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besuchen uns jetzt auch wieder? Meine Eltern sehnen sich sehr nach Ihrer Gesellschaft." „Ich bitte um Entschuldigung, mein Fräulein! Ich war sehr beschäftigt, daher die Versäumniß. Ich will Ihnen auch den weiteren Grund sagen: ich be reite mich augenblicklich auf das höhere Examen vor und kann mich deswegen sehr wenig in der Gesellschaft zeigen. Auf etwa sechs bis acht Wochen werde ich nächstens D. überhaupt verlassen müssen, aus Anlaß meiner demnächstigen Prüfung . . ." Er sagte dies doch etwas zögernd. „Wie? Sie müssen D. verlassen! Wußten Sie dies schon früher?" Die Worte kamen dem armen Kinde aus gepreß tem Herzen. „Ich weiß es erst seit heute Morgen, Fräulein Bertha, und ich kann wohl sagen, es scheint meine Abreise aus dieser Stadt eine Nothwendigkeit auch für Sie und die Ihrigen zu sein." „Für mich und meine Eltern! O, Herr Bäumer, nehmen Sie mir nicht den Glauben an Ihre Liebens würdigkeit! Das, was Sie soeben sagten, war grau sam hart." Sie drehte ihm den Rücken, »nd so sehr sie sich auch anstrengte die hervorbrechenden Thränen zurück zuhalten, nun vermochte sie es nicht niehr. Bäumer befand sich in einem unbeschreiblichen Zustand, jetzt war er sich klar des Gefühls, das er mit Macht hatte zurllckdrängen wollen; jetzt über mannte es ihn. Mit einem Schritt war er an ihrer Seite, und ihre Hand erfassend, sagte er mit bewegter, treuherziger Stimme: „Wie? Sie weinen, Fräulein Bertha? Haben meine Aeußerungen Sie verletzt, oder ist cs wahr, was ich mir als das höchste Glück erwünschte: Sie könnten Interesse daran haben, ob ich bleibe oder gehe?" Und noch ehe sie antworten konnte, umschlang er die Geliebte, ihr Gesicht mit Küssen bedeckend. Sie ließ es willenlos geschehen; ein Schauer der Freude machte die zarte Gestalt erbeben. Ihre Kräfte schienen sie jetzt zu verlassen, mehr getragen als gehend geleitete er sie zu der nahen Bank. Noch eine Weile saßen die beiden glücklichen Menschen in stummer Umarm ung neben einander. Dann begann sie schüchtern: „O, Hermann, träume ich, oder ist es Wirklich keit? Du Einziger willst mich unbedeutendes Mäd chen zu Dir erheben? Ich soll das Glück, ach, das langersehnte, genießen. Dir ganz zu gehören? O, sag' es mir noch ein Mal, ich kann es sonst nicht fassen." „Nicht ein Mal!" entgegnete er freudig und sah sie liebevoll an, „nein, tausend Mal will ich cs Dir wiederholen, daß Dein Besitz mich zu dem Glücklichsten des Erdenrunds macht, ja, ich bin jetzt durch Dich, einzig Geliebte, so glücklich, daß ich allen Denen in diesem Augenblicke verzeihe, die mich tief kränkten." „Dich lieben Mann kränkten? O, wer könnte das gewagt haben?" „Und doch ist es so! Doch was rede ich jetzt noch davon! Vielleicht erfährst Du es später — wir wollen uns jetzt nur unseres Glückes freuen." Hand in Hand gingen sie nun ver Stadt zu. Ein schöneres und glücklicheres Paar war wohl noch nie des Weges gewandelt. Mit leuchtenden Augen sah sie oft zu seiner schönen, männlichen Gestalt auf und konnte die Bemerkung dabei nicht unterdrücken, daß sie ihn schon beim ersten Begegnen noch vor sei ner muthigen Thal in ihr Herz geschlossen habe, gleich den meisten Mädchen im Orte. Er drückte ihre Hand. „Auch einem Anderen erging es so, Bertha! Als ich Dich dann später in meinen Armen zur Wald schenke trug, da war mein Schicksal besiegelt." Lange noch, nachdem die Geliebte seinen Augen entschwunden war, stand der junge Mann in Gedanken. War, so frug er sich, ihres Gleichen wohl in D- zn finden? Nein, gewiß nicht! Ein