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Amts- Md AnzeigeAatt für den MiA- «Yiik des Amtsgerichts Libenslock sertionSpreiS: die kleinsp. b-«- und dessen Amgekung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Be ten, fowie bei allen RcichS- Postanstalten. LS8. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. A-Yrga««. Sonnabend, den 22. November L8S«. Anlage« betr. Am 15. November ds. Js. ist der 4. Termin der diesjährigen städtischen Anlagen fällig gewesen. Zu dessen Entrichtung ist eine 3wöchige Frist nachgelassen, wa« mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß nach Ablauf dieser Frist ohne Vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zwangsverfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, am 20. November 1890. Dkl Stadtratb» Löscher, Bürgermeister. Bg. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die vom BundeSrath be schlossene Untersuchung über den Stand der Viehseuchen und über die Schutzmaßrcgeln gegen Scucheneinschlcppung aus Rußland und de» Donau ländern in Oesterreich-Ungarn ist, dem Vernehmen »ach, nach Möglichkeit beschleunigt worden. Wie be reits bekannt, Hat man sachverständige Kommissare entsendet, welche an Ort u. Stelle die erforderlichen Erkundigungen einziehen. Da die Absicht, die Ent scheidung in die Länge zu ziehen, von vornherein aus geschlossen war, dürfte der BundeSrath alsbald in die weitere materielle Berathung und Entscheidung über die Anträge Bayerns u. Sachsens wegen Aufhebung der Viehsperre eintrcte». 'Nach einer Münchener Korrespondenz der „Frf. Z." schließt sich außer Baben und Württemberg auch Hessen den sächsischen u. bay rischen Anträgen an. — Berlin, 2l. November. Der „Kreuz.-Ztg." zufolge hielt Se. Mas. der Kaiser nach der gestrigen Vereidigung der Rekruten der hiesigen Garni son an die Truppen eine Ansprache, worin er zunächst die friedliche äußere Lage betonte, dann auf den inneren Feind hinwies, der nur auf dem Boden des Christenthums zu überwinden sei. Niemand könne ein guter Soldat sein, wenn er nicht zugleich ein guter Christ wäre und darum sollten die Rekruten, die ihm als ihrem irdischen Herrn den Eid der Treue geleistet, vor Allem auch dem himmlischen Herrn und Heiland Treue bewahren. — Helgoland, 17. November. Nachstehende Bekanntmachung veröffentlicht das „Helgoländer Wochenblatt": „In dem sogenannten Krankenhause auf der hiesigen Sandinscl sind auf Kosten des InselgemcinwescnS einige Lebensmittel (Hartbrod, Salzfleisch, Hülsenfrüchte, Kaffee und dergl.), sowie Kerzen, Streichhölzer, Feuerungsmittel, Eß- und Kochgeschirr niedcrgclcgt worden, welche dazu bestimmt sind, dortselbst befindliche Dünenarbeiter oder Schiff brüchige vor Noth zu schützen, wenn zwischen Helgo land und der Sandinsel wegen ungünstiger Witter ung ein Verkehr nicht stattfinden kann. Indem ich diese Einrichtung dem Schutze aller Wohldenkcnden empfehle, weise ich zugleich darauf hin, daß Derjenige, welcher sich außer dem Falle eines Nothstandes jene Gegenstände ganz oder zum Theil aneignct, wegen Diebstahls eine Gefängnißstrafe bis zu 5 Jahren und die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte zu gewärtigen hat. Der Kaiserliche Kommissar für Hel goland. gez. vr. jur. Kelch." — Cottbus. Der Militärwachtposten an der Außenmauer des hiesigen Z e n t r a l g e f ä n g n i s s e s ist, seitdem dort der Arbeiter Zesch erschossen wurde, wiederholt zur Nachtzeit von Personen verhöhnt und beschimpft worden. Die Polizeiverwaltung hat des halb folgende Warnung erlassen: „Obgleich erst kürz lich der Militär-Wachtposten beim hiesigen königlichen Zentralgefängnisse einem Menschen gegenüber, welcher sich dem Wachtposten während der Nachtzeit unbc- fugierweise näherte und welcher auf ein wiederholtes