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Amts- und Anzeigeblatt für den und dessen Umgebung. M 114 18S« Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- strtionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. «chrk des Amtsgerichts LibenM MIZ Beranlwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Aaßr,««,. Sonnabend, den 27. September Auf Folium 182 des Handelsregisters für die Stadt ist heute das Erlöschen der Firma liiispp in Eibenstock — Zweigniederlassung der in Annaberg bestehenden gleichen Firma — verlautbart worden. Eibenstock, am 25. September 1890. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. T. Bckallntmach««g. Am 30. September d. IS. sind der 2. Einkommensteuer-, sowie der 3. Laudrenteu-Termin für das Jahr 1890 fällig. Mit dem 2. Einkom mensteuer-Termin ist gleichzeitig zur Deckung des Aufwande« der Handels- und Gcwerbekammer zu Plauen von den betheiligten Gewerbetreibenden ein Beitrag von zwei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes für das Jahr 1890, welcher auf das im Einkommensteuercataster eingestellte Einkommen aus dem Handel und Gewerbe entfallen würde, mit einzuhcben. ES wird dies hiermit bekannt gegeben mit dem Bemerken, daß zur Zahlung der Einkommensteuer und des Zuschlags für die Handels- und Gewerbekammer zu Plauen eine Frist bis zum 21. October d. IS. nachgelassen, hiernach aber sofort mit der zwangsweisen Einziehung der etwaigen Reste vorzugehen ist. Eidenstock, am 24. September 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. In Gemäßheit von 8 3 Abs. 3 der Localschulordnung für Eibenstock soll von Michaelis ab der in den letzten Jahren ausgesetzte Unterricht in der latein ischen Sprache wiederum in den Lehrplan der ersten Bürgerschule ausgenommen werden. Diejenigen Eltern von diese Abtheilung besuchenden Kindern, welche letztere an dem Lateinunterrichte Theil nehmen lassen wollen, werden daher aufgefordert, die« Herrn Schuldirektor Dennhardt bis zum 4. Oktober d. Js. schrift lich anzuzeigen. Eibenstock, den 24. September 1890. Der Schulausschuß. Löscher. Die Krisis in Portugal. ES ist nicht das erste Mal, daß der Thron des Hauses Braganza, welches in Portugal herrscht, durch zu weit gehende Zugeständnisse gegenüber England ins Wanken geräth, wenngleich sich kaum ernsthaft leugnen läßt, daß bei der gegenwärtigen Krise da« portugiesisch englische Abkommen wegen der Gebietsabgrenzung in Südostafrika nur den Vorwand bildet, unter welchem die rührige republikanische Partei des Landes das Volk gegen den Tbron aufwiegelt. Im Volke der Portugiesen lebt die Erinnerung an die einstige Größe und Machtstellung des Vaterlandes heute noch fort. Im Anfänge deS 16. Jahrhunderts war das kleine Portugal zu einer Weltmachtstellung gelangt, zu der bereit- Joao I. (-f 1433) die Grund lage geschaffen halte. Prinz Heinrich der Seefahrer, Bartholomäus Diaz (der zuerst die Südspitze von Afrika erreichte), König Emanuel der Große, Vasco de Gama (der das Kap zuerst umschiffte), Albuquerque und Amerigo Vespuzzi, welcher Brasilien für Portugal in Besitz nahm — welch eine Reihe stolzer Erinner ungen knüpft sich für die Portugiesen an diese Namen! Aber Portugal hielt sich nicht auf jener Höhe — das emporstrebende England lief ihm bald den Rang ab und aus dieser Thatsache erklären sich sowohl der traditionelle Haß der Portugiesen gegen England, wie auch der Traum diese- kleinen Volke« von der gold schimmernden Vergangenheit, welcher die Zukunft neu beleben soll. Der Portugiese hält schwärmerisch an der Hoffnung fest, daß sein Vaterland dereinst wie der zu bohem Ruhm, zu nationalem Ncichthum und zur Wcltmachtstellung sich