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Amts- Md Anzeigeblatt für den Erscheint i »ee ^4^*1 e Abonnement --KLST Wrk des Lmtsgmchts Libenjleck -M- sertionSpreiS: die kleinst». ten, sowie bei allen ReichS- Zeile w Pf und dessen Amgebung. d-st-nst-lten. Berankwortlicher Redatteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. z-tzrg««,. — L4V Donnerstag, den 27. November L8SV. Mit Rücksicht auf die stattfindende Volkszählung Das Standesamt Bckanntmachllllg. Wonlag, den 1. Dezember dieses Jahres bleiben an diesem Tage die Nathscrpcditionen, Stadt- nnd Sparkassenlokalitäten geschlossen, ist geöffnet von 1O—1L Uhr Vormittags. Eibenstock, am 19. November 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Hagesgeschichie. — Deutschland. Wie nunmehr feststeht, wird sich der Reichskanzler von Caprivi am Donnerstag, den 27. d. M., früh nach Dresden bezw. Strehlen begeben und in der Villa zu Strehlen vom Könige unv der Königin von Sachsen empfangen wer den. Am folgenden Tage wird dort zu Ehren des Reichskanzlers eine größere Hoftafel stattfindcn. Der Besuch desselben am sächsischen Hofe hat nur eine formale Bedeutung. General v. Caprivi ist dem säch sischen Königspaare, sowie dem sächsischen Hofe wohl bekannt und kennt auch seinerseits bereits alle dort in Betracht kommenden Persönlichkeiten. Nachdem er aber den süddeutschen Höfen eine Art Antritts besuch abgestattet hat, ist es nur eine fast selbstver ständliche Pflicht der Höflichkeit, daß er nunmehr auch den Königlich sächsischen Hof besucht. — Berlin. Eine schlimme Botschaft kommt nicht nur für die deutsche, sondern überhaupt für die europäische Industrie aus Rußland. Darnach ist die gegenwärtig in St. Petersburg tagende Zollkommissiou an der Arbeit, um für das russische Reich einen neuen Hochschutzzolltarif zu ent werfen, der sich durchaus in den Bahnen der berüch tigten Mac-Kinlcy-Bill bewegen soll. Die Vorarbei ten sollen derart beschleunigt werden, daß der Zoll tarifentwurf schon in der zweiten Hälfte des Monats Januar dem russischen Reichsrath vorgelegt und wo möglich schon am I. April als Gesetz in Kraft treten kann. Man erzählt sich in angeblich unterrichteten Kreisen die wunderbarsten Dinge von dem neuen russischen Zolltarifenkwurf, der nach unveränderter Annahme eine förmliche Abschließung Rußlands gegen fremde Erzeugnisse herbeiführen würde. Inwiefern hierbei Ucbertreibungen mit unterlaufen, entzieht sich unserer Beurtheilung. Jedenfalls wird die westeuro päische, insbesondere die deutsche und österreichisch ungarische Industrie gut thun, sich auf das Schlimmste gefaßt zu machen und sich bei Zeiten vorzusehen und einzurichten. — Schneidemühl, 18. November. Die »Schneiden,ühler Zeitung" schreibt: „Am Sonntag Vormittag 9^ Uhr trafen, von Bromberg kommend, 1500 Reservisten hier ein, die bis zu ihrer um 11 Uhr erfolgenden Weiterfahrt in den auf dem hiesigen Güterbahnhof stehenden Zelten verpflegt wurden. Die Mannschaften sind aber nicht am Besten mit dem Eßgeschirr umgegangen: drei Fünftel desselben ist zum Theil demolirt, zum anderen Theil ver schwunden oder an auf dem Bahnhose anwesende Personen verschenkt worden. Auch sollen verschiedene Gegenstände den Weg in die Koffer der Reservisten gefunden haben. Von 1590 Eßlöffeln hat der Bahn- hofSrestaurateur nur etwa 50 wieder zurückerhalten. Die dem Bahnhofe nahe gelegenen Restaurationen sind hierauf von den Reservisten, meistentheils Ber linern, ausgesucht worden; die Wirthe wünschen aber heute noch, daß sie die Gäste lieber gar nicht gesehen hätten. Die Intendantur ist von diesem ganzen Vorfall unterrichtet worden ; eS wird eine amtliche Untersuchung