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Wenn sich die Franzosen bei der Nachricht über den Sturz de« Bismarck persönlich befreundeten CriSpi hoch erfreut zeigten, so muß sie die Wahl seine« Nachfolger» darüber belehren, daß diese ihre Gefühlsäußerungen ganz und gar nicht am Platze waren. Rndini hat nämlich kurz vor den letzten ita lienischen Wahlen in der„Opinione" ein Programm veröffentlicht, da« gegenwärtig eine historische Bedeut ung erhält und i» dem e« beißt: »Italien bedarf einer langen Periode de« Frieden». Wir bedürfen de« Friedens in Innern wie nach Außen. Der Drei bund ist die starke Wacht unserer staatlichen Einricht ungen gegen die Umsturzparteien und sic sichert un« jenen Frieden, ohne den Italien seine wirthschaftlichen Zustände nicht verbessern könnte. Ich scheue mich nicht, zu sagen, daß ohne den Dreibund, der al« eine wahrhafte Bürgschaft de« Frieden» sich bewährt hat, wir zu dieser Stunde überhaupt nicht über Ersparnisse im Krieg»- und Marinebndget sprechen könnten, und daß, wenn der Dreibund sich auflösen würde und wir Ersparnisse beschlossen hätten, wir unser Pulver an einem Punkte naß machen würden, wo die Gefahr am größten wäre. Ohne den Dreibund — und es ist vergeblich, sich darüber Illusionen zu machen — wäre schon unendlich viel Blut vergossen worden und unendlich viel Thränen wären geflossen! Wer weiß, wie schlimm dann erst die wirthschaftliche Lage un sere» Vaterlandes wäre!" Rudini sagte weiter: »Ich bin ein alter Anhänger der Militär-AuSgaben, wenn sie nothwendig sind, um die Unabhängigkeit unsere« Vaterlandes sicher zu stel len, aber heute muß ich anerkennen, daß die Militär ausgaben vermindert werden müssen. Fest und ohne Klage werde ich daher für die Herabsetzung der außer ordentlichen Ausgaben stimmen, die keinen Einfluß haben auf die Zahl und die Ausbildung unserer Sol daten." — Leicht wird ja dem neuen Minister die Durchführung seiner Aufgabe nicht sein. Aber mit rinem solchen Manne — da« werde» die Franzosen selbst einsehen — lassen sich für den Chauvinismus keine Geschäfte machen. Denn wer so begeistert vom Dreibunde spricht, muß ihn auch aufrecht erhalten und diese Thatsachc interessirt uns Deutsche bei dem italienischen Ministerwechsel am meisten. Hagesgeschichte. — Deutschland. Zu den deutsch-öster reichischen Handelsvertragsverhandlungen wird gemeldet, daß Deutschland von Oesterreich eine Ermäßigung des Roheisenzolles von 80 auf 50 Kreuzer, Oesterreich dagegen eine größere Herabsetzung der Holzzölle von Deutschland begehrt. Eine Verständig ung darüber sei aber sicher zu erwarten, sowie auch bezüglich der Bahntarife eine Einigung zu erhoffen ist, so daß die Aussichten auf den Zollvertrag nach wie vor günstig sind. Es ist jedoch möglich, daß die Parlamente Oesterreichs und Deutschlands erst im Herbste mit dem Vertrage sich beschäftigen, weil Deutsch land vorher noch mit Italien und der Schweiz ver handeln will. — Dortmund, 6. Febr. Eine Strafe von inS- gcsainmt 96 Jahren Zuchthaus beantrage der Staats- anwalt kürzlich gegen den wegen Verbrechens im Amte angeklagten Gerichtssekretär a. D. Metzenthin von hier. Das Urtheil lautete auf 10 Jahre Zucht haus und 10 Jahre Ehrverlust. Metzenthin mar Vorsteher der GerichtSschrciberei für Vormundschafts sachen, in welcher Eigenschaft er eine Anzahl Spar kassenbücher, über eingelegte Mündelgelder lautend, amtlich in Verwahr hatte. Diese Bücher waren außer Kurs gesetzt, Metzenthin hat jedoch die Wiederinkurs- setzung gefälscht und Beträge bis zu 31,000 Mark erhoben. Einschließlich der verloren gegangenen Zin sen waren eS 40,000 Mark. Von dem Gelbe hat Metzenthin fein gelebt und sich auch ein großes HauS gebaut. Die Verbrechen datiren aus dem Anfang der achtziger Jahre. Metzenthin war bereits