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ähnliche Austritte in Opporto, die Währung auf den Azoren — Alle« beweist, daß in Portugal augen blicklich mehr auf dem Spiel steht al- ein Ministerium. Inzwischen hat, wie wir bereit» gemeldet, da» Mi nisterium dem Sturme weichen müssen. Ob ein neue« Kabinet im Stande sein wird, der schwierigen Lage Herr zu werden und die Dynastie sowie die öffentliche Ordnung zu schützen, ist jedenfalls sehr fraglich. Die Aufregung in Lissabon ist ohne Zweifel sehr groß. Locale und sächfisch« Nachrichten. — Eibenstock. Glaubwürdiger Mittheilung zu Folge wird der gut geschulte Militairgesang- Verein zu Plauen i. V., gelegentlich einer Ver- gnügungStour im Saale de» „Feldschlößchens" hier ein GesangSconcert mit humoristischen Einlagen zur Aufführung bringen. Da da» Programm ein sehr ansprechendes und reichhaltige» ist, so seien Freunde und Gönner eine» guten Männergesanges hierdurch darauf aufmerksam gemacht. — Schönheide. Am Freitag, den 19. d. M., Abends gegen 9 Uhr, kam in der Stickereifabrik von Franz Seidel hier Feuer aus. Obgleich in kürzester Zeit mehrere Feuerwehren und Spritzen zur Stelle waren, so konnte doch dem Feuer nicht Einhalt gethan werden, und cS brannte die erst vor 2 Jahren erbaute Fabrik bis auf die Umfassungs mauern nieder. Dabei sind bedeutende Vorräthe an Maaren, Stoffen rc. mitvcrbrannt, sowie sämmtliche Stickmaschinen (Schiffchen- und Handmaschinen) zu Grunde gegangen. Der durch das Feuer erwachsene Schaden ist jedenfalls ein ziemlich hoher; doch soll glücklicherweise versichert gewesen sein. Ueber die Ursache der Entstehung ist nichts bekannt. — Dresden, 21. September. Mit Sr. Maj. dem Könige sind gestern Abend 6 Uhr 16 Minuten Ihre Königl. Hoheiten Prinzen Ludwig und Rupp recht v. Bayern, Vater und Sohn, in der Villa zu Strehlen eingetroffen. Bekanntlich wohnten die hohen Gäste mit Sr. Maj. den Kaisermanövern in Schlesien bei. Dieselben beabsichtigen, vor ihrer Weiterreise nach München mehrere Tage in Strehlen zu verweilen. — Dresden. Im Victoria-Salon hicrselbst produciren sich zur Zeit zwei Brüder Dante, die sich als elektrische Flammenmenschen vorstellen. Sie bieten das Ueberraschendste, was man sich vor stellen kann. Nicht nur, daß sie aus ihren Gliedern Helle Flammen ziehe», sie schlucken solche auch, neh men mit den Fingern Feuer aus einem mit solchem gefüllten Tiegel, kurzum sie sind die vollständigsten Salamander, das heißt im Feuer lebende Geschöpfe. Man könnte die Nummern auch „ein Blick in die Hölle" benennen, denn das Bild ist, bei verdunkeltem Zuschauerraum schreckhaft phantastisch. Wie die Herren zu solcher noch nie gesehenen „Feurigkeit" kommen, ist natürlich ihr Geheimniß; die Wirkung aber ist überaus effektvoll. — Dresden. Im hiesigen Restaurant zum Kindl-Bräu verletzte sich gestern Mittag ein junger Mann dadurch nicht unerheblich, daß derselbe mitten durch eine jener großen Spiegelscheiben rannte, die zeitweilig in eine Versenkung herabgelassen werden können. Dem Verunglückten war es entgangen, daß die vorher passirbare Fensteröffnung wieder durch die Spiegelscheibe geschlossen worden war; er stürmte da her mitten durch das Glas. — Leipzig. Nachdem vor einigen Tagen für die in Leipzig garnisonirenden Regimenter die klein kalibrigen Gewehre eingetroffen waren, kamen am Mittwoch vom königlichen