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Amts- und Anzeigevlatt «rfchei«t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Lesirk -es Amtsgerichts Eibenßock und dessen Zlmgeöung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. ISS Verantwortlicher Rrdacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Sonnabend, den 15. November 18S«. Auf Folium 164 de« Handelsregisters für die Stadt ist heute das Erlöschen der Firma In Eibenstock verlautbart worden. Eibenstock, am 11. November 1890. Königliches Amtsgericht. I. V.: Porzig, Ass., H.-R. Ttzr. Bekanntmachung, die Volkszählung betreffend. Am 1. Dezember dieses Jahres findet im Deutschen Reiche eine Volks zählung statt. Die hiesige Stadt ist zu diesem Zweck in 44 Zählbezirke eingetheilt und für jeden Bezirk ein Zähler, welcher die AuStheilung, Revision und Wiedereinsammlung der Haushaltungslisten besorgt, ernannt worden. Die Herren Zähler werden die AuStheilung der Zählungslisten in den letzten Tagen des November vornehmen. Wir machen hierdurch auf die Wichtigkeit der vorzunehmenden Zählung für Reich, Staat und Gemeinde ganz besonders aufmerksam. Dieselbe soll den Zu stand des ReicbeS in allen seinen einzelnen Theilen bezüglich der Bewohnerschaft erkennen lassen. Sie wird in den nächsten Jahren bei volkSwirthschaftlichen Fragen als Unterlage dienen und eS ist somit von ihrer Richtigkeit und Genauigkeit die fernere Entwickelung de« Volkswohlstände« zum Theil mit abhängig. Die hiesige Einwohnerschaft, namentlich aber die Herren Haushaltungs- vorstände und alle die, denen die Ausfüllung der Listen obliegt, werden daher ersucht die Ausfüllung der letzteren in Gemäßheit der vorgedruckten Anleitung vorzunehmen, in ZweifelSfällen aber bei den Herren Zählern oder an RathSstclle sich Auskunft zu erholen. Die Wiedereinsammlung der Listen beginnt am l. Dezember Mittag«. Eibenstock, am 27. Oktober 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Wegen der hier und in der Umgebung aufgetretenen Maul- und Klauen seuche findet der für Dienstag, d<» 18. ds. Monats festgesetzte Vieh markt allhier auf deshalb gestellten Antrag des Königlichen BezirkSthierarzteS Nicht statt. Stadtrath Adors, den l l. November 1890. Die Thronrede, mit welcher der Kaiser die Session des preußischen Landtages eröffnet hat, wurde diesmal in ganz Deutsch land und über dessen Grenzen hinaus mit Spannung erwartet. Zwar hatte Kaiser Wilhelm bereits in der ersten Thronrede bald nach seinem Regierungsantritt die Grundlinien deS Regierungssystems, welchem er zu folgen gewillt ist, in großen Strichen gezeichnet. In dessen eS war erst ein Wechsel der leitenden Persön lichkeiten nothwendig, um die praktische Durchführung jenes ersten Regierungsprogramms zu ermöglichen. Dieser Wechsel ist nun erfolgt: Deutschland Hal einen neuen Kanzler und damit Preußen zugleich einen neuen Ministerpräsidenten ; außerdem aber hat Herr v. Scholz dem Herrn l>r. Miquel den Posten des Finanzministers überlassen und auch in Stellen zweiten Ranges, die aber immerhin noch von großer Be deutung sind, sind frische Kräfte eingetreten. Die hauptsächlichste Vorlage, mit welcher sich der preußische Landtag zu beschäftigen haben wird, ist die der Steuer-Reform. Diese ist schon seit Jahren versprochen worden, sie war bereits durch eine Thron rede angekündigt, aber das Augenleiden des früheren Finanzministers