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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement -S--Z-L Wrk des Lmtsgmchts Eibenstock Z-AZ- sertionsprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile w Pf und dessen Amaevuna. P°stanst-l.en Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. — SS. Donnerstag, den 26. Februar L8S1 Bekanntmachung. Behufs Vermeidung von Zuwiderhandlungen werden die hier geltenden zur Ausführung des Gesetzes vom 10. September 1870, die Sonn-, Fest- und Butztagstseier betreffend, für den öffentlichen Handel, soweit solcher »ach dem erwähnten Gesetze an diesen Tagen überhaupt zulässig ist, getroffenen Bestimm ungen hiermit zur Nachachtung in Erinnerung gebracht. 1) Bis '/,11 Uhr Vormittags ist aller öffentlicher Handel, namentlich der Handel auf Straßen und öffentlichen Plätzen, in Kaufs- und GewerbSläven, Magazinen, Marktbuden und VcrkaufSständen, in gleichen das Offenhalten der Kaufs- und Gewerbsläden, Magazine, Marktbuden, sowie der Schaufenster und das Belegen der Verkaufs stände mit Maaren verboten. 2) Ausgenommen hiervon ist nur der Verkauf von Arzneimitteln und von Brod und weißen Bäckerwaaren, welcher an allen Sonn-, Fest- und Bußtagen uneingeschränkt, auch während des Gottesdienstes, stattfinden darf und der Verkauf von sonstigen Eß- und Material- waaren, ingleichen der Kleinhandel mit Heizung«- und Beleuchtungs material, welcher an allen Sonn-, Fest- und Bußtagen, jedoch mit Ausnahme der Gottesdienstzeit von 9 —'/.^ll Uhr Vormittags unv 1 — 2 Uhr Nachmittags gestattet ist. 3) Der Kleinhandel mit anderen als den vorstehend genannten Gegen ständen ist bis auf Weiteres von '/, 11 Uhr Vormittags bis 1 Uhr- Nachmittags und von 2 Uhr Nachmittags an gestattet, mit Aus nahme jedoch des Charfreitags, der Butztage und des Todtenfestsonntags, an welchen Tagen dieser Klein handel vollständig zu unterbleiben hat. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden in Gemäßheit von 8 11 des Gesetzes vom 10. September 1870 in Verbindung 8 366 »ub 1 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Eibenstock, den 23. Februar 1891. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Die Führer -er deutschen Sozialdemokratie: Marr, Liebknecht, Lebet?) Der Begründer der sozialistischen Lehre, der un fehlbare Papst unserer Rothen ist Karl Marx. Die erste Probe seine« wühlerischen Agitations talentes legte Marx im Jahre 1847 ab. DaS damals von ihm und Engel« gemeinsam verfaßte „Manifest der kommunistischen Partei", welches kurz vor der Februarrevolution von 1848 in englischer, französi scher, deutscher, italienischer, vlämischer und dänischer Sprache über Europa verbreitet wurde, schließt: „Die Kommunisten verschmähen eS, ihre Ansichten und Ab sichten zu verheimlichen. Sie erklären offen, daß ihre Zwecke mw erreicht werden können durch den ge waltsamen Umsturz aller bisherigen Gesell schaftsordnung. Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!" Am 28. September 1864 ward in Loudon jene Vereinigung beschlossen, welche Marx mit seinem be herrschenden Einflüsse später zur „Internatio nalen" umschuf.' Zu den Genossen und Vertrauten von Marx ge hörte Liebknecht. Erfüllt von diesen Ideen und beseelt vom grimmig sten Hasse gegen Preußen, war Wilhelm Lieb knecht Mitte 1862 nach Deutschland zurückgekehrt. Er wurde Mitglied deS Laffalle'schen Vereins, be trachtete Lassalle aber mit demselben tiefen Mißtrauen, wie dieser Liebknecht. Im Juli 1865 wurde Liebknecht au« Preußen ausgewiesen und ging nach Leipzig. Er verstand es, sich im Leipziger Arbeiterbildungsvercin einzunisten, welcher