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brennung ist jetzt beschlossene Thatsache. Heute wurde, wie man un» schreibt, auf einem besonderen Platze neben dem großen Centralfriedhose in Ohlsdorf der Grundstein zu einem Krematorium gelegt und ist da» Bauwert dem Architekten C. O. Dorn zum Preise von 80,000 Mk. feiten» de- Verein» für Feuerbe stattung übertragen worden. Die Leichenverbrennung wird der Oberaufsicht der Centralfriedhofsverwaltung unterstellt und dürste da» Krematorium zum Früh jahr künftigen Jahre» der Benutzung de» Publikum übergeben werden können. Wenn auch der Hamburger Senat zunächst zur Bedingung gemacht hat, daß die Prozedur vorerst nur an Hamburger Leichen vollzogen werden darf, so wird e» doch nur eine Frage der Zeit sein, daß, schon der Unterhaltungskosten wegen, die Verbrennung allgemein, wie in Gotha, gestattet werden wird. — Der Vorstand de» westfälischen, 22,000 Mitglieder zählenden Bauernverein» ermahnt, wie die „Köln. Ztg." mittheilt, in einem Aufruf seine Mitglieder zu scharfer Wachsamkeit gegenüber den Versuchen, die sozialdemokratische Hetz arbeit auf» Land zu tragen. Die Mitglieder werden aufgefordert, in jedem Falle, sobald die angekündigte Agitation offen oder geheiin sich geltend mache, sofort dem Vorstande Bericht zu erstatten. — Rußland. Die russische Regierung hat 400 Maschinen zur Erzeugung von Lebelg ewehren in Frankreich erworben und die Apparate sind bereits an das Kriegsministerium in St. Petersburg abge liefert worden. Es wird jetzt bestätigt, daß daS Lebelgewehr endgültig für russische Infanterie ange nommen worden ist. — Wie dem Londoner „Stand ard" aus Odessa gemeldet wird, sind infolge der mit Hochdruck betriebenen Judenhetze über zweihundert jüdische Studenten zum Christenthum überge treten, um ihre Studien an den Universitäten Char kow, Kiew und Odessa fortsetzen zu können. — Amerika. Ein Entrüstungssturm gegen die Mac Kinley-Bill hat sich innerhalb der Damenwelt der Bereinigten Staaten erhoben. Durch das neue Steuergesetz werden nämlich auch die Chemikalien, welche zur Bereitung der Schminken, Schönheitstinkturen und anderer Toilettenkünste ver wendet werden, mit einem hohen Zoll belegt. Es hat sich nun aus Theaterdamen in New-Jork ein Komitee gebildet, welches im Lande der Union überall Unterschriften der von der Vertheuerung der Schminke betroffenen Frauen für eine Protestadresse an den Präsidenten Harrison einsammelt. Daß dieser Appell an das Herz des Präsidenten von einer stattlichen Anzahl Frauen unterzeichnet werden wird, geht aus den Mittheilungen des statistischen Amtes in New-Jork hervor, wonach nicht weniger als 300 Millionen FrcS. jährlich für Toilettengegenstände in den Vereinigten Staaten verausgabt werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. October. Vorgestern Abend gegen 7 Uhr verunglückte der 29 Jahre alte Ernst Otto Sch mal fuß von hier durch Ertrinken in dem WerkSgraben der beim Bahnhof gelegenen Unger'schen Holzschleiferei. Der Genannte hatte eine Pfoste am vorderen BetriebSgrabenauSfall einzusetzen, eine Arbeit, die Schmalsuß während seiner 3jährigen Thätigkcit in der Unger'schen Schleiferei schon oft, selbst mitten in der Nacht, ausgeführt hatte. Es scheint, daß nach Erledigung der Arbeit dem Verunglückten die Sturm laterne verlöscht ist und derselbe bei der durch den Nebel verursachten Finsterniß hierauf den Steig ver fehlt hat und in den Graben gefallen ist, woselbst er erst am andern Morgen in der Nähe des Rechen gefunden wurde. Schmalfuß war ein nüchterner, zuverlässiger Arbeiter und hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. — Eibenstock. Mit Allerhöchster Genehmigung hat das Kgl. Finanz-Ministerium beschlossen, den Forsthilfsbeamten von blos practischer Ausbildung statt des zeithcrigen PrädicateS „Unterförster" das Dienstprädicat „Förster" beizulegen. — Eibenstock. Seit