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pfehlen, daß diejenigen Inhaber von Handelsfirmen, welche einen Prokuristen bestellt haben, von einem etwaigen Erlöschen der Prokura der Postanstalt sofort schriftlich Mittheilung machen und daß ebenso Voll machtgeber über da« AufhSren einer Vollmacht un verzüglich die entsprechende Benachrichtigung an die in Betracht kommenden Postanstalten ertheilen. Ans vergangener Zelt — für unsere Zeit. 21. Oktober. (Nachdruck vrrt»te».> Da« erste große Ausfall-Gefecht vor Pari- nach dem be deutenden Ausfall des 30. September fand am 21. Oktober 1870 statt, da» sich unter den Augen des königlichen Oberfeld- Herrn und des Kronprinzen von Preußen abspielte. Es ist bekannt unter dem Gefecht bei Malmaison und cs nahm erst allmählich größere Dimensionen an. Wie gewöhnlich wurde der Ausfall durch eine Kanonade vom Mont Valerien (von den deutschen Truppen scherzweise Fort Baldrian genannt) eingeleitet. Anfang» richtete sich der Angriff auf das Städt chen Bougival, dann zog er sich mehr rechts nach Malmaison zu. Obschon dem Ausfall-Korps kaum der dritte Theil der Truppenzahl aus deutscher Seite gegenüber stand, genügte doch das Gewehrfeuer der Infanterie, um die Franzosen zum Rück zug zu bringen. Der Kampf dauerte 3 Stunden und hatten die Franzosen erhebliche Verluste. Sie haben versucht, die« Gefecht als einen Sieg auszubeuten, wahrscheinlich weil sie wenigstens nicht aus den Stellungen, die sie vor dem Ausfall inne hatten, verdrängt wurden; >n Wirklichkeit ist im ganzen Kriege die Haltung der französischen Truppen niemals eine so klägliche gewesen, eine so an Furcht grenzende, wie gerade an diesem Tage. Indes, halfen schön« Worte den Parisern auch über diesen Mißerfolg hinweg. 22. Oktober. Abermals hatte das General von Werdersche Korps am 22. Oktober 1870 einen Zusammenstoß mit der neugebildeten französischen sogenannten „Ost-Armee" am Oignon - Flusse. Nachdem sich die Franzosen dem weiteren Vordringen der Ba denser von Vesoul auf Besan<,-on in einzelnen kleinen Plänke leien widersetzt hatten, kam es in der Gegend der Dörfer Rioz und Etuz zum Gefecht. Wieder war eS eine große Uebermacht auf französischer Seite unter General Cambriel, die der badi schen Division unter General von Beyer gegenüber stand. Namentlich heftig war der Kampf bei der großen, breiten Brücke über den Oignon. Als der Abend kam, wurde das Gefecht abgebrochen und die Truppen bivouakirten in den er oberten Stellungen. Es war gelungen, die Franzosen über den Oignon-Fluß auf Besanyon zurück zu drängen und damit war die Lösung der dem Werderschen Korps zugefallenen Aus gabe begonnen. Die Verluste waren aus deutscher Seite gering und wurden ca. 200 Gefangene gemacht. Versammlung der Vertreter sächsischer Ortskrankenkaffen. Am 13. Oktober l. I. hielt die Vereinigung sächs. Ortskrankenkassen in Chemnitz, Gasthaus zur Linde, eine außerordentliche Hauptversammlung ab, nachdem die in der Mai-Conserenz gewählte Commission die eingesendeten Vorschläge zur Abänderung des Kran- kenversicherungS-GesetzeS vorgeprüft u. das Ergebniß ihrer Berathung den der Vereinigung angchörenden Ortskrankenkassen durch Uebersendung eines gedrukten SitzungSprotokolleS mitgetheilt hatte. Anwesend wa ren ca. 110 Vertreter von Ortskrankenkassen mit einer Gesammtmitgliederzahl von ca. 229,81b, außerdem eine Anzahl Vertreter von HülfS-, Betriebs- und JnnungSkrankenkassen sowie als Ehrengäste Herr Re- gierungSrath l)r. Bonitz, als Vertreter der Königl. KreiShauptmannschast Zwickau, Herr AmtShauptmann OberregierungSrath l)r. Fischer, Chemnitz, Herr Ober bürgermeister Ov. Andre, Herr Stadtrath Müller, Chemnitz und Herr Stadtrath vr. Schmid, Leipzig. Der erst kürzlich veröffentlichte Entwurf einer Novelle zum Krankenversicherungsgesetz hatte eine noch malige Berathung der Commission am Sonntag Mittag nöthig gemacht, während die definitive Tages ordnung zur Hauptversammlung