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43196 45859 50978 535»! S8rol 84869 68045 71848 76887 81849 96354. 300 Maik aus Nr. 5137 5295 8773 13397 13888 15677 I6I35 17303 23078 25053 28258 29154 30527 3I69I 33372 34206 86251 87801 48643 50396 50869 51881 53491 56158 56216 56794 58762 58123 62662 64288 64886 67375 67340 70178 70352 73718 75604 79483 79883 83II1 84932 89 82 91766 9I9II. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 12. Februar. (Nachdruck verboten.) Fllns Jahre schon hatte der tapfere aber auch über die Maßen eigensinnige Karl XII. von Schweden in der Türkei zugebracht, in der Absicht, den Sultan zu einem Kriege gegen seinen glücklichen Gegner, Peter den Großen zu drängen, und noch immer war der starrsinnige König trotz allem Zurede» der ihm besreundeten Gesandten von Holland und England zum Abzüge nicht zu bewegen. Nachdem alle Versuche von feiten des Sultans, ibn auf gütlichem Wege los zu werde», gescheitert waren, befahl derselbe, der schließlich die Geduld verlor, ihn mit sammt seiner nur noch kleinen Schaar von Getreuen aufzuheben und ihn mit Gewalt über die Grenze zu schaffen. Am 12. Februar 1713 erfolgte denn auch diesem Befehle gemäß die Beschießung u. Bestürmung des schwedischen Lagers durch die Türken und dem Pascha von Bende. Die Schweden ergaben sich der Uebermacht, nur Karl wollte sein Haus bis auf den letzten Augenblick ^ertheidigen. Bei dem Versuch, sich aus dem brennenden Hause bis zu einem andern, noch festen mit ca. 30 Mann durchzuschlagen, kam er jedoch zu Falle und wurde von den Janitscharcn nicht ohne Mühe gefangen genommen. Das war der Anfang vom Ende eines des merkwürdigsten und abenteuerlichsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte. 13. Februar. Wie von einem Blitzstrahl erleuchtet wurde die morsche Lage Frankreichs am 13. Februar 1820 durch die Thai eines obskuren, aber fanatischen Menschen, dessen Ideen zugleich die der meisten Franzosen waren. Nachts II Uhr wurde der Herzog von Berry, der die nächste Anwartschaft auf den Thron Frank reichs hatte, von dem Sattler Louvel auf der Schwelle des Opernhauses todt gestochen. Der Mörder bekannte kaltblütig die Absicht, die ihn zu der That an dem Manne, der ihm kein Leides gethan und der als ein leutseliger, gutmüthiger Prinz bekannt war, getrieben, nämlich in dem Herzog die ganze Dy nastie der Bourbonen zu treffen, in der er seit 1814 die Feinde Frankreichs erblicke. Wie der Thäter, so konnten es die mei sten Franzosen eben nicht verwinden, daß die Bourbonen durch das Ausland wieder auf den Thron Frankreichs zurückgeführt worden. Daß dies Attentat der Reaktion Anlaß gab, wüste Orgien zu feiern, war damals in ganz Europa selbstverständlich. Im Walde. Erzählung von Karl Schmeling. (3. Fortsetzung., ),Die Kollegen und ich hatten schon vor einiger Zeit verabredet, den letzten Tag des Jahres gemein sam zu verbringen. Zum Rendezvous war die Dorf schänke bestimmt, von wo wir uns zur nächsten För sterei begeben wollten, um dort Sylvester zu feiern. „Ich ging also zum Dorfkruge, fand dort die Kollegen versammelt und bald hatte ihre Neugierde aus mir herausgepumpt, was mir geschehen. Statt Theilnahme z» finden, machte man mir die heftigsten Vorwürfe wegen meines Benehmen und meines Zu geständnisses. Meine Beamten-Qualität, hieß eS, sei genügend gewesen, das hämische Weib mundtodt zu machen. „Nun wohl, die Leute hatten recht, das sah ich jetzt ein und weil dies der Fall, gerieth ich in eine förmliche Wuth. In dieser Stimmung begann ich schon jetzt ziemlich stark den mir gebotenen Getränken zuzusprechen. Wir begaben uns alsdann in den Wald und in die gedachte Försterei; unglücklicherweise der Sitz des Kollegen, welcher schon immer der Flasche mehr als gewöhnlich znsprach und deshalb reichlichen Borrath von starken Getränken im Hause hatte. Ein