wenn jetzt weniger als früher von Reichs- treue gesprochen werde, so geschehe die«, weil man von selbstverständlichen Dingen nicht rede. In der großen Masse herrsche volles Vertraue» in die Zukunft. — Der LandcS-AuSschuß für Elsaß-Lothrigen hat eine Adresse an den Kaiser gerichtet, worin ge beten wird, die neuen Paßmaßregcln rückgängig zu machen, „die zwar nicht gegen die Bevölkerung dcr Reichslande gerichtet sind, dieselbe aber wesent lich treffen." — Beuthe» O.-S. Am Mittwoch vor. Woche wurden oberschlcsischen Blättern zufolge in Beulhen zehn Man» von den zur Landwehrübung ein berufenen Mannschaften iheils wegen Trunkenheit, thoilS wegen Gehorsamsverweigerung verhaftet. Ein Hüttenarbeiter aus Bobrek, der ebenfalls wegen Gehorsamsverweigerung verhaftet und von 2 Soldaten ins Gefängniß transportirt wurde, widersetzte sich und wollte nicht weiter gehen. Er hackte mit den Füßen nach den ihn führenden Soldaten und schlug einen derselben mit einer in einem Taschentuche eingewickel ten Flasche nach dem Gesicht. Erst mehreren von der Hauptwache hinzngeeilten Soldaten gelang e«, den Widerspenstigen ins Gefängniß zu schaffen. — Rußland. Zwischen Gendarmen und auS- wandernden Bauern hat bei Szczuczhn, als die Bauern die gefrorene Weichsel überschreiten wollten, ein blutiger Kampf stattgefunden. Mehrere Aus wanderer entkamen, andere wurden unter Kosaken- eSkorte zurücktranSportirt. — Das ist russische So zialpolitik. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wir machen die geehrten Frauen und Jungfrauen von Eibenstock und Umgegend darauf aufmerksam, daß am nächsten Montag im Saale des Feldschlößchen ein Frauenvortrag stattfindet, in welchem Frau Louise Leistner aus Meißen über das Thema: „Bau u. Krankheiten des weiblichen Körpers" sprechen wird. Die Rednerin hat schon in anderen größeren Städten wie Chemnitz, Leipzig, München, Nürnberg, Augsburg u. s. w. mit dem besten Erfolg gesprochen, so steht zu erwarten, daß auch hier der Besuch ein reger sein wird. — Dresden, 6. März. Bei einem Wasser- wuchse von 1,zg Meter über Null begann in vorver gangener Nacht und fortgesetzt gestern Vormittag hier die Eis fahrt der Elbe. Der breite Strom war voll überdeckt von einer zersplitterten Schollenfläche, die sich mächtig dahinwälzte und sofort ein rascheres Tempo annahm, sobald sie sich der Albert-, Au gustus- und Marienbrücke näherte und von deren Pfeilern knirschend durchbrochen wurde. Die Eis massen hatten sich vorgestern Vormittag im benach barten Böhmen losgelöst und gegen Mittag die Landesgrenze passirt. Die Eisschollen waren hier und da bis zu 80 Ctm. stark. Das Wasser stieg auffallend schnell. Gegen 4 Uhr Nachmittags ließ bei Dresden der Eisgang nach und spät Abends war gestern der Strom wieder fast ganz eisfrei. Die Wasserverhältnisse sind günstiger, als man gehofft hatte, die Fluth bespült nur die Elbwiese» u. -Gärten; die Wasserzunahme schätzt man auf etwa 2 Meter. — Chemnitz. Am Dienstag Nachmittag von 3 Uhr an fand im Saale des Schützenhauses hier eine öffentliche Versammlung der Arbeitslosen statt. Der Saal war gefüllt und mochten vielleicht 550 bis 600 Personen anwesend sein. Die Ver sammlung beschloß, eine schon am Sonnabend, den 28. Februar, gewählte Kommission an den Stadtrath abzuschicken und diesen zu ersuchen, für lohnende Arbeit zu sorgen. Diese Kommission soll dann in einer nächsten Sonnabend abzuhaltenden anderweiten Versammlung Bericht erstatten. Gleichzeitig wurden noch drei Personen der Kommission zngewählt, welche in gleicher Weise für die ländlichen Arbeiter bei der Königlichen Amtshauptmannschaft vorstellig werden soll. Hierzu bemerkt das „Chemn. Tgbl.": Wir haben bereit« kurz mitgctheilt, daß am 3. dieses Monats eine öffentliche „Versammlung der Arbeitslosen" hier stattgefunden habe, in welcher beschlossen worden sei, den Stadtrath um Beschaffung lohnender Arbeit an zugehen. Wie wir inzwischen weiter erfahren haben, ist ausdrücklich „lohnende" Arbeit für diese Arbeits losen verlangt und dabei betont worden, daß sie dazu durch theure Lebensmittelpreise, Miethe, hohe Steuern u. s. w. gezwungen, sowie daß sie durch die lange Arbeitslosigkeit in Schulden gerathen seien, sie müßten daher, nm al« ehrliche Menschen durchzu kommen, einen solchen Arbeitslohn erhalten, der es ermögliche, neben den zum Leben nöthigen laufenden Ausgaben noch die entstandenen Schulden zu be zahlen. Die Versammlung hat weiter darauf hin- znweisen beschlossen, daß durch das massenhafte Ein wandern böhmischer Handarbeiter die Deutschen von der Arbeit verdrängt würden. Im Frühjahre kämen sie zu Tausenden gezogen, sie blieben nur so lange hier, al« die Arbeit dauere, hätten kein geregeltes Hauswesen zu unterhalten u. s. w., während kie, die Antragssteller, durch monatelange Arbeitslosigkeit in Schulden geriethen. Sic vcrlangen dahcr, daß der Stadtrath Vorkehrungen treffe, daß die böhmischen Arbeiter ihnen nicht, wie bisher, die Lcbensunter- haltung verkümmerten. — Es kann nicht unsere Ab sicht sein, in Abrede zu stellen, daß die gegenwärtige Geschäftslage im Allgemeinen eine unerfreuliche unv dadurch mancher Geschäftsmann, Arbeiter und Ar beitgeber, in eine mißliche Lage gerathen ist, aus welcher herauSzukommen Jedermann bestrebt sein muß. Indessen können wir nach unseren Erfahr ungen nicht zngeben, daß der eingetretene mißliche Zustand zu einem so großen Nothstand geworden sei, wie man annehmen muß, wenn man sagt und liest, es habe eine Versammlung Arbeitsloser hier statkgc- fnnden, die von gegen 600 Personen besucht gewesen und in welcher jene Resolutionen gefaßt worden seien. Es würde interessant sein, festzustellen, wie viel von jener Ziffer denn wirklich zur Zeit arbeitslos sind, bezw. weshalb sie eS sind. ES würde sicherlich sich Herausstellen, daß die bei Weitem größere Zahl nicht zu den wirklich Arbeitslosen gehört, vielmehr auS anderen Gründen jene Sonnabendversammlung aus gesucht hat. — In jedem Jahre, namentlich während dcr Wintermonate, giebt es in einer Fabrikstadt, wie unser Chemnitz, Leute, welche vorübergehend längere oder kürzere Zeit ohne Beschäftigung sind. Jeder mann weiß, wohin er, wenn er in Noth gekommen ist, sich nm Hülfe und Unterstützung bittend zu wen de» hak. Die Gemeinde tritt in solchen Fällen auch, soweit nöthig und soweit sie dazu verpflichtet ist, durch ihre Behörde ein. Uebrigens hat, was wir besonders betonen wollen. Niemand ein Recht darauf, von seiner Gemeinde Arbeit zu verlangen, ein solches Recht auf Arbeit ist nirgends und niemals anerkannt worden, würde auch gar nicht durchgeführt werden könne». Was insbesondere den gegen den Zuzug böhmischer Arbeiter gerichteten Antrag betrifft, so darf man wohl mit Fug behaupten, daß die hiesige hochentwickelte Bauthätigkeit in eine sehr üble Lage gerathen würde, wenn von ihr jene, aus deni Nach barlande kommenden, auf diese Art Arbeit einge richteten Arbeiter fern gehalten würden. — Pirna. Der „P. A." schreibt: Wie wir be reits kurz mittheilten, wird vom l. April d. I. ab eine Aendcrung der Uniform für die sächs. Stcuerbeamten, soweit diese der königl. Zoll- unv Steuer-Direktion unterstellt sind, eingesührt werden. Die Aenderung betrifft also die bei Erhebung der indirekten Steuern und Zölle betheiligten Beamte» der Hanptzoll- und Hauptsteuerämter, der Nebcnzoll- und UntersteuerSmter, die Obersteuerkontroleure unv die denselben unterstellten Steuerausseher, während die bei der Erhebung der direkten Steuern beschäf tigten Beamten der Bezirkssteuer-Inspektionen von derselben nicht berührt werden. Abgesehen von einigen weniger auffallenden Neuerungen in der Farbe der Rockaufschläge und anderen Abzeichen wird der für Steuerbeamte bisher noch vorgeschriebene, wenn auch selten getragene dreieckige Hut („Dreimaster") fortan in Wegfall kommen und an dessen Stelle der mit dem neuen sächsischen Wappen geschmückte Helm treten. Geliefert wird dieses neue Uniformstück von dem WirthschaftSdepot der Zoll- und Stenerdirektion zum Preise von 20 Mark. Die Anfertigung ist einer Dresdener Firma übertragen. AuS Anlaß der ein tretenden Aenderung sind zugleich auch strengere Vor schriften wegen des Tragens der Uniformen im Dienste erlassen worden. — Crimmitschau. In einer am Sonnabend stattgefundenen Versammlung der hiesigen Vigogne- Spinner waren gegen 80 Prozent aller vorhandenen Sortimente vertreten. Man einigte sich dahin, bis Mitte Mai die Arbeitszeit um einen Tag pro Woche zu verkürzen. — Aue. Wie man uns mittheilt, findet Sonn tag, den 15. März a. e. im Hotel „Blauer Engel" in Aue ein großes „Preis-Scat-Tournier" statt und verspricht die Betheiligung eine überaus zahlreiche zu werden, haben ja schon bedeutende Kartenverkäufe stattgefunden, so daß die Preise ziemlich hohe zu werden versprechen. Der Pflege de» edlen ScatspieleS wird jedenfalls durch da» Unternehmen gedient, indem dasselbe ein Uencler-vons der obererzgebirgischen Scatspieler zu werden verspricht. Die Tournierord- nung wird durch das ausgestellte Comitee gewissen- haftest dnrchgeführt werden. — Von der Kavallerie werden 1891/92 5280 Mann behufs Ausbildung mit der Lanze ein gezogen; dieselben sind möglichst den jüngeren Jahres-