emporringen würde — wenn nur die bösen Engländer nicht wären! Da es England und wiederum England ist, wel ches durch das vorgeschlagene und im Prinzip bereit angenommene Abkommen betreffs Südost-Asrika den Portugiesen eine Gebietserweiterung im Innern Afrikas hinein unmöglich macht, so ist die Erregung erklärlicherweise bedeutend. Agitatoren haben in ge schickter Weise an den portugiesisch-englischen Han delsvertrag von 1703 erinnert, in welchem Portugal derart überS Ohr gehauen wurde, daß die Portu giesen sich noch mehr in ihrer nationalen Ehre als in ihren materiellen Interessen gekränkt fühlten. England hatte sich sozusagen das Vorkaufsrecht auf alle portugiesischen Erzeugnisse gesichert, ohne irgend einen reellen Gegendienst; Portugal war damal zuni Range einer englischen Handelskolonie herab gedrückt worden. Auch 1811, als Portugal von den Franzosen völlig befreit, dafür aber von den Engländern besetzt war, (die Dynastie war nach Brasilien entflohen), beutete der General Beresford da» Land im eng lischen Interesse au«, weswegen sogar ein (siegreicher) Aufstand loSbrach. Diese historischen Erinnerungen sind dem neuen Abkommen Portugals mit England nicht günstig und hinzu tritt noch die allgemeine Unbeliebtheit der Königin Amalie, einer orleanistischen Prinzessin, um den Thron Portugal« gefährdet er scheinen zu lassen. König Dom Karlo« ist erst seit einem Jahre im Besitze desselben. Die Revolution, welche den brasilianischen Verwandten de« Thrones beraubt hat, ist auf das ehemalige Mutterland nicht ohne Rückwirkung geblieben und allzu tief wurzelt das HauS Braganza, das nur sehr wenige tüchtige Regenten aufzuweisen hat, nicht gerade in den Her zen seiner portugiesischen Landeskinder. Käme es in Portugal zu einer förmlichen Revo lution und zum Sturze des KönigthumS, so ist auch eine Ansteckung für das Nachbarland Spanien zu befürchten, dessen junger König noch kein Verständ- niß für die Gefahren haben kann, die seiner eigenen Krone durch die Krisis in Lissabon drohen. Der Gedanke einer „Iberischen Union", einer Vereinigung Portugals und Spaniens unter republikanischer Flagge und demgemäß ein enger Anschluß an die „lateinische Schwesterrepublik" Frankreich ist in Spanien schon oft aufgetaucht, findet aber in Portugal keinen Bei fall, weil dieses Land als das erheblich kleinere bei einer Vereinigung selbstverständlich ganz in Spanien aufgehen würde. Die „Iberische Union" und ihr Bündniß mit Frankreich wäre zwar nicht im Stande, da- politische Gleichgewicht Europas erheblich zu ver schieben; aber im Interesse der von Deutschland ge leiteten und unterstützten Friedenspolitik würde eine solche Entwickelung der Dinge nicht liegen. Hagesgeschichle. — Deutschland. In wenigen Tagen wird der deutsche Kaiser abermals eine Begegnung mit dem ihm so eng befreundeten Kaiser Franz Joseph haben. Der jugendliche Hohenzollernfürst hat seinem warmen Freundschaftsgefühl für den Beherrscher Oesterreich- UngarnS unmittelbar nach der Abreise des letzteren aus Schlesien charakteristischen Ausdruck verliehen, in dem er zu einem der anwesenden Prinzen bemerkte: „Ich bin glücklich, mit dem Kaiser recht bald wieder auf einige Tage zusammenzukommen, er ist mir ge genüber wie ein Vater zu seinem Sohne." In Wien beschäftigt man sich inzwischen bereit« eifrig mit den Vorbereitungen zu einem möglichst glänzenden Em pfang Kaiser Wilhelms. In den Straßen, durch welche der Einzug stattfinden wird, ist schon die Auf stellung der Triumphpforten und -Bögen in Angriff genommen worden. Der deutsche Kaiser trifft, wie nun endgiltig festgesetzt ist, Mittwoch, den 1. Oktober Vormittags nm 9 Uhr mittel« Separat-Hofzuge« der