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im Stande ist, großen Anforderungen in Bezug auf Bewirthung zahlreicher Gäste Genüge leisten zu kön nen. Diese Thatsache ist um so werthvoller, al» der „Schönheiderhammer" einen viel besuchten Mittelpunkt besonders der Einwohner von Schönheide und Eiben stock bildet; hier finden sich die Spaziergänger beider Orte gern zusammen und gelangte an der Tafelrunde auch der von mehreren Rednern ausgesprochene und von den Anwesenden allseitig applaudirte Wunsch zum Ausdruck, daß der bisherige cinmüthige Verkehr zwi schen Eibenstock und Schönheide auch in Zukunft er kalten bleiben möge. — Johanngeorgenstadt, 4. Dezbr. Nach dem vorläufigen Ergebniß der ani 1. d. MtS. statt gehabten Volkszählung hat hiesige Stadt 5108 Einwohner, unter welchen sich 1b vorübergehend Ab wesende befinden. ES würde daher seit der letzten Zählung im Jahre 1885 eine Zunahme der Bevölker ung von 293 Personen zu verzeichnen sein. — Leipzig. Daß das Sitzenbleiben bei einem Kai serhoch eine Majestätsbeleidigung in sich schließt, hat jetzt auch da» Reichsgericht anerkannt, indem cS die Revision des Schuhmachermeisters Gloger aus Glatz gegen ein ihn zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilendeS landgerichtliches Erkenntniß verworfen hat. — Pirna. Der „P. Anz." schreibt: Um de» Gedächtnißtag der heiligen Barbara, Schutzgöttin der Artillerie, zu ehren, finden am morgenden 4. Dezbr. in allen Garnisonen mit Artillerie in den Offizier- CasinoS „Liebesmahlc" statt. Barbara war die Tochter deS Heiden Dioskoros aus Nikomedia in Kleinasien. Sie wurde als Christin vom Landpfleger MartianuS auf'S Scheußlichste mißhandelt und endlich von ihrem eigenen heidnischen Vater, den zur Strafe der Unthat der Blitz traf, enthauptet. St. Barbara wird bei Gewittern angerufen und auch als Beschützerin der dem Blitz gewissermaßen verwandten Artillerie verehrt. Auf französischen Kriegsschiffen hieß früher die Pul verkammer „Juinto-Luibo". — Fraukenberg, 3. Dezember. In einer Verordnung, welche vor mehreren Jahren der Preuß ische Kultusminister v. Goßler, die Turn- und Jugend spiele betreffend, erließ, sprach fick derselbe so em pfehlend über Jugendspiele aus, daß eine immer größer werdende Reihe von Städten sich bewogen fühlte, derartige Jugendspiele einzuführen, ein Bei spiel, das bald auch in Sachsen Nachahmung fand. Auch- die kiesige Stadtverwaltung nahm in diesem Frühjahr Veranlassung, in der Absicht eventuell Jugendspiele ebenfalls hier einzuführen, zwei hiesige Lehrer in verschiedene Städte zu senden, in denen Jugendspiele bereits eingeführt sind, um sich daselbst über dieselben zu unterrichten. In der letzten Stadt verordnetensitzung kam das von diesen beiden Lehrern erstattete Referat über die von ihnen in Bezug auf Jugendspiele anderwärts angestelltcn Beobachtungen und die von ihnen gemachten Vorschläge betreffs der Einführung solcher Spiele in hiesiger Stadt zur Verlesung. Gleichzeitig theilte der Vorsitzende mit, daß der Stadtrath beschlossen habe, zur Abhaltung solcher Spiele zunächst für das Jahr 1891 die hiesige Schützenwiese um den Preis von 120 M. zu er dachten. ES wurde nach längerer Aussprache be schlossen, daß die versuchsweise Einrichtung von Jugend spielen erfolgen und zu diesem Zwecke in den nächst jährigen Haushaltsplan ein Betrag von 500 M. eingestellt werden solle. Sitzung -rs Scfirksausschuffrs -rr Lönialichm Ämtshaupt- mamischast Lchwarjenberg, am 22. Novrmber I89Ü. 1) Nach abgesetztem öffentlich-mündlichen Verfahren über die von der Holzstoff- und Papierfabrik in Niederschlema nachgesuebte Erhöhung des Wehres und den dagegen er hobenen Einspruch wird vor Ertheilung der Entscheidung das Gesuch zurückgezogen und erledigt sich die Verkündig ung der letzteren, 2) der Bezirksausschuß