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gesunder und kräftiger als je zuvor in irgend einem ihrer Lebensjahre. — Rußland. „Dziennik Polski" meldet, der russische General BardowSki sei während der Manöver bei Rowno infolge des Einsturzes einer Brücke mit 400 Mann in den Fluß gestürzt und Alle seien ertrunken. Die russischen Behörden verboten jede Veröffentlichung. Local« und sächsisch« Nachrichten. — Eibenstock, 29. Scptbr. Wie wir erfahren, wird in den nächsten Tagen eine öffentliche Auffor derung zum Beitritt in den vor Kurzem für hie sige Stadt und Umgegend gegründeten Reich-treuen Verein erlassen werden. Zur Annahme von An meldungen auch schon von jetzt an hat sich eine Anzahl Herren von hier und außerhalb bereit erklärt und veröffentlichen wir die Namen derselben mit dem Wunsche, daß der Anschluß an den Verein ein recht reger sein möchte. Für Eibenstock nehmen Bei trittserklärungen entgegen die Herren: Oberforst meister Schumann, Postdirektor Jährig, Stadtkassirer Beger, l)r. muck. Zschau, Ksm. Eug. Dörffel, Kfm. Herm. Wagner, Schuldir. Dennhardt, Sticker Bernh. Herold, Kfm. Ludwig Gläß und Kfm. Rich. Hertel. Für Carlsfeld Hr. GlaShüttcndir. Dost, für Wil denthal Hr. HammergutSbes. Christ. Leonhardt, für Sofa Hr. Oberförster Höpfner, für HundShübel und Stützengrün Hr. Oberförster Heger, für Blauenthal und WolfSgrün Hr. Kfm. Gustav Bretschneider und für Neidhardsthal-Mulden- hammer Hr. Geschäftsführer Greifenhagen. — Eibenstock, 29. Septbr. Der bisherige Vor stand der Station Eibenstock, Hr. Clemens Felgner, ist unter Beförderung in die II. Dienst-Klasse mit dem Prädikat „BahnhofSinspcktor" vom 1. Oktober cr. an nach Klingenthal versetzt worden. Sein Amts nachfolger ist Hr. Ammerbachcr aus Dresden. — Eibenstock. Bei dem hiesigen Kaiserlichen Postamte treten vom I. Oktober ab folgende Aen- derungen i» Kraft: Der Briefschalter ist in der Zeit des stärkeren Andrangs, und zwar von 8'/,—9'/, Vorm. und 6'^—8 Nachm. von zwei Beamten be setzt; zur größeren Beschleunigung des Bestellgeschäfts werden die Briefsendungen durch drei Brief träger, anstatt durch zwei, ausgetragen; - behufs Ausführung des Reichstagsbeschlusses in Betreff der Beschränkung des Sonntags dienstes findet an Sonntagen nur eine Brief bestellung statt, und zwar von 9—12 Vorm. ; die Schalterdienststunden beginnen während des Winterhalbjahres wieder um 8 Uhr Vorm. — Dresden, 29. Scptbr. Ihre Majestät die Königin unternimmt während der Abwesenheit des Königs zu den Jagden in Steiermark dem Vernehmen nach, eine Reise nach Sigmaringen, uni den dortigen fürstlichen Verwandten einen Besuch abzustatten. — Se. Maj. der König tritt morgen Dienstag Abend die Reise nach Wien mit dem 9 Uhr 3 Min. vom böhmischen Bahnhofe abgehenden Schnellzuge an. — Leipzig. In diesem Jahre erfüllen sich zwei Jahrhunderte, daß Leipzig Feuerspritzen hat. Der Rath schaffte im Jahre 1690 „aus treuer Sorgfalt für gemeiner Stadt Bestes sonderlich zur Abwendung großen Schadens bei entstehenden Feuersbrünsten" vier lederne Schlangen - Feuerspritzen an, welche in die vier Stadtviertel dergestalt vertheilt worden, daß die am PeterSviertel in einem dazu an der ThomaS- kirche errichteten Häuslein, die zum Ranstädter Vier tel in einem gleichen Häuslein an der Neukirche, die zum Halleschen Viertel im Zimmerhofe im Brühte und die zum Grimmischen Viertel auf dem Sperlings berge, am Stadtpfcifcr-Gäßlcin, Aufstellung fand. Sämmtliche Spritzen wurden jährlich zwei Mal, zu Ostern und zu Michaelis, probirt und die aus Bür gern und Handwerksgesellen bestehende Mannschaft dabei einexercirt. — DaS Verschwinden des Touristen Johannes Kurzwelly