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schlimme Botschaft zu hören. Erst während der Nacht schlich ich mich in'S Dorf und pflanzte mich jenseits der Gasse auf, unverwandt nach dem Fenster unseres kleinen Zimmers blickend. Von Zeit zu Zeit sah ich einen Lichtschein und einmal erschienst Du dicht am Fenster. Da jauchzte mein Herz auf, ich wußte nun, daß Du lebtest. Aber ich bemerkte auch, das Du etwas in Deinen Arni hieltest lind wieg test. Sollte Gott in seiner Gnade und Güte so weit gegangen sein, daß er mir reuigen Sünder auch noch das Glück hatte zu Theil werden lassen, ein kleines, hilfloses Wesen mein nennen zu dürfen? Ach, Bärbele, wie dankbar blickte ich znm Himmel empor und welch' selige Thränen habe ich geweint; aber gleichwohl wagte ich mich, da der Morgen kam, nicht in'S Haus, und erst, als ich Dich dasselbe ver lassen sah, schlich ich in'S Zimmer und begrüßte meinen kleinen Sohn.. . . Wie steht's nun, Bärbele, darf ich hier bleiben und mir im Orte wieder Ar beit suchen?" DaS war ein inniger Blick der Liebe, de» das junge Weib dem reuigen Gatten zuwarf, ein leuch tender Strahl aus dem Reiche der Ewigkeit. Zärtlich umschlang Bärbele Lorenz und das Kind, aber noch um vieles freudiger glänzten ihre Augen, als ihre Hand auf der Stirn des Kleinen eine feuchte Warme suhlte, das beste Zeichen, daß jede Gefahr vorüber und das Fieber gewichen war. So hatten denn Lorenz und Bärbele einander wiedergefunden, um sich nie mehr zu trenne»; und als die Rückkehr des Gatten und seine Reue im Dorfe bekannt wurde, war Crispin der Erste, der bei dem jungen Paare erschien und Lorenz ankündigte, daß er bei ihm wieder Arbeit finden werde. IX. In größerer Aufregung, als ain heutigen Sonn tage, hatten die Gengenfelder noch nie die Kirche verlassen. Es war daran sicherlich nicht die Kirmeß schuld, welche man feierte, obwohl es dabei immerhin Erregung genug gab, denn die Kirmeß von Gengenfeld war die besuchteste in weitem Umkreis, und selbst die Honoratioren aus der Amtsstadt verschmähten es nicht, zu der Zeit Gengenfeld und seinen berühmten Forellen einen Besuch abzustatten. (Schluß folgt.) Heffentkiche Arier des neuen Jahrhunderts am 1. Januar 18V0 in der ZLergstadt Schneeberg. Einer Nummer des „Chemnitzer Anzeigers" vom 24. Dezember des Jahres 1800 entnehmen wir folgenden interessanten Erlaß: In Schneeberg soll nach einer vorhcrgegangenen Verabredung des Magistrats daselbst mit dem Herrn Stadtkommandanten, Oberforst-, Zehnt- und Bergamt, den Herren Geistlichen und Schulkollcgen und unter deren Beitritt und Genehmigung der bevorstehende Wechsel zweier Jahrhunderte nachfolgender Anordnung mit öffentlicher Feier begangen werden 1. Sowie in der Neujahrsnacht die Glocke 12 Uhr ausgeschlagen hat, so kündet in der Fürslengasse bei der Hauptwache eine dreifache Salve aus den Kanonen der hiesigen Schlltzenkompagnie das Scheiden des jetzigen und den Eintritt des neuen Jahrhunderts, sowie den Anfang des Festes an. Hierauf wird 2. eine Viertelstunde lang mit allen Glocken ge läutet und sodann 3. von den Stadtmusikern mit Trompeten und Pauken vom Rathhausthurme musizirt und dann 4. der besonders hierzu verfertigte Gesang: Wachet auf, begrüßt den Morgen rc. nach einer bekannten Kirchenmelodie unter abwechselnder Begleitung der Personen vom Schülerchor auf dem Markte, auch sonst von letzteren noch eine passende Hymne zum Danke an die Gottheit für die Wohlthaten der Vergangenheit und zu Erstehung ihres Segens für die Zukunft ge sungen, währendem b. die Bewohner des Marktes sich es gewiß zur Erhöhung dieser nächtlichen Feierlichkeit und Verhüt ung anderer Unordnungen zur Freude machen werden, die Fenster ihrer Wohnungen mit Lichtern zu besetzen und sogleich eine das feierliche Dunkel der Nacht noch erhebende zweckmäßige