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rechtigten darauf aufmerksam, in solchen Fällen dem betr. Namen stet- sen. oder jun. hinzuzufügen, da sonst eine unbeabsichtigte Stimmenzersplitterung her beigeführt werken könnte. — Eibenstock. Der mit den Funktionen des Kassen-Kontroleur« und Gerichtsvollzieher» betraute Protokollant bei dem hiesigen Amtsgerichte Heinr. Maximilian Fischer wird nach einer Verordnung de« Königl. Justizministeriums am 1. Dezember als Gerichtsschreiber zum Amtsgerichte Königstein versetzt. — Leipzig. Einem tragikomischen Miß geschick fiel am 6. d. ein Schlosscrgeselle, als er im Begriff war, sich auf dem Polizeiamte abzumelden, zum Opfer. Derselbe, ein fauler Steuerzahler, glaubte, man könne sich auf dem Polizeialm wegen seiner Stcuerrllckstände vielleicht an seine schöne Uhr und Kette halten, und gab dieselben daher kurz entschlossen einem vor dem Polizciamt stehenden Unbekannten zur einstweiligen Aufbewahrung. Seine Befürchtung konnte sich zwar nun nicht mehr erfüllen, aber freilich war nach bewirkter Abmeldung auch der Unbekannte mit Uhr und Kette verschwunden. — Ein in seiner-Art großartiges Unter nehmen ist die zur Wasserversorgung von Chemnitz geplante Thalsperre bei Einsiedel, zwei Stunden südlich von der Stadt, zu welcher am Sonn abend der Grundstein in feierlicher Weise gelegt wor den ist. Die das Thal absperrcnde Malier wird in einem Bogen mit 5M Mtr. Halbmesser angelegt; sie erkält an der Krone eine Länge von I8b Mtr. u. eine Stärke von 4 Mtr. An der tiefsten Stelle des Thales be trägt die Höhe der Mauer 27 Mir. über dem Funda ment u. 20 Mtr. über der Erdoberfläche, bei einer Stärke von 20 Mtr. an dem Fundament und 14 Mtr. in der Höhe der Thalsohle. Der «»gestaute Wasser spiegel liegt 2 Mtr. unter der Mauerkrone; bei die ser Füllung ergiebt sich ein Wasserinhalt von etwa 300,000 Cbm., welcher durch das znfließcnde Wasser jährlich etwa dreimal erneuert werden kann. Der Wasserspiegel umfaßt eine Fläche von 4 Hektar. Der Mauerkörper, der aus Bruchsteinen hergestellt werden soll, hat einen Inhalt von etwa 21,000 Cbm. Für die Ausführung der Thalsperre und der hierzu gehörigen Filteranlagen, Wasserbehälter, Wege und Brückenanlagen ist eine Bauzeit von 3 Jahren in Aussicht genommen. Die Leit ung des Baues liegt in den Händen des Herrn Stadtbaurath Hechler. In Deutschland hat bisher, abgesehen vom Elsaß, wo einige bedeutende Stauan lagen sich finden, nur die Stadt Remscheid eine solche Anlage geschaffen. — Zwickau, 11. Novbr. Zur Iltägiaen Hebung bei dem hiesigen 9. Infanterie-Regiment trafen gestern 101 Unteroffiziere hier ein, während heute die zur lOtägigen Uebung beorderten 1366 Reserve mannschaften cintrafen. Die aus dem hiesigen Landwehrbezirk zu dieser Uebung beorderten 1000 Reservisten wurden heute früh 8 Uhr im Barack-nhof gesammelt und sodann vom Regiment übernommen. Die übrigen aus dem Landwehrbezirk Schneeberg be orderten 366 Reservisten trafen mit Extrazug hier ein. Jnsgesammt sind bei dem hiesigen Regiment zu dieser Uebung 1461 Reservisten beordert, wovon je 600 in der Kaserne und in Privathäusern ver- quartirt worden sind und 26 l Mann in ihren Privat wohnungen verbleiben. — Die Zwickauer Kochschule entläßt Ende dieses Monats ihre Schülerinnen, und veranstaltet deshalb am 22., 24. und 25. November ein Probe kochen. Bis jetzt haben 90 Mädchen die dasige Kochschule besucht. Es soll eine zweite Küche einge richtet und eine zweite Lehrerin angestcllt werden. Für Errichtung der neuen Küche sind 500 Mark erforderlich, die ebenso wie die Kosten für die Lehrer innen und der FeuerungSauswand durch freiwillige Gaben aufgebracht werden müssen. — Schneeberg. Von dem Ministerium des Innern ist auf Grund der hierzu ertheilten Ermäch tigung des Reichskanzlers beschlossen worden, die Einfuhr lebender Schweine aus Oesterreich-Ungarn nunmehr, nachdem