aus Leipzig, von dem wir neulich berich teten, ist noch immer nicht aufgeklärt. Denn der Bruder des Verschwundenen, der in Plagwitz bei Leipzig wohnt, erklärt nunmehr, er habe sich selbst nach Jglau begeben und an Ort und Stelle fcstge- stcllt, daß die in der Jglawa mit zusammeugeschnallten Armen gefundene Leiche nicht die seines Bruders sei. Hierdurch wird die Wahrscheinlichkeit wieder in den Vordergrund gerückt, daß Kurzwelly doch bei einer Bergtour in der Nähe von Bozen verunglückt ist. — Chemnitz. Der Militär-Verein zu Kappel erhielt im Laufe dieses Jahres von dem Präsidium von «Sachsens Militärvereinsbund" die Weisung, mehrere al« Förderer und Anhänger so zialdemokratischer Bestrebungen bekannte Mitglieder auf Grund der Bundessatzungen aus dem Verein zu entfernen. Die Anordnung wurde zwar durchgeführt, die bald darauf in andere Hände übergegangene Vereinsleitung machte aber diese Maßregel wieder rückgängig und beschloß den Austritt aus dem Bunde. Dieses Gebühren hatte zur Folge, daß dem genann ten Verein die ihm als Bundesmitglicd gewahrten Rechte, al« Führung de« Köuigl. sächsischen Wappen« in der Vereinsfahne, Erlaubitiß zum Tragen der Gewehre rc., entzogen und derselbe des ProtektorateS Sr. Majestät de« König« verlustig gegangen erklärt wurde. An Stelle de« ausgeschnittenen Wappens ist eine Stickerei verschiedener militärischer Embleme in der Fahne angebracht worden. Daß aber ein solcher Verein, welcher solcher Ehren verlustig gegangen ist, auch bei den anderen Militärvereinen nicht berück sichtigt wird, beweist folgender Vorfall: Am vorigen Sonntag fand bei dem Militärverein zu Altenhain die Weihe der neubeschafften Fahne statt und fanden sich außer vielen anderen Militärvereinen auch der Militärverein zu Kappel mit seiner Fahne bei diesem Feste ein. In Anbetracht der vorstehend geschilderten Vorkommnisse wurde aber der genannte Verein von zuständiger Seite darüber verständigt, daß seine An wesenheit bei der Festlichkeit nicht angängig sei, und so mußte sich denn der mehrgenannte Verein ent schließen, den Heimweg wieder anzutreten. — Plauen. Der konservative Verein zu Plauen i. V. erläßt untcrm 26. d. MtS. folgenden Ausruf: An unsere Mitbürger! Wenige Tage trennen uns noch von dem 1. Oktober, dem Tage, an welchem das Sozialistengesetz seine Geltung verliert, und gilt es jetzt, der veränderten Sachlage ins Auge zu'schauen. Ein in den jüngsten Tagen gefallenes Kaiserwort ruft auch das deutsche Bürgerthum zur Unter stützung im Kampfe gegen den gemeinsamen Gegner auf — da« deutsche Bürgerthum, d. i. die Gottes furcht, der Geist der Vaterlandsliebe, der Pflichttreue, der Zufriedenheit. Wir folgen diesem Rufe, indem wir uns an unsere Parteigenossen mit der Bitte wenden, in den kommen den, vielleicht schweren Tagen die konservative Fahne doppelt fest und hoch zu halten. Wenn der Eine sich seine« Unglaubens rühmt und des Herrgottes spottet, wenn ein Anderer, in Gewissenlosigkeit oder Thorheit, die Unzufriedenheit für die richtige GemüthSverfassung des Menschen ausgiebt, wenn ein Dritter seinen Scharfsinn darin übt, an Allem, was „von Oben" kommt, Hinter list oder Unverstand zu entdecken, wenn Dreistigkeit und Skandalsucht sich bereit machen werden — laßt Euch nicht beirren: Noch lebt der alte Gott, und nicht zum ersten Male ist e«, daß ein Volk eine Periode des JrrthumS und der Verblendung zu über winden hatte. Gehorsam,den Geboten deS himmlischen, wie des irdischen Königs, Liebe zum Vaterlande, Achtung vor dem Gesetz und dem Rechte des Nächsten, Mitgefühl mit dem Hilfsbedürftigen und Schwachen, neidlose Mitfreude mit dem Glücklichen, Zufriedenheit mit dem eigenen