Montirungs-Depot in Dresden die neuen Patronentaschen hier an u. wur den den Regimentern zugestellt. Die demnächst in Benutzung kommenden Patronentaschen sind größer als die früheren. — Chemnitz. Wer alle die Manöverbe richte hätte verfolgen wollen, die diesmal „loSge- lassen" worden sind, der brauchte während der ganzen CantonnementSzeit weiter gar nichts zu machen. Nach Allem, was wir zu beobachten Gelegenheit gehabt haben, ist in diesen Berichten mehr manövrirt wor den, als auf dem Felde. Die bei uns abgehaltencn Divisionsmanöver erstreckten sich in der Hauptsache auf ruhige Truppenbewegungen. Dieselben haben gewiß einen großen militärischen Werth, aber sic bie ten keine hervorragenden militärischen Schauspiele und daher kam es, daß das oft vieltausendköpfige Publikum, welche» gekommen war, um es „krachen" zu hören, oft recht enttäuscht wieder heimzog, zumal das rauchlose Pulver noch die Eigenschaft hat, daß e» nur zischt. UebrigenS wurde mit dem „Feuern" selbst da sehr sparsam umgegangen, wo cs zu Haupt angriffen kam, die aber — wie gesagt — sehr dünn gesäet waren. — Riesa. Gegen einen Dampfer schwammen sechs Leichen, Mann, Frau und vier Kinder, an, welche durch eine Leine mit einander verbunden waren. Die Unglücklichen hatten sich vermutlich irgendwo vor dem Hochwasser gemeinsam retten wollen. — Mosel. Vor Kurzem fand hier auf der Landstraße ein Herr ein altes Hufeisen und ent deckte an einem Stollen desselben einen goldenen Ring, die eingravirten Buchstaben 0. )1. auf der Platte tragend. In seiner Art gewiß auch ein in teressanter Fund. — Am 1. November werden laut zuverlässiger Mittheilung sämmtlicbe Reservisten und Landwehr leute ersten Aufgebots zu einer lOtägigen Uebung mit dem neuen Gewehre einbcrufen. Aus »ergangener Zeit — für unsere Zeit. In der Geschichte des" deutsch-französischen Krieges nimmt der 23. September 1870, obschon seine Geschehnisse als Ereig- niß zweiten Ranges betrachtet zu werden pflegen, einen sehr hervorragenden Platz ein. An diesem Tage kapitulirte die Festung Toul, eine zwar nur kleinere, aber sür die deutschen Truppen sehr wichtige Festung. So lange Metz nicht gefallen war, bildete die Eisenbahnlinie Nancy-Chalons den einzigen Zusuhrsweg nach Paris sür die deutschen Belagerungstruppen; diese Eisenbahn erlitt aber bald hinter Nancy durch die Fest ung Toul eine schwere Unterbrechung. Alle Zufuhren mußten um diese Feswng herum nach Umladung und Beschaffung von Gespannen gesührt werden und was das namentlich sür schwere Belagerungsgeschütze heißt, läßt sich leicht ermessen. Der Fall Touls hob diese unangenehme Unterbrechung aus, und wurde deshalb mit großer Freude begrüßt. Die Einschließung der Festung hatte sechs Wochen gewährt und ihre Einnahme wurde von den Bewohnern als Erlösung begrüßt. Die Festung war von dem Schwadronschef Huc befehligt gewesen, einem jüng eren sehr energischen Offizier, der sich mit seiner ca. 2300 Mann starken Besatzung außerordentlich brav gehalten; die Uebergabe erfolgte erst, als die letzte Bombe verschossen war. Aber nicht minder vorzüglich waren die Leistungen der Be lagerungstruppen, eines kaum nennenswerthen Häufleins, da ein Theil der ursprünglich in Anspruch genommenen Truppen anderweitig gebraucht wurde. Es blieben schließlich nur noch Mecklenburger vor der Festung zurück, die aber so gründlich arbeiteten, daß am 23. September Nachmittags 4 Uhr die weiße Fahne auf der altberühmten Kathedrale, deren Schon ung der preußische Kronprinz ausdrücklich befohlen hatte, wehte. Der Haupt-Angriff war in Gegenwart des Großherzogs Fried rich Franz von Mecklenburg-Schwerin geschehen. Durch den Fall Touls kamen in die Hände der Sieger 109 Offiziere und 2240 Mann, 197 Geschütze und eine Menge Kriegsmaterial. Die Offiziere wurden auf Ehrenwort entlassen. 