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Amts- und Anzeigeblatt für den MM sftirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kleinsp. « und dessen Amgevung. Abonnement viertelt. I M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Be ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 18S« 1S8 Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ,7. z«,r«a«s. Donnerstag, den 3V. Oktober 1 tannener Stamm 40 26 204 weiche tkorbhotzstämme von 14—29 17-28 50 27-41 21—30 Böttcherstämme 13-32 13-15 92 weiche Baustämme 114 . in Abtheil. 46, Oberstärke und 4 m Länge, Unterstärke , 15 „ „ 7b 10 10 5 155 Raummeter weiche- grüne- Streureisig in den Abtheilungen 28, 32 und 46. Zusammenkunft Wormittags ^9 Mr in der Schmiedel'schen Htegauration in Anlonsthak. ES werden hier zunächst die Baustämme, Klötzer, Brenn- und Reisighölzer, und sodann im Walde die Korbholz- und Böttcherholzstämme in den Abtheilungen 28, 32 und 35 zum Verkauf gelangen. Geldeinnahme im Jägerhause. Bei sehr Holz-Auktion auf Fntonstyaler Staatsforstrevier. Sonnabend, den 1. November 18SV sollen unter den üblichen Bedingungen folgende Holzsortimente zur Versteigerung gelangen: von 12—15 cm „ 16-22 . , 23-32 „ Aviyeu. <46, (Bezirk l Fellbach, ' oberhalb Erlabrunn, inAbth.35, passend zu einer Be triebswelle, in d. Abth. 32 und 35 (Bezirk Schiefer dach) an der Jäger- Haus-Jo- hanngeor- genstädter Straße, in Abtheil. 28. (Bezirk Loch) ober halb Men- - schenfreund und Abth. 32 und 35, „ Klötzer „ Derbstangen Raummeter weiche Brennscheite, » , Brennknüppel, Mittenstärke u. 13—23 m Länge,0n Abtheil. . ,14-26. . .18-28. . ! unaünstiaem Wetter findet die Versteigerung sämmtlicher Hölzer in ungünstigem Restauration in Antonsthal statt weshalb vorherige Besichtigung der Böttcher- und Korbhölzer räthlich erscheint. Königliches Forstrentamt Schwarzenberg und Königliche Forstrevicrverwaltung Antonsthal, Kühlmorgen. am 25. Oktober 1890. Glier. Herbstjahrmarkt in Eibenstock am 3. und 4. Movemöcr 1890. Der Stadtrath. Bekanntmachung, die Volkszählung betreffend. Am 1. Dezember diese- Jahre- findet im Deutschen Reiche eine Volks- Zahlung statt. Die hiesige Stadt ist zu diesem Zweck in 44 Zählbezirke eingetheilt und für jeden Bezirk ein Zähler, welcher die AuStheilung, Revision und Wiedereinsammlung der Haushaltungslisten besorgt, ernannt worden. Die Herren Zähler werden die AuStheilung der ZLHlungSlisten in den letzten Tagen des November vornehmen. Wir machen hierdurch auf die Wichtigkeit der vorzunehmenden Zählung für Reich, Staat und Gemeinde ganz besonders aufmerksam. Dieselbe soll den Zu stand des ReickeS in allen seinen einzelnen Theilen bezüglich der Bewohnerschaft erkennen lassen. Sie wird in den nächsten Jahren bei volkswirthschaftlichen Fragen als Unterlage dienen und eS ist somit von ihrer Richtigkeit und Genauigkeit die fernere Entwickelung des Volkswohlstandes zum Theil mit abhängig. Die hiesige Einwohnerschaft, namentlich aber die Herren Haushaltungs- Vorstände und alle die, denen die Ausfüllung der Listen obliegt, werden daher ersucht, die Ausfüllung der letzteren in Gemäßheit der vorgedruckten Anleitung vorzunehmen, in Zweifelsfällen aber bei den Herren Zählern oder an Rathsstelle sich Auskunft zu erholen. Die Wiedereinsammlung der Listen beginnt am 1. Dezember Mittags. Eibenstock, am 27. Oktober 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Zum Reformationsfest. Der Klang der Kirchenglocken verkündet uns die Wiederkehr jenes Tages, an welchem dereinst da gewaltige, eine neue Kulturepoche eröffnende Werk der Reformation seinen Anfang nahm. Unser Jahr hundert ist materiell geworden, da- öffentliche In teresse wendet sich mehr den Formen zu, welche der hochgradig wirthschaftliche Kampf bei allen werk- thätigen Klassen angenommen. Die soziale Frage ist herrschgewaltig in die Arena getreten, da giebt eS nur wenig Raum noch für die Fragen, welche sich an Herz und Seele richten. Der kirchliche Sinn ist in weiten Schichten unserer Bevölkerung geschwunden. Die fortschreitende Bildung, die Popularisirung der Wissenschaften hat dem Volke den naiven Glauben an die christlichen Heilslehren zum großen Theil geraubt. ES ist Thatsache, daß heute die Kirche bei weitem nicht mehr den Faktor bildet, den sie in der sozialen, politischen und kulturellen Entwickelung früherer Zeiten darstellte. Vielfach ist eS heute dem Bewußtsein weiter Volksschichten