solches Kleinod gab es nicht unter all' den Damen seiner früheren Bekanntschaft. Und die Eltern Berthas? Nur Der jenige, der, wie er, im Kreise dieser lieben Familie verkehrte, konnte sich ein -vorurtheilfreies Urtheil über diese biederen, alten Leute bilden. Mit Recht sagte er sich, daß nur der blasse Neid Anderer das Glück dieser Menschen zu stören trachtete. Bäumer wanderte durch die Straßen der Stadt nach der Wohnung seines Freundes Linde, um diesem sein Glück mitzuthcilen, dann wollte er die Eltern der Geliebten aufsuchen. Mit ihnen wollte er, wenn das Glück ihm hold, noch heute das Fest der Maien, das Frühlingsfest des Herzens feiern. Welch« Hinrichtung«,» find von Arbeitgebern oder unter ihrer Mitwirkung getroffen, «m die Aus- vikdung der jugendlichen Arbeiterinnen für dm Kausfrauenberuf;« fördern! Diese von der Regierungsbehörde an die Indu striellen Thüringens gerichtete Frage, wird von dort aus in nachstehender Weise beantwortet und bringen wir die Antwort hier deshalb zum Abdruck, da auch die hiesigen Verhältnisse mit den dortigen ganz gleich artige sind. ES heißt darin: In den meisten Aufsichtsbezirken Thüringens ist wohl bisher in dieser Beziehung nichts geschehen. Um so mehr ist es anzuerkenuen, daß der Aufsichtsbeamte für die Fabriken des Fürstenthums Schwarzburg- Rudolstadt sich der Mühe unterzogen hat, diejenigen Gedanken und Erfahrungen, welche sich im Dienst und infolge von Besprechungen mit Arbeitgebern ent wickelt und ergeben haben, in einer Eingabe an die Regierung zusammcnzufassen. — Darnach sind die Arbeiterinnen und zwar nicht blos die jugendlichen in den ärmeren Theilen des Bezirks, also namentlich in den Gebirgsgegenden, im Ganzen bedürf« ißloS und bleiben das auch als Frauen; die Küche spielt dort in den Familien eine untergeordnete Rolle, wenn nur die Mittel für hinreichendes gutes Bier vorhanden sind. — Da die Fabriken sich auf dem Gebirge in Dörfern befinden, so kommen die Mädchen zum großen Theil aus anderen Dorfschaften, bringen sich auf einige Tage die einfachen Lebensmittel mit und kochen diese für sich auf Herden, die ihnen von den Arbeitgebern vorgehalten werden. Kartoffeln und geröstete Runkelrüben, welche wie Kaffee behandelt werde», bilden mit einer Art Kuchen die bevorzugten Genüsse. Da cs außerdem fast durchweg üblich ist, daß namentlich die jüngeren Mädchen zu Zeiten, in denen die Fabrikarbeit flauer geht, mehrere Wochen iin Jahre zu Hause bleiben, so haben sie wenigstens Gelegenheit, in dieser Zeit in der Familie andere häusliche Tätigkeiten nothdürftig, namentlich auch weibliche Handarbeiten zu erlerne» und sich ihren Eltern, die meist etwas Feld oder Wiesen und wohl auch Vieh, Schwein und Ziege besitzen, in der Land- wirthschaft nützlich zu machen. Wenn nun keineswegs geleugnet wird, daß die so für die Ehe vorgebildetcn Mädchen noch besser vor- hereitet, glücklichere, geordnetere Hauswesen schaffen würden, so meint man doch hier und da, namentlich, weil man eine Aenderung zum Besseren für sehr schwierig hält, daß diese Aenderung nicht eben dringend sei und erachtet die zu frühen Heirathen für ungleich bedenklicher. In den Städten stellt sich die Sache anders. — Die Mädchen verdienen für dasigx Verhältnisse zn Zeiten viel Geld, wöchentlich 12—15 M., sie leben gut und manches in der Fabrik verzehrte Frühstück zeigt sich so reich, daß man sofort Vergleiche mit den jenigen Mahlzeiten anzustellen geneigt ist, die man in der spateren Ehe bei den Kindern sieht oder denselben wünschen möchte. Trotz des reichen Verdienstes klagen