pensionirt, als die Sache entdeckt wurde. Am schlimmsten sind die geschädigten Mündel daran, die Seitens des Ge richts keinen Pfennig Entschädigung erhalten, selbst in den Fällen nicht, wo der Angeklagte vom aufsicht führenden Richter, also vom Amtsgericht, zum Ver walter der Bücher durch ein besonderes Protokoll ver pflichtet war. Jede andere Behörde würde für der artige Schäden hasten müssen. Im Wege der Gesetz gebung eine Entschädigung der Betrogenen herbeizu führen, unter denen sich mehrere arme Bergmanns kinder befinden, wäre gewiß angebracht. — Nach einer amtlichen Feststellung sind im Laufe der letzten 400 Jahre an der deutschen Nordseeküste 26 Ouadratmeilen Landes dem Meere abgewonnen worden, in dem genannten Zeit raum hat nämlich die Nordsee 16 Ouadratmeilen Landes fortgespiilt, dagegen sind 42 Ouadratmeilen dem Meere abgerungen worden. — Der Sozialdemokrat Viereck, früher Vertreter München« im Reichstage, hat offenbar da« Bedürfniß, wieder von sich reden zu machen. Er hat eine Petition an den Reichstag geschickt, worin ein Verbot der Koch'schen Lymphe wegen deren Gemeingefährlichkeit verlangt wird! Der Neichstag wird wohl darüber lachend zur Tagesordnung übergehen! — Der Prinz-Regent von Bayern hat ein Handschreiben an den Minister de« Innern gerichtet, in welchem er über die zu seinem bevorstehenden 70. Geburt-feste beabsichtigten Stiftungen im Interesse der Linderung der Noch oder zur Förderung von Kunst und Handwerk durch freiwillige Gaben einzelner ober durch entsprechend bemessene Zuwendungen größe rer leistungsfähiger Körperschaften seine Freude und Zustimmung ausspricht. Dagegen würde cS seinen Anschauungen und Intentionen zuwiderlaufen, wenn au« bestehenden Stiftungen Mittel entnommen, oder Sammlungen, die einen Zwangscharakter tragen, ver anstaltet werken sollten. — Rußland. Der Hofhalt de« Czaren ist bekanntlich ein äußerst glänzender. Einige Zahlen über die zum Hofe gehörenden Damen und Herren dürften von Interesse sein. Die Kaiserin hat in diesem Jahre acht Ehrendamen und nicht weniger al- hundertvierundachtzig Hofdamen. Im Ganzen giebt eS fünshundertachtundsechSzig Hofämter, fünfundzwanzig Hofärzte und vierundzwanzig geistliche Personen am Hofe. Der militärische Stab ist hierbei nicht einge rechnet, ebensowenig da- Jagdamt. Dabei ist zu be rücksichtigen, daß unter der Regierung des gegenwär tigen Czaren da» Personal und die Ausgaben de« HofhalteS gegen früher bedeutend eingeschränkt wor den sind. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, II. Februar. Gestern feierte der Damenschneider Herr Christ. Franz Beyer hier sein öOjähriges Bürgerjnbiläum und wurde derselbe zu diesem Ehrentage durch eine Deputation der städtischen Collegien im Namen der Stadt be glückwünscht. Möchte dem Jubilar, der mit Glücks gütern nicht gesegnet ist und durch das hohe Alter nur wenig mehr erwerben kann, freundliche Teil nahme seiner Mitbürger und ein ruhiger Lebensabend beschicken sein. — Dresden, 9. Februar. Ihre Majestät die Königin wird sich Mittwoch, den 11. Februar Abends über Frankfurt a. M. nach Baden-Baden begeben, um daselbst einige Zeit bei ihrer Tante, der vcrw. Fürstin von Hohenzollern, zum Besuche zu verweilen und alsdann hierher zurückzukehren. Die von verschiedenen Blättern neuerding« gebrachten Mittheilungen über einen bevorstehenden längeren Aufenthalt Ihrer Majestät im Süden beruhen, dem „Dresdener Journal" zufolge, auf Erfindung. Der Gesundheitszustand Ihrer Majestät bietet erfreulicher Weise zur Zeit zu einem solchen Aufenthalt keinen Anlaß. — Zwickau, lieber die neue Sekte, die jetzt hier ihr Unwesen treibt und sich „Freier Bruder- und Schwesternbund" nennt, erfahren wir Folgendes: Die Sektirer traten im vorigen Sommer zuerst an die