vergangenen Sonnabend hat der Winter sich bei uns angemeldet, denn an diesem Tage schneite eS zum ersten Mal, so daß auf den Feldern und Wiesen eine weiße Decke sichtbar war. In den höheren Lagen unseres Gebirges, z. B. in CarlSfeld, waren die Vorboten des Winters schon in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend so stark aufgetroffen, daß die weiße Decke während eines großen TheileS des Tages liegen blieb. Auch heute wirbelten die Flocken wieder lustig zur Erde nieder. — CarlSfeld, 16. Oktober. Eine erhebende und würdige Feier vollzog sich heute in unserem Ort. Im Auftrage de- Königlichen Staatsministeriums hatte sich der Herr OberregierungSrath AmtShaupt- mann Freiherr von Wirsing nach hier begeben, um den bei dem Schneidemühlen- und Holzschleifereien besitzer Herrn L. Friedrich hier in Arbeit stehenden Kutscher Johann Mehlhorn und Bretschneider Fritz Bieweg die von Sr. Majestät dem König allergnädigst verliehene große silberne Medaille für Treue in der Arbeit zu überreichen. In Gegenwart der Familienmitglieder des Arbeitgeber», der Geschäftsbeamten, sowie der Gemeindebehörde und einem großen Theile der Friedrich'schen Arbeiter schaft wurden den Vorgenannten, von denen Mehl horn seit 4b Jahren und Bieweg seit 3b Jahren ununterbrochen bei Herrn Friedrich, beziehendlich be reit» bei dessen Vater in Diensten stehen, nach einer von hohem sittlichen Ernst getragenen feierlichen An sprache de» Herrn Amtshauptmann» von Wirsing und nach Verlesung der BerleihungSdekrete die oben erwähnte hohe Auszeichnung überreicht und dieselben allseitig beglückwünscht. Tiefgerührt dankten die bei den Jubilare. Nachdem Herr Friedrich den beiden treuen Arbeitern seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen hatte, erfreute er dieselben noch durch Einhändigung je eines Sparkassenbuches über 300 Mark. Mit einem begeistert ausgebrachten dreimal igen Hoch auf Se. Majestät unserm König schloß die Feierlichkeit, welche auf alle Betheiligten einen tiefen Eindruck gemacht hat. — Dem Festact folgte ein geselliges Beisammensein im Börner'schen Gast hofe und gab dasselbe beredte» Zeugniß von der auf richtigen Anhänglichkeit der Arbeiterschaft an das Friedrich'sche Haus und von dem guten Einvernehmen, daS jederzeit zwischen Arbeitgeber und Arbeiter ge herrscht hat und noch herrscht. Eine größere Arbeiter festlichkeit soll anläßlich der erfolgten hohen Auszeich nungen, welche die Dekorirten und den Arbeitgeber gleich hoch ehrt, demnächst stattfinden. — Dresden. Wegen der Reise Sr. Maj. des Königs nach Berlin sind inzwischen einige Aender- ungen getroffen worden. So ist die Abreise um einige Tage verschoben, in Folge dessen Se. Majestät Gelegenheit findet, mehrere Jagden in Wermsdorf abzuhalten, und zwar in Gemeinschaft mit Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Georg. Die Rückkehr des Königs von Wermsdorf ist jetzt auf Freitag festgesetzt, dem selben Tage, an welchem auch Ihre Majestät die Königin, von Sigmaringen kommend, in der Resi denz wieder eintrifft. Tags darauf, also Sonnabend, den 25. Oktober, begiebt sich Se. Majestät sodann zu der in Berlin stattfindenden Feier des neunzigsten Geburtstages des Grafen Moltke. — Dresden. In nächster Woche wird hier eine Konferenz der beiden Herren Kreishauptleute in Dresden und Leipzig mit den Vorständen der Verwaltungsbehörden der von der letzten Elb Hoch flut h betroffnen Gegenden abgehalten, in welcher über Vertheilung des größten TheileS der seither eingegangenen Unterstützungsgelder auf die ein zelnen Bezirke Entschließung gefaßt werden soll, nach dem für Linderung augenblicklicher Noth aus diesen Geldern, soweit nöthig, schon vorher gesorgt worden ist. ES ist erfreulich, zu berichten, daß der Ertrag der Sammlungen, im Verhältnisse zu den bis jetzt für berücksichtigungsfähig befundenen Schäden, nicht