in der Stadt Schneeberg neuer dings ein mit den erforderlichen Einrichtungen ver sehener Schlachthof eröffnet worden ist, von jetzt an bis auf Weiteres auch nach dem Schlachthofe in Schneeberg zu gestatten. — Eine hervorragende Leistung im Rad fahren ist die Reise des Herrn Oskar von den Ehnden, und zwar von Brüssel nach Plauen i. V. Vergangenen Donnerstag früh fand die Abfahrt statt, seine Ankunft in Plauen erfolgte am Montag Nach mittag. ES wurden die Städte Köln, Koblenz, Mainz, Frankfurt a. M , Offenbach, Schweinfurt, Bamberg und Hof berührt. Die ganze Strecke von 1469 Kilom. ist in nicht ganz 5 Tagen durchfahren worden. — In letzter Woche sind »ach den Mittheilunge» in verschiedenen Blättern über 40 Vertreter großer amerikanischer Textilhäuser in Deutschland eingetroffen, um für die neue Saison ihre Bestellun gen zu machen. Sie sagen: .Wir bezahlen die höhe ren Zölle nicht, sondern die Konsumenten." — Mit Bezug auf die neulich wiedergegebene Mittheilung des PatentbureauS von Lüder in Görlitz, .PHoSphorölal»Leuchtmittel" betreffend, schreibt die Drogistenzeitung: Eine derartige Mittheilung ist geeignet, dem Publikum nicht bloS falsche Vorstell ungen beizubringen, sondern dasselbe auch zu Hand lungen zu verleiten, deren Vornahme ohne besondere Kenntnisse gefahrbringend ist. Da« Durchschnitts publikum darf Phosphor in geringen Quantitäten überhaupt nicht in die Hand bekommen. Fast überall ist auch die Abgabe ohne Giftschein verboten. Auf Grund einer solchen Zeitungsnotiz wird der Phos phor freilich fünspfennigweise in den Drogenhand- lnngen verlangt werden (in Leipzig war die« vielfach der- Fall); der Käufer wundert sich dann, wenn ihm die Waare zu einem so einfach und harmlos erschei nenden Zweck nicht verabfolgt wird, die übrigen« bet der Gefährlichkeit des Artikels zu solch' billigem Preis überhaupt nicht abgegeben werden kann. ES ist ferner sehr fraglich, daß eine derartige Lichtwirkung, wie angegeben, erzielt wird. Eine geringere Phos- phoreScenz tritt wohl ein, wenn Phosphor an der Luft einer langsamen Oxydation unterliegt, und diese Erscheinung steigert sich, wenn die PhoSphordämpse mit Luft verdünnt sind, wie es in dem leeren Theile der Flasche der Fall ist; eine größere Intensität als die der bekannten Leuchtmassen ist indcß nicht zu er reichen, und für einen derartigen Erfolg ist das Mittel und seine Herstellung denn doch nicht un schuldig genug. — Wie anderweit gemeldet, werden mit Rücksicht auf die bevorstehende Volkszählung und die vor Weih nachten eintretende erhöhte gewerbliche Thätigkeit die für die Monate November und Dezember angeord neten umfangreichen Hebungen des Beurlaub tenstandes auf Januar bczw. Februar verlegt. 7. Ziehung 5. Klaffe 118. Sgl. Sachs. Landes-Lotterie, gezogen am 10. November 1890. 15,000 Mark auf Nr. 222 5687. 5000 Mart auf Nr. 3988 53778. 3000 Mark auf Nr. 1588 9603 13944 24247 31852 32149 34108 37154 40018 43997 45063 46778 50721 50338 53001 57842 57639 6I8I9 66987 67267 70775 7N68 71850 75745 78112 79098 83765 85234 86243 87174 88718 91337 94986 95677. 1000 Mark auf Nr. 2412 2717 3719 5005 9715 10496 10998 12751 12613 14036 22723 22796 25450 26880 27698 27477 29681 34178 37066 38028 38038 39432 44397 44450 46489 55914 57327 59888 61873 64727 64999 65161 65535 65943 67260 69863 71899 74108 77220 80876 81221 83075 83759 84515 88620 93636 95079 96860 98269 9951I. 50» Mark auf Nr. 3268 3657 4124 5702 5736 9592 12295 12275 12941 15282 I6I06 17693 19443 I933I 19517 21682 24181 29020 29898 32928 32639 33340 33599 36863 37II2 39302 42299 43328 43102 43469 44277 45965 47628 47872 49570 49303 50233 51585 57116 58982 58077 60241 63355 65200 66516 67315 67778 69655 70568 71615 73486 74447 74188 82134 83976 84032 86267 86691 89732 90844 97603 97070 99400. 