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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Lesirk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Jasr,«««. Dienstag, den 3. Februar 18SL Abonnement viertelj. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Bekanntmach nug, die Anmeldung der Ostern 18Sl schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Ostern 189l werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können auch solche Kinder der Schule zugeführt werden, welche bis zum 30. Juni 1891 das sechste Lebensjahr vollenden. Von diesen Kindern, von den gesetzlich schulpflichtigen sowohl, wie den letzt erwähnten, wenn sie schon zu Ostern 1891 in die Schule eintreten sollen, sind die Knaben: Mittwoch, den 4. Februar 1891, Vor mittags 1112 Uhr und Nachmittags S—5 Uhr und die Mädchen: Donnerstag, den 5. Febrnar 1891, Vor mittags 1112 Uhr und Nachmittags 2 5 Uhr in hiesiger Schule im Direktorialzimmer anzumelden Bei dieser Anmeldung ist zunächst die Erklärung abzugeben, ob das betreffende Kind in die i. oder n. Bürgerschule Aufnahme finden soll, ferner ist für alle Kinder der Impfschein und für Kinder, die aus Gesundheitsrücksichten vom Schulbesuch noch zurückbehalten werden sollen, ein ärztliches Zeugnitz über die Nothwenbigteit dessen, für die nicht in hiesiger Stadt geborenen Kinder aber außerdem eine standesamtliche Geburtsurkunde und ein Taufzeugnitz beizubringcn. Eibenstock, am 28. Januar 1891. Der Schulansschnß. Löscher. Wsch. Die belgische Thronfolge. Neben dem rein menschlichen Mitgefühl, welches der plötzliche Tod des belgischen Prinzen Balduin wachgerusen, tauchen auch mehrfache Erwägungen po litischer Natur auf, welche insbesondere die englische und die französische Presse beschäftigen. In Belgien gilt die männliche Erbfolge. Der Sohn des Königs Leopold II. ist vor 20 Jahren ge storben und der zunächst Thronbercchtigte ist der Gras von Flandern, ein Bruder des Königs und nur zwei Jahre jünger als dieser. Die Wahrscheinlichkeit, daß dieser den Thron besteigt, ist mithin keine hohe und allgemein wurde dessen ältester Sohn, eben der ver storbene Prinz Balduin, als präsumtiver Thronfolger betrachtet. Nun hat der Graf zwar noch einen zweiten Sohn, den Prinzen Albert, welcher im 16. Lebens jahre steht, aber dessen Konstitution soll nicht eben die festeste sein und es besteht vielfach die Ansicht, raß er seinem Bruder bald in das Grab nachfolgen werde. Die vielgeschäftige Fama verbreitete schon vor einigen Tagen, daß der Gesundheitszustand des Prin zen .bedenklich" wäre. Wie dem auch sei, — jedenfalls darf jetzt schon die Möglichkeit ins Auge gefaßt werden, daß ver jünge belgische Ast des Hauses Sachsen-Koburg ab stirbt. Die belgische Verfassung sieht einen solchen Fall vor und giebt dem Könige das Recht, in Ueber- einstimmung mit den Kammern selber einen Nach folger zu ernennen. Da indessen König Leopold eben sowenig wie der Graf von Flandern schon ans Ster ben denken, und Prinz Albert als Sechszehnjähriger schwerlich die süße Gewohnheit des Daseins allzubald mit dem Gegentheil vertauschen möchte, so ist die Frage noch keineswegs eine brennende und nur ihre einstweilige Behandlung Seitens der englischen und französischen Presse macht sie zu einer interessanten. In England, wo Belgien seit Anfang seiner staat lichen Selbstständigkeit als eine Art kontinentaler Vor posten der britischen Interessen gilt, und wo deshalb jede Bedrohung der belgischen Neutralität als gegen England selbst gerichtet erscheint, kann man begreif licherweise gar nicht konstitutionelle Bürgschaften ge nug gegen unberechenbare Schicksalsfälle bekommen und sähe deshalb am liebsten, wenn der König und die Kammern