Anrufen nicht stehen blieb, nach seiner Instruktion von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte, haben es in neuerer Zeit wiederum mehrere Personen ge wagt, denselben Militärposten zur Nachtzeit zu insul- tiren, sogar zu bedrohen und zu beschimpfen. Unter Hinweis auf die betrübenden Folgen, welche dergleichen unbesonnene Handlungen nach sich ziehen müssen, warnen wir hierdurch ernstlich vor deren Wiederholung." — Dem BundeSrathe sind Vorschläge zu einer Verordnung zugegangen, welche die JnvaliditätS- und Altersversicherungspflicht der Wäscher innen, Schneiderinnen, Näherinnen, die von Hans zu Haus arbeiten, festsetzt, sowie über die Be freiung vorübergehender Beschäftigungen von der Ver sicherungspflicht Bestimmung trifft. — Ueber die bereits kurz mitgetheiltc LandeS- verrathsaffaire wird der „K. Z." noch aus Saarbrücken geschrieben: Am vorige» Freitag wurde in dem benachbarten Orte Louiscnthal ein Schiffseigenthümer verhaftet, welcher verdächtig ist, ein preußisches Gewehr, Modell 88, in Nancy an die französische Regierung verkauft zu haben. Zur Un tersuchung der Angelegenheit weilt bereits seit Don nerstag der Korpßauditeur von Koblenz hier. Vor etwa zwei Wochen verschwand in der hiesigen Baracke II das Gewehr eines Soldaten der 7. Kompagnie des 70. Regiments aus der Gewehrstützc. Es wird an genommen, daß dies Gewehr in die Hände des wegen Landesverraths in Haft genommenen Schiffseigen- thümers gelangt ist. — Frankreich. Die vor einigen Tagen statt gehabte Ermordung des russischen Generals Seliverstoff in Paris ist zweifellos als ein nihi listischer Racheakt auszufaffen. Es steht fest, daß der Ermordete alt» russischer Polizeiagcnt in Paris thätig war und dort die Ueberwachung der russischen Kolonie leitete. Die Thätigkeit SeliversloffS als stellvertreten der Chef der dritten Abtheilung in Petersburg fiel in den Sommer 1878, als General Mesenzeff, bis dahin Leiter der dritten Abtheilung, ermordet worden war. Nach der Auflösung der dritten Abtheilung durch General Loris-Melikoff zog sich Seliverstoff angeblich ins Privatleben zurück In Wirklichkeit aber blieb er als geheimer Polizeiagent in den Diensten der russischen Regierung. In Paris, wo er jetzt wieder seit 12 Tagen anwesend war, pflegte er sich einen großen Theil des ganzen Iabres auf zuhalten. Die Polizei ist noch eifrig bemübt, den muthmaßlichen Mörder PadlewSki aufzusinden. Die in Paris sich aufhaltenden flüchtigen Nihilisten glau ben, der Mörder wollte sich wegen seiner Einkerkerung rächen, welche er in Deutschland erlitten hatte und nach welcher er von der russischen Regierung noch mals verhaftet wurde, um in Rußland intcrnirt zu werden. PadlewSki rettete sich nach Paris, um sich an Seliverstoff wegen seiner Vcrurtheilung zu rächen. Loeale unv sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Der morgige Sonntag gehört den Tobten. Am 2b. Sonntag nach Trinitatis feiern wir das Todtenfest, und schon in früher Morgen stunde tragen der Glocken eherne Klänge weit hinaus über die Mauern der Stadt: Vergesset nicht derer, welche im ewigen Schlummer ruhen. Wenn sonst wohl der Sonntag uns zu behaglicher Feiertagsruhe nach harter Arbeit einladet, zu jener Erquickung, welche unsere Schaffenskraft neu beleben soll, so soll der heutige Sonntag ein Tag der stillen Sammlung sein, ein Tag, dessen weihevollem Ernst sich kein Mensch zu entziehen vermag, der noch für edlere Regungen nicht völlig abgestumpft ist. Wenn unser Auge über die langen Hügelreihcn der Friedhöfe da hinschweift, dann überschlcicht uns wohl tiefe Weh- muth und diese wirkt um so inniger auf unser Gc- müth ein, als wir das Todtenfest zu einer Zeit be gehen, da wir auch schon die Natur zu Grabe ge tragen haben. DaS welke, feuchte