300 Mark auf Nr. 77 455 2850 5988 7907 7927 8071 8305 8868 8077 9049 9281 10870 II595 11385 12042 13320 15521 18662 19286 20616 2I09I 22253 22177 23528 24818 24139 25237 25305 28811 29622 29573 29891 30994 31789 3I8I5 31721 3II75 34722 39033 39289 39566 39101 40128 40332 41091 4II68 44884 45136 46343 47091 47503 48870 49709 50720 50538 50403 50599 52974 53958 54556 55380 56482 61082 64444 66404 66960 66190 69421 69699 70852 71299 72520 73747 73797 75057 75750 75048 76582 77544 77100 77527 78947 79II9 79435 83894 84901 84460 84920 85667 85432 85898 86018 86403 87016 87011 89146 91986 93I6I 93291 94041 94548 95910 96544 96277 97113 98915 99851. 8. Ziehung gezogen am 11. November 1890. 5000 Mark aus Nr. 20900. 3000 Mark auf Nr. 49 2821 5091 8415 1I9I5 14080 I596I 19860 21219 23052 24264 25878 25251 34574 39741 39794 41980 44440 45726 46412 47331 55068 60801 65793 65704 74429 79648 82167 87326 92224 92460 94508 98734 99937. 1000 Mark aus Nr. 1373 2472 2640 5735 6966 12684 13995 15554 17240 20676 21279 29282 29582 29043 30268 33112 33240 33029 35039 38655 38903 49742 50980 50550 51231 52351 52948 56022 59674 64510 64174 65924 66584 69504 70909 71866 72036 75939 83862 89848 89149 90824 500 Mark aus Nr. 1068 1567 8912 10395 10397 14528 18890 18697 2I64S 22325 28503 32229 33646 33548 33544 36739 36551 37926 37524 38498 41729 41134 48679 49399 51149 53133 54076 65264 66986 67195 67592 67292 69763 69949 70327 71496 74902 75067 77255 85897 85652 91995 92112 94648 96601 96631 96571. 300 Mar« auf Nr. 504 1003 1274 2822 2179 3946 3252 4619 5242 5056 6378 6533 6941 6067 7436 7131 8106 9759 10534 11935 12342 12687 14232 15725 15241 15751 15808 16095 16835 16795 I8I08 19875 20305 2I43I 21463 22212 23972 23068 23359 25194 25632 27187 28196 31625 31558 32887 32546 32031 32658 32419 35617 36923 36006 37895 37352 39973 39303 39998 39774 40882 40152 41298 45939 45113 47469 49454 49959 5I5I6 51959 51032 52025 52613 52556 53150 54917 55198 56646 57392 57609 57396 59300 60816 61258 61325 61200 61727 65861 65052 66522 66577 67566 69214 70553 70614 73803 74229 74378 77278 79858 81893 84397 85I4I 85335 85475 85292 86561 86263 91632 92024 92771 92915 93258 94446 95017 95336 96795 96412 96421. Aus vrrgaugener Zeit — für unsere Zeit. 13. November. (Nachdruck v«rd»t«n.> Durch die revolutionäre Diktatur Gambettas wurde 1870 das ganze französische Volk in den Kampf gerissen, die Ver nichtung des Feindes auf jede Weise zur vaterländischen Pflicht gemacht. Am 13. Noveniber 1870 erschien der Diktator in Orleans und erließ dort eine Proklamation. Alle Männer von, 20. bis 40. Lebensjahre wurden zu den Waffen entboten; indeß waren weder die Zeit, noch die Mittel vorhanden, aus diesen Massen wirkliche Heere zu bilden, obgleich das Möglich« geschah, dieselben wenigstens mit Waffen zu versehen, die man in großer Zahl und zu jedem Preise aus England, Amerika und den eigenen Waffenfabriken bezog. Die Ausbildung der neuen Rekruten ließ natürlich viel zu wünschen übrig: am besten gelang selbe noch bei der Artillerie, die in verhältniß- niäßig sehr kurzer Zeit auf einen die Erwartungen über treffenden Stand gebracht wurde. 14. Noveniber. Der 14. November 1868 ist der Todestag G. Rossini-, des berühmten Komponisten, der sich durch seinen Melodien- reichthum den Beinamen der „Schwan von Pesaro" erworben. Berühmt und über die grsainmte musikalische Wett verbreitet, sind die Opern: Barbier von Sevilla, Tell, Othello, Tankred. Rossini hat ein« jede» leicht faßlich« Musik geschrieben, die sich dem Ohre leicht einprägt und auch den Beifall de- musi kalischen absoluten Laien findet, zugleich aber bietet er auch dem musikalischen Kenner vieles Bedeutende. Seine Tell- Ouverture ist Rcpertoirstück aller Orchester geworden. » . Ein weiblicher Geheimpolizist. Original-Erzählung von Walter OnSlow. (3. Fortsetzung.) Plötzlich überkam ihn das unbestimmte Gefühl, daß er sie schon irgendwo einmal gesehen haben müsse; er konnte sich jedoch mit dem