sie über die für die Krankenkasse zu machenden Ab züge, sie kaufen sich Putz in wiederholter und unge rechtfertigter Weise, lassen sich ihre Kleidungsbedürf nisse für Geld machen und treiben sich Abends, da sie vielfach der Faniilie entbehren oder sie meiden, namentlich gern auf Tanzereien umher, wobei sie na- lürl'ch mancherlei Gefahren zugeführt werden. Leider paffen diese letzteren Schilderungen auch schon auf Fahrikarbeiterinnen derjenigen Dorfschaften, welche an den große» Straßen liegen. Die sonst so segensreich wirkenden Volksküchen bringen in der Beziehung Nachtheile, daß die Mädchen sich dort ihre Nahrung holen und gar nicht daran denken, das Geringste locken zu lernen. Daß ein in beregter Weise zur Hausfrau vorge bildetes Mädchen, dem nach und nach auch die Schul kenntnisse verloren gehen, nicht weiß, wie im knappen Haushalte eingetheilt werden muß und außer Stande ist, dem abgearbeitctcn Manne Abends eine behagliche Häuslichkeit zu schaffen, die ihn zu Hause hält und nicht ins Wirthshaus treibt, ist leicht erklärlich^ und zu beklagen. Allerdings sind viele Dienstmädchen in ähnlicher Lage, heirathen ohne Ersparnisse und ohne etwas anderes gelernt zu haben, als Kleider und Zimmer zu reinigen. Wenn man in diese Verhältnisse näher eindringt, so möchte man zu der Ueberzeugung kommen, daß gerade im Arbeiterstunde eine tüchtige, sparsame, rein liche Frau, die dem Manne Achtung abzugewinncn vermag, für das Gedeihen der Familie nach allen Richtungen hin von viel größerer Bedeutung ist, als die Hausfrau in wohlhabenden, bürgerlichen Kreisen, und daß sie, die Erstere, in dem dürftigen-Haushalt einen ungleich werthvolleren Einfluß ausllbt, als selbst ein tüchtiger Ehemann. Es wird allgemein die An sicht getheilt, daß cS iin Arbeiterstande viel mehr glückliche und zufriedene Menschen geben würde, wenn die Frauen inimer ordentlich zu wirthschaften ver ständen. Schwierig, aber nicht unmöglich ist die Abhilfe, am schwierigsten wird sich die Unterweisung im Kochen machen lassen und diese wäre um so wünschenswerther, weil man bei einiger Beobachtung leicht zu der Er- kenntniß kommt, daß mit dem Gelde, welches die Arbeiterfrau für Herstellung der verschiedenen Mahl zeiten ausgiebt, ein viel besseres, nahrhafteres Essen hergestcllt werden kann, wie es jetzt geschieht, daß namentlich die schwer zu beseitigende Kartoffelkost viel zweckmäßiger durch Hülsenfrüchte zu ersetzen ist. So groß sind im Aufsichts-Bezirke die Fabriken nicht, daß die Arbeitgeber einzeln Unterrichtsanstalten, ähn lich wie Fortbildungsschulen, einrichtcn könnten, son dern die Gemeinden müßten eintrctcn und die Mäd chen hätten den größten Theil der Kosten zu tragen und sind dazu auch meistens in der Lage. Der Besuch des Unterrichts wäre zu erzwingen und fände an mehreren Abenden in der Woche einige Zeit nach Schluß der Fabrikarbcit in der Weise statt, daß ein bestimmter Lehrplan zum Grunde gelegt werden würde. Hauptsächlich müßte es sich um Unterweisung im Kochen, Einkäufen und Eintheilen, um Handarbeiten (Nähen und Flicken) und um Mehrung der Kenntnisse im Allgemeinen (Rechnen, Schreiben) handeln. — Den Besuchenden wird nicht nur die Gelegenheit verringert, auf Abwege zu gc- rathen, sie erreichen auch durch besseres Wissen und Können mehr Achtung vor sich selbst und nöthigen später ihrem Ehemann Achtung ab. Das Zusammensein mit dem Lehrer und gemein schaftliche GemüthSanregungen werden die jetzt nach dieser Richtung fast Verlassenen sittlich fördern und heben, und ihnen die Zugehörigkeit zur großen Ge meinde mehr zum Bewußtsein bringen. In den Städten sind derartige Einrichtungen unschwer zu treffen, auf dem Lande würden gewiß an manchen Orten die Frauen der Geistlichen, welche gelernt haben, mit Wenigem Haus zu halten, einen Theil der Arbeit gern und mit Erfolg übernehmen. Vermischte Nachrichten. — I» Wiesbaden hat sich soeben eine Vereinig ung gegen das Ueberhandnehmcu der Trauer kranzspenden gebildet, die Beachtung und Nach folge verdient. In den vorbereitenden Versammlungen — so schreibt man der „K.