erkennt den über den Floßanger in Schwarzenberg führenden Weg als einen öffentlichen an, 3) genehmigt a. den Nachtrag zum Anlagen-Regulativ für Bernsbach, d. den Beschluß der Gemeinde Niederschlema, die Zu sammensetzung des Gemeinderaths daselbst betr., o. die Statute, die Pensionsberechtigung der Gemeinde beamten in Oberschlema, Niederschlema, Niedcr- pfannenstiel, Zschorlau, Albernau und Pöhla und ck. die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit Seiten der Stadtgemeinde Johanngeorgenstadt, 4) sieht wegen der Pensionsberechtigung der Gemeindebeamten in Hundshübel, Breitenbrunn, Sofa und Bernsbach der Aufstellung eines Statuts entgegen, 5) läßt es hinsichtlich der Pensionsberechtigung der Gemeinde beamten in Untcrstützengrün, Blauenthal, Lindenau, Berms- grün, Zelle, Wittigsthal, Grüna, Wildenau, Burkhardts- grün, Neudörfel, Wildenthal und Markersbach bei den erstatteten Anzeigen bewenden, 6) beschließt in Vertretung des Bezirksverbandes !>. den Abschluß eines Vertrags mit dem Augenkranken heilverein zu Dresden und d. von der Errichtung eines Gewerbcgerichts abzusehen, 7) ist mit den Vorschlägen der Königlichen Amtshauptmann- schast, die Ersatzwahl von Mitgliedern von Sachver ständigen sür die wegen Seuchen gctödteten Thier« betr. einverstanden, 8) genehmigt die Gesuche ». Oskar Freitags in Lauter um Erlaubniß zum Be triebe der Gast- und Schankwirthschaft, sowie zur Abhaltung öffentlicher Tanzbelustigungen im Gast hose zu Obersachsenseld, d. Carl Albin Keller s in Bermsgrün UNI Uebertragung der Christian Friedrich Wellner dortselbst ertheilten Erlaubniß zum Betriebe der Gast- u. Schankwirth- schast einschließlich der Abhaltung öffentlicher Tanz vergnügungen aus seine Person und c. Otto Richard Kretzschmars in Johanngeorgenstadt um Erlaubniß zum Gasthossbetriebe, letztere» Ge such bedingungsweise, 9) stimmt der Wahl Christian Gottlieb Baumgärtel's in Schönheide als landwirthschaftlichen Sachverständigen be hufs Taxation des zur Bahnhosserweiterung in Schön heide zu enteignenden Grund- und Bodens zu, 10) ertheilt zu den s. von der Gemeinde Oberpsannenstiel, k. Emil Blechschmidt in Bermsgrün, c. Lina Emilie verehel. Rödger in Schönheide, cl. Karl Albin Keller in BermSgrün und s. Ernst Albrecht Springer in Bernsbach nachgesuchten Grundstücksabtrennungen bez. bedingungs weise Genehmigung und 11) erledigt Bezirksarmenhaus-Angelegenheiten. Aus vergangener Zeit — für «ufere Zeil. 8. Dezember. <R-chdru« v-rb->«-n.> Am 6. Dezember 1870 begann der norddeutsche Reichstag seine letzte und wichtigste Berathung. ES handelte sich um die Verträge mit den süddeutschen Staaten, aus Grund derer die Einheit Deutschlands geschaffen werden sollte. Seit dem 25. October war in Versailles mit den Bevollmächtigten der süd deutschen Staaten verhandelt worden und nun sollten die Land tage der einzelnen Staaten, wie der norddeutsche Reichstag ihre Zustimmung geben. Da hierbei eine Verfassungsänderung nothwendig war, wurde die Zweidrittelmajorität ersorderlich, die übrigens im norddeutschen Reichstag zweifellos vorhanden war. 7. Dezember. Kaum daß Ludwig XVIII. von den Verbündeten wieder auf den Thron zurückgefllhrt worden, beeilte er sich auch der Welt zu zeigen, daß er, wie alle Bourbonen, charakterlos und wortbrüchig geblieben. So war er denn auch schamlos genug, den ruhmgekrönten Marschall Nep, den Herzog von der Mosk wa, zum Tode verurtheilen und am 7. Dezember 1815 hin richten zu lassen, weil Ney dem Kaiser Napoleon auch in den 100 Tagen treu geblieben war. Der Marschall war, als er zu Napoleon übertrat, nicht einmal seiner innersten Neigung, sondern dem Verlangen seiner Truppen gefolgt und der Haupt grund seiner Schwenkung zu Napoleon war, daß er den blu tigen Bürgerkrieg vermieden wissen wollte. Dafür hatte ein Ludwig XVIII. natürlich kein Verständniß, wie das „Volk" für ihn überhaupt nur ein leerer Begriff war. Ney war in der Schweiz längst in Sicherheit, ließ sich jedoch durch des Königs Amnestie-Versprechungen verleiten, nach Frankreich zu rückzukehren. Bei seiner Erschießung kommandirte er mit echt militärischem Geiste selbst. 