schon jetzt die Thronfolge möglichst ohne Verzug anderweitig regelten, sei eS durch Bezeichnung deS nächstfolgenden Thronanwärters, sei es durch Auf hebung de« Verbotes der weiblichen Thronfolge. Auch in England kommt ja mit dem Prinzen von Wales ein Zweig deS Hauses Koburg-Gotha auf den Thron. (Bekanntlich war der Prinz-Gemahl Albert ein Bruder de« regierenden Herzog« Ernst von Koburg-Gotha). Dieser Umstand in Verbindung mit der Anschauung, daß Belgien so eine Art englischer Filiale sei, läßt in London den lebhaftesten Wunsch entstehen, die belgische Thronfolge womöglich schon jetzt geregelt und als eventuellen Erbfolger einen der jüngeren englischen Prinzen bestellt zu sehen. Ganz ander« betrachtet man von französischer Seite diese Angelegenheit. Obwohl die Republik zur belgischen Monarchie die besten „freundnackbarlichcn Beziehungen" heuchelt, sieht man da« belgische Land als eine französische Provinz an, die über kurz oder lang an das Mutterland Frankreich zurückfallen müsse. Bei jeder passenden Gelegenheit wird die .natürliche" Zusammengehörigkeit der Bevölkerung zu beiden Seiten der französisch-belgischen Grenzpfählc betont und die Franzosen betrachten ihre Sympathien für den nord östlichen Nachbar wie ein Kapital, deren Zinsen man zwar einstweilen aus Zweckmäßigkeitsgründen nickt erhebt, sondern von Jahr zu Jahr auflaufcn läßt, aber mit dem Vorbehalt, im gegebenen Momente sich den Gesammtbetrag einzukassiren. Der französische RepublikaniSmus erschöpft sich in sehr beredten Bei- leidsergüssen anläßlich des Hintrittes des von der ganzen belgischen Bevölkerung geliebten Prinzen Bal duin — aber er weiß, oder glaubt zu wissen, daß, alles in allem, das monarchische Prinzip durch den Ausfall eines glänzenden Repräsentanten eine Kräftig ung nicht erfährt, und das ist eine Betrachtung, wo mit die Philosophie der Republikaner sich unschwer befreundet. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Rücktritt des Grafen Waldersee von seinem Amte als Chef des General- stabeS dürfte nunmehr zur Thatsache werden. Wie verlautet, wird i» militärischen Kreisen der bevor stehende Wechsel in der Leitung des Großen Gencral- stabes bereits als etwas Bestimmtes besprochen. Auch das offiziöse Tclegraphcnbüreau hat dahingehende Mittheilungen weiter verbreitet. Als Nachfolger WalderseeS werden außer dem General v. LeszczynSki noch genannt: Graf Haeseler, Graf Schlieffen und General v. Wittich. — Auf Veranlassung deS sozialdemokratischen Abgeordneten Liebknecht ward am 12. vorigen M. in Berlin eine .Arbeiter-Bildungsschule" oder, wie von einem Redner prahlerisch geäußert wurde, eine .Arbeiteruniversität" gegründet. In diesen Tagen nun hat sich diese .Schulgemeinde" konstituirt und der vielseitige Massenredner unter den Berliner „Genossen", Kandidat Pöus (oder Peus), entwickelte dabei ein Programm, welches vermuthlich dem Lehr plan zu Grunde gelegt werden wird. Danach soll die Nationalökonomie den Hauptlehrgegenstand bilden und zwar im Anschluß an Vorträge über Marx's Kapital. Ferner soll das Studium der Geschickte, „welche selbstredend vom Standpunkte der materiali stischen Auffassung gelehrt werden müsse", besonders lebhaft betrieben werden. Es komme dabei, so meinte Pöus, wesentlich darauf an, die Geschichte der ökono mischen Entwickelung vorzuführen, weil diese den rothen Faden der Ereignisse in der Weltgeschichte abgäbe. Dadurch soll in der Arbeiteruniversität dem „Versuche" entgegengetreten werden, „die Geschichte noch mehr als bisher in tendenziöser Weise al« ein auf Schlachten und Dekrete sich stützendes Machwerk der Fürsten darzustellen". Al« dritten Punkt nannte der Referent die Naturwissenschaften. Diese sollen dem Arbeiter