-Z." — klagten Geistliche den die Bewegung heftig bekämpfenden Gärtnern gegen über, daß das Leichengefolge in den Trauerhäuscrn neben den Blumen keinen Raum mehr zur Aufstell ung finde. Auf dem Grabe des Regierungspräsidenten v. Wurmb bildeten nach wenig Stunden Kränze im Werthe von 5000 M. eine unförmliche Masse; selbst bei bescheidenen Leichenbegängnissen werden Wagen voll Blumenspenden nachgefahren. Den Uebertrcib- ungen einer an sich schönen Sitte will man jetzt durch Beschränkung der Traucrkränze auf die Ver wandten entgegenwirken, im Uebrigen aber — und das ist das Wesentliche — Ablösungskarten zu Gun sten wohlthätiger Zwecke einführen. — Gründlicher Reinfall. In einem Coupee zweiter Klasse auf der neu eröffneten, von Dresden nach Leipzig führenden Bahnstrecke befanden sich mehrere Herren und Damen. Die Unterhaltung, so erzählt Speigler in der „Neuen Mus.-Ztg.", war eine sehr lebhafte, obschon sich die Gesellschaft, mit Ausnahme zweier Personen, nicht kannte und alle dem Zufall ihre Zusammenführung verdankten. Das Ge spräch drehte sich um die Kunst und speziell um das Dresdener Hoftheater. Eine Dame, welche am vor hergehenden Abend Webers „Euryante" beigewohnt hatte, äußerte sich sehr unzufrieden über die Vorstell ung. „Und besonders die Schröder," sprach sie, „ist viel zu alt für diese Rolle, ihr Gesang ist kaum mehr zum Anhören; ich begreife gar nicht, wie man so viel Aufhebens von der Sängerin machen kann. Finden Sie nicht auch," wandte sie sich an einen neben ihr sitzenden Herrn, „die Schröder sollte endlich aufhören, das Publikum zu quälen?" — Doch ihr Nachbar entgegnete: „Wollen Sie dies nicht der Madame Schröder-Devrient selbst sagen, sie sitzt Ihnen gegenüber!" Darob allgemeine Stille, welche ansing, sehr unbehaglich zu werde«, da Niemand den Versuch machte, der Tadlerin aus der Verlegen heit zu helfen. Die Dame stammelte endlich zu ihrer Entschuldigung: „O, ich bitte tausend Mal um Ver zeihung, allein ich war genöthigt, wegen Unwohlseins die Oper sehr bald zu verlassen und habe nur einen kleinen Theil gehört, in welchem Sie wenig zu singen hatten. Die abscheuliche Kritik in der Abendzeitung hat mich verleitet, so zu urtheilen; — dieser Schmieder, der die Theaterreferate schreibt, spricht sich immer so rücksichtslos über sie Sie aus, das muß ein recht ein gebildeter, widerwärtiger Mensch sein!" — „Wollen Sie ihm das nicht selbst sagen, er sitzt ja neben Ihnen," erwiderte die Sängerin. — AuS der Schule. Lehrer: Wer kann mir einen anderen Ausdruck für „Freund" sagen? (Alle schweigen.) Nun, wie heißt ein Mensch, der alles für uns thut, ohne Bezahlung dafür anzunehmen? Ein Kam . . . nun — Der kleine Moritz (die Hand in die Höhe streckend): Ein Kameel! Ball-Seidenstoffe von 85 Pfge. bis 14 80 p. Met. — glatt, gestreift und gemustert — Vers, roden- u. stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot v. slennkde rzr (K. u. K. Hoflief.) LNrtvN. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. 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