8. Dezember. Boni 7. bis 10. Dezember 1870 kam cs zu fortgesetzten Kämpfen zwischen der Armee-Abthcilung des Großherzogs von Mecklenburg und dem rechten Flügel der aus Tours nördlich zurückgedrängten Loire-Armee. Am 8. Dezember war die Hauptschlacht bei Beaugancy, in welcher die Franzosen in sehr günstiger Stellung und mit Hilfe von zwei frischen Corps der Großherzoglichen Arniee entgegen traten, aber trotz ihrer großen Überlegenheit und hartnäckigen Tapferkeit eine bedeutende Niederlage erlitten, durch welche sie aus allen ihren Stellungen verdrängt wurden. Durch diese Schlacht wurde die Loire-Armee wenigstens theilweise entmuthigt, da ihre Verluste bedeutend waren, und sie zog immer weiter aus Blois sich zurück, so daß sogar die französische Regierung in Tours sich nicht mehr für gesichert hielt und demnächst beschloß, nach Bordeaux überzu siedeln. Ein weiblicher Geheimpolizist. Original-Erzählung von Walter Onslow. (8. Fortsetzung.) X. Am selben Abend stattete Herr Robertson einer Dame einen Besuch ab. Dieselbe wohnte in einem der fashionabelsten Theile der Stadt und empfing ihn in einem elegant auSgestatteten Salon. Sie war eine imposante Erscheinung von hervor ragender Schönheit. Aber ein lauernder, kalter Blick in den stahlgrauen Augen benahm dem Gesicht jeg liche Anmuth und Weichheit. Ein aufmerksamer Be obachter würde unter der Eleganz ihres äußeren Auf tretens ein gewisses Etwas entdeckt haben, das ihn auf den Gedanken gebracht hätte, daß diese Frau nicht in der verfeinerten Umgebung ausgewachsen war, in welcher sie sich jetzt bewegte. Georg Robertson begrüßte die Dame; es war dieselbe, welche auf der Bank als seine nahe Anver wandte galt; aber die Art, wie er sich ihr näherte, ließ auf anderes schließen. Er schloß sie in seine Arme und suchte ihr einen Kuß auf die Lippen zu drücken. Mit einer abweisenden Bewegung befreite sie sich aus seiner Umarmung. „Bist Du mir böse, Julia?" „Selbstverständlich!" gab sie zurück. Robertson ward blaß; ein Blick voll Leidenschaft traf das schöne Weib und er fragte geängstigt: „Aber Herzenskind, was habe ich denn verbrochen, um Deinen Zorn zu verdienen?" „Du behandelst mich niederträchtig," fuhr sie auf; „Du versprachst mir Reichthum, Schätze, die Du mir zu Füßen legen wolltest, alles, was mein Herz begehrt, wenn ich Dir meine Liebe schenken würde; und wie hast Du Dein Wort gehalten! Ich will Geld, Geld, viel Geld!" Während sie sprach, zerknitterte sie ein feine«, mit Spitzen besetzte« Taschentuch zwischen den Händen und der üppige Busen hob und senkte sich in ver haltener Erregung. „Julia, hast Du eine Idee von der Höhe deS Betrags, den ich Dir allein im letzten Monat einge händigt habe?" „Ein paar Tausend Dollar! WaS Rechtes! Hätte ich doch Dich nicht erhört und meine Liebe jenem Andern geschenkt, der mir Millionen zu Füßen legen wollte! Millionen, hörst Du, Millionen!" „Und die sollst Du auch haben, und von mir, gedulde Dich noch ein Weilchen, mein Schatz, eS wird nicht mehr allzu lange dauern! Bald soll keiner Deiner Wünsche mehr unerfüllt bleiben." Während er noch sprach, trat ein zierliches Kam mermädchen in« Zimmer. „Wer ist denn das?" fragte Robertson erstaunt seine Geliebte. XI. „Meine neue Zofe!" gab Julia Harrington zur Antwort, indem sie da« Mädchen wieder hinauSsandte. „Die habe ich ja noch nie gesehen; wie lange ist sie denn schon bei Dir?" „Erst seit zwei Tagen." „Entlasse sie sofort." „Warum denn?" fragte Julia