bis dahin treu zur liberalen und nationalen Fahne gehalten und allen Lockungen der Lassalleaner wie der Demokraten unter Roßmäßler'S Führung widerstanden hatte. Der Vorsteher dieses Vereins war August Bebel, bi« zum Spätsommer 1865, wo er Liebknecht kennen lernte, ein bescheidener, schlichter Arbeiter und vor allein ein gut deutsch gesinnter Mann, vermöge seiner ungewöhnlichen Gaben der Liebling und Führer der Arbeitervereine, welche auf dem Boden des Leipziger Vereins standen. Bebel besaß Alle«, was Liebknecht abging: er war selbst Arbeiter und sein Wort daher den Arbeit«- und StandeSgenossen unverdächtig und in Ehren. Er besaß ferner die Gabe der packenden und erwärmenden Rede in hohem Grade, seine"An- schauungen und Gefühle deckten sich durchaus mit denen der Genoffen. In jahrelanger zäher Arbeit gelang e« Liebknecht, diesen Mann zuerst mit Mißtrauen und Haß gegen Preußen und die deutsche Sache zu erfüllen und dann ihn vollständig und widerstandslos in die kommunist ischen Träume einzuspinnen, in welchen Liebknecht selbst lebte. ') In lausender Folge werden wir sechs Artikel ver öffentlichen, welche, neben dem allgemeinen, sür unsere Leser um so mehr Interesse haben werden, als der Verfasser Vielen durch seinen vor kurzer Zeit im „Feldschlößchen" Hierselbst ge haltenen Vortrag persönlich bekannt ist. Wir machen daher auf dieselben hiermit noch besonders ausmerksam. D. Red. Die Programme, welche Bebel von 1865 an den von ihm geleiteten Arbeitervereinen vorlegte, und die Reden, welche er in jenen Jahren seiner Umwand lung hielt, beweisen deutlich, wie langsam und all- mählig sich diese verhängnißvolle Entwickelung bei Bebel vollzog. So enthielt z. B. das Programm, welches „die demokratische Partei" — so nannten sich jetzt Bebel's Arbeiterschaaren — im August 1866 in Chemnitz auf Bebel's Vorschlag und Befürwortung annahm, lediglich die abgedroschenen großdeutsch-parti- kularistischcn Phrasen Liebknecht'« aus der „Mittel deutschen Volkszeitung" und Liebknecht's bitteren Preußenhaß, daneben eine lange Liste von politischen „Forderungen der Demokratie", unter welchen die soziale Frage nur gestreift wird. Ja, noch im Früh jahr 1867 im constituirenden Reichstag, in welchen Bebel von Glauchau gewählt ward, hielt dieser nur eine einzige Rede, eine donnernde Philippica gegen die Zerreißung Deutschlands durch Bismarck — kein Wort sprach er von der sozialen Frage — und auf einen spöttischen Einwurf LaSker's: „daß die Ge sinnungsgenossen Bebel's bei der Stichwahl in Elber feld ja für Bismarck gegen den liberalen Kandidaten gestimmt hätten", rief Bebel entrüstet: „er habe mit den sozialistischen Bestrebungen nicht das Geringste zu schaffen". Also auch zu jener Zeit war Bebel's Wandlung zum Kommunisten noch keineswegs vollzogen. Da gegen war die« schon ein Jahr später unzweifelhaft geschehen, als sich der fünfte VereinStag der von Bebel geleiteten Arbcitermasscn 1868 zu Nürnberg sür die Grundsätze der Internationale erklärte. Und abermals ein Jahr später, im August 1869, nahm diese Vereinigung zu Eisennach den Namen der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei" an und mit diesem Namen ein Programm, das in allen Hauptpunkten wortgetreu dem Statut entspricht, welches Marx für den internationalen Kommunisten bund ausgearbeitet batte und welches auf dem Genfer Kongresse von 1866 angenommen worden war. Schon in den ersten Reichstag de« Norddeutschen Bundes, im August 1867, waren Bebel und Lieb knecht zugleich gewählt worden, und ihre Namen sind seither, als Führer der sozialdemokratischen Partei, untrennbar miteinander