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Seidel, Pinselmacher Hhrisiiax HottNev ^reuß ab und macht sich daher die Neuwahl zweier Ausschutzpersonen au« der Clafse der Gutsbesitzer, einer Ausschutzperson au« der Classe der Hausbesitzer, einer Ausschutzperson au« der Classe der NnansLsstgen erforderlich. Außerdem sind sechs Ersatzmänner zu wählen, von denen je zwei den drei verschiedenen Classcn anzugebören Haden. Unter Hinweis auf die nachstehend« abgcdruckten Bestimmungen der Art. 5, 6 und 7 des hiesigen OrtSstatutS wird hierdurch bekannt gemacht, daß die vor zunehmenden ErzänzungSwahlen Montag, den 15. Dezember 18SV, vormittags tü bis Nachmittags l Uhr für die Ansässigen, Nachmittags 4 dis 7 Uhr für die Unansässigen stattfinden und daß als Wahllocal das Speisezimmer der hiesigen RathhauS- wirthschaft bestimmt worden ist. Schönheide, am 1. Dezember 1890. Der Gemeinderath. Art. 5. Die Ausschußpcrsonen und Ersatzmänner werden von den nach der Landgemeindeordnung stimmberechtigten Personen und zwar die Ver treter der Ansässigen beider Classcn durch die sämmtlichen Ansässigen, die Vertreter der Unansässigen dagegen durch letztere in je einem Wahlakte gewählt. Art. 6. Die Wahl der Ersatzmänner hat mit der Wahl der Ausschußpcrsonen jedeSmal gleichzeitig zu geschehen, wobei in jedem der beiden Wahl akte — vergl. Art. 5 — die sämmtlichen Namen der zu wählenden Vertreter auf einem Stimmzettel in der Weise aufzuführen sind, daß die Namen der Ausschußpersonen zuerst stehen, danach diejenigen der Ersatzmänner folgen und außerdem hinter jedem Namen die Bezeich nung .Ausschußperson" oder .Ersatzmann" enthalten sein muß. Insoweit Stimmzettel diesen Erfordernissen nicht entsprechen, sind dieselben ungültig. Art. 7. Zu den Stimmzetteln darf nur weißes Papier genommen werden, sie dürfen keine äußeren Kennzeichen tragen und müssen dem Wahlvor steher derart zusammengefaltet übergeben werden, daß die darauf ver zeichneten Namen vollständig bedeckt sind. Diesen Vorschriften nicht entsprechende Stimmzettel sind vom Wahlvorsteher zurückzuweiscn. Freitag, den 5. Dezember 18SV, Nachmittags 2 Uhr sollen im hiesigen AmtsgerichtsgebLuve 1 Sopha, 1 Schrank, 1 Tisch, t Kommode, 1 Spiegel und 2 Jalonsieen nebst Zubehör öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 1. Dezember 1890. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Liebmann. Hagesgeschichte. — Deutschland. Für Montag, 1. Dezember, den 250. Jahrestag des Regierungsantritts des Großen Kurfürsten, war Parade auf dem Ber liner Opernplatz angesagt, zu welcher auch Abtheil- ungen verschiedener Linicnregimcnter herangezogen sind. DaS Denkmal dcS Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke in Berlin ist festlich geschmückt. Beim Kaiser findet eine Galatafel zu 250 Gedecken statt. — Wie sehr sich die RcichSregierung die Förder ung der deutschen Nordseefischerei angelegen sein läßt, geht unter anderem daraus hervor, daß, während in den früheren Jahren zum Schutze der Nordsee fischerei ein Aviso in Dienst gehalten wurde, nach dem Jndiensthaltungsplane für 1891/92 an dessen Stelle eine Kreuzerkorvette treten soll. Die deutschen Nordseefischer werden danach in Zukunft noch ge sicherter als bisher ihrem Gewerbe nachgehen können. -- Das Hochwasser der vorigen Woche hat in vielen Theilen Deutschlands ungeheuren Scharen an gerichtet. Abgesehen von den Verheerungen an der Nord- und Ostsecküste