die Möglichkeit geben, theilS die Ent wickelung der Technik kennen zu lernen, aber auch sich auf den Boden des dogmenlosen, reinen Wissens zu stellen. Endlich sei von großer Bedeutung Deutsch, die Fertigkeit des mündlichen und schriftliche«: Aus druckes, sowie auch die Fähigkeit streng logischer Ent wickelung eine« reinen Gedankenganges. Diese vier Fächer halte Referent für die wichtigsten. Andere Dinge, wie Sprachen, Stenographie u. s. w., müßten den allgemeinen Bedürfnissen angepaßt Werren. — Wir nahmen in unserer letzten Nummer von einer Mittheilung Notiz, wonach im Köthener Lehrerseminar eine Untersuchung wegen sozial demokratischer Umtriebe unter den Seminaristen cingeleitet worden sei. Wie wir aus einer Erklärung ersehen, die der Scminardirektor Heine in der „Kö- thenschen Zeitung" veröffentlicht, ist die Meldung richtig, wenn auch etwas übertrieben. Thatsächlich verhielt sich die Sache so: Es war bekannt geworden, daß ein Zögling der zweiten Klasse des Seminars während der Weihnachtsferien in seinem Wohnorte eine Versammlung berufen und abgehalten habe, in welcher aus stark naturalistischen (und vielleicht auch sozialdemokratischen) Schriften Abschnitte vorgelesen worden seien. Eine Untersuchung ergab, daß der Seminarist anscheinend öfter Versammlungen in sei nem Wohnorte zum Zweck von Vorlesungen aus na turalistischen Schriften veranstaltet und Schriften na turalistischen und sozialdemokratischen Inhaltes im Seminare gelesen und weiter verbreitet hatte. Der junge Mensch entzog sich der weiteren Untersuchung durch Austritt aus dem Seminar, indem er zugleich anzeigte, daß etwaige Zuschriften an ihn an die Re daktion der „Volksstimme" in Magdeburg gerichtet werden sollten. — Nachdem der geschäftsführende Ausschuß des Deutschen Lehrervereins seine Mitglieder auf gefordert hat, sich dem Gesuch des preußischen Lehrer vereins an den Reichskanzler und an den preußischen Kriegsminister um Gewährung des Rechtes des ein jährig-freiwilligen Militärdienstes an die Volksschullehrer anzuschließen, sind bereits verschiedene . außerpreußische Vereine dieser Aufforderung gefolgt. Es ist indessen bei der gegenwärtig an maßgebender Stelle herrschenden Auffassung über die Nothwcndig- keit, das Bercchtigungswesen für de» einjährigen Dienst eher einzuschränken als auszudehnen, kaum anzunehmcn, daß diese Bewegung irgend einen Er folg haben werde. Bekanntlich werden weitere Ver schärfungen bezw. Erschwerungen für die Erlangung der einjährig-freiwilligen Dienstbcrechligung geplant. — Die Hochwassergefahr scheint für Deutschland gnädig vorübergehen zu sollen. Im Rheingebiet sind freilich in einer ganzen Zahl von Städten Uebcrschwemmungen eingetreten, einzelne Brücken sind fortgcrissen, auch Wege zerstört und Häuser beschädigt, aber eine große Katastrophe ist doch glücklich verhütet und wird auch hoffentlich nicht mehr eintreten. Nächst dem Rhein sicht es an der Weser am meisten nach Ueberfluthungen aus, doch ist auch hier nichts Ernste« zu erwarten, den vor liegenden Mittheilungen nach zu schließen. Recht böse sieht es dagegen in Belgien aus, wo der Eisen bahndienst in Folge der Ueberschwemmungen gestört ist. Dutzende von Dörfern stehen unter Wasser, die Bewohner mußten in Kähnen von den Dächern herab geholt werden. Auch die Stadt Löwen steht zum großen Theil unter Wasser. — Die auch von uns kürzlich aus Emmerich gebrachte Nachricht über die Stärke der Eisdecke auf dem Rhein sagte, daß diese letztere bei behörd lichen Messungen an einzelnen Stellen über 4 m stark befunden worden sei. Als Erläuterung hierzu möge der Inhalt zweier Privatbriese dienen, die ein Zwickauer Herr auf seine Anfragen aus dortiger Gegend erhielt. Darin heißt es: