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Hagesgeschichle. -Deutschland. Der Kaiser hat an seinem Geburtstag eine KabinetSordre an den Prinzen Heinrich gerichtet, in welcher er ihm seine Aner kennung für die der Marine geleisteten Dienste an«- spricht und hervorhebt, daß es ihm eine besondere Freude gewesen wäre, ihn an diesem Tage zum Kon- tre-Admiral zu ernennen, daß er aber auf den speziellen Wunsch des Prinzen, welcher zur Vervoll- kommnung seiner Kenntnisse gern noch in seiner jetzigen Stellung verbleiben wolle, von dieser Beför derung Abstand nehme. — AuS Anlaß des Rücktritts des Grafen von Waldersee aus seiner Stellung als Ches des Großen Generalstabes frischt die „Bd. Ldsztg." einige Erinnerungen aus der Vergangenheit des Scheidenden auf. Zunächst erzählt das Blatt, daß in der Wohnung des Grafen sich eine ganze Anzahl von Porträts des Kaisers aus verschiedenen Zeiten befindet, unter denen der Kaiserliche Namenszug mit dem Zusatze: „Meinem bochverehrten Freunde und Lehrer, dem Meister der Kriegskunst", zu lesen ist-, prachtvolle Angebinde be zeugen auch außerdem noch die Verehrung, welche der Monarch selbst bis in die neueste Zeit hinein dem Grafen zollte. Alsdann wird zu dem bekannten kleinen Konflikt zwischen dem Kaiser und Waldersee im Jahre 1889 aus Anlaß der Prüfung der von den Offizieren des Großen Generalstabes gegebenen Lösungen noch Folgendes berichtet: „Man diskutirte über die Auf gabe, von der der Kaiser mit einiger Entschiedenheit behauptete, sie sei viel zu schwer, ja sie sei überhaupt nicht lösbar. Auf die Entgegnung, daß sie ja vom Grafen Moltke geprüft und für gut befunden, ja auch in der That von zwei Offizieren gelöst worden sei, verblieb der Monarch bei seiner Ansicht und suchte dieselbe durch Hinweise auf die Einzelheiten zu begründen, wobei er im Eifer des Gesprächs eine Bemerkung gemacht haben soll, welche die Aufgabe als nicht vernünftig kritisirte. Graf Waldersee er bleichte und schwieg. Dann hieß cs, er habe seine Entlassung erbeten und — auch erhalten. Bald da rauf jedoch erfuhr man, daß seine Gesundheit sehr angegriffen sei und eine Reise nach dem Süden er fordere. Zu diesem Zwecke habe er einen Urlaub von mehreren Wochen erhalten. Graf Waldersee trat denselben sehr bald an. — Einen zweiten Zwist gab es bei den-Manöver» in Schleswig-Holstein im vorigen Jahre, bei dem cS sich abermals um taktische Meinungsverschiedenheiten und zwar zwischen dem General von Lesczinsky und dem Generalstabschef handelte. — Italien. Der am 31. v. Mts. durch eine Kammerabstimmung erfolgte Sturz des Ministeriums CriSpi zieht in der europäischen Presse immer weitere Kreise. Beachtung verdient, daß die italienische Presse mit geringen Ausnahmen diejenigen Aenßer- ungen der Pariser Blätter zurückweist, welche in dem Sturze Crispis eine Lockerung des Dreibundes erblicken. Wer immer auch das italienische Staats ruder ergreifen sollte, Niemand wird sich der Noth- wcnvigkeit verschließen können, den mitteleuropäischen Fricdensbund und die Zugehörigkeit Italiens zu dem selben aufrecht zu erhalten. — König Humbert em pfing am Montag den deutschen, sowie den österreich ischen Botschafter und erklärte ihnen gegenüber, daß der Rücktritt Crispis in der auswärtigen Politik Italiens nichts ändere. L-eale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 4. Februar. Ihre Majestät die Königin ist gestern Nachmittag von Leipzig hier wieder eingetroffen. Da die Verrenkung ihres Fußes noch nicht gänzlich geheilt ist, so muß sich Ihre Maj. beim Gehen eines Stockes bedienen. Die Rückkehr Sr. Majestät des Königs steht am Donnerstag bevor. — Leipzig, 2. Februar. Unter auffälligen be gleitenden Umständen nahm sich am vorgestrigen Abende eine hiesige Putzmacherin, die Braut eines hiesigen Kaufmanns, das Leben. Dieselbe schoß sich eine Kugel durch das Herz, nachdem sie vorher sich bräutlich gekleidet hatte. Zu Füßen der Entseelten fand man einen großen Neufundländer Hund vor, welcher nur schwer von der Leiche