in einer am Sonn tag Abend stattgefundenen Vorversammlung festgestellt und davon einzelne Punkte vorberathen worden waren. Der Vorsitzende des Vorortes Leipzig, Herr Albert Brockhaus, Vorsitzender der Ortskrankenkasse Leipzig eröffnete Vormittag 9 Uhr die Versammlung, begrüßte die Erschienenen, dankte insbesondere den Vertretern der Regierung«- und Aufsichtsbehörden, für die der Versammlung erwiesene Ehre und ernannte im Ein- verständniß der Versammlung die Vorsitzenden der Ortskrankenkassen Dresden u. Chemnitz, die Herren Lehmann und Tust, zu Beisitzern. Zu Punkt I der Tagesordnung: Lrankenversichtrungs-Gesetz betreffend beschloß die Versammlung, schleunigst bei dem Bun- desrath eventuell dem Reichstag dahin zu petitioniren, daß 1) Die Krankenversicherung-Pflicht auch auf die in Art. 2 unter 4 u. b der Novelle bezeichneten Personen, (kleinere Gewerbetreibende u. Haus industrie) ebenso aus die Dienstboten ausge dehnt werde (zu 8 I K. V. G.) 2) die Befreiung von der Versicherung-Pflicht auf Grund eine» Anspruch» an den Arbeitgeber nicht mehr, auch nicht bedingt, zugelassen werde (zu 8 3 «. V. G.) 3) die Erstattungspflicht de» Arbeitgeber» bezüg lich entstandener KrankheitSaufwendungen auch bei nichtrechtzeitiger Abmeldung zugelafsen werde (zu 8 50 K. B. G.) 4) authentisch erklärt werde, daß zu den in Ar tikel 1 Abs. 1 der Novelle gedachten Personen auch die Beamten der zur Durchführung der Kranken-, Unfall- u. Alter»- u. Invaliditäts- Versicherung geschaffenen Organe, sowie die bei den Justiz- u. Verwaltungsbehörden diäta risch beschäftigten, nicht fest angestellten Per sonen zu rechnen seien. 5) zu 8 10 u. 33 K. V. G. eine Zusatzbestimm- ung geschaffen werde, die außerordentlichen Ausgaben oder außerordentlichen Einnahme- Ausfällen Rechnung trägt. 6) zu 8 ^9 K. V. G. bestimmt werde, daß an gemeldete HülfSkassenmitglieder, solange sie den Nachweis ihrer HülsSkaffenmitgliedschaft nicht führen, Beiträge zur Ortskrankenkasse zu leisten haben. Im Weiteren erklärte die Versammlung, bei Fass ung der Novelle sich auch insoweit zu bescheiden, al- früher weitergehende Wünsche bestanden haben. Zu Punkt II der Tagesordnung: Mrrs- und Invaliditäts-Versicherung betr. nahm die Versammlung mit sichtlichem Interesse einen längeren Vortrag des Bevollmächtigten der Leipziger OrtSkrankenkaffe, Herrn Sekretär Uhlmann über die Organisation der Ortskrankenkassen bezüglich der ihnen zufallenden Geschäfte der Invalidität-- und Alters versicherung entgegen und beschloß, diesen instruktiven Vortrag nebst den entworfenen Formularen drucken zu lassen und sämmtlichen der Vereinigung angehören den OrtSkrankenkaffe» zuzusenden. An der sich an schließenden DiScussion nahmen auch die Herren Re- gierung-rath Or. Bonitz, Oberbürgermeister Oi. Andrü und Stadtrath vr. Schmid, Leipzig, Auskünfte und Rathschläge gebend, Theil u. wurde dabei insbesondere betont, daß sich gegenüber der Ministerialverordnung vom 2. Akai 1890 eine Aenderung de- Kaffenstatuts nicht nöthig mache. Im Uebrigen überließ man eS den einzelnen OrtSkrankenkaffe» unter Hinweis auf da» wohlwollende Entgegenkommen der städtischen Be hörden in Chemnitz, Dresden, Leipzig eine Erhöhung der von den Gemeindebehörden für die BeitragSein- hebung von den den Ortskrankenkassen nicht ange hörenden Personen zu gewährenden Entschädigung von 3 auf 5 "/„ der Beitragssumme anzustreben und betonte dabei, daß eS ebenso im Interesse der Orts krankenkassen, wie der Versicherten liege, ihre Quitt ungskarten bei den OrtSkrankenkaffe» niederzulegen. Zu Punkt III der Tagesordnung: „Etwaige wkitere Anträge" wurde vom Vorort Leipzig über die bisher zur Er richtung einer Pensionskasse für die Beamten der Ortskrankenkassen unternommenen, bisher noch nicht zum Abschlüsse gediehenen Schritte berichtet und von der Versammlung beschlossen, durch Fragebogen zu nächst sichere Unterlagen zu schaffen. Die Versammlung, die wiederum eine Fülle