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Bekanntmachung. Da- unterzeichnete Königliche Amtsgericht beabsichtigt, demnächst wegen alter Depositen da« Aufgebot-versahren einjuleiten und die« auf alte Hypotheken mit zu erstrecken. Mit Rücksicht auf die Kostenersparnis die bei größerer Betheiligung an dein Verfahren erzielt wird, werden diejenigen Grundstücksbesitzer im Bezirke des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts, auf deren Besitzthum noch alte zum Aufgebot geeignete Hypotheken haften, andurch aufgeforrert, dem Aufgebots- verfahren beizutreteu uud ihre Anträge bis zum 15. Januar 1891 hier zu stellen. Eibenstock, den 5. Dezember 1890. Das Königliche Amtsgericht daselbst. Kautzsch. Gruhle, G.-Schr. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der BundcSralh hat in der am 4. Dczbr. abgehaltenen Plenarsitzung beschlossen, daß die Landesregierungen ermächtigt werden, die Einfuhr von lebendem Rindvieh ans Oester reich-Ungarn in größere Städte, welche öffentliche Schlachthäuser besitzen, unter der Bedingung zu ge statten, daß die Thiere a. an der Grenze mit Ur sprungs- u. GesundhcitSzeugniß sowie mit Beschein igungen darüber versehen sein müssen, daß am Her kunftsort u. in einem Umkreise von mindestens 20 km um denselben innerhalb der letzten drei Monate ein Lungenseuchefall nicht ausgetreten ist, k. beim Eintritt in das deutsche Gebiet durch beamtete Thierärzte un tersucht und gesund befunden worden sind, c. direkt und ohne Umladung in plombirten Wagen bis zu ihrem Bestimmungsort mit der Eisenbahn übergeführt und dort auf einer für anderes Vieh nicht zu benutz enden Rampe auSgeladen werden, cl. daselbst nur in einem unter ständiger Kontrole beamteter Thierärzte stehenden öffentlichen Schlachthause alsbald geschlachtet, bis dahin aber von anderem Vieh getrennt gehalten und aus dem Schlachthause lebend nicht entfernt werden, 6. wenn unter ihnen bei der grcnzamtlichcn Untersuchung eine Seuche festgestellt wird, sämmtlich von der Weiterbeförderung ausgeschlossen werden. — Indessen wird nach Maßgabe dieses Beschlusses mit der Einfuhr von lebendem Rindvieh erst dann begon nen werden können, wenn die Städte, deren Schlacht höfe für die Einfuhr offenstehen sollen, sowie die wei teren Bedingungen für die Einfuhr Seitens der ein zelnen Landesregierungen bekanntgcgeben werden. — Der Bundesrath ertheilte ferner dem Entwurf einer Verordnung wegen Aufhebung des Verbots der Ein fuhr von Schweinen, Schweinefleisch u. Wür sten dänischen, schwedische» u. norwegischen Ursprungs die Zustimmung. — Hanau, 2. Dezember. Zwischen Hanau und der Station Groß-Auheim trug sich am Mittwoch voriger Woche, wie der „Kl. Pr." berichtet wird, in dein um 3 Uhr 38 Min. von hier abgehenden Zuge der Hessischen LudwigSbahn felgende Raub as faire zu. Eine Händlerin aus Hörstein hatte in einem Koupce Platz genommen, zu welcher sich als alleiniger Passagier ein gut gekleideter etwa 45jähr. Mann gesellte, der, nachdem sich der Zug in Be wegung gesetzt, die Frau zur Herausgabe ihres Geldes nöthigen wollte und ihr mit HalSabschneiden drohte. Ein im Neben-Koupee sitzender jnnger Mann hörte dies und machte sich durch die offene Scheidewand bemerkbar, um den frechen Burschen von seinem Vor haben abzubringcn, worauf auch ihm mit dem Messer gedroht wurde. Als die Dampfpfeife die Station Gr.