hat cs besonders in Mittel deutschland viel Elend im Gefolge gehabt Wir greifen von den vielen betrübenden Nachrichten hier nur einige heraus. Man schreibt: AuS Thüringen, 28. November. Schwere und betrübende Nachrichten kommen aus dem Soale- thale, das von dem Hochwasser so arg betroffen wurde. In Jena ist das vom Wasser stark beschä digte Jünae'sche Hinterhaus eingestürzt und dabei leider das Biertümpfel'sche Ehepaar erschlagen worden. Ein bei den Rettungsacbeitcn thätiger Soldat wurde erheblich verwundet. Kein zweiter Ort dürfte so großes Unglück erfahren haben als Wenigenjena- Camsdorf. Furchtbar sind die angerichteten Ver wüstungen, etwa 15 Häuser mit Nebengebäuden sind zusammengestürzt, viel Hab und Gut, besonders Vieh ist verloren. Eine Anzahl Menschen ist zu Tode ge kommen und bis jetzt sind neun Fälle festgestellt. In Naschhausen bei Dornburg sind zehn Häuser ein gestürzt und mehrere schwer beschädigt. Das erste, welches zusammenbrach, war das Schulhaus, nachdem einige Minuten früher der Lehrer mit seinem Töchter chen daraus gerettet war. Aus Oelknitz kommt die Kunde, daß fünf Wohnhäuser zertrümmert und vier bis fünf Personen um das Leben gekommen sind. Ferner schreibt man aus Kassel, 28. Novbr.: Von allen Seiten laufen Hiobsposten über die furcht baren Verheerungen ein, die das Hochwasser der Fulda u. Nebenflüsse namentlich in unserer Gegend angerichtet hat. Seit 50 Jahren — seit 1841 — das steht fest — ist ein solch' hoher Wasserstand hier zu Lande nicht vorgekommen. Insbesondere waren weniger die größeren Flußläufe als namentlich die kleineren Gebirgsbäche und Nebenflüßchen in einer selch' gefährlichen Weise angeschwollen, wie eS, so lange Menschen denken können, noch nicht der Fall war. Die Wucht und Wuth der grollenden Wogen drang über Nacht so plötzlich von Berg zu Thal, daß selbst die vorsichtigsten Uferbcwohner sich dessen nicht versehen hatten. Auch das scheint ziemlich sicher, daß noch selten oder nie hier in Mitteldeutschland ein Hochwasser so rasch und plötzlich auftrat, wie diesmal. Aus Karlsbad wird über die Hochfluth folgen des berichtet: Ein namenloses Unglück hat über die Stadt unsäglichen Jammer gebracht. In Folge der Uebcrschwemmungen (die Tcpl ist 4 Meter über ihre Normalhöhe gestiegen), stehen die Häuser auf der alten Wiese und dem Marktplatz bis zum ersten Stock unter Wasser. Der Schaden beträgt Millionen. In der Mühlbadgasse ist das große Haus „Kaffee- b.ium" eingestürzt. Vier Brücken, sowie alle Läden ans der alten und neuen Wiese sind vom Wasser weggerissen. Die Gas- und Wasserleitung ist zer stört, der Schaden enorm. Bürgermeister Eduard Knoll wurde vom Schlage getroffen und blieb todt. Ein weiterer Bericht über die Verhältnisse in Karlsbad besagt: Die entsetzliche Katastrophe, welche über die altberühmte Kurstadt Karlsbad bercingebrochen ist, hat nicht nur der Stadt selbst einen bis jetzt noch unberechenbaren Schaden verursacht, sie hat zugleich Hunderte von Existenzen vernichtet und der Verlust, der den Kauf- und ErwerbSlenten erwachsen ist, von welchen gegen 500 nichts als das nackte Leben retten konnten, beläuft sich aus mehr als anderthalb Millionen Gulden. Das Elend ist grenzenlos und die blühende Stadt, in der sich Tausende und Tausende von Kranken Leben und Gesundheit wicdergcholt, gleicht heute einer Stätte der Trauer und des Elends. Angesichts die ser allgemeinen Noth, die aus städtischen Mitteln