Frühstück hatten wir in der Schänke eingenommen. Mittag gab cs in der Försterei. Bon diesem Diahle ab bildete das Trinken neben lebhafter Unterhaltung die Hauptsache. „ES mochte zehn Uhr Abends sein, als der Insel förster aufbrach. Er suchte mich zum Mikgehen zu bewegen. Die anderen Kollegen mahnten zum Bleiben und ich blieb. Erst nach Mitternacht verließen wir Fremden das Hans. Unser Wirth war völlig, die anderen beiden Kollegen halb berauscht. Ich fühlte mich körperlich sicher, also nüchtern — ob indessen auch geistig, das war eine andere Frage. „Ich begleitete die beiden neben mir herturkelnden Männer bis zu ihren Wohnsitzen und ging dann im liefen Schnee durch den Wald meinem Reviere zu. Meine GemüthSstimmung war eine solche, daß es mir heut noch Entsetzen verursacht, wenn ich an dieselbe denke. Da vernahm ich plötzlich — noch hatte ich mein Revier nicht erreicht — die regelmäßigen Schläge zweier Holzfäller aus jenem zu mir herüberschallen. IV. Walter warf den Kopf zurück und zog die Luft geräuschvoll ein. Nach kurzer Pause fuhr er fort: „Die Schläge elektrisirten mich förmlich ; ich ward ganz plötzlich ein anderer. Meine erste Bewegung ging dahin, da« Gewehr von der Schulter zu nehmen und dasselbe schußfertig zu machen. Doch ich unter ließ eS und eilte nur vorwärts zu kommen. „Die Holzdiebe mußten sich aus meinem Revier befinden. Die Klarheit der Luft und die völlige Windstille ließen die Schläge derselben weit vernehmen. Obwohl der Mond nicht schien, war die Nacht doch hell wie am Tage; der Schnee leuchtete. „Ich ging aus einem schnellen Schritt bald iw einen Laufschritt über. Die Richtung, welche ich nahm, war nicht zu verfehlen; sie führte mich dem Binnen strande zu. Die taklmäßigen Schläge fielen immer deutlicher und da die hohen Fichtenstämme hier sehr undicht standen, so vermochte ich meine Leute auch bald zu erkennen. „ES waren nur die beiden Baumfäller bemerkbar. Dieselben waren so erpicht auf ihre Arbeit, daß sie gar nicht um sich sahen. Der tiefe Schnee verhin derte übrigens, daß sie meine Tritte vernahmen. „Kurz vor Erreichung meine» Ziele» mäßigte ich meine Bewegung und pirschte mich unter Deckung völlig an die Waldfrevler heran. „Halt!" rief ich unmittelbar vor ihnen auftauchend, so laut ich konnte „die Aexte her!" „Die beiden Kerle bekamen einen Schreck und richteten sich aus. Sie waren mir völlig unbekannt, jedoch von bedeutender, fast gleicher Größe. Ihre Kleidung war die landesübliche der Fischer. „Ich hielt meine Hände auSgestreckt und wieder holte die schon an die Leute gerichtete Aufforderung. Sie antworteten nicht, sondern reichten mir nur die verlangten Instrumente hin; hierdurch hielt ich im nächsten Augenblicke in jeder Hand einen Gegenstand und war daher verhindert, meine Arme anderweit zu gebrauchen. Da» mochten die Kerle bereits vorher mit in Anschlag gebracht haben; jedenfalls war es jetzt von ihnen in Betracht gezogen und benutzt. Denn plötzlich erhielt ich einen Faustschlag in das Gesicht und stürzte zu Boden. Der mit großer Gewalt geführte Schlag hatte Nase und Augen getroffen. DaS Sehvermögen der Letzteren war dadurch beeinträchtigt. Während ich mich im Schnee umberwälzte, vermehrte dieser noch da« Wasser, welches den Augen entströmte. Es dauerte daher ziemlich lange, ehe ich mich wieder zu erheben und aus den Augen zu sehen vermochte. „Die Aexte waren meinen Händen entfallen; das Gewehr war mir von der Schulter geglitten und das Suchen nach demselben im tiefen Schnee erforderte wiederum einige Zeit. Doch endlich fand ich dasselbe, raffte es auf und machte mit einem Griffe beide Läufe schußfertig. Im nächsten Momente hatte ich den Kolben an der Wange und suchte durch den Thränen- slor mein Abkommen zu treffen. Die beiden Frevler waren nämlich nicht in meiner Nähe verblieben, sondern flüchtig geworden. Sie