-Auheim signalisirte, öffnete der Strolch die Wag- gonthüre, stürzte sich dann auf die laut um Hülfe schreiende Frau, schnitt blitzschnell mit einem dolch artigen Messer ihr die um die Hüfte hängende Leder tasche ab und sprang vom schon langsamer fahrenden Zuge. Der nebenan sitzende Mann, der den Vor gang mitangesehen hatte, öffnete nun auch seine Thür, sprang ab, versah sich mit einem Pfahle des längs der Bahn hinzichcnden Zaunes und folgte dem quer feldein gen Hanau laufenden Räuber. Der auf das Schreien der Frau ebenfalls herbeigeeilte Kondukteur feuerte den Verfolger zu raschem Laufe an, ihm so fortigen Beistand zusichernd. Der Strolch hatte je doch schon einen bedeutenden Vorsprung gewonnen, und es wäre dem kouragirten jungen Mann wohl nicht gelungen, ibn einzuholen, wenn nicht der Räuber auf dem gefrorenen Felde zu Fall gekommen wäre. Als er sich demselben soweit genähert hatte, daß ein Entrinne» unmöglich war, wehrte sich dieser mit Stock und Messer, jedoch ein wohlgezielter Schlag auf den Arm machte ihn wehrlos, worauf er mit Hilfe des unterdessen herbeigeeilten Kondukteurs übermannt und in vaS Stationsgebäude Auheim tranöportirt wurde. Hier wurde ihm durch den Stationsvorstand sein Raub — die Geldtasche enthielt über 48 Mark — abgenommcn und derselbe der Händlerin wieder zu gestellt. Der Verbrecher wurde der Polizei übergeben und sieht seiner Bestrafung entgegen. — In Folge des BundesrathSbeschlusseS, be treffend die Einfuhr von Rindvieh au« Oester reich-Ungarn, sowie die Aufhebung des Verbotes der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten dänischen, schwedischen und norwegischen Ursprungs werden wohl sehr bald gewaltige Vieh- nnd Fleisch sendungen au« Oesterreich-Ungarn und Skandinavien bei uns eintreffen. In den Kreisen der Konsumenten knüpft man daran sehr große Erwartungen und glaubt zuversichtlich, daß die gegenwärtig noch außer ordentlich hohen Fleischprcisc ganz bedeutend sinken werden, uno zwar unverzüglich. Ob diese Hoffnungen namentlich auch in letzterer Hinsicht, sich erfüllen werden, bleibt abzuwarten. Nach früheren Erfahr ungen, ist eine Enttäuschung keineswegs ausgeschlossen. Sie ist um so eher möglich, als die Einfuhrverbote gegenüber Rußland und den Vereinigten Staaten vorläufig noch in vollem Umfange aufrechterhalten bleiben werden. Gerade Rußland aber hat vordem insbesondere die östlichen Theile Deutschlands vor zugsweise mit preiSwerthem Schweinefleisch versorgt und in erster Reihe zu einer Regulirung unserer Fleischpreise beigetragen. — Schweiz. Im Tessin wird eS nun wohl wieder ruhig werden. Der Große Rath hat da« zwischen den Parteiführern vereinbarte Gesetz für die Wahl des VerfassungSratheS mit allen gegen vier Stimmen nnd drei Stimmenthaltungen angenommen. Die Regierung besteht nunmehr au« drei Konservativen und zwei Liberalen. Local« nnd sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. Dezbr. Gestern Nachmittag veranstaltete der .Reichstreue Verein für Eibenstock und Umgegend" einen öffentlichen Vortrag, zu welchem Herr Rechtsanwalt I)r. HanS Blum aus Leipzig gewonnen worden war. Derselbe sprach über den „socialdeinokratischen Kongreß zu Halle und die Verderblichkeit und Unhaltbarkeit der socialistischen Lehre". In 1'/,stündiger fließender Rede verbreitete sich der Herr Vortragende über genanntes Thema und fanden seine Ausführungen, auf die wir in einer der nächsten Nummern zurückkommen werden, lebhaf ten Anklang. Selbstverständlich war der Vortrag nicht ausschließlich von Mitgliedern de« Verein« besucht, auch die Anhänger anderer politischer Parteien waren vertreten. Ob diese nun von den Worten des Hrn. vi. Blum überzeugt worden sind, wissen wir nicht, nur das Eine hat man beobachtet, daß Einzelne bei dem vom Vorsteher Hrn. Hertel ausgebrachten Hoch auf Se. Maj. den König und Se. Maj. den Kaiser sitzen ge blieben sind. Nach einer Entscheidung des Reichs gericht« wird, wie wir bereits in No. 144 d. Blattes mittheilten, das demonstrative Sitzenbleiben bei einem Hoch auf den Landcsfürsten oder Kaiser al« Maje stätsbeleidigung angesehen und bestraft, was wir hier mit warnend in Erinnerung