Oeffentlichkeit. Sie zählen kaum 30 Mitglieder, wovon nur etwa drei in Zwickau wohnen. Ein feste« Gefüge, Satzungen oder Ritual, haben die Leute nicht. Ein Mann und eine ledige Frauens person bilden die Seele dieser Bewegung und ver wirren die Sinne der übrigen Genossen. Seit Mo naten arbeiten die Sektirer nicht mehr; sie leben seitdem von der Unterstützung einiger für die Sache gewonnener bemittelter Familie». Was die Leute wollen, wissen sie selbst nicht. Ihr Trachten ist offenbar nur darauf berechnet, Aufsehen zu erregen, das zeigt sich daraus, daß sie daheim oder wenn sie vereinzelt mit Nichtsektirern verkehren, ruhige, harm lose Menschen sind, während sie beim gemeinsamen Auftreten sich gegenseitig anregen, Verzückungen heu cheln, unavtikulirte, fast thierische Laute ausstoßen rc. Die betreffenden Seelsorger, wie Behörden haben übrigens — bis jetzt leider umsonst — schon seit längerer Zeit sich bemüht, die Leute zur Erkenntniß ihrer Verirrung zu bringen. — Von der der heiligen Anna geweihten Haupt kirche zu Annaberg findet oder fand man im Pflaster der Kirchgasse, das aus bläulichem Basalt besteht, einen rochen Stein, mit dem es eine seltsame Be- wandtniß hat. Ein Chorknabe war durch einen Windstoß von der Galerie des ThurmeS herabge schleudert worden. Weil er aber den weiten Chor rock noch an hatte, verfing sich der Wind in dem selben, wodurch der Knabe im Falle anfgehalten wurde und mit dem Leben davon kam. Ihm dieses Kunststück nachzumachen unternahm kurz nachher ein furchtloser Schieferdeckergeselle. Unter großem Zu sammenlaufe des Volkes sprang er, mit einem faltigen Mantel angcthan, von der Galerie des ThurmeS in die Tiefe. Da aber der Mantel die Luft nicht faßte, überschlug sich der Körper des Waghalses und stürzte mit voller Wucht auf da« Pflaster, wo man ihn zer schmettert aufhob. Diese Stelle bezeichnet jener rothe Stein, der bi- zur Zeit des Niederganges der Inn ungen von den reisenden Wandergesellen als Wahr zeichen betrachtet wurde. — Plauen. Der hiesige Kirchenvorstand hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, in Uebereinstimmung mit der Kircheninspektion und dem Stadtgemeinderath ein öffentliche« Preisausschreiben zu erlassen zur Ge winnung von Plänen sürLrbauung einer neuen evangelisch-lutherischen Kirche in Plauen. Es sind drei Preise festgesetzt worden in Höhe von 2500, 1500 und 1000 Mark, welche den relativ besten Arbeiten zusallen solle». Nach dem hierfür aufgestellten Pro gramm darf die Kirche einschließlich des ThurmeS, der Glocken, der Uhr, de« Altars, der Kanzel, der Orgel, sowie der Heizung«- und Beleuchtungsanlage u. s. w. 300,000 Mk. kosten; als Stil ist der gothische gewählt worden, die Zahl der Sitzplätze auf 1200 festgesetzt. Die Pläne sind bi» zum 31. Juli 1891 bei der hiesigen Kirchnerei einzureichen. Al» Preis richter wurden gewählt: Baurath Mothes in Zwickau, Architekt Roßbach in Leipzig (Sohn untrer Stadt), Architekt Löwe, Direktor der königlichen Baugewerken schule zu Planen, Superintendent Landmann und Oberbürgermeister Kuntze daselbst. — Auerbach. Am vorigen Sonnabend hielt im Bezirkslehrerverein Auerbach Herr Bezirks schulinspektor Schreyer seinen vierten Vortrag und zwar diesmal über die Frage: »Was lehrt un« die Pädagogik der deutschen Städte im Mittelalter?" Der inhaltreiche, höchst fesselnde Vortrag, der auch für weitere Kreise Interesse hat, gründete sich auf folgende Hauptsätze: 1. Wo in einer Stadt da» Naturleben geschont, alter Brauch gewahrt, da- volks- thümliche Lied gepflegt und sinniges Spiel getrieben wird: da werden dem Denken und Dichten der Jugend vielseitige und wirksame Anregungen gegeben. 