unbeträchtlich ist. Eingegangen sind bis jetzt bei der Kreishauptmannschaft Dresden 176,600 Mk., dagegen ergiebt sich aus den aufgestellten Tabellen — die allerdings noch nicht allenthalben festgestellt sind —, daß der Gesammtbetrag derjenigen Schäden, welche solche Personen betroffen haben, die als wirklich be dürftig erkannt worden sind, sich auf ungefähr 400,000 Mk., darunter ungefähr 80,000 Mk. für vorzugsweise Bedürftige, beläuft. ES ist daher schon jetzt zu über sehen, daß denjenigen Kalamitosen, welche überhaupt bei Vertheilung von Spenden der Privatwohlthätig- keit bedacht werden können, immerhin recht ansehn liche Beiträge, je nach Maßgabe ihrer Bedürftigkeit, werden zugetheilt werden können. — Leipzig, 19. Oktober. Die Aufmerksamkeit der Erwachsenen und die Heiterkeit der lieben Jugend erregte in Leipzig vorgestern ein Frauenzimmer, welches, vom Kopf bis zu Fuß knallroth gekleidet, sich Nachmittags gegen 2 Uhr in den Anlagen des Schwanenteiches umhertrieb. Zur Hauptwache sistirt, ergab cS sich, daß der die Person vernehmende Be amte es nicht mit einem Frauenzimmer, sondern mit einer Mannesperson zu thun hatte, welche sich ihren Angaben zufolge lediglich zu ihrem Vergnügen in daS sonderbare Kostüm gekleidet hatte. Einen so unschuldigen Zweck scheint indessen die Verkleidung nicht verfolgt zu haben, denn eS fanden sich bei ihr gegen 400 Mk. vor, über deren rechtmäßigen Erwerb sich die sistirte Person nicht ausweisen konnte. Sie wurde deshalb vorläufig in Haft behalten. Den Angaben des Mannes zufolge ist er ein 35 Jahre alter Weber aus Klein-Neuschönberg. — In der letzten öffentlichen Sitzung des Be zirksausschusses in Leipzig kam eine für Gast wirt he interessante Angelegenheit zur Verhandlung. Ein Schankwirth in Lindenau hatte von einem seiner Gäste Hafer gekauft, der dem billigen Preise nach, den die Verkäufer forderten, nicht auf recht mäßige Weise erworben sein konnte. Au- diesem Grunde wurde der Mann zu 7 Wochen Gefängniß wegen Hehlerei verurtheilt. Der Bezirksausschuß er kannte nun außerdem noch auf Entziehung der Kon zession, da der in Rede Stehende dieselbe durch die Hehlerei gcmißbraucht habe. — Au» Chemnitz schreibt man: Um die Lage der Chemnitzer Arbeiter, ihre Anschauungen, ihr ma terielle» und geistige« Wesen au« eigener Erfahrung kennen zu lernen, hat ein junger Theologe au» Dresden während der letzten Monate in einer hie sigen Maschinenfabrik al» Handarbeiter Beschäftigung genommen. Unerkannt hat er unter Arbeitern ge wohnt, mit ihnen gegessen, mit ihnen die arbeitsfreie Zeit verbracht, überhaupt in jeder Beziehung da» Leben eine» einfachen Fabrikarbeiters geführt, der auf den schmalen Erwerb seiner Hände angewiesen ist. ES ist ihm die» derart gelungen, daß weder die betreffende Fabrikleitung, noch die Mitarbeiter unsere» Theologen von der eigentlichen bürgerlichen Stellung desselben eine Ahnung hatten. Veranlaßt wurde der junge Theologe hierzu lediglich durch da» edle Be streben, die Wahrheit zu finden, die Noth und Müde de» Arbeiter» am eigenen Leibe zu empfinden, um dereinst al» Geistlicher für die Bedürfnisse der Zeit und der Armen ein bessere» Verständniß zu haben. — Frankenberg, 16. Oktober. Vor Kurzem fand hier eine Pilzvergiftung statt, an welcher von 6 erkrankten Personen 2 verstärken. Bei der Beliebt heit, welcher sich die Pilze in weitesten Kreisen al» Nahrungsmittel erfreuen, dürfte e» sowohl von Nutzen al» von Interesse sein, die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung über den hiesigen traurigen Fall kennen zu lernen. Der bei der Weberschen Familie hier wohnhafte Handarbeiter Lippmann brachte am 24. September Nachmittag» von einem Spaziergange eine große Menge verschiedener Pilze mit. Frau Weber, die Quartierwirthin, machte auf einen verdächtigen Blätterpilz aufmerksam, trotzdem wurde die ganze Ernte gekocht, die Brühe