erstaunt. „Einfach, weil sie mir mißfällt, sie ist mir auf den ersten Blick unsympathisch, trotzdem sie so hübsch und zierlich ist, ich weiß selbst nicht warum." „Wie lächerlich!" sagte Julia verächtlich. „Mag e« Dir lächerlich erscheinen! Es ist aber mein ausgesprochener Wunsch, daß Du die Person entläßt." „Und Du denkst, daß ich die geschickteste, beste Zofe, die ich je gehabt habe, sortschicken werde, nur weil Du eine unerklärliche Antipathie gegen sie hast?" lachte Julia laut und spöttisch auf. „Ich glaubte. Du hättest mehr Rücksicht für meine Wünsche, namentlich, wenn sie Dir so wenig Mühe und Kosten verursachen, wie dieser" meinte er gereizt. „Aber Georg, ich würde eher Dich aufgeben, wie dieses Mädchen. Die liebe Noth, welche ich beständig mit meinen Jungfern hatte! Diese Lucie ist geradezu unerreichbar. So ein brauchbares Mädchen habe ich mir immer schon gewünscht. Man merkt gleich an dem Chic, welchen sie hat, daß sie Französin ist." „Das Mädchen ist Französin?" „Ja. Es ist ja etwas unbequem, denn sie spricht eben nur ihr Französisch. Aber ich komme wieder hinein und ich unterhalte mich schon ganz flott mit ihr." „Sie kann nicht englisch? Weißt Du das ganz gewiß?" „Meine neue Zofe kam mit einer französischen Herrschaft hierher; letztere kehrte wieder nach Paris zurück, aber Lucie gefiel eS so gut in New-Dork, daß sie sich entschloß, hier zu bleiben; sie ist erst seit ü Wochen in Amerika und so rasch lernt man eine fremde Sprache nicht. WaS liegt Dir übrigens daran?" „Nun weil ich mich nicht gern behorchen lasse und namentlich jetzt nicht, und Du weißt nur zu wohl, wie gerade dieser Art Dämchen das Lauschen ein besonderes Vergnügen macht." Hätte Robertson gewußt, wie recht er mit seiner Meinung über die Kammerkätzchen, namentlich in diesem Momente hatte, vielleicht würde ihm dann Lucie noch unsympathischer geworden sein, al« sie eS ihm beim ersten Anblick war. Sie stand am Schlüs selloch und merkte sich mit einem verständnißinnigen Nicken jedes Wort, das in dem Salon Julias ge sprochen wurde. Georg Robertson war ein vorsichtiger, schlauer Mensch. Er ließ sich nicht ohne weiteres davon über zeugen, daß die Zofe nur französisch verstand. Er wollte erst prüfen, ehe er sich zufrieden gab. „Julia," sagte er, „rufe das Mädchen unter irgend einem Vorwand herein." „Warum?" „Ich wünsche mich zu vergewissern, daß Du nicht hintergangen wirst." „Aber woher denn plötzlich dieses Mißtrauen? Du kümmerst Dich doch sonst auch nicht um meine Leute." Ein vielsagender Blick traf sie aus seinen Augen; sie schien plötzlich zu verstehen, denn sie erhob sich und rief nach Lucie. Das Mädchen trat ins Zimmer; sie schaute so harmlos und unschuldig in die Welt, daß es kein Wunder war, wenn sie ihrer Herrin volles Vertrauen einflößte. Julia gab Lucie auf französisch einen Befehl, der sie für eine Weile im Zimmer aufhielt. „Aber, Julia, wo hast Du denn dies Mädchen her?" fragte Robertson in lautem Tone und auf englisch. „Das ist ja eine zweideutige Person, die Jedermann auf der Straße kennt und die unter polizeilicher Aufsicht steht." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Eine Scheidungsklage von ganz origi neller Begründung schwebt bei dem Frankfurter Ge richt: Ein Ehemann will von seiner Frau getrennt werden, weil sie ihn in der Angabe ihres Alters ge täuscht hat. Aber, wird der Leser einwenden, das ist ja nichts Neues; wie oft schon hat eine Frau ihrem Freier gegenüber sich ein paar Jährchen jünger gemacht! Aber nein! ES handelt sich hier um das gerade Gegentheil. Er zürnte ihr, weil sie sich ihm um volle zehn Jahre älter vorgestellt hat, als eS der Wahrheit entspricht, und er will nun die, auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege des Inserats ent standene Ehe gelöst haben, weil seine Frau zu jugend-