verbunden. Aber ihre Be deutung in der Partei selbst entspricht durchaus dem zuvor geschilderten Hergang der vollständigen Unter werfung Bebel'« unter Liebknecht'- kommunistische Anschauungen und Pläne. E« ist durchaus irrig, wenn man annimmt, Bebel sei vermöge seiner größeren natürlichen Begabung da« geistige Haupt und der eigentlich lenkende Wille der Partei. So gewiß, wie Liebknecht nie einen eigenen Gedanken gehabt hat, sondern allezeit der sklavische Nachbeter seines Herrn und Meister- Karl Marx gewesen ist und bleiben wird, ebenso gewiß ist Bebel, solange er auf sozial demokratischen Bahnen wandelt, immer mir ein geistige- Geschöpf Liebknecht'« gewesen und wird e« immer bleiben. Hagesgeschichte. — Deutschland. Man begegnet bereits hier und da ver Ankünvigung, raß der Besuch der Kai serin Friedrich in Paris nur den Zweck habe, den Boden der sranzösischen Hauptstadt für einen Besuch ihres Kaiserliche» Sohnes z» ebnen. Daß eS sich aber hierbei nur um eine müßige Vermuthung handelt, ist gewiß. Wenn auch die Aufnahme, welche die Kaiserin Friedrich u. ibre Tochter bei der Pariser Bevölkerung finden, in jeder Hinsicht würdig und an gemessen ist, so darf doch nicht übersehen werden, daß sich die amtlichen Kreise ängstlich beflissen zeigen, das völlig gelüftete Jncognito der fürstlichen Gäste zu achten. Weder der Präsident Carnot, noch der französische Minister des Auswärtigen, noch irgend ein anderer französischer Würdenträger hat es bisher sür gerathen angesehen, der Kaiserin Friedrich seine Aufwartung zu machen. Daß dies nicht mit Rücksicht auf sie allein geschieht, ist fraglos, wenn man bedenkt, wie wenig das strengste Jncognito anderer, nichtdeutscher fürstlicher Besucher die amtliche Welt von Paris ver hindert hat, ihnen die Ehrenbezeugungen zu Thcil werden zu lassen, auf die sie vermöge ihrer Stellung Anspruch machen dürfen. Es ist lediglich die Be- sorgniß, daß ein Besuch bei der Kaiserin Friedrich von der öffentlichen Meinung Frankreichs ungünstig ausgenommen werden könnte, was die amtlichen Kreiser zu dieser übergroßen Zurückhaltung veranlaßt. Unter solchen Umständen kann natürlich der deutsche Kaiser nicht daran denken, »ach Paris zu reisen, wie er von vornherein nicht jncognito weilen, sondern nur einen amtlich ««gekündigten und ausgeführten Besuch ma chen könnte. — Berlin. In unseren Regierungskreisen herrscht wegen des wahrhaft glänzenden Er folges der jüngsten Anleihen eine sehr gehobene Stimmung. Man betrachtet diesen finanziellen Er folg nicht nur als eine Genugthuung für Deutsch land und Preußen, nicht blos als einen völligen Aus gleich des vorjährige« Mißerfolges der schlecht und ungeschickt herauSgebrachte« Anleihen, sondern ge radezu als eine neue Befestigung und Stärkung deS FriedcnSgedankenS. Der vorjährige Mißerfolg hatte bei den Gegnern die Ansicht festgesetzt, daß Deutsch land infolge seiner großen MilitärauSgabcn an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit und seines Kredit« angelangt sei. Der neueste, selbst die höchsten Er wartungen übersteigende Erfolg hat diese irrige Mein ung gründlich zerstört. — Die Ueberzeichnung ist nach den bei der Seehandlung am Montag angestellten Ermittelungen nach der „Börsenztg." bei der Reichsanleihe eine 49fache, bei der preußischen Anleihe nur die 29sache gewesen. — Ueber die dem Fürsten BiSmarck in einem hannoverschen Wahlkreise angebotene Reich «tagS- kandidatur wird der „Freis. H." geschrieben: Bei der Zusammenkunft der nationalliberalen Vertrauens männer in Otterndorf am 19. Februar wurden nicht weniger als vier Kandidaten in Vorschlag gebracht.