Laub, welches der Wind raschelnd vom Boden aufschcucht, die morschen Zweiglein, auf welche zwischen den Gräbcrreihen der Fuß tritt, das entlaubte Gesträuch am Wege, die kahlen Rafenflächen, alle- stimmt unser Gemllth ernst und richtet unsere ErinnerungSthätigkeit auf Tage und Stunden, da cS in un» und nm uns schöner auSsah. AuS den mit Kränzen geschmückten Gräbern steigen mit der Erinnerung an die Todten diese gleichsam selber zu unS auf, und wehe, wenn sich in die Erinnerung ein Vorwurf mischt. Ja der Todten- sonntag bedeutet nicht nur eine Erinnerung an die Todten, sondern auch eine Mahnung zur Liebe gegen die Lebenden, denn der Todtcnsonntag ruft uns die Worte des Dichters zu: „O lieb, so lang Du lieben kannst, o lieb, so lang Du lieben magst, die Stunde kommt, die Stunde kommt, wo Du an Gräbern stehst und klagst." — Eibenstock. Der hiesige Geflügelzüchter- Verein beschloß in der am 16. Novbr. er. stattgefun denen Generalversammlung, seine 23. allgemeine und große Geflügel-Ausstellung mit Prämiirung u. Verloosung vom 15. bis 17. Februar 1891 in den Eberwein'schen Saallocalitäten abzuhalten. — Schön Heide, 18. November. Ein seltenes Jagdglück hakte Herr Kaufmann Hermann Seidel hier, indem er gestern auf einem der hier gelegenen Teiche 4 Stück Lappcntauchcr schoß. Vor 3 Jahren hakte derselbe Herr das Glück auf einem Teiche in Neuheide 2 Stück türkische Enten (Moschus- oder Bisamenten) zu erlegen. — Das Handwerkszeug eines — Heiraths- schwindlers hat, wie aus Dresden gemeldet wird, die dortige Kriminalbehördc mit Beschlag belegt. Dasselbe gehört einem „Maschinenmeister" Hoffmann, der wegen Betrugsversuchs verhaftet ist, von mehreren Behörden steckbrieflich verfolgt wird und in Deutsch land wie in Oesterreich als HeirathSschwindler Gast rollen gab. In einer von ihm verheimlichten, schließ lich aber doch entdeckten Wohnung fand man neben vielem Anderen augenscheinlich zum „Geschäftsgebrauch" dienenden Kleidern auch die Uniform eines Wacht meisters voin Garde-Kürassier-Regiment, de» dazu ge hörigen Kürassiersäbel mit silbernem Portepee, die Mütze eines preußischen Bahnbeamten, einen "Klapp hut, Stofs zu einem schwarzseidenen Brautkleide und ein leeres Etui zu zwei Trauringen mit der Aufschrift „Glück dem Brautpaar". Die Photographie eines von dem Schwindler jedenfalls bethörten Mädchens fehlte gleichfalls nicht. Derselbe hat, wie eS scheint, auch in Berlin sein „Metier" anSgeübk und zwar mit Erfolg. — Die Chemnitzer Sozialdemokraten kla gen über wachsende Thcilnahmlosigkcit der Arbeiter. In einer dieser Tage berufenen „großen öffentlichen Arbeiterversammlung" waren von den 30,000 Arbei tern, welche in Chemnitz beschäftigt sind, so wenige erschienen, daß der Vorsitzende die Frage stellen mußte, ob man unter diesen Umständen tage» wolle. Er bezeichnete den flauen Geschäftsgang als die Ursache dieser Theilnahmlosigkeit. Die Versammlung war insofern für die Arbeiter von besonderer Wichtigkeit, weil die Bedeutung der Controlmarke, welche man auch für Wirkwaaren einzuführcn beabsichtigt, zur Besprechung kommen sollte. — Eine ebenso ruchlose wie grausame That hat in Wurzen ein leider noch Unbekannter verübt. Er hat einem großen Zughund eines dortigen Flei schers die rechte Vorderpfote und den Schwanz abge hackt. Heulend und winselnd kam das gequälte Thier in das Gehöft seines Herrn zurück. — Und welche Strafe wird solch' menschlicher Bestie? Da wäre ausgiebige körperliche Züchtigung doch wohl am Platze! — Kamenz. Am Vormittag des 17. November erfolgte im Saale der Bürgerschule die Einweisung des neuen Schuldirektors, Oskar Kelle, bis her Schuldirektor zu Schönheide. Nach dem allge meinen Gesänge: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren ic." erfolgte durch BezirkSschul-