Erleuchtung zu bewerk stelligen. Diesen Eingang des Festes schließt 6. eine zweite Salve mit den Kanonen und dann wird der übrige Theil der Nacht, zumal da an sel bigem Tage der um b Uhr sonst gewöhnliche Früh- gotteSdienst ausgesetzt werden wird, ruhig und stille in den Wohnungen und Ruhestätten zugebracht, und daher das hiesige Publikum und besonders die Haus- wirthe hiermit zugleich ernstlich und väterlich aner mahnt, zu Verhütung von Feuergefahr und anderer Unordnungen alle mögliche pflichtschuldige Sorgfalt anzuwendcn, sich aller Art von Ungebührnissen und Ausschweifungen, besonders der sonst gewöhnlichen Gauckcleien abergläubischer Art, zu enthalten und durch ein sittlich ruhiges Verhalten zu beweisen, daß es von der Wichtigkeit des Tages und ernsten Würde des Festes durchdrungen sei. Da hiernächst 7. der Hanptgottesdienst an jenem Festtage Morgens um 9 Uhr anfangen wird, so wird punkt 8 Uhr eine Salve aus den Kanonen den sämmtlichen Einwohnern und hiesiger Garnison und Schützencom pagnie das Zeichen geben, sich in und bei dem Rath hause zu versammeln. Wenn das geschehen, so wird 8. um 9 Uhr mit allen Glocken geläutet, dann bricht, nach gemachter Parade, die unterm Gewehr stehende hiesige Garnison auf, marschirt voraus und die ganze Versammlung unter Fortsetzung des Läutens und abwechselnder Musik folgt ihr in folgender Ord nung aus dem großen Thore des Rathhauscs nach der Kirche: Voraus geht das Chor der Musiker und diesem folgt das Chor der Schüler, an welches sich die Herren Geistlichen und Schullehrer «»schließe». Sodann folgen Rath und Bergan» vereint mit dem Herrn Stadtkommandanten und übrigen Herren Offiziers der Garnison mit dem Oberforst- und Zehntenamt, den übrigen öffentlichen Herren Officianten und der Kaufmannschaft, ohne Rücksicht auf hergebrachte Rang ordnung, in geselliger, religiöser Eintracht und ver mischten Zügen von Paaren, und diesen folgen ebenso paarweise die übrige, löbliche Knapp- und Bürgerschaft unterm Vortritt ihrer Repräsentanten, der Herren Knappschafts- und Gemeindevorsteher. Den Beschluß endlich machen die Zöglinge der verschiedenen deutschen Schulen allhier unter Anführung ihrer Lehrer. Diesen Zug begleite» zu beiden Seiten unter An ordnung E. E. Bergamts ein Zug Bergleute, und außerhalb derselben ebenfalls zu beiden Seiten mar- schiret die hiesige Schlltzencompagnie in zweckmäßigen Abteilungen zur Bedeckung und Erhaltung der Ord nung unter den Zuschauern. Während nun so diese Versammlung nach der Kirche zieht, wird von dein Schülerchor ein hierzu eingerichteter Gesang nach be kannter Melodie gesungen und abwechselnd musizirt. Bei der Kirche wird der Zug von der voraus und dort in Parade aufmarschirtcn Garnison empfangen und während derselbe einmal uin die Kirche herum zieht, zieht sich die Schützencompagnie von selbigem ab und besetzt die Haupteingänge der Kirche, und so geht endlich der Zug zum großen Thor in die Kirche hinein durch den Haupteingang (welcher während des Gottesdienstes mit den Musketieren der Schützencom- pagnie besetzt bleibt) durch bis zum Altar, wo er sich trennt, jedes auf seinen Platz in der Kirche sich be- giebt und den Zirkel um den Altar für die Garnison und Grenadiere der Schützencompagnie frei läßt. Den Anfang des Gottesdienstes, dessen Arrangement den Herren Geistlichen überlassen bleibt, macht ein hierzu eigens eingerichtetes, in den Kirchenmusiktcxtcn bereits enthaltenes Te veum, während welchem die noch vor der Kirche befindliche Garnison eine dreimalige Salve aus dem kleinen Gewehre geben und solche jedesmal von den Kanonen auf der Fürstengasse be antwortet werden wird. Sodann wird der übrige Gottesdienst mit ernster Sammlung und Andacht ab gewartet. 