seiner Herrin fort zubringen war. — Leipzig, 3. Febr. Diehierundda gehegten Befürchtungen, daß die Angelegenheit der Errichtung eines Denkmals der Völkerschlacht bei Leipzig auch diesmal wieder im Sande verlaufen werde, sind, wie von unterrichteter Seite mitgetheilt wird, völlig grundlos. Gehen auch die von den deutschen Städten erwarteten Beiträge in Folge des vielfach vorgekom menen Zusammentreffens mit anderen Denkmalsplänen etwas später ein, als man in der Jubiläumsbegei sterung von 1888 gehofft hatte, so bleiben sie doch keineswegs ganz aus. Erst dieser Tage wieder ist von dem Stadtrath zu Mannheim ein Beitrag von 500 Mk. eingesandt worden. — Am Sonnabend Abend ist in einem Grund stück der Klostergasse in Leipzig, in welchem sich eine Destillation befindet, ein in VolkmarSdorf wohn hafter 45jährigcr Handarbeiter die Kellertreppe hinab gestürzt und in Folge eine« Schädelbruchs auf der Stelle todt liegen geblieben. Der BedaucrnSwerthe hat vcrmuthlich den Abort aufsuchen wollen und ist hierbei aus Versehen an die in den Keller führende Treppe, deren Thüre aufgestanden hat, gerathen. — Zwickau. Seine Majestät der König haben mittelst Allerhöchsten Beschlusses vom 17. Januar d. I. Allcrgniidigst zu genehmigen geruht, daß vom nächsten also diesjährigen Rekruten-EinstellungS-Ter- min ab das 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 aus dem Bezirke der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 und dafür das 7. Infanterie-Regiment „Prinz Georg" Nr. 106 aus dem Bezirke der 3. Infanterie-Brigade Nr. 47 ergänzt wird. Die aus dem diesseitigen Bezirke aus zuhebenden Rekruten für Infanterie werden daher be reit« von diesem Jahre ab beim 7. Infanterie-Regi ment „Prinz Georg" Nr. 106 in Leipzig zur Ein stellung gelangen und nicht mehr beim 6. Infanterie- Regiment Nr. 105. — Oberlungwitz. Am Freitag Abend in der siebenten Stunde ist in ihrer Wohnung hier die Brief trägersehefrau Minna Unger überfallen, allem An scheine nach mit einem Beile niedergeschlagen und so schwer verletzt worden, daß man an ihrem Aufkom men zweifelt. Den Thäter scheint man in der Per son des 65 Jahre alten, pensionirten Briefträger Anton Herschel Hierselbst ermittelt zu haben, da man zur Verhaftung desselben schritt. Ob sich dieser Ver dacht bestätigt, wird sich hoffentlich bald ergeben. Uebcr das Motiv, welches Herschel zu diesem schweren Verbrechen getrieben haben könnte, hat man bis jetzt noch keine Vcrmuthung. Weiterhin wird über diesen Vorfall gemeldet: Der Gatte der Minna Unger ist z. Z. als Reservist zur Ableistung der militärischen Uebung eingezogen und diesem Umstand ist cs wohl auch zuzuschrciben, daß die Staatsanwaltschaft erst am Sonntag Anzeige von dem Vorfall erhielt. Die schwerverletzte Fran, welche noch besinnungslos im Krankenhaus liegt, hat in lichten Augenblicken ausgesagt, daß ihr die Verletz ungen von dem 65 Jahre alten pensionirten Brief träger Anton Herschel mit einem Beile zugefügl wor den sind. Man stellte daraufhin weitere Ermittel ungen an, nach welchen sich der Sachverhalt wie folgt gestaltet: Freitag Abend zwischen 6 und 7 Uhr trat der Briefträger Herschel in die Wohnung der Minna Unger; kaum in der Wohnung angekommen, führte H. mit einem von ihm initgebrachten Beile einen Schlag gegen die Frau, so daß diese zusammenstürzte. Beim Ausholen zu einem zweiten Schlag hat er an der Decke angestoßen und dadurch die oben wohnende Frau stutzig gemacht, die nunmehr heruutergeht, um nachzusehen, was los sei und dabei den Briefträger Herschel sicht, der eben das Hans verläßt. Nach der Frau sehend, findet sie dieselbe in bewußtlosem Zu stande neben dem Ofen liegen und aus dem Kopfe blutend. An etwas so schreckliches denkt die Frau aber nicht, sondern vermuthet, daß die Unger in einem Ohnmachtsanfall mit dem Kopf an den Ofen gefallen und sich verletzt hat. Der hinzugezogene Arzt konnte aber nicht recht an einen OhnmachtSan- fall glauben, vielmehr hat nach seiner Aussage die Unger in den Schläfegegenden zwei