hatten dabei die Richtung nach dem Binnengewässer einge schlagen. Als ich sie wieder zu erkennen vermochte, waren sie schon eine bedeutende Strecke von mir ent fernt. Ihre Umrisse wurden bereits ungewiß; scharf sah ich ja ohnehin nicht. Zeit zur Ueberlegung hatte ich nicht und — um die Wahrheit zu sage» — auch nicht einmal Neigung dazu. „Als ich am Morgen nach dem Dorfe gegangen, hatte ich den Weg am Außenstrande entlang gewählt. Ich that dies, um nach Seehunden und Wildgänsen auszuschauen. Zu diesem Zwecke hatte ich einen Lauf des Gewehrs mit einer Kugel, den anderen mit Posten geladen. Beim Anlegen des Gewehrs schob ich den Zeigefinger der rechten Hand aufs Gerathewohl in den Abzugsbügel und sowie ich mein Ziel ins Auge gefaßt, drückte ich ab. „Einer der Flüchtlinge stürzte mit einem lauten Schrei zusammen. Der andere Mann bückte sich einen Moment über den Gefrllenen; dann rannte er weiter. „Erst jetzt ward ich vollständig inne, was geschehen. Nüchtern war ich ebenfalls geworden. Nachdem ich die Aexte aufgesammelt, eilte ich zu dem Gefallenen. An dem Tode des Manne» brauchte ich nicht zu zweifeln. Ich hatte ihm die Kugel nachgesendet; sie war unter dem Unken Schulterblatt eingedrungeu und an der Brust wieder herausgekommen; mußte also die Lunge durchbohrt haben. „Der Getödtcte hatte schon in höherem Lebens alter gestanden. Man durfte dasselbe auf sechzig und einige Jahre schätzen. Ob er es gewesen, der mich geschlagen hatte, vermochte ich natürlich nicht zu be stimmen. Von seinem Gefährten war keine Spur mehr zu sehen. „Zu thun war hier unter solchen Umständen weiter nichts für mich. Nach einiger Ueberlegung machte ich mich daher auf den Weg nach dem Dorfe zurück, um sofort Meldung von dem Vorfälle abzustatten und die Abholung des Erschossenen zu bewirken. „Ich darf wohl nicht erst sagen, daß ich mit meiner nächtlichen, zugleich schauerlichen Meldung beim Ober förster einen recht unfreundlichen Empfang hatte. Ebenso will ich nur andeuten, daß ich erst nach vielen Widerwärtigkeiten und Umständen damit zu stände kam, die Leiche in einem Gemeindehanse de« Dorfes unterzubringcn und der Ortsobrigkcit zu überliefern. Hätte die« am Tage stattgefunden, dürste mir auch noch von den Dorfbewohnern allerlei Unangenehme» zugefügt worden sein. „Während ich mich in der gedachten Weise mit dem Erscbossenen beschäftigte, erfuhr ich, daß derselbe Krutwust geheißen, Fischer und Besitzer eine» Häus chen» gewesen sei; in seinem entkommenen Begleiter wurde einer seiner Söhne vermuthet. „Schließlich lag mir noch ob, meinem Vorgesetzten abermals Meldung abzustatten. Die abgenommencn Instrumente hatte ich bereit» abgelicfert. Jetzt erhielt ich noch die Weisung, meine Anzeige schriftlich abzu fassen und einzureichen; hiernach, will sagen mit an brechendem Tage, konnte ich gehen. Ich ging natürlich nur zu gerne, um mich vorläufig wenigsten-, in meine Einsamkeit zu vergraben. Am liebsten wäre ich so gleich au» der Welt gegangen und nur der Gedanke an die arme Marie hinderte mich daran, eine ver zweifelte Idee, die sich mir immer von neuem auf drängte, weiter zu verfolgen. „lieber meine trüben Aussichten für die Zukunft konnte ich gar nicht im unklaren sein, denn nicht allein, daß ich in dem vorliegenden Falle ganz unkor rekt gehandelt hatte, e» mußte jetzt auch mein frühere» Versehen zur Sprache kommen und beide Fälle zu sammen waren wohl im Stande, mich al» einen Menschen zu kennzeichnen, der mehr seiner Laune, ol der Dienstinstruktion nachzuleben Neigung hatte. Wa» daraus entspringen konnte, war noch nicht abzusehen. Doch wenn ich mich auch auf Schlimme» gefaßt machte, e» sollte noch viel ärger kommen al» ich überhaupt ahnen konnte. (Schluß folgt.) Vermischte Nachrichten. — Berlin. Für den Stadtbahnverkehr stehen vielleicht schon für diesen Sommer große Fahrplan