9. Nach beendetem Gottesdienst geht die ganze Gemeinde und Versammlung in der nämlichen Ord nung wie beim Einzug unter Musik und dem Gesänge des Schülerchors wieder zurück bis zum Rathhause, wo die Garnison nochmals ein Salve giebt, welche von den Kanonen beantwortet und damit die öffent liche Feier des Festes beschlossen wird. Damit aber auch die ärmere Volksklasse an diesem Feste mit frohem Herzen Theil nehmen und bei dem öffentlichen Jubel eines solchen Tages nicht den Druck des Mangels und der Dürftigkeit leide, so ist unter den mit Vermögen oder niit Bewerbsverdicnst geseg neten Einwohner eine Subscription und Einsammlung freiwilliger Beiträge durch die Herren Viertelsmeistcr angestellt worden, von deren Betrag jede arme Person, die dessen nach gewissenhafter Anzeige und Kenntniß bedürftig und würdig ist, neben einigen Scheiten Holz 4 bis 6 Groschen zu Fleisch nebst Zugemüse und einer Kanne Bier erhalten soll. Dieser Vorschlag, der den Gemeingcist der Stadt Schneeberg auf eine rühmliche Art bezeichnet, ist von dem dasigen Stadtmagistrate in einer besonderen Druckschrift bekannt gemacht worden und schließt mit folgender Stelle: „Indem wir nun hiermit Vorschlägen und sämmt- liche Bewohner Schneebergs nach alten Ständen und Ordnungen einladen, den bald kommenden Tag des Wechsels zweier Jahrhunderte auf eine festliche Weise, ernst, froh und öffentlich zu feiern und zu desto besseren Erreichung dieses Zweckes, sowie zu plan mäßigen Ordnung der Feier dieses Festes beikommen den Plan und Anweisung entworfen haben und hier mit bekannt machen, so sind wir dabei zugleich über zeugt, daß wir dadurch nicht erst Ihre Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu wecken nöthig gehabt, son dern Ihren Wünschen bloS zuvorgckommen sind, und daß wir mit aller Zuversicht erwarten dürfe», sie werden unS inSgesammt in der Ausführung der vor geschlagenen Feierlichkeiten eben so bereitwillig cnt- gegenkommen und mitwirken helfen, als wir stolz darauf sind, einer Gemeinde anzügehören, die, wie Druck und Berlag von L tzanneb»-» in «itenstock. gedacht, sich eS selbst so gerne zum Ruhme macht, das zu unterstützen, was sittlich, edel und gut ist. Schneeberg, an: 8. Dezember 1800." Nachtrag: Jugendfest. 1. Die Kinder versammeln sich am Neujahrstage Nachmittags um 3 Uhr auf dem Kirchhofe gemein schaftlich und ziehen insgcsammt in feierlicher Pro zession unter einem schicklichen Gesang';niitkabwechscln- der Musik nach dem Markt. Da es ein allgemeines Jugendfest ist, das nicht nur Interesse, sonder» auch moralische Vortheile für jede« Kind zeitlebens haben wird, so läßt sich erwarten, daß alles, was Kind heißt, ohne Unterschied sich an schließen werde, und man braucht wohl Eltern und Kinder nicht erst weitläufig dazu zu ermuntern. Einer oder mehrere Knaben — einige Musiker Vorau — tragen abwechselnd (wobei denn womöglich zugleich ans Würdigkeit zu sehen ist) zur Belohnung die Büste eines großen deutschen Erziehergenius, der sich in diesem Jahrhundert um die Jugend und Jugender ziehung vorzüglich verdient gemacht hat (denke man sich nun darunter Basedow, der die Bahn brach, oder Campe, der sic rühmlichst verfolgte und durch sein Nevisionswcrk so viel geleistet, oder Salzmaun, der wie jener durch seine Jugendschriften so sehr auf die Jugend und ihre Erzieher gewirkt und durch sein Beispiel so hell vorgeleuchtet hat u. dgl.) Und diese Büste wird ans dem Markte ans einen Altar gestellt. Während sie aufgestellt wird, ertönt Musik. 2. Um die Büste her formirt die Jugend niit ihren Lehrern drei Kreise in gehörigen Zwischenräumen, einen kleinen zunächst um den Altar, einen zweiten größeren die Mädchen, einen dritten noch größeren die Knaben. 3. Zunächst dem Altar stehen zwei Mädchen und zwei Knaben. 