weggegossen, die Pilze selbst aber gebraten und gegen 9 Uhr Abend« verspeist. Eine bei dem Kochen mit zugefügte zerschnittene Zwie bel veränderte ihre Farbe nicht. Die» nahm man al» ein Zeichen der Unschädlichkeit an. Der Geruch bei dem Kochen und der schließliche Geschmack war einigen auffällig, anderen nicht. Die Bedenken schlug Lipp mann mit dem Bemerken nieder, daß die Lkampignons, wofür man den Giftpilz hielt, eben einen solchen Ge ruch hätten. E» hatten im Ganzen davon genossen 5 Erwachsene und 1 Kind von vier verschiedenen Haushaltungen; gestorben sind 2 Erwachsene. Die ersten Krankheitserscheinungen, al» Leibweh, Erbrechen, Durchfall, traten am zeitigsten erst 7 Stunden nach dem Genuß, d. i. früh 4 Uhr am 25. September ein. Am spätesten erkrankte die 13 jährige Martha Zeidler, welche am 25. September früh 7 Uhr noch in die Schule ging, aber gegen 8 Uhr krank nach Hause zurückkehrte. Hier waren also 11 Stunden zwischen Genuß und Auftreten der Vergiftungserscheinungen verflossen. Alle erkrankten an Leibweh, Erbrechen und größter Hinfälligkeit, fünf litten auch an Durchfall, nur die kleine Martha Zeidler an den gegentheiligen Erscheinungen. Lippmann, 40 Jahre alt — der Pilz sammler — hielt sich am 25. September noch sehr fest und während seine Leidensgefährten schwer litten, ging er noch umher und zeigte geringe Krankheitser scheinungen. In der Nacht vom 25. bis 26. Sep tember erkrankte er aber heftig an Brechen, Durchfall und Leibwch. Er verlor die Besinnung und begann förmlich zu rasen. Am 27. September Nachts 1 Uhr erlag er seinen Leiden. Sein Quartierwirth Weber, 28 Jahre alt, entleerte in der letzten Zeit nach oben wie nach unten schwarze Massen d. i. Blut. Er wurde äußerst schwach, schwer besinnlich, schlafsüchtig und starb am 29. September Abends 9 Uhr. Kopf weh, Schwindel, große Benommenheit haben auch die anderen 4 Personen durchzumachen gehabt. Der Pilz wirkte also bei allen zunächst wie ein scharfes Gift auf Magen und Darm, alsdann aber bei den meisten auch als ein Nervengift auf das Gehirn und Herz. Der von Lippmann und Genossen verzehrte Pilz war der Knollenblätterpilz oder auch Schierlingspilz, Gift pilz, Wulstling genannt. Dieser ist dem guten Cham pignon- ähnlich. Ersterer aber besitzt stets, auch im Alter, weiße Blätter, der letztere bloS rosafarbene, später roth bis braun werdende Blätter. DaS Fleisch des ersteren, giftigen, hat in den meisten Fällen einen starken Geruch nach rohen Kartoffeln, welchen ein Champignon nie hat. Dieser Knollen- und Blätter pilz ist derselbe, welcher im Juli vorigen Jahres mit UuWuIa vmetick, Speiteufel, genossen, in Zschopau drei Menschen daS Leben kostete. — Die freiwillige Feuerwehr in Großen hain hielt einen CommerS zu Ehren eines Hut- macherS ab, der nebenbei Obersteiger bei der Feuer wehr ist. Bei dieser Gelegenheit ward ein Hoch auf den König ausgebracht. Bei diesem Hoch blieben mehrere Anwesende sitzen. Darauf erhielten drei von diesen folgenden Brief: Großenhain, d. 5. Oktbr. 1890. In der am 4. Oktober Abend» 8 Uhr in der „Guten Quelle" abgehaltenen VorstandSfitzung ist folgender Beschluß gefaßt und angenommen worden: den Steiger... von der freiwilligen Feuerwehr auSzu- schließen, und soll selbiger binnen 24 Stunden von Zustellung diese» Briefe» seine Ausrüstungsstücke beim Zeugmeister abgeben. Diese» bin ich beauf tragt, Dir mitzutheilen. Heinrich Schuster, Schrift führer der freiwilligen Feuerwehr. — Nach den gemachten Erfahrungen wird den Postanstalten vom Erlöschen einer Prokura oder dem Aufhören einer Bevollmächtigung häufig keine Mtttheilung gemacht. Da hieraus den Betheiligten unter Umständen große Nachtheile er wachsen können insofern, al» eingehende Postsendungen an zur Empfangnahme nicht berechtigte Personen au»gehändigt werden, ohne daß die Post nach Lage der Sache ersatzpflichtig wird, so ist dringend zu em-