stattfinden." — Trier, 17. November. Vor etwa 10 Tagen verschwand aus einem Dorfe bei Aachen ein zwei jähriges Mädchen, ohne daß eS möglich gewesen wäre, auch nur das Geringste über den Verbleib des Kindes in Erfahrung zu bringen. Man argwöhnte zwar, daß eS von einer Zigeunerbande entführt worden sei, die sich damals in der Nähe von Aachen Herum trieb; indessen diese Zigeuner konnten nicht mehr aus findig gemacht werden, und im Uebrigen wollte Nie mand so recht an die angebliche Entführung glauben. Am Donnerstag Mittag gegen 12 Uhr langte nun ein großer Trupp Zigeuner, bestehend aus zehn Män nern, etwa zehn Frauen und vielen Kindern, auf der Bürgermeisterei zu Merzig an. Da bei dein Vierziger Gerichte Anzeige erstattet worden war, daß bei diesem Zigeunertrupp zwei fremde Kinder bemerkt worden seien, so verhaftete das Gericht sofort die älteren Mitglieder der Bande und begab sich unverzüglich nach Brotdorf, wo die beiden Kinder noch bei der Bande angeblich gesehen worden waren. Dort wurde von der Behörde durch eine ganze Reihe von Zeugen festgestellt, daß die Bande, als sie sich Tags zuvor in Brotdorf aufhielt, zwei fremde Kinder, das eine im Alter von 5 bis 8, das andere von 2 Jahren mit sich geführt habe. Durch die Farbe ihrer Haut und ihrer Haare hätten sich die beiden von den Zigeu nerkindern so auffällig unterschieden, daß in Jedem, der sie sah, unwillkürlich der Gedanke aufstieg, diele Mädchen könnten keine Zigeunerkinder sein. Das ältere der beiden sollte ein rosa Wollcapuzchen, ein rothes, schwarzgestreiftes Wollkleid von städtischem Schnitt, blauweiße Strümpfe und neue Schuhe ge tragen haben. ES habe auch ein schwarzes Gebetbuch in der Hand gehalten und zu den Dorfkindern ge äußert, daß es auf einer Wiese mit dem Büchelchen gespielt habe, als die Zigeuner gekommen seien und eS mit sich fortgeschleppt hätten. Die Kinder möchten es doch nach Hause bringen. Sein Vater und seine Mutter würden cö gewiß mit der Gemeinde suchen. Außerdem soll es, wie eines der Kinder gehört haben will, gesagt haben, es sei aus dem Bayrischen. Ein anderes Kind will verstanden haben, es sei aus dem Belgischen. Während das Kind diese Mittheilungen machte, ist eine Zigeunerfrau gekommen, welche das Kind ins Gesicht geschlagen und in einen der Wagen geführt hat. In Hanstatt wurde sestgestellt, daß noch am Mittwoch gegen 5 Uhr Abends eine der Zigeu nerfrauen mit dem älteren der beiden Mädchen in einem Laden Einkäufe gemacht habe. Gegen 10 Uhr Abends durchsuchte die Gendarmerie, welche in Brot dorf auf die Zigeunerbande aufmerksam gemacht wor den war, das Lager. In ihrer Begleitung befanden sich mehrere Männer aus Brotdors, welche die beiden Kinder in Brotdorf gesehen hatten. Indessen, die Gesuchten fanden sich nicht. Kurz bevor die Gendar merie anlangte, will eine in der Nähe des Zigeu nerlagers wohnende Frau großen Lärm im Lager gehört haben. Auch habe eine Kinder stimme „Mama, Mama!" geschrieen und dieses Schreien habe sich nach dem Wald hin verloren. Eine in der Nähe des Waldes wohnende Frau will gleichfalls gegen 10 Uhr Abends gehört haben, wie eine Kin derstimme „Mama" rief. DaS Schreien hat sich im Walde in der Richtung nach Merzig zu verloren. Am folgenden Tage wurde eine Reihe von Belast ungszeugen mit den Zigeunern konfrontirt. Die beiden Kinder wurden unter der Bande nicht mehr gesunden. Dagegen wurde festgestellt, daß eine« der Zigeunerkinder den oben beschriebenen Anzug de« älteren der beiden Mädchen trug. Ferner erkannte ein Zeuge die Zigeunerfrau heraus, welche in Brot dorf das ältere der Kinder ins Gesicht geschlagen und in den Wagen geführt hatte. Die Frau sammt acht Männern wurden in das