besten Willen nicht erinnern, wo. Ihre Erscheinung wiederum war eine so von dem Alltäglichen abweichende, daß er sich sagte, wenn er ihr wirklich schon zuvor begegnet, dies sich seinem Gedächtniß gewiß eingeprägt haben würde. Er wollte sich nicht weiter mit ihr beschäftigen, al- er bemerkte, daß auch sie ihn beobachtete. Er stieg vor seinem Bankhaus aus. Als er in die Thür trat, sah er vaS schöne Weib auf der andern Seite der Straße entlang gehen. „Wo habe ich doch schon diese Augen gesehen?" Da plötzlich kreuzte ein Gedanke sein Gehirn, tödtliche Blässe bedeckte sein Gesicht und in einem erschreckten Tone murmelte er: „Gütiger Himmel! Sollte ich von Detektive« überwacht werden?" Als der Gedanke an diese Möglichkeit in ihm auftanchte, griff seine Hand instinktiv nach der Brust tasche, in welcher sich sein geladener Revolver befand. Henry WilbertS Ahnung trog ihn nicht. Die Dame, welche ihm gegenüber in der Pferde bahn gesessen und dieselbe mit ihm verlassen hatte, war Mary Golling, der weibliche Geheimpolizist. Sie folgte seinen Spuren unermüdlich, trotzdem sie noch immer nicht an seine Schuld glaubte. Viel leicht, wenn sie die Unterhaltung zwiscben Mutter und Sohu am vorhergehenden Abend hätte mit an hören können, würde der Glaube an seine ehrlichen Züge in etwa« erschüttert worden sein. Die Angst, seine Stellung zu verlieren, bringt einen tüchtigen jungen Mann noch lange nicht auf Selbstmordgedanken. Henry Wildert litt unter dem Druck einer Schuld. Jede Fiber seines Innern er bebte, wenn er mit heimlichem Grauen in den Zügen seiner Kollegen zu lesen versuchte, in jeglichem Mo mente eine Entdeckung fürchtend. Er lebte ein Leben, das ihm zur Hölle ward. Mit belastetem Gewissen arbeitete er Tag aus Tag ein an seinem Pulte, bei der geringfügigsten Veran lassung von mißtrauischer Furcht erfüllt. Er ahnte, daß sein Vergehen den Inhabern der Firma bekannt war und daß sie nur den passenden Moment abwar teten, um ihn als Dieb zu brandmarken. Als ihm jenes schöne Mädchen bis zum Bank hause folgte, vermuthete er in seiner mißtrauischen Erregung sofort einen Detektive in ihr; wußte er doch, daß eS in New-Jork eine Korporation weiblicher Geheimpolizisten gab, die in bestimmten Fällen Außer ordentliches leisteten. Im Laufe des Tages stand Henry Wildert zufällig einmal in einer der Abtheilungen des Hauptbüreaus, welche dicht an das Privatzimmcr Mortons stieß. Sein durch Furcht geschärftes Ohr vernahm Worte, die ihm das Blut in den Adern gerinnen ließen. „Was geschieht denn eigentlich jetzt betreffs Henry WilbertS?" fragte Georg Robertson. „Die Sache geht ihren Gang," antwortete Morton. „Ich fürchte. Sie begehen einen großen Fehler," meinte Robertson. „Wie so?" „DaS Bögelchen wird davon fliegen, ehe wir es gefangen haben." „DaS glaube ich nicht. Er hat ja keine Ahnung davon, daß ein Verdacht auf ihm ruht, oder vielmehr, daß er bereits entdeckt ist." „Er ist schlauer als Sie denken. Ich habe ihn scharf beobachtet; er ahnt weit mehr als Sie glau ben; wenn es zu spät ist, werden Sie einsehen, daß ich recht hatte." „Die Sache, lieber Robertson, ist in geschickten Händen und schon in wenigen Tagen wird Henry Wildert überführt und hinter Schloß und Riegel sein. Was nützt uns der bloße Verdacht; wir müssen die Beweise seiner Schuld in Händen haben, ehe er Zeit hat, sich auf Ausflüchte vorzubereiten; da« er schwert die Sache; Sie wissen so gut wie ich, warum." Hätte einer seiner Kollegen auf Henry Wildert geachtet, al« er an sein Pult zurücktrat, er hätte einen Geist zu sehen geglaubt. Henry« Entschluß war gefaßt. Er wurde wieder ruhiger und kam seinen Pflichten nach, als ob nicht dieser Tag der letzte ans Erden für ihn sein sollte. VI. Nach beendeter Büreaustunde sagte er seinen Kollegen „Gute Nacht" wie immer; keiner dachte wohl auch nur im entferntesten daran, welchen sck-weren Entschluß er ausführen wollte.