änderungen bevor. Zur Zeit verkehren die Stadt bahnzüge in Intervallen von 8 Minuten mit Aus nahme der in der Zeit von 6 bis 9 Uhr früh kursirendcn Arbeitszüge und der Theaterzüge zwischen 6 bis 9 Uhr Abends, die in Zwischenräumen von 5 Minuten erfolgen. Die in Aussicht genommene Veränderung soll diese langen Intervallen abkürzen und zwar so, daß die letztbezeichneten Züge in Zwischen räumen von drei, die übrigen Tageszüge aber in 5 Minuten hinter einander folgen. — Aus Nahrungssorgen hat ein Mann in Ratibor seinem Leben ein Ende gemacht, der sich im Kriege 1870/71 durch besonderen Heldenmuth her- vorgethan. In den vom Major v.^Pelchrzim ver öffentlichten Charaktcrzügen und Einzelthaten preuß ischer Krieger während der Feldzüge 1864, 1866 und 1870/71 heißt es: „Der Gefreiten-Tambour Alexander Wycisk aus Klein-Patschin, Kreis Gleiwitz, von der 12. Kompagnie 2. Oberschlesischen Infanterie-Regimentes Nr. 23 konnte, als die Kompagnie ein Gehöft besetzt hatte, die Unthätigkeit als Tambour nicht lange er tragen; er brach eine Schießscharte in die Mauer, nahm das Gewehr eines verwundeten Kameraden und feuerte munter durch die Scharte auf den Feind. Als nun beim Hervorbrechen aus dem Gehöft der Tambour Sturmschritt schlagen soll, ist die fortgelegte Trommel in dem Gewühl nicht gleich zu finden ; Wycisk aber weiß sich zu helfen. Ohne langes Be sinnen springt er in Bogensätzen seinen Kameraden voran, packt einen rothhosigen Kollegen mit der linken Hand fest bei der Gurgel, nimmt ihm mit der rechten Hand Trommel und Schlägel ab, hängt die Trommel rasch um und schlägt nun den Sturmschritt." Für diese brave That erhielt Wycisk das Eiserne Kreuz. Für die nothleidende Familie des Braven, der durch Beschäftigungslosigkeit unv daraus entstandene Nahr ungssorgen in den Tod getrieben worden ist, veran stalten Blätter in Ratibor jetzt Sammlungen. — Eine ganz romanhaft klingende, aber wirklich passirtc Räubergeschichte wird vom Forsthaus Ballenstedt gemeldet. Der dort angestellte Förster mußte sich vor Kurzem auf eine ihm zugegangene Vorladung von seinem Vorgesetzten am Nachmittag von Hause entfernen und seine vor wenigen Tagen niedergckommeue Frau allein zurücklassen. Diese Vor ladung war indessen falsch gewesen und hatte nur den Zweck gehabt, den Förster aus dem Hause zu entfernen. Kurz nachdem er weggegangen war, stiegen 3 vermummte Gestalten durch das Fenster und zwangen die in ihrem Bette liegende kranke Frau, ihnen die Schlüssel zu dem Schreibpult auszuliefern, in welchem sich eine größere Summe befand, wie man sagt, von mehreren Tausend Mark, der Antheil einer Erbschaft, der erst am Tage vorher bei den Förstersleuten ein gegangen war. Als sich die Räuber enfcrnten, sprang die Frau in ihrer Angst auf, riß das geladene Gewehr ihres Mannes von der Wand und feuerte auf die Einbrecher. Einer wurde ins Bein getroffen und blieb liegen, die beiden Andern ergriffen die Flucht. Als der Förster bald darauf heimkehrte, fand er seine Frau in Ohnmacht liegend, von der sie sich glück licherweise bald wieder erholte; der verwundet zurück gebliebene Strolch entpuppte sich aber nach Abreißung der Vermummung als — die Hebeamme, welche der Förstcrsfrau bei ihrer 'Niederkunft beigcstanden hatte und außer dein Ehepaar allein von dem Eintreffen der Erbschaftssnmme gewußt hatte. Als ihre Gefährten gab sie ihren Mann und ihren Sohn an, die sogleich ebenfalls verhaftet wurden. Die volle Geldsumme fand man noch vor. — Lösung der in Nr. 16 des Amtsblattes gestellten arithmetischen Frage „Wie alt war Han»?" Hans avar 20 Jahre, der Vater 40, die Mutter 38, die ältere Schwester 15, die jüngere Schwester 13, der ältere Bruder 9 und der jüngere Bruder 4 Jahre alt. — Name und Charakteristik. Reisender: „Wie können Sie nur Ihr Hcrrcn-Garderoben-Ge- schäft „Zum kleinen David" nennen! Ist Ihnen denn