von Scholz, wahrscheinlich aber auch noch andere, tiefer liegende Gründe, haben das wichtige Reformwerk bisher verzögert. Ob Herr Miquel eine glücklichere Hand gehabt hat, als sein Vorgänger, ist natürlich heute noch nicht zu sagen — aber alle Parteien des Hauses und alle Kreise des Volkes hoffen es. Herr Miquel bat lange Zeit schon al« Finanzminister-Kandidat gegolten, aber so lange Fürst Bismarck im Amte war, blieb es eben bei der Kan didatur. Herr Miquel gehörte der nationalliberalen Partei an und dennoch begegneten seine Reforman sichten betreffs einer gerechteren Steuervertheilung denen des Kaisers. Hunderttausende in Preußen sahen der am Mitt woch eröffneten Landtagssession hoffnungsvoll entge gen. Der größere Besitz wird durch die angekündigte Reform-Gesetzgebung größere Opfer bringen müssen, um den mittleren und kleinen Besitz zu entlasten, aber erfreulicherweise ist der Sinn für die sozialen Verpflichtungen geschärft, das Bewußtsein vorhandener sozialer Gefahren geweckt und so wird auch da« „no- dl«886 obligv" von den Reichen und Wohlhabenden lebhafter empfunden, so daß sich von dieser Seite dem Reformwerk keine Hindernisse in den Weg stel len werden. Diejenigen Sätze der Thronrede, welche die Ent lastung der kleinen und mittleren Einkommen und gewerblichen Betriebe als Ziel der Steuerreform be zeichneten, wurden schon von den versammelten Land boten im Weißen Saale mit kräftigen Beifallskund gebungen ausgenommen und darf auch im Lande deS freudigen Widerhalles sicher sein. Daß bei Erbschaf ten etwa» höher gesteuert werden soll, paßt in den Rahmen der Steuerreform; denn auch hier sollen die kleinen Erbschaften freigclasscn werden und die Steuer betrifft ja überhaupt da« fundirte Vermögen. Die durch die Thronrede in Aussicht gestellte Ge meindeordnung für die östlichen Provinzen Preußens hat zwar zunächst einen provinziellen Charakter, ist aber ihrer Vorbildlichkeit wegen ebenso wichtig, wie das schon durch die Verfassung versprochene und nun erst zur Vorlage gelangende Volksschulgesetz. Von den Aeußerlichkeiten bei der LandtagSeröff- nung ist besonders erwähnenswerth, daß die Abgeord neten ungewöhnlich zahlreich erschienen waren; man erinnert sich keiner Eröffnungsfeierlichkeit des preußi schen Landtages, die von den Landboten so stark be sucht war. Dem feierlichen Acte wohnten Männer aller Parteien bei. Die Aufforderung des Kaisers und Königs an die Versammlung, vertrauensvoll mit der Regierung zur Lösung der hochwichtigen gesetz geberischen Aufgaben zusammenznwirken, wurde mit allseitigem lauten Bravo ausgenommen. Mag dies eine gute Vorbedeutung für die begonnene Session sein! Tagesgeschichte. — Deutschland. Zur Erleichterung und Be schleunigung deS in letzter Zeit erheblich gestiegenen telegraphischen Verkehrs zwischen Deutschland und Italien ist in diesen Tagen zwischen Berlin und Rom neben den bisherigen Verbindungen auf dem Wege durch die Schweiz eine neue telegraphische Leitung auf dem kürzesten Wege über Bayern und Tirol hergestellt und in Betrieb genommen worden. — Wie dem .Hamb. Korr." bestimmt versichert wird, ist bei der Anwesenheit des Königs der Belgier in Berlin die Congofrage zur Sprache gekommen, die Reichsregierung hätte, um das Gleichgewicht im Budget der Congoregierung herzustellen, zugestimmt, daß die Eingangszölle nach dem Congo erhöht werden. Gcgew eine solche