für die Kranken-, JnvaliditätS- u. Altersversicherung wich tiger Bestimmungen zum Gegenstand eingehender Be- rathungen gemacht, wurde Nachmittag '/,3 Uhr ge schlossen, und waren alle Theilnehmer von der Ueber- zeugung getragen, daß die Versammlung zum Wohle der Versicherten beigetragen, ebenso auch die Interessen der Arbeitsgeber und der Ortskrankenkassenverwalt ungen gefördert habe. Ein gemeinsames Mittagsmahl vereinigte eine größere Anzahl Vertreter der Kaffen und Behörden im Gasthof zur Linde, während der Nachmittag theil- zur Besichtigung der Chemnitzer Maschinenfabrik vor mals Hartmann, theil» unter liebenswürdiger Führung des Herrn Oberbürgermeister vr. Andre zur Be sichtigung der Stadt und Anlagen benutzt wurde. Der nächste Tag war der Besichtigung der be- bekannten vom Stadtrath Or. Schwabe der Leipziger Ortskrankenkasse geschenkten „Heimstätten für Gene sende" in Förstel und GleeSberg gewidmet. Sämmt- liche Anwesende waren von dem Gesehenen hochbc- friedigt und gaben dem Wunsche Ausdruck, der Besuch möge auch in den übrigen Kreishauptmannschaften Sachsens zur Errichtung derartiger segensreicher Einrichtungen Anregung gegeben haben. Vermischte Nachrichten. — Berlin. In der Falle. Als der in der Alten Jakobstraße wohnhafte Herr Willy Sch. gegen Mitternacht vom Sonntag zum Montag heimkehrte, trat ihm beim Passiren der zweiten Treppe ein fremder Mann entgegen, welcher aus dem oberen Stockwerk kam. Herr Sch. entzündete in Folge dessen eine WachS- streichkcrze, doch kaum war dieselbe aufgeflammt, so wurde sie ihm von dem Fremden aus der Hand ge schlagen und er selbst darauf gepackt und mit großer Gewalt an das Treppengeländer gedrückt. Herr Sch. wollte sich mit dem Schirm wehren, doch dieser wurde ihm rücklings entrissen; er hatte eS also mit zwei Gegnern zu thun. In diesem auf der finstern Treppe geführten Kampf wäre Herr Sch. wohl erlegen, wenn er nicht zu einem verzweifelten Mittel seine Zuflucht genommen hätte, dessen Anwendung ihm freilich nur durch seine anerkannte und wiederholt preisgekrönte Turnergewandtheit möglich geworden ist. Er wußte sich für einen Augenblick von seinen Gegnern zu be freien und benutzte diesen Moment, um sich über da» Geländer nach dem weiteren Treppenabsatz hinabzu schwingen. Sodann gewann er blitzschnell den Haus flur und die HauSthür, schloß dieft eiligst auf und war im selben Augenblick auch schon auf der Straße, von wo au» er die Thür wieder verschloß, so daß seine beiden Angreifer in der Falle saßen. Auf der Straße fand Herr Sch. auch bald den Nachtwächter, dieser requirirte einige Schutzleute und diese drangen nun mit Herrn Scb. gemeinsam in da» Hau» ein, um nach den beiden Patronen zu suchen. Sie fanden dieselben auch in einem Bodenverschlage hinter altem Gerümpel versteckt, holten sie von dort hervor und brachten sie nach der Polizeiwache, von wo aus später die Ueberführung nach dem Alexanderplatz erfolgte. — Schaft lach (Bayern). In einer der letzten Nächte wurde in dem eine halbe Stunde von hier ent fernten, zu hiesiger Gemeinde gehörigen Dorfe Piesen kam ein Haberfeldtreiben abgehalten. Daffelbe galt dem dortigen Wirthe Taubenberger und dem Bauer Heger, sog. „Moar" von Piesenkam. Der Spektakel, welcher Nachts 12 Uhr begann, war weithin vernehm bar und es wird die Zahl der Theilnehmer auf 200 angegeben. In Sachsenkam, wohin Piesenkam in die Pfarrei gehörte, wurde Sturm geläutet und darauf haben sich die „Haberer" nach allen Seiten zerstreut. — Bor dem Militärbezirksgericht in München wurde gegen einen Unteroffizier verhandelt, der einem Soldaten eine Ohrfeige gegeben, weil er zu der Zeit im Stalle noch zu thun hatte, in der er vom Unteroffizier zur Vorstellung wegen unsauberer Säbelscheide befohlen war. Der Unteroffizier war schon wiederholt wegen Mißbrauch- der Dienstgewalt bestraft und erhielt nun in Verkennung des juristischen Gesichtspunktes des Rückfalles 3 Tage Mittelarrest. Der