24. September. Am 24. September 1870 nahm Herr Leon Gambetta, ein glühender Patriot, wie man ihm nicht abstreiten kann, aber auch ein Phrasenheld, dessen Thaten und Erfolge nicht im Einklang stehen mit seinen Worten, im Namen der Verthei- digungs-Delegation zu Tours das Wort zu einer Proklamation; „Preußen will den Krieg fortsetzen und Frankreich auf den Rang einer Macht zweiten Ranges herabbringen; Preußen will das Elsaß-Lothringen bis Metz kraft des Erobernngsrechtes; für die Gewährung eines Waffenstillstandes wagt es die Ueber gabe von Straßburg, Toul und vom Mont Valerien zu for dern. Auf so unverschämte Ansprüche antwortet man nur mit dem Kamps bis zum äußersten." Erstens führte diesen Krieg nicht Preußen, sondern Deutschland; zweitens fiel es weder Bismarck, noch sonst Jemandem ein, Frankreich zur Macht zweiten Ranges zu degradiren, weil cs besiegt war; drittens war Elsaß-Lothringen ehemals deutsch und wurde durch frechen Raub in Friedenszeit unter Ludwig XIV. französisch; viertens war Toul bereits gefallen, als jene hochtrabenden Worte in die Welt geschickt wurden und Straßburgs Fall war von Tag zu Tag zu erwarten; fünftens, wenn alles so richtig dargestellt gewesen wäre, wie es in jener Proklamation unrichtig darge stellt war, so hätte Frankreich, dessen Uebermuth, wenn es Sieger war, niemals Grenzen gekannt hat, am wenigsten Ur sache gehabt, besondere Schonung zu verlangen. Auf Irrwegen. Original-Novelle von Claire Gerhard. (13. Fortsetzung.) Als wir endlich nach vieler Mühe das Land er reichten, glaubten wir, Erich wäre schon eine Leiche, aber endlich schlug er im Hotel unter den Bemüh ungen der Aerzte wieder die Augen auf und ist noch bei voller Besinnung, trotzdem das Wundfieber bereits auSgebrochen ist." So endete der junge Offizier und bleich, mit be benden Gliedern und zuckenden Lippen saßen seine Zuhörer da. Bald darauf lief der Zug in den Kieler Bahnhof ein und in tödtlicher Angst, vielleicht doch schon zu spät zu komme», erreichten die Reisenden das Hotel. Sie kamen wohl noch zur Zeit, aber der Erste Blick in das schrecklich veränderte Gesicht des armen Leidenden belehrte sie, daß jede Hoffnung auf Genesung vergeblich sei. Schluchzend warf sich Nora an seinem Bett nieder. Ach! sie fühlte eine zärtliche Liebe sür den Sterbenden, wie sie dieselbe nie für den Lebensfreudigen gekannt, und der leuch tende Blick seiner Augen, seine geflüsterten Liebesworte bewiesen ihr, daß sie recht gethan, zu ihm zu eilen, um seine letzten Lebensstunden zu versüßen. Die Freifrau saß in stummem Jammer an dem Schmerzenslager des Mannes, den sie vor kurzer Zeit noch so blühend, strahlend vor Lebenslust ge sehen und der nun verwundet, dem Tode verfallen dalag. Der Freiherr berief die tüchtigsten Aerzte, aber sie konnten nur bestätigen, daß jede Hilfe unmöglich sei und das Ende in wenigen Stunden eintreten müsse. Zum Glücke ahnte Erich nichts