weder zu beheben noch zu mildern ist, erläßt der Bürgermeister-Stellvertreter einen Aufruf mit der Bitte, dem furchtbaren Elend durch milde Gaben zu steuern, um damit den mittellosen Beschädigten die Möglichkeit zur Erhebung zu bieten. Der Nothruf unserer österreichischen Landsleute, die immer bereit stehen, zu helfen, wo sie können, wird gewiß nicht ungehört verhallen, und wenn nur alle Diejenigen ein Scherflein beitragen, welche in dem berühmten Eurortc Genesung u. Erholung gefunden und denen auch in Zukunft Karlsbad eine Wallfahrtsstätte des leiblichen Wohles werden soll, so ist damit schon Vie! gelhan und manche Thräne kann getrocknet werden. — Rußland. Eine außergewöhnliche Härte gegen fremde Staatsangehörige, welche aus Rußland ausgewicsen, in ihrem Heimathlande aber nicht ausgenommen werden, enthält ein im Ministerium des Innern vorbereiteter Gesetzentwurf. Erlangt der selbe Gesetzeskraft, so werden derartige Fremde im administrativen Wege nach Sibirien, nach Tobolsk oder nach dem Gouvernement Perm verschickt werden. Diese Maßregel würde am härtesten jene deutschen Staatsangehörigen in Rußland treffen, welche zufolge längeren unbefugten Aufenthaltes im Auslande in ihrer Heimath der Staatsangehörigkeit verlustig wurden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. Dezember. Am vergangenen Sonnabend früh wurde der 27 Jahre alte unver- heirathete Kaufmann Herold in Hundshübel in seinem Bette todt aufgefunden. Derselbe hatte sich mit einem Rasirmesser den Hals durchschnitten. Da Herold seit ca. Jahr schwermüthig war, so ist wohl anzunehmen, daß der Genannte die That im Zustande geistiger Störung begangen hat. — Eibenstock, 1. Dezbr. Gestern Nachmittag gelangte von Niedcrschlema die Nachricht hierher, daß die Leonhardt'sche Papierfabrik am Bahn hofe in Flammen stehe. Der Besitzer derselben, welcher zur fraglichen Zeit bei der im Rathhause Hierselbst stattgesundenen Bezirks-Versammlung der Offiziere des Beurlaubtenstandes anwesend war, er hielt diese Schreckensbotschaft per Depesche über mittelt und reiste sofort nachd'Hause. Wie wir er fahren, ist der mittlere Theil der Fabrik, das alte Holländergebäude, niedergebrannt. — Eibenstock. Die Zeit der Weihnachts einkäufe naht. Ja schon jetzt möge man daran denken, alle die zahlreichen großen und kleinen Ge schenke zu kaufen; denn wer früh mit den Besorgungen beginnt, erspart sich in mancherlei Beziehung Zeit und Verdruß. Nicht gar zu lange dauert es noch, und alle Waarenläden sind von Käufern so überfüllt, daß eine gute Auswahl der Geschcnkeinkäufe überhaupt nicht möglich ist. Selbst der liebenswürdigste und dienstfertigste Verkäufer ist nicht im Stande, wen» der Laden voller Käufer steht, die alle auf Bedienung warten, sich mit jedem einzelnen in eingehender Weise zu beschäftigen. Das ist jetzt noch möglich, wo die Läven noch nicht überfüllt sind. Wer jetzt seine Weihnachts einkäufe besorgt, der wird schnell bedient, erspart also Zeit und kauft mit größerer Aufmerksamkeit, so daß man sich in größter GemüthSruhe alles aussuchen kann. Dazu kommt, daß jetzt noch die Borräthe alle eine genügend große Auswahl aufweisen, wäbrend kurz vor Weihnachten selbst in dem reichhaltigsten Waarenlager oft verschiedene Waarensorten bereits ausgegangen sind. Und natürlich sind dies die gang barsten Artikel. Im eigenen Interesse, sowie dem jenigen der Kaufleute empfiehlt sich also ein möglichst baldiger Einkauf