geohrfeigte Soldat, der an einem katarrhalischen Ohrenleiden litt, das sich in Folge der Ohrfeige ver schlimmerte, erhielt ebenfalls dreitäglichen Mittelarrest, weil er die Mißhandlung nicht sofort angezeigt hatte. DaS letztere Moment klingt recht soldatenfreundlich, eS erscheint aber bei näherer Betrachtung nicht unbedenk lich. Geradezu als widersinnig aber muß es bezeichnet werden, daß der Mißhandelte, weil er den Muth nicht fand, die ihm widerfahrere Unbill zu melden, ebenso hoch bestraft wird, wie der Mßhandler. — Die älteste deutsche Eisenbahn ist be kanntlich die Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth (6 Kilometer), welche am 7. Dezember 1835 eröffnet worden ist. Seit jener Zeit hatte sich diese Bahn eine Eigenthümlichkeit bewahrt, welche gleichsam ein kulturhistorisches Wahrzeichen war, das jedoch nun nach 55 Jahren verschwindet. Die „A. D. E. Z." berichtet darüber Folgendes: Die Wagen der Nürnberg- Fürther Eisenbahn hatten bisher gelben Anstrich, der s. Z. wahrscheinlich deshalb eingeführt worden war, um daran zu erinnern, daß nun der „Dampfwagen", wie man damals sagte, an die Stelle der alten gelben Thurn- und TaxiSschen Reisepostkutsche getreten sei. Dieses historische Gelb muß nun einem grünen Anstrich Platz machen, um die Nürnberg-Fürther Wagen mit jenen der übrigen bayerischen Eisenbahnen in Ueber- einstimmung zu setzen. — Ueber den Werth des Apfels schreibt der Königl. Garteninspektor David Cassel in Hirsch berg: Es ist nicht allgemein bekannt, welchen Hohen Werth der Apfel als Nahrungsmittel hat und er steht in dieser Beziehung der Kartoffel nicht nach. Wenn letztere mißrathen, dann ist eine allgemeine Klage zu hören, welche auch berechtigt ist; sind aber wenig Aepfel gewachsen, so wird dies im Ganzen als ein großer Verlust nicht betrachtet. Der Apfel ist gesünder als die Kartoffel, er enthält milde und angenehme Säuren, welche dem menschlichen Organismus sehr dienlich sind. Ein Apfelesser wird selten an Verdauungsbeschwerden oder an Halskrankheiten leiden. Der Apfel nährt und erfrischt Geist und Körper, er besitzt noch außerdem vorzügliche Eigenschaften, welche durch eine andere Frucht gar nicht ersetzt werden können; er ist in vielen Fällen ein zu wenig gekanntes und geschätztes Hausmittel für gewisse Krankheiten, daher ist die Anpflanzung von Apfelbäumen, welche in bestimmten Sorten selbst im rauhen Klima vorzüglich gedeihe», nur zu empfehlen. ES ist Unkenntniß, wenn der hohe Werth eines Apfel baumes nicht gewürdigt wird, da der Baum selbst durch seine späteren Erträge nicht allein nichts kostet, sondern durch den Werth der Frucht mehr als bezahlt wird. Diese Fruchtbäume bieten während der Blüthe einen herrlichen Anblick; nicht minder schön ist eine Baum krone mit Acpfeln, die in verschiedenen Farben leuchten. — Trier. Vor einiger Zeit hatte ein Gast in einer Wirthschaft das Malheur, beim Billardspielen ein Loch in das Billardtuch zu stoßen. Da er das Tuch bezahlen mußte, ließ er sich von dem Wirthe dasselbe auch aushändigcn. Wie erstaunt war man einige Tage später, als der Betreffende in die Wirth schaft trat, angethan mit einem grünen Röcklein, das seinen Ursprung in dem früheren Billardtuch hatte. Me,'o Stoffärage», ZAanschette« und Worhembche», au» starkem pergamentähnlichen Papier gefertigt und mit leinenähnlichem Webstoff überzogen, fehen ganz wie Leinen wäsche au». Metz'« Stoffkragen übertreffen die Leinenkraaen dadurch, daß sie niem-l« kratzen oder reiben, wie e« schlechtgebügelt« Leinenkragen stet» thun. Mei,'« Stoffwäsch« steht in Bezug auf Schnitt und be quemes Paffen trotz außerordentlicher Billigkeit vner- reich» da. Sie lostet kaum mehr al« da« Waschlohn leinener Wäsch« und beseitigt doch sowohl all« Differenzen mit der Wäscherin, al« auch den Aeraer der Haulfrau über die beim Waschen oder Plätten verdorbene Leinenwäsche. Metz'« Stoffkragen sind ganz besonder« praktisch für Knaben jeden Alter«.