schwere Verwund ungen, welche ihr nach seinem Dafürhalten mit einem stumpken Instrument '-«gebracht worden sind und deren Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen. Den Ehemann der Unger hat man von dem Vor- kommniß telegraphisch benachrichtigt, worauf derselbe sofort in seine Heimath entlassen worden ist. Herschel ist sofort verhaftet und vorläufig an das Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal abgcliefert worden. Was ihn zu dieser unseligen That getrieben, ist noch unbekannt, doch vermuthet man, daß derselbe die That in einem Anfalle von Geistesstörung verübt hat. — Olbernhau, 2. Februar. Am Sonnabend Abend kam der hier stationirte Obergrenzaufseher plötzlich um sein kürzlich erst für 800 Mk. gekauftes, aber nicht versichertes Pferd. Während nämlich sich de* Pferdewärter kurze Zeit aus dem Stalle entfernt hatte, explodirte die am Geschirrrechen hängende brenn ende Laterne. Eine mit Futtervorräthen am Boden stehende Kiste gerieth dadurch in Brand und verur sachte einen solchen Qualm, daß das Thier davon erstickte. — Schneeberg, 2. Febr. Oberförster Gubner in Wildbach, Revierverwalter des der Zwickauer Kirchgemeinde gehörigen Poppenwaldes, ist gestern gegen Abend auf dem Wege von Niederschlema nach Wildbach vom Schlage getroffen und bei der Schle- maer Warte, einem Aussichtspunkte, leider bereits als Leiche aufgefunden worden. Der so jähe Tod de« verdienten und allgemein hochgeachteten Beamten er regt in hiesiger Gegend allgemeine Theilnahme. Ober förster Gubner war auch der Begründer der so be liebt gewordenen Sommerfrische Poppenwald. — Weißbach, 2. Februar. Gestern ffuhr das Geschirr eines Gutsbesitzer« mit mehreren weiblichen Insassen nach Wiesenburg. Die Pferde vermochten an manchen Stellen nur mühsam den Wagen durch die festliegenden Schneemassen zu ziehen, bis er end lich sich ganz fest fuhr. Nach mehrmals vergeblichen Versuchen Alles wieder in Gang zu bringen, zogen plötzlich die Pferde an und im Augenblicke hatten dieselben die vier Räder au« den Federn und Angeln gerissen, den Wagen mit sich fortreißend. Da« Wa- gengestclle fiel ziemlich regelrecht auf den Schnee, sodaß die Insassen glücklicher Weise nur mit dem bloßen Schreck davon kamen. — Hartenstein, 2. Februar. Heute Nachmittag in der fünften Stunde wurde der in Stein wohn hafte Weichenwärter F. Geißler bei Ausübung seines Beruf« durch den von dort nach Schwarzenberg ab gehenden Zug überfahren und geködtet. — Bekanntlich muß da» Anzünden der Flam- men in den mit Gasbeleuchtungseinrichtung ver sehenen Eisenbahnwagen dadurch erfolgen, daß die Wagenwärter oder die damit beauftragten Personen das Dach der Wagen besteigen und alsdann das Erleuchten der einzelnen Wagen-Abtheilungen vor nehmen. Durch dieses Aufsteigen ist, vornehmlich zur Winterszeit, wo Schnee und Eis da« Gehen auf den Wagen und das Uebertrcten von einem Wagen zum anderen sehr erschwert, schon mancher Unglücksfall hcrbeigeführt worden. Durch eine neue probeweise Einrichtung, welche bei einein Eisenbahn zug der Bayrischen Staatsbahnen seit längerer Zeit angebracht ist, wird nun das Anzüuden ver Gas flammen durch Elektrizität vollzogen. Es siub an den Wagen elektrische Drähte angebracht, und der Wagenwärker, welcher in einem Kästchen das Nöthige bequem bei sich tragen kann, ist im Stande, daS Anzünven der Gasflammen vom unteren Theile des Wagens zu bewerkstelligen, ohne daß er den Wagen zu besteigen unv dadurch sein Leben in Gefahr zu bringen braucht. Amtliche Mittheilungrn aus den ftathssitzungrn. Sitzung vom 7. Januar l891. Der Stadtrath genehmigt: I) den Antrag der Stadtverordneten aus Beschaffung Koch'scher Lymphe und beschließt die Bestellung nach vorher in Lößnitz und Aue eingezogenen Erkundigungen über die etwa bezüglich der Behandlung gestellten Bedingungen zu bewirken, 2l das Gesuch des Stadtkassirers Beger, ihm die Ueber- nahme der Stelle des stellvertretenden Direktors des hiesigen Gasbeleuchtungs-Aktien-Vereins zu gestatten, 3) das Gesuch des