der Weihnachtsgeschenke und zwar, wie wir wiederholt befürwortet habe», wenn irgend möglich bei den heimischen Kaufleuten und Gewerbe treibenden. — Schönheide, 1. Dezbr. Am vergangenen Sonntag hielt der Gesangverein „Stimmgabel" aus Eibenstock im hiesigen Gambrinussaale ein Con- cert ab. Dasselbe war so zahlreich besucht, daß eine große Anzahl der Zuhörer mit Stehplätzen fürlieb nehmen mußte. Gewiß hat auch Niemand sein Kommen bereut, denn das Gebotene war vom Anfang bis zum Ende vorzüglich. Schon das ausgestellte Programm verdient alle Anerkennung. Chorstücke wechselten mil Solovorträgen, ernste Lieder mit humoristischen Scenen ab; neben dem sogenannten „klassischen" Gesang kam das Volkslied zur Geltung. Von letzterer Gattung wurden die beiden Lieder „In der Ferne" und „Loreley" so meisterhaft gesungen, daß die Vortragenden langanhaltenden, stürmischen Beifall ernteten. Es zeigte sich hierbei wieder ein mal, daß ein schönes, gut gesungenes Volkslied eine außerordentliche Wirkung hervorzubringen vermag, und daß deshalb das Volkslied viel mehr gepflegt zu werden verdient, als es leider fast allerwärts ge schieht. Den mitwirkenden Damen ist besonders das Compliment zu machen, daß sie sich fast ausnahms los einer recht guten Aussprache des Textes befleißig ten. Der Abend ist sicher für alle Anwesenden ein genußreicher gewesen; dem Verein „Stimmgabel" sei dafür an dieser Stelle Dank gesagt. Wir geben uns der Hoffnung hin, den Verein in Zukunft öfter bei uns singen zu hören. — Schönheide. Aus der hiesigen Bahnhofstraße hat sich am vergangenen Freitag ein recht bedauer licher Unfall ereignet. Unterhalb des „Bayrischen Hofes" wurde das Pferd des Flaschenbierhändlcrs H. aus Neuheire scheu und ging mit dem Schlitten, auf dem mehrere Personen saßen, durch. Zum Glück riß das Ortscheid vom Schlitten los, sodaß der letztere zum Stehen kam und die Insassen außer dem Schreck keinen weiteren Schaden erlitten. Das Pferd jedoch raste weiter und stürzte endlich in der Nähe der Muldenbrücke in Schönheiderhammer eine mehrere Meter hohe Böschung hinab, wobei es ein Hinterbein brach, sodaß es auf der Stelle getödtet werden mußte. Der Verlust des Pferdes trifft den Besitzer jedenfalls sehr hart, da derselbe ein unbemittelter Mann ist, der nebenbei eine Familie von 9 Kindern zu ernähren hat. — Die hiesige Bahnhofsanlage, die sich schon seit Jahren als unzureichend erwies, soll im nächsten Jahre endlich vergrößert werden. Wie verlautet, soll zu diesem Zweck ein Areal von 6000 Quadratmetern zum Preise von 30,000 Mk. (L Quadratmeter 5 Pik.) angekauft worden sein. — Leipzig, 28. November. Unter Vorsitz dcS Herrn Landgerichtsdirektors Bartsch und in Anwesen heit Ihrer Kgl. Hoheiten Prinzen Albert und Max, welche in Begleitung ihrer persönlichen Adjutanten in der Präsidenicnloge Platz genommen hatten, begann am Mittwoch vor dem Königl. Landgericht die auf drei Tage anberaumte Schwurgerichtsverhand lung gegen die BürgermeisterStochter Frida Fanny Schrön aus Markranstädt, welche im Verdacht steht, ihre Eltern durch Beibringung von Gift ge tödtet zu haben. Zur Verhandlung sind 86 Zeugen und Sachverständige geladen. Die Anklageschrift be schuldigt die ledige am 13. Mai 1868 zu Chemnitz geborene Fanny Schrön: 1) am Abend des 8. Nov. v. I. mit reiflicher Erwägung der Mutter Gift bei gebracht und dadurch deren am 10. November einge tretenen Tod herbeigeführt zu haben; 2) am 19.