Geschicke, Treue in der Pflichterfüllung, das möge uns einen, das wollen wir pflegen, das laßt uns auch unerschrocken bekennen und vertreten. Jeder, der sich hierin eins weiß mit uns, ist uns als Mitstreiter willkommen, wird in unserem Bunde gern ausgenommen! — Aue, 25. September. Zu der diesjährigen Jahreskonferenz deS Schulinspektionsbezirks Schwarzenberg hatten sich außer der Lehrerschaft noch zahlreiche Gäste, unter andern Herr Ober regierungsrath Amtshauptmann Frhr. v. Wirsing aus Schwarzenberg, Herr Superintendent I-ic. tlieoi. Roth, Herr Schulrath Seminardirektor Henne, sowie Herr Rektor I)r. Bernhardt aus Schneeberg eingefunden. Nach dem EröffnungSgesange u. Gebet erfolgte seitens des Vorsitzenden, Herrn Schulrath Müller, eine herz liche Ansprache, welcher derselbe das Sprichwort zu Grunde legte: „Bete und arbeite!" Gerade in unserer gegenwärtigen Zeit wäre c« doppelt nothwendig, durch Lehre und Leben dem Gebet seinen gebührenden Platz in der Volksschule cinzuräumen und auch das Kind besonders im Turn-, Zeichnen- und Handarbeitsunter richt an die Arbeit zu gewöhnen. Hierauf wurde ein Akt der Pietät vollzogen, indem der im verflossenen Jahre verstorbenen College« Fischer-Schneeberg, Burk hardt-Johanngeorgenstadt, Förster-Eibenstock u. Häßler- Pöhla gedacht und deren Andenken durch Erheben von den Plätzen geehrt wurde. Herr Kirchschullehrer Brückner-Beierfeld erhielt hieraus das Wort zu seinem Vortrage „Ueber Auswahl der Volkslieder" in der Volksschule. Nachdem derselbe die in letzter Zeit vor genommene Zusammenstellung von Volksliedern der einzelnen Schulen de« Bezirks einer Kritik unter worfen hatte, gab derselbe nach pädagogischen Grund sätzen ein Verzeichniß von 6b Volksliedern zum Besten, wie selbige auf die verschiedenen Schuljahre zu ver- theilen seien. Als zweiter Referent trat Herr Bürger schullehrer Dost-Schneeberg auf, welcher über die „Behandlung de« Volksliedes" sprach. Im Eingänge seines Referats betonte der Betreffende zunächst, daß das Volkslied nicht nur Freud und Leid zum Aus druck bringe, sondern daß auch die geschichtliche Ent wickelung eine- Volkes im Volksliede Wiederklinge. Daß da» Volkslied in unserer Zeit in Verfall ge kommen sei, daran trage da» Verschwinden der Ideale und die Mißachtung der Religion in manchen Volks schichten die Hauptschuld. Nach Polack sollen Volks lieder wie Bergquellen au» der Brust frisch hervor dringen; dazu sei aber nothwendig, daß der Text sinngemäß au-wendig gelernt werre. Nachdem derselbe noch verschiedene Regeln über die rechte Tonbildung, Einführung in» Notenshstem u. s. w. gegeben hatte, knüpfte er den Wunsch daran, daß, wenn die Volks lieder eine rechte Pflege erfahren sollen, auch darauf Rücksicht genommen werden müsse, eine Gleichheit in textlicher und melodischer Beziehung in den ver schiedenen Liederbüchern zu erstreben. Ein langan haltendes Bravo lohnte ven äußerst gediegenen Vor trag. Bei der hierauf stattfindenden lebhaften Debatte kam man schließlich dahin, daß eine Commission die im Bezirk am meisten gesungenen Volkslieder zu sammenstelle und einer weiteren Conferenz vorlege. In Bezug auf Behandlung deS Volksliedes trat die Versammlung den Ausführungen deS Herrn Referenten einstimmig bei und ernteten schließlich die Vortragen den den Dank der Conferenz. Im weiteren Verlaufe gelangten noch verschiedene Mittheilungen von der Bezirksschulinspektorenversammlung in Dresden zur Kenntniß. Mit Gesang und dem Vaterunser wurde die Conferenz geschlossen. Ein gemeinsame« Festmahl, gewürzt durch zahlreiche Toaste, von welchen der erste Sr. Maj. dem Könige galt, und dem die Sachsen hymne folgte, vereinigte