bringen wollen. — Eibenstock. Vom Ministerium des Königl. Hauses sind in den letzten Wochen an verschiedene Corporationen die Erinnerungsmedaillen an das Wettinfest versandt worden. Auch der hiesigen Freiw. Turner-Feuerwehr ist vor einigen Tagen eine solche Medaille zugegangen. — Schönheide. Die Volkszählung ergab Hier selbst (einschließlich 41 vorübergehend Abwesender) 6259 Personen, 1299 Haushaltungen und 500 be wohnte Gebäude. Im Jahre 1885 waren 5947 Per sonen, 1223 Haushaltungen und 475 bewohnte Ge bäude vorhanden. — Man hatte hier allgemein ein höheres Resultat erwartet. Daß sich diese Erwartung nicht erfüllte, liegt daran, daß in letzter Zeit eine größere Anzahl Familien von hier nach Schönhei- dcrhammer verzogen ist (Beamte und Arbeiter des dortigen Hüttenwerkes, die früher in Schönheider- hammer wegen des dort stattgefundcnen Wohnnngs- mangels keine Wohnungen finden konnten). In Folge dieses Zuzuges hatte auch Schönheiderhammer bei der jetzigen Zählung eine Zunahme der Bewohner von 36 Prozent zu verzeichnen. — Leipzig, 6. Dez. In der vergangenen Nacht nach 11 Uhr ist in die hiesige, erst kürzlich restaurirte und dem Verkehr wiedergegebene ThomaSkirche in diebischer Absicht eingebrochen worden. Die Diebe haben sich auf der nördlichen Seite der Kirche Ein gang in dieselbe zu verschaffen gewußt und zwar dadurch, daß sie ein ziemlich niedrig angebrachtes Fenster eingedrückt haben und durch dasselbe in die Kirche eingestiegen sind. Im Innern haben sie als dann versucht, die Sakristei zu erbrechen. Die Thür zu derselben widerstand aber ihren Angriffen, worauf sich die Einbrecher unverrichteter Sache entfernt haben. Ein Glück ist es, daß sie an der schönen Ausstattung der Kirche keine Beschädigung vorgenommen haben. Die Prunkgefäße re. waren zum Glück verwahrt, sonst würden diese wohl ihrer Beutegier verfallen sein. — Zwickau. Die Tagesordnung zur Sitzung des Kreisausschusses zu Zwickau Mittwoch, den 10. Dezember 1890 besagt Folgende-: 1) Neues Anlagenregulativ für Glauchau. 2) DaS abgeänderte Einquartierung-regulativ für Lengenfeld. 3) Recurs des Werkführer Selbmann in Hohenstein wegen Ent richtung von Wassersteuer. 4) Da- neue Anlagen regulativ für Auerbach. 5) DispensationSgesuch der Firma W. Hertel in Reichenbach bezüglich ihrer Web- waarenfabrik. 6) RecurS de- Fabrikbesitzer- G. H. Keller in Reichenbach gegen seine Abschätzung zu den dortigen Communanlagen. 7) Beschwerde der Brau genossenschaft zu Schöneck bezüglich de- Malzsteuer- Entschädigungskapital». 8) Recurs de» Ritterguts besitzer« Würker in Bockwa wegen seiner Veranlagung zu den Gemeindcabgaben in Plauen. 9) Beschwerde de« vormaligen Straßcnwärter» C. I. Wendler in Glauchau wegen Borenthaltung von Pension. 10) Beschwerde re. Hofmanns und Langers in Chemnitz bezüglich der diesjährigen Stadtverordnetenwahlen. 11) RecurS des Bäckermeisters C. Wetzel in Thum gegen seine Abschätzung zu den dortigen Commun anlagen. 12) Recurs des Rentier I. A. Pester in Radebeul gegen seine Heranziehung zu den Gemeinde abgaben in Limbach. 13) Das neue Anlagenregulativ für Buchholz. 14) Rekurs des Oeconom E. Fuchs in Adorf gegen seine Abschätzung zu den dortigen Commun anlagen. 15) Vereinigung der Landgemeinde Wahlen mit der Stadtgemeinde Crimmitschau. 16) Differenz zwischen den städtischen Collcgien in Zschopau wegen BeschlußfähigkeitderStadtverordneten. I7)Uebernahme eines Fußwegs nebst Schleuse der fiskalischen Straße in Treuen in communliche Unterhaltung. 18) DaS ab geänderte neue Anlagen-Regulativ für Frankenberg. 