2. Wo in einer Stadt der Ernst der Arbeit herrscht, die Ehre des Handwerks in den Werkstätten hochge halten, das öffentliche Leben durch Gesetz und Ord nung geregelt und in den Bürgerhäusern Einfachheit, Zucht und gute Sitte geübt wird: da gewöhnt sich die Jugend schnell und leicht an eine ernste Führung des Lebens. 3. Wo in einer Stadt neben dem lebendigen Selbstgefühle auch der Gemeinsinn der Bürger erwacht, wo Handel und Wandel den engen Horizont der Geister erweitern, wo das Gewerbe ein künstlerisches und wissenschaftliches Gepräge empfängt: da ist auch ein triebkräftiger Boden für die Blüthe des städtischen Schulwesens gegeben. 4. Wo in den städtischen Schulen nur eine Ausbildung der Schüler für das praktische Leben erstrebt, der Unterricht hand werksmäßig betrieben und die Zucht mit rauher Hand geführt wird, wo die Lehrerschaft fortwährend im Wechsel begriffen, ohne fachmännische Bildung, wie ohne geistige und sittliche Kraft und ohne angesehene gesellschaftliche Stellung ist: da können die Schulan stalten nicht wohl gedeihen. 5. Wo aber die Schulen eine Erziehung der Schüler zu tüchtigen Charakteren erstreben, auch für die Ausbildung der Märchen und ingleichen für arme und verwaiste Kinder gesorgt wird, wo edler Bürgersinn die Schüler durch Schenk ungen und Stiftungen bedenkt, eine gute Litleratur für die selbstthätige Fortbildung der Schüler und für die wissenschaftliche Vertiefung der Lehrer sorgt: da entfaltet sich auch das Schulwesen zum Wohle der Bürgerschaft. — Einer Mittheilung zufolge ist in der Nacht vom 6. bis 7. d. M. in Adorf ein Einbruchsdiebstahl verübt und sind dabei 40 goldene und silberne Herren- und Damenuhren gestohlen worden. Vor dem An kauf wird dringend gewarnt. — Wie Gastwirth Wagner in Reitzenhain mittheilt, beruht die von den sächsischen Blättern gebrachte Notiz, daß am 3. Februar das Gasthaus „zum Malzhaus" in Reitzenhain ein Raub der Flammen geworden und dabei ein Muldenthaler Sänger umgekommen sei — auf Unwahrheit. Der Gasthof steht noch und der „verbrannte" Sänger er freut sich trefflichen Wohlseins. — In der „Sächsischen Arbeiterzeitung" werden die sozialdemokratischen Arbeiter aufgefordcrt, aus den Turn- u. Gesangvereinen auSzntreten und den Arbeitervereinen sich anzuschließen. Wir sind überzeugt, daß diese Aufforderung ganz und gar den Wünschen entspricht, welche in den Turn- und Sängervcreinen schon längst gehegt wurden. Das deutsche Turnen und da« deutsche Lied sind so köstliche Güter unsere« nationalen Volkslebens, daß sie absolut keine Berühr ung mit der Sozialdemokratie haben dürfen und eS ist daher das Beste, wenn die Sozialisten ihnen fern bleiben. l. Ziehung 8. Klasse 119. Kgl. Lachs kanües-kotterie, gezogen am 9. Februar 1891. 40,000 M-rk aus Nr. 47483. 30.000 Mark auf Nr. 5071. 20,000 Mark auf Nr. 4948». 15,000 Mark aus Nr. 543«. 5000 M-rk aus Nr. 48398 53062 58407. 3000 Mark aus Nr. 13954 19778 38761 43873 76415 91731. 1000 M-rk aus Nr. 2993 2859 9942 14460 16492 21571 25431 2582« 27946 30108 35388 41429 60038 «5273 71289 73664 87559 95679 96554. 500 Mark auf Nr. 550 3872 11769 19140 25720 25619 29839 33998 46999 47637 51172 54860 55378 55644 60585 69896 75402 77701 86494 93833 93180 95949 97646 99653. ZOO Mark aus Nr. 9047 10566 12292 12II3 15278 21313 22596 26752 26761 27714 27773 28714 30425 30039 32400 8293« 36103 38315 40145 42605 43247 44405 44788 45700 48929 49IS3 4939« 51256 54518 55014 55020 56319 59484 62223 «3857 «5164 «8223 70727 7239« 72062 73352 73493 74912 75521 75759 75669 78408 79951 85616 88731 93769 97312 98993. 2. Ziehung gezogen am 10. Februar 1891. 10,000 Mark auf Nr. 13328. 5000 M-rk aus Nr. 23983 65196. 3000 M-rk aus Nr. 2598 22398 73598 80689. 1000 M-rk aus Nr. 2872 9493 41684 55564 59I0I 61206 67740 69827 85822 91954 94474. 500 M-rk auf Nr. 88 5402 9723 11444 II505 11589 15225 17042 19999 23027 27077 30725 35992 39917 39670