BczirkSgefängniß nach Trier abgeführt, die übrigen Mitglieder der Bande in Saarburg in Hast gehalten. Von den beiden Kindern hat man noch keine Spur. — Holland. Nachdem am Sonntag früh König Wilhelm III. nach langer Krankheit seinen letzten Athemzug gcthan, hat die Königin-Regentin Namens ihrer Tochter, der nunmehrigen Königin Wilhelmine, als deren Vormünderin die Regierung angetreten und dies in einer Proklamation bekannt gegeben. Die Beisetzung de« Königs erfolgt erst gegen Ende der nächsten Woche. Abgesehen von der nunmehrigen Selbstständigkeit des Großherzogthums Luxemburg hat der Regierungswechsel in den Nieder landen keine politischen Folgen. — Luxemburg. Mit dem Ableben des Königs Wilhelm III. ist das Großherzogthum Luxemburg endgültig von Holland abgelrennt worden, der bis herige Regent, Herzog Adolf von Nassau, besteigt als Haupt der Walramscheu Linie des Hauses Oranien- Nassau den Thron. Es wäre verfehlt, auf die Ueber- nahme der Krone Luxemburg« durch einen deutschen Fürsten weitgehende Hoffnungen setzen zu wollen. ES wird genügen müssen, daß Luxemburg mit Deutschland durch die Zollunion wirthschaftlich eng verbunden ist ; eine Einverleibung in Deutschland ist durch den Londoner Vertrag vom 13. Mai 1867, welcher Luxemburg für die bekannten „ewigen Zei ten" zu einem neutralen Staate machte, ausgeschlossen. — Frankreich. Die Verproviantirung der festen Plätze bildet gegenwärtig eines der Steckenpferde des französischen Kriegsministers. Für die Verproviantirung der befestigten Lager in Paris will der Kriegsminister 600,000 Zentner Mehl her anschaffen. Die Syndikatskammer der Getreide- und Mehlbörse in Paris hat nun erklärt, eine derartige Heranführung könne nicht im Laufe eines einzigen Jahres bewirkt werden, obne den Handel beträchtlich zu beunruhigen und eine Preistreiberei hcrvorzurufcn. — Amerika. Wie aus New-Dork gemeldet wird, begab sich der bekannte Buffalo Bill nach dem Westen, um den Versuch zu unternehmen, die Be wegung der Sioux-Indianer auszuhalten. Buffalo Bill verkennt nicht, daß die Lage ernst ist, gleichviel ob die L-taatStruppen in der Defensive bleiben, oder die Offensive ergreifen. 6000 Indianer verließen das ihnen angewiesene Gebiet und zogen »ach Westen. — Eine weitere Meldung besagt: Im Indianer territorium ist bereits das erste Blut geflossen. Die Ansiedlung Liebau in Dakota ist von den Indianern überfallen, sieben Familien wurden niedergemacht; Alles flieht in Süd-Dakota vor den Indianern, die vorläufig unaufhaltbar vorrücken. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. November. Das anhaltende Regcnwetter der letzten Tage, welche« in vielen Theilen Deutschlands Ueberschwemmungen herbeiführte, ist seit gestern in ernste Winterwitteruiig umgcschlagcn. Nach einem kräftigen Schneefall trat Frost ein und heute hält sich das Thermometer während des ganzen Tages an geschützten Stellen auf 10 Grad Kälte. Ist dieser Wechsel der Witterung in Rücksicht auf das nahe Weihnachtsfest auch sielseitig erwünscht, so kommt er doch sehr unvermittelt, ja geradezu überraschend. — Eibenstock. DaS am Dienstag Abend im Saale de« „Feldschlößchcn" vom Gesangverein Stimmgabel Hierselbst abgchaltene Concert erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuch«. In gewohnter Weise kamen die Gesänge gut geschult und rein zum Vortrag und wurden von den Zuhörern lebhaft ap- plaudirt. Besonders ansprechend in gesanglicher Be ziehung war das Terzett aus „DaS Nachtlager in Granada" und der LinleitungS-Chor aus der Oper „Jessonda." Der humoristische Theil wurde durch die beiden Scenen „Die Liebe im Schilderhaus" und „Die Schützengilde von Blasewitz" sehr wirksam ver-