Maschinenstickers Theodor Unger, um Erstattung der auf 48 Mk. berechneten Kosten sür die Wieder herstellung des bei dem Brande am 31. Dezember 1889 ge legentlich der Rettungsarbeiten vernichteten Zaunes, nachdem die König!. Brandversicherungskammer die Erstattung dieser Kosten abgelehnt hat, da der Gesuchsteller den Erstattungsan trag zu spät gestellt habe. Diese Angelegenheit ist an die Stadtverordneten zur Mitentschlicßung abzugeben. Sitzung vom 13. Januar 1891. Der Stadtrath nimmt I) von den von den Stadtverordneten am 10. Januar 1891 gefaßten Beschlüssen Kenntniß und ordnet das weiter Erforderliche an, beschließt L) mit Rücksicht darauf, daß der Reichstreue Verein und der Militär-Verein beabsichtigen, zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers einen allgemeinen Commers abzuhalten, dieses Jahr von einem Festesten abzusehen, da man glaubt, daß die erstre Art der Feier mehr Anklang und Betheiligung finden werde, faßt 3) bezüglich zweier Reklamationen von Gewcrbtreibeuden gegen ihre Einschätzung zur Ortsschankgcwerbesteuer Entschließ ung und lehnt 4) zwei Gesuche von Handclstreibenden um Erlaß der ihnen wegen Nichtverschlossenhaltens der Schaufenster während der Stunden des Gottesdienstes auferlegten Strafen ab. Sitzung vom 21. Januar 1891. Der Stadtrath nimmt 1) von der die Erhebung von Schulgeld von den durch Privatunterricht vom Besuche der Volksschule befreite» Kinder genehmigenden Ministcrial-Verordnung Kenntniß, beschließt 2) de» Antrag der Ortskrankenkasse für die Textil-Jn- dustrie und der vier Betriebskassen der Geschäfte von K. Lipfert, Rudolph L Georgi, K. L R. Tuchschecrer, A. L. Unger aus Genehmigungsertheilung zu ihrer Vereinigung zu befürworten, setzt 3) gemäß z 3 des Invalidität«- und Altersversicherungs gesetzes den Durchschnittswerth der Naturalbezüge auf IM Alk. sür Wohnung, SO Mk. für Heizung und Beleuchtung und 3M Mk. sür freie Kost und Wohnung nrit Heizung und Beleuchtung zu sammen, fest, wogegen die Feststellung der Tantiemen für den einzelnen Fall Vorbehalten wird, nimmt 4) von der Einladung zu der am 27. Januar in der Schule stattfindenden Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers Kenntniß, desgleichen 5) von den vorn Verbandsrevisor geprüften und, ohne daß Erinnerungen zu ziehen gewesen sind, zurückgcgebenen Rechnungen über die Pensionskasse und über die Erhebung der Anlagen vom Jahre 1889, indem man zugleich beschließt, sie den Stadtverordneten zur Prüfung beziehentlich Richtig- sprechung zu überweisen. Sitzung vom 27. Januar 1891. Der Stadtrath ertheilt einer Annoncenuhr-Aktien-Gesell- schaft die Erlaubniß zur Aufstellung einer meteorologischen Wettersäulc in Eibenstock unter Vorbehalt des Widerrufs. Gemeinschaftliche Sitzung beider Lollcgirn vom 31. Januar 1891. In dieser zur Wahl des Bürgermeister- anberaumten ge meinschaftlichen Sitzung der beide» städtischen Collcgien wurde nach vorheriger Berichterstattung seilen des Vorsitzenden des Wahl-Ausschusses der Stadtrath lir. jur. Körner in Freiberg einstimmig zum Bürgermeister von Eibenstock erwählt. Aus vergaugmer Zeit — sür unsere Zeit. Bor 270 Jahren, am § Februar 1821 wurde das zu Straßburg gegründete Kollegium gelehrter Männer durch Kaiser Ferdinand II. zur Universität erhoben. Der Wille war gut, aber die Thatkraft der ehemals so mächtigen deutschen Kaiser gering geworden; sie hatten angesangen, ihre Kraft und Herr schaft in Religionskriegen und Scharmützeln mit den Reichs fürsten, deren es Legionen gab, zu vergeuden. So kam es denn, daß die Stadt, die eine deutsche Universität besaß, sech zig Jahre später mitten im tiefsten Frieden Deutschlands von französischem Uebermuth geraubt wurde und französisch bleiben mußte, bis wiederum hundert und neunzig Jahre später, — man sieht die alte Reichsstadt rechnet mit runden Summen in den Jahreszahlen, — gründlich mit französischem Uebermuth und Hochmuth abgerechnet wurde und Straßburg wieder deutsch wurde. Und am 1. Mai 1872 ist die deutsche ReichS-Univer-