19) Differenz zwischen den OrtSarmenverbänden von Furth und Marbach wegen Erstattung de« Unter stützungsaufwandes für die verw. Kempe in Furth und deren Sohn. — Ein am Montage in Zwickau beerdigter Soldat dasiger Garnison wurde anderen Tages wie der ausgegraben und sczirt, obwohl schon vor der Beerdigung eine Sektion stattgefunden und Lungen entzündung als Todesursache ergeben hatte. Es wurde behauptet, daß Mißhandlungen den Tod her beigeführt hätten, was schon durch die erste Sektion widerlegt worden ist. — Wenig Glück mit seiner Flucht hatte der Rathsregistrator Weißbach aus Zschopau. Der selbe war nach Verübung verschiedenilicher Unter schlagungen durcbgebrannt und in der Richtung nach Chemnitz abgedampft. Da wollte es das Schick sal, daß in Niederwiesa in dasselbe Coupee der in Hilbersdorf stationirte Gendarm, der kurze Zeit vor her telegraphisch von Zschopau aus unterrichtet worden war, einstieg, dem eS selbstverständlich sehr angenehm war, die Bekanntschaft des Flüchtlings zu machen. Ein Schaden erwächst der Stadtkasse in Zschopau übrigens nicht, da Deckung vorhanden ist. — In Bärenwalde ist am 1. d. M. Nachts in der 12. Stunde in dem vor 6 Jahren »cucrbautcn Pfarrwohngebäude durch einen Essendefekt auf dem Dachboden ein Brand entstanden, der, wenn er nicht durch die Hausbewohner u. Nachbarsleute noch im Entstehen bemerkt u. bewältigt worden wäre, für die beiden in unmittelbarer Nähe des Brandherdes schlafenden Dienstmädchen verhängnißvoll werden konnte. Ans vergangener Zeit — für unsere Zeit. Am 9. Dezember 1879 genehmigte das preußische Abge ordnetenhaus eine Vorlage von sehr großer Wichtigkeit, näm lich die große Eisenbahnvorlage, durch welche die Bahnen Berlin-Stettin, Magdeburg-Halberstadt, Hannover-Altenbeken und Köln-Minden verstaatlicht wurden. Die Vorlage hatte eine große Gegnerschaft, die von der Staatsleitung sich nicht viel versprach und lieber das Privatbahnsystem aufrecht er halten zu sehen wünschte. Jndeß kann man wohl heute, nach II Jahren, nachdem die gemachten Erfahrungen sogar mehr und mehr auf ein Reichseisenbahn-System hindrängen, sagen, daß im Ganzen die Staatsbahn viele Verbesserungen neben unbedeutenden Verschlechterungen gezeigt hat und daß im All gemeinen ein erkennbarer Fortschritt zu verzeichnen ist. Ob die Staatsbahn ihre Heit ganz zu verstehen und zu würdigen vermag, wird sie in ihrer Haltung zu der wichtigen Frage des Zonentarifes zu beweisen haben. 10. Dezember. Am 10. Dezember 1870, nachdem inzwischen die Souveräne dem Vorschläge des Königs von Bayern, die Kaiserwürde be treffend, zugestimmt hatten, wurde von dem Reichstag des norddeutschen Bundes in dritter Berathung die Vorlage des BundeSrathes angenommen, nach welcher der deutsche Bund den Namen „Deutsche- Reich", der König von Preußen den Titel „Deutscher Kaiser" führen sollte. Zugleich machte sich eine Deputation von 30 Mitgliedern auf den Weg, um dein Könige von Preußen die Adresse zu überbringen, in welcher ibn, „vereint mit den Fürsten Deutschlands" der Norddeutsche Reichstag bat, durch Annahme der deutschen Kaiserkrone das Einigung-Werk zu weihen. An jenem 10. Dezember, während die deutschen Heere im Felde standen gegen den Feind, wurde der Grundstein zudem festen Gebäude der deutschen Einheit gelegt. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 30. November bis 6. Dezember 1890. Geboren: 323) Dem Tischler Friedrich Wilhelm Genscher hier Nr. 28 1 S. 324) Dem Wegewärter Eduard Hermann Zeiher in Schönheiderhammer Nr. 2Ii 1 S. 328) Dem Bäcker meister Louis Baumann hier Nr. 242 1 T. 326) Dem Feuer mann Friedrich Emil Jährig hier Nr. 189 I T. 327) Dem Tanzlehrer Rudolf Beisar hier Nr. 448 S I T. Gestorben: 236) Des Eisenhüttenwerksschlossers Christian Friedrich Fickel hier Nr. 344 S., Walter, 2 M. 22 T. 237) Des Eisengießers Franz Anton Korb in Schönheiderhammer T., Alma Lina, 3 M. 238) Der Bäckermeister Eduard Neu bauer hier Nr. 189, 79 I. I M.