sodann die Conferenzgenossen noch längere Zeit. — Welch' große Vorsicht bei dem Genuß von Pilzen gebraucht werden muß, hat sich leider dieser Tage wieder in Franke »berg gezeigt, woselbst ein Mann nebst Frau und 2 Kindern sich eine Pilz vergiftung zugezogen haben, an welcher dieselben schwer krank darnieberliegen und läßt e« sich noch gar nicht absehen, ob alle 4 Personen mit dem Leben davonkommen werden. — Weiterhin wird noch darüber gemeldet: Der Fall stellt sich weit trauriger dar als schon erwähnt ward. Nicht 4, sondern 8 Personen sind erkrankt. Ein Ehepaar Weber liegt noch schwer darnieder, während 5 andere Personen sich auf dem Wege der Besserung befinden. Dagegen ist aber- leider eine Person, ein Kostgänger der Weber'schen Familie, Namens Lippmann, bereits verstorben. — Um seine im Wochenbett befindliche Frau zu besuchen, unternahm ein vorübergehend zu seiner Truppe eingezogener Husar einen Ritt mit seinem Dicnstpferde von Grimma bis Thalheim bei Oschatz (ein Weg von 6 Stunden) in I'/, Stunden. Dieses Wagniß dürfte indessen für den Mann von schlimmen Folgen sein, da er durch diesen Ritt das Pferd ruinirt und sich dem ihn verhaftenden Ulanen- Unteroffizier gegenüber widerspenstig gezeigt haben soll. Der Husar wurde zunächst in seine Garnison Grimma zurücktransportirt. — Auf dem Gebiete der Maschinenstickerei sind gegenwärtig von dem Schweizer E. Hausmann einige neue Erfindungen gemacht worden, welche das Interesse aller Stickereifabrikantcu in hohem Maße in Anspruch zu nehmen geeignet sind. Die Aufgabe, für Luftstickerei bunte und schwarze Seide zu verwenden, so daß dieselbe an Farbe und Glanz nicht im geringsten verliert, ist hier in vollendeter Weise gelöst; bei gleichem Verfahren können auch Brokatfäden ohne Einbuße ihres Gold- und Silber- glanzeS bei Luststickerei verwendet und Baumwolle auf Baumwolle gestickt und geätzt werden. Weiter ist die Erfindung interessant, Reliefs mittels der Maschine so aufzusetzen, daß diese Art Stickerei als Massenartikel behandelt werden kann, sowie das Sticken von großen Decken im Ganzen auf der Schiff chenmaschine. — Die Mehrzahl der Händler und Landwirthe lebt noch in dem Glauben, daß sie beim Verkauf von Eiern nicht verpflichtet seien, verdorbene (faule) wieder zurückzunehmen. Die betreffenden Verkäufer geben oft die recht unfreundlich klingende Antwort: „In die Eier kann icb nicht reingucken." Zu ihrer Belehrung und um das Publikum vor Schädigung zu schützen, sei nun bemerkt, daß da« Feilbieten und Verkaufen verdorbener Eier auf Grund deS Nahr ungsmittelgesetzes bestraft wird. (Eingesandt.) Eibenstock. Wie schon bekannt sein dürfte, wird nächsten Donnerstag im Saale de« .Feldschlößchens" Herr C. Künzel aus Leipzig concertiren. Wir ver säumen nicht, Musiker wie Musikfreunde auf einen genußreichen Abend hierdurch aufmerksam zu machen. Wer Herrn K. schon gehört hat, ist überzeugt von der meisterhaften Technik seines Spiels eineStheilS, anderntheilS aber von der Wärme seine« fesselnden Vortrag«, die ihm so überaus befriedigte Zuhörer ge winnen läßt. Deshalb hoffen und wünschen wir, daß auch an diesem Orte Hr. Künzel die gewohnten vollen Räume vor sich sieht. H. I. Aus vergangener Jett — für unsere Zeit. 30. September. «rb»un.> Den ersten Wohl angelegten großen Ausfall au» Pari» gegen die Belagerungsarmee machte General Trochu am 30. September 1870. General Vinoh leitete selbst da» Gefecht. An drei einander fernliegenden Punkten zu gleicher Zeit er folgte der AuSbruch, indeß handelte er sich bei den beiden Flügelangriffen nur um einen Scheinangriff, um die dort lie genden deutschen Truppen zu beschäftigen, während im Lentrum,