Nordbahn in Wien ein. Der Monarch wird über die Praterstraße, Asperndrücke und den Ring nach der Hofburg fahren und Mittags den anwesenden Mit gliedern de« Kaiserlichen Hause« Besuche abstatten. Nach der Rückkehr in die Hofburg wird der deutsche Kaiser da« Dejeuner einnehmen und hierauf nach Schönbrunn fahren. Von hier au« erfolgt bekannt lich die Abreise der Kaiser Franz Joseph und Wil helm und de« König» Albert von Sachsen, sowie de« Erzherzog« Ferdinand, GroßherzogS von ToScana, und de« Prinzen Leopold von Bayern zu den stei rischen Hochwildjagden. — Berlin. Al»Nachfolger de« Kriegsminister« v. Verdy kommt der „Post" zufolge in erster Linie der kommandirendc General de« 9. Armeekorps v. LeScinsky in Betracht. Der Rücktritt Berdh'S be deute in keiner Weise einen Bruch. Auch in deut schen militärischen Kreisen wird die Frage einer Um« uniformirung der Armee mit Rücksicht auf das rauchschwache Pulver erwogen. — Der Kaiser soll sich angeblich für eine Aenderung deS EisenbahntariswesenS im Sinne einer Kompensation für bevorstehende Mehrleistungen seitens der Industriellen zu Gunsten der Arbeiter interessiren. Zahlreiche Gutachten seien eingcfordert und würden in Bälde dem Monarchen zur Beschluß fassung unterbreitet werden. — Uebcr die staatsrechtliche Regelung des An schlüsse« der Insel Helgoland an Deutschland, bezw. ihre Einverleibung in Preußen, wird einem Berliner Blatte gemeldet: Thatsächlich steht Folgen des fest. Es wird dem deutschen Reichstage eine Vorlage wohl schon gleich nach seinem Zusammen tritt, unterbreitet werden, die sich auf den Anschluß der Insel an das Reich bezieht, und wahrscheinlich den Vorschlag machen dürfte, die Insel dem preußi schen Gebiet anzugliedern, das heißt mit Schleswig- Holstein zu verbinden, wohin, wenn auch in anderer Form, die Insel früher gehörte. Ueber weitere Rechts verhältnisse der Einwohner wird man sich hierbei zu verständigen haben, und zwar an der Hand der Verbindlichkeiten, welche Deutschland bei der Ab tretung der Insel England gegenüber cingegangen ist. — Die RegulirungSarbeiten ain> Eiser nen Thor, welche von der österreichisch-ungarischen Monarchie beim Berliner Kongresse verheißen wurden, hat mc.n nun endlich nach I2jährigem Harren in An griff genommen. Lange hat sich die ungarische Reichs hälfte gesträubt, de» Ländern au der unteren Donau den Handelsweg nach dem Westen zu ebnen, und zahllose technische Schwierigkeiten unterstützten diese auf handelspolitischen Gründen ruhende Weigerung. Heute aber sind alle diese Bedenken beseitigt, und die RegulirungSarbeiten nehmen ihren Anfang. Das Eiserne Thor, das der Schifffahrt gefährlich und dem Handel hemmend ist, wird fallen und der Verkehr auf der unteren Donau sich lebhaft und leicht gestalten. Deutschland, welches durch Kapital und Intelligenz u. Arbeitskraft an diesem Unternehmen mit interessirt ist, wird bei seinen neuen, nach dem Orient abzielen den handelspolitischen Bestrebungen unmittelbar an Bedeutung gewinnen, und e« wird ihm ein Leichtes sein, mit allen auf den Märkten der Donanstaaten vertretenen ausländischen Firmen zu konkurriren. — Die Influenza hat auch in der Rheinpro vinz wieder ihren Einzug gehalten. In Koblenz gras- sirt die Grippe in so ausgedehntem Maße, daß die Krankenkassen außergewöhnliche Zahlungen zu leisten haben und die Reservefonds deßhalb in sehr erheb licher Weise in Anspruch genommen werden mußten. Die Influenza ist zunächst in den größeren Städten aufgetreten. — In der Geschäftswelt macht sich seit geraumer Zeit der Mangel an „Kronen," also Zehnmark- Stückcn geltend und e« sind dem entsprechende Ein gaben von verschiedenen Handelskammern an den