4. Sobald die Kreise formirt sind, bekränzt das eine Kind — still — die Büste. :>. Sobald das geschehen, wird ein dazu verfertigter Wcchselgesang: Dir deutschen Rousseau bringen wir, wie deine Kinder Dank! rc. eingestimmt. 6. Nach dem Gesang hält das eine von den an dem Altar stehenden Mädchen eine kleine Anrede an den Genius, der zugleich als der Genius der Er ziehung überhaupt auzusehen ist, und einer von den jüngeren Zöglingen der lateinischen Schule eine Rede an die versammelte Jugend. 7. Der Zug geht dahin zurück, wo er hergckommen war, und einer oder mehrere Knaben (womöglich verschieden von jenen ersten, aber von gleicher Qualität) tragen die Büste zurück. (?. 8.) Es sind nicht nur die bisher erwähnten Anordnungen der Feierlichkeiten beim Wechsel zweier Jahrhunderte in Schnccherg wirklich so vollzogen worden, sondern cs ward auch in einein großen Concerte am 1. Januar daselbst das Andenken der glücklichen Regierung unsers theuersten Landesherrn sowie aller - großen und verdienstvollen Männer des 18. Jahrhunderts unter allgemeiner Rührung gefeiert. Seidenstoffe (schwarze, Weiße u. farbige) v. 95 Hffge. bis 18.65 p. Met. — glatt, gestreift u. gemustert (ca. 880 versch. Qual. u. 2500 versch. Farben) — Vers, roden- und stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Döpüt S. Honns- verg (K. u. K. Hoflief.) Lllried. Muster umgehend. Dop- j peltes Briefporto nach der Schweiz. Wicht allein jeder Kopfschmerz und Migräne wird durch den Gebrauch von Apotheker Dallmann's Itol«- beseitigt, sondern dieselben sind gleichzeitig ein anregendes, den Magen und die Nerven stärkendes Mittel, welches in keiner Familie fehlen sollte. Schachtel I Alk. in der Apotheke zu Eibenstock. Unfern vcrehrliche» Lesern und insbesondere allen Hausfrauen dürfte bei den enorm hohen Fleischpreisen ein Hinweis aus einen mindestens gleichwerthi gen, aber wesentlich billigeren Ersatz für Ochsenfleisch nicht un willkommen sein. Nach dem Ausspruche des englischen Arztes Stubbe ent hält eine Unze (gleich 2 Loth) Chocolade mehr Nährstoff als ein Pfund Fleisch und nach den wissenschaftlichen Werken berühmter Aerzte und Chemiker ist die Cacaobohne die einzige Frucht, welche bei verhältnißmäßig geringem Volumen eben- soviel Eiweiß enthält, als gutes Ochsenfleisch und daher voll kommen im Stande ist, dieses zu ersetzen. Unter den ver schiedenartigen aus der Cacaobohne hergestellten Fabrikaten stehen die entölten, leicht löslichen Cacaos in Pulverform obenan und zwar nicht nur ihres hohen Nährwerthes, sondern auch ihrer ungemein leichte» Verdaulichkeit, sowie der Mög lichkeit der schnellsten Zubereitung halber, bei größter Aus giebigkeit. Aus einem Pfund derartiger CacaoS, z B. Cacao vero L M. 3.—. in Dosen, M. 2.80. ausgewogen, erzielt man, wenn man auf die Tasse einen Eßlöffel «oll davon nimmt, ca. 100 Tassen gute Chocolade, die sich mit Milch und Zucker auf ca. 5 Pf. stellt. Als das Beste in zweckmäßiger Eintheilung verdient die Herstellung des Cacao vor» in Würfelform — genannt Würfel-Cacao — hervorgehoben zu werden. Je nach Größe der Tasse sind I—2 Würfel » 3 Pf. für eine solche erforderlich. . 100 Würfel — l Psund. Zwar nicht ganz so ausgiebig wie der Cacao vero, jedoch nicht minder empsehlens- werth sind die billigeren Puder-Cacao M. 2.40. bis M. 2.—. Wir möchten ferner nicht unterlassen, unsere verehrten Leser daraus aufmerksam zu machen, daß durch deutsche Industrie die ausländischen Fabrikate, die früher den Markt beherrschten, längst an Qualität übertroffen sind. Besonders erfreuen sich die Fabrikate von Hartwig <L Vogel in Dresden allgemeiner Beliebtheit. Cacao voro, in Pulver- und Würfelform, leicht lösliche Pudercacaos, sowie garantirt reine Chocolade» in größter Auswahl aus der Fabrik von Hartwitz L Vogel sind in allen durch Plakate kenntlichen Filialen, Spezial-Handlungen, Conditoreien, Apotheken u. ic. erhältlich.