entfchwunden, was die Reformation für Großes hervorbrachte. Da ist eS denn eine gute und heilsame Sitte, einen Tag im Jahre festlich auszuzeichnen als Gedenktag an die- große Werk. Am 31. Oktober 1517 schlug vr. Martin Luther seine 95 Thesen an die Thür der Schloßkirche zu Wittenberg. An diese That knüpft äußerlich die Reformation an. Aber wir dürfen auch heute nicht vergessen, daß Luther, der mannhafte, von seiner hohen Mission begeisterte Auaustinermönch, nicht diese Bewegung hervorgerufen, sondern durch seine That, durch sein Wort und Beispiel nur den Stein in- Rollen brachte; er war da» au-erlesene Mundstück einer schon längst zählenden großen Idee, die nicht bloS die breiten Schichten des Volke» durch setzte, sondern auch in den kirchlichen Kreisen Ver breitung fand. Die großen Kirchenversammlungen deS 15. Jahrhunderts hatten wiederholt die Noth- wendigkeit einer „Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern- anerkannt. Männer wie Wiclisfe und Huß hatten einen Umschwung der religiösen Grundideen angebahnt. Das Wiederaufleben der Künste und Wissenschaften hatten dem Geiste deS Volkes neue Schwingen gegeben und die Buchdrucker kunst das Licht der Aufklärung in die weitesten Kreise getragen. Aber trotz alledem hätte die Gährung noch lange fortdauern, vielleicht auch schließlich von den Anhängern des Papstthums in andere Bahnen abgeleitet werden können, wenn nicht die entschlossene That Luthers mit einem Schlage alle Hemmnisse zerrissen hätte, welche bis dahin noch die Refor- mationSidee niederhielten. Mit ungeahnter Macht loderte die neue Lehre allerorten auf; einmal offen entfacht ließ sie sich nicht wieder unterdrücken, trotz aller Kämpfe, aller Gewaltmaßregeln, die angewendet wurden. Und so wurde die Reformation das lichte Morgenroth einer neuen Zeit. Was Europa, was insbesondere Deutschland heut ist, das ist eS nur durch jene weltgeschichtliche Bewegung geworden. Die Reformation hat die Grundgedanken de» christlichen Glaubens unberührt gelassen und deshalb nicht den inneren Zusammenhang mit den anderen christlichen Konfessionen zerrissen. Auch der KatholiciSmuS hat eine Reform seit Luther» Tagen durchgemacht; er hat den Rahmen seine» Dogma« festgehalten, aber inner halb deshalb manche Einrichtung, manch« Aeußerlich- keit den veränderten modernen Zeitverhältnissen ge opfert. Deutschland« Bevölkerung ist zum 4. Theil katholisch geblieben. Die Feier des Reformation-festes kann für unsere katholischen Mitbürger nicht» Ver letzende» haben. Wir gedenken heut nicht fo sehr der Glaubenskämpfe, die Luther entfachte, als viel mehr der kulturellen Segnungen, welche die Refor- mation uns brachte und an denen alle, ohne Unter schied der Konfession theilgeuommen haben. Der Grundgedanke der Reformation ist Geistes freiheit; untrennbar mit ihm verbunden ist der Gedanke der Duldung. Wenn wir gerade hieran heut erinnern, so thun wir die- in dem Bewußtsein, daß gar viele da« hohe Evangelium der Duldung vergessen haben, daß sich Unduldsamkeit, Haß u. Verfolgung Anders denkender auf allen Gebieten breit macht. Das sei uns Diahnung mitzuarbeiten an unserem Theile, daß die Reformation, wie sie Luther auf kirchlichem Ge biete angeregt, Lessing und Friedrich der Große auf anderen Gebieten weiter geführt haben, auch heute noch in Ihrem obersten Grundsätze zur Durchführung kommen, daß Geistesfreiheit und Duldsamkeit zur Parole für alle werden, denen es mit der Herbei führung deS sozialen Frieden» ernst ist. Hagesgeschtchte. — Deutschland. Leopold, König der Bel gier, ist am Montag Abend in Berlin eingetroffen. Die Zeitungen sagen, sein Besuch am deutschen Kai serhofe sei ein bloßer Höflichkeitsakt, eine Erwiderung aus den Besuch, welchen Kaiser Wilhelm bet seiner Fahrt nach England dem Könige Leopold in Ostende abgestaltet hat. Der Umstand, daß der König von keinem Minister begleitet wird, giebt dieser Erklärung eine gewisse Berechtigung. ES tritt noch hinzu, daß König Leopold ein streng konstitutioneller Monarch ist, der sich nie in die Angelegenheiten seine« eigenen Lande« mischt, vielmehr den Volkswillen, wie er durch da» ziemlich verzwickte belgische Wahlgesetz zum Aus druck kommt, für die Geschicke de» ihm unterstellten Lande» bestimmend sein läßt, und seine Minister stet« aus der Kammermehrheit entnimmt. Indessen ein bloßer Schattenkönig ist der belgische Monarch darum doch noch nicht. Sowohl Leopold II., wie auch sein