Erhöhung hat sich bekanntlich die holländische Regierung, vielleicht von Frankreich mit dazu bestimmt, ausgesprochen. Sollte sie auf ihrer Weigerung beharren, so wird vermuthlich Deutschland sich veranlaßt sehen, Repressalien gegen Holland zu ergreifen. Eine der schwersten wäre, wenn Deutsch- lanv das bisherige Auslaufen der Schiffe in Vlissingen nach einem anderen Hasen, etwa Antwerpen, dirigiren würde. (Trotz der Bestimmtheit, mit welcher diese Nachricht auftritt, klingt sie nicht glaubhaft. Wie käme Deutschland dazu, für den Congostaat so direkt einzutreten?) — Rußland. Nach einer der .K. Z." zugegange nen Nachricht nimmt die Auswanderung aus dem westlichen Rußland nachgerade einen unheimlichen Um fang an. Ganze Dörfer stehen leer, oder bergen nur noch Greise, Krüppel und Kranke, welche zurückgelassen wurden. Die alleinige Ursache bestände darin, weil die Menschen in ibren nationalen und kirchlichen Ge fühlen aufs schwerste verletzt würden. — Frankreich. Die Regierung hat der .Ge sellschaft der Freunde Rußlands' die offizielle Anerkennung versagt, obgleich dieselbe aus achtbaren Persönlichkeiten besteht. Cs ist das aus Gründen der Vorsicht geschehen, da die Gesellschaft einmal auch von unverständigen Personen überfüllt werden könnte. Die Versagung der offiziellen Anerkennung steht in dessen der Wirksamkeit genannter Gesellfchaft nicht im Wege. (Jedenfalls befürchtet die Regierung, in Deutschland Anstoß zu erregen.) Loeale und fSchstsche Nachrichten. — Eibenstock, 14. Novbr. Bei der gestrigen Stadtverordneten-Ergänzungswahl haben von 473 stimmberechtigten Bürgern 153 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. ES erhielten: Herr Alban MeichSner 134 Stimmen, , Ludwig Gläß 8en. 101 „ . Oswald Kieß 101 „ . Gustav Diersch 78 „ . Eugen Dörffel 71 „ . Emil Schubart 52 „ . Heinr. Jochimsen 44 „ Die nächstmeisten Stimmen erhielten: Herr Carl Müller 41 „ Emil Stölzcl 39 „ Hcrm. Blechschmidt 39 „ Beruh. Löscher 36 . Wilh. Dörffel 36 , Hcrm. Keßler 35 „ C. W. Lorenz 8vn. 34 . Oscar Georgi 25 „ Emil Eberwcin 24 „ Kajetan Ott 21 — Eibenstock. Herr Stadtverordn. Ludwig Gläß 88n. hat seine schulfrcundliche Gesinnung aufs neue dadurch bethätigt, daß er unserer Schule die Bildnisse Sr. Maj. deS Kaisers Wilhelm II. und seiner Gemahlin, der Kaiserin Augusta Viktoria in prächtigen Rahmen überwies. — Schönheide, 14. Novbr. Der „Verein für Geflllgelfrcunde" beschloß in seiner letzten Versamm lung, seine III. große allgemeine Geslügel-AuS- stellung, verbunden mit Verloosung und Concert, am 25. und 26. Januar 1891 im Saale deS „Gam- brinuS" hier abzuhalten. — Der junge Theologe, welcher unerkannt in Chemnitz 3 Monate als Fabrikarbeiter thätig war, schreibt in Bezug der Sozialdemokratie zu der Person de« großen Nazarener« Folgende«: So viel Christen- thum da unten auch verloren, soviel kirchliches Leben geschwunden scheint, ein« ist geblieben: die Achtung und Ehrfurcht vor JesuS Christus. Auch dem ein- geprägtesten Sozialdemokraten und Kirchenhasser fehlt sie nicht, ja gerade weniger al« manchem sozialdemo kratisch Nichtengagirten. Wohl macht man sich ein ganz anderes Bild von diesem Jesus von Nazareth; man lächelt über seine von den Theologen ihm .zu- gemuthete" Göttlichkeit; in ihren Augen ist er meist nur der große soziale Reformator, der mit religiösen Mitteln, aber vergeblich, das goldene Wcltältcr schaffen