von der Gefabr, in der er schwebte; seit seine Braut bei ihm war, sprach er nur von seiner baldigen Genesung, von ihrer darauf folgenden Vereinigung und Nora mußte blutenden Herzens auf all seine Pläne eingehen. Gegen Abend verließ ihn das Bewußtsein und eS war herzzerreißend, wenn er in seinen Fieberphan tasien leise sang: „Und scheint die Sonne noch so schön, Einmal muß sie untergehen." Im Todeskampfe hielt er Nora« Hand fest um fangen und sein Auge suchte da« ihre, ehe e« sich für immer schloß. Erschüttert umstanden die Trauernden da» Sterbe lager de- jungen Helden. Nun war seine muthige Seele dem Körper entflohen, sein sroheS, gute- Herz gebrochen! Wie einen Sohn hatte da» freiherrliche Paar den Neffen geliebt, wollten sie ihm doch auch das Köst lichste geben, was sie besaßen, die einzige Tochter. Wieviel Wünsche mußten sie nun begraben, wieviel süßen Hoffnungen für immer entsagen! Die Heimreise mit der Leiche war unsäglich traurig; auch einige Kameraden Erichs schlossen sich an, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Im großen Ahnensaale lag der letzte Sproß dcS alten Geschlechtes von der Recke, umgeben von hohen Blattgewächsen und Kandelabern. Zahlreiche Lorbeer kränze schmückten seinen Sarg und klagend umstanden ihn Verwandte und Bekannte. Nora sah im lang schleppenden Trauergewande, mit den großen Augen im schmalen, todtblassen Ge sicht unsäglich rührend aus, und als man den Sarg im Familiengewölbe beisetzte, sank sie mit einem dumpfen Laut ohnmächtig zu Boden. XIII. Wiederum folgte eine harte Zeit für die schwer geprüften Eltern. Nora ward nicht eigentlich krank, aber sie schwand von Tag zu Tag mehr dahin, wie eine Blume, der es an Sonnenschein gebricht. Die Freifrau schob dieses einzig dem Kummer um Erich zu, aber Nora bekannte ihr eines Abends, welche Gefühle sie nur für den Dahingeschiedenen gekannt; sie zeigte ihr auch einen Brief, den Erich zum Glück nicht erhalten, und die Freifrau schöpfte auS diesem Bekenntniß die tief traurige Ueberzeugung, daß das Leben ihres Kindes für immer vergiftet sei. Jedoch sie pflegte Nora mit der hingebendsten Liebe und zeigte dabei eine zärtliche Weichheit, die ihr bisher fremd gewesen. Die Aerzte vertrösteten die armen Eltern auf den günstigen Einfluß der Zeit, und einer derselben meinte, ein Stahlbad würde dem jungen Mädchen die verlorenen Kräfte wiedergeben. So wählte man denn Pyrmont, und die freiherrliche Familie reiste mit einer gut geschulten Dienerschaft dahin ab. Die Schatten des Abends senkten sich bereits auf das liebliche Weserthal herab, als der dampfende, brausende Zug vor dem Bahnhofsgebäude in Pyrmont hielt. Ein bequemer Landauer führte bald darauf die freiherrliche Familie nach einem eleganten Logier hause. Sorgsame Hände hoben die erschöpfte Nora aus dem Wagen und trugen sie in ein zu ebener Erde gelegenes, allerliebstes Zimmer, dessen weit geöffnete Fenster einen Blick auf dem blühenden Garten ge statteten. Die arme Kranke schlief seit Wochen zum ersten Male die ganze Nacht hindurch und die Freifrau glaubte sich den schönsten Hoffnungen hingeben zu dürfen. Am nächsten Vormittag erschien der Arzt, der sich von ihr die Ursachen zu des Mädchens Er krankungen nennen ließ und danach seine Maßregeln ergriff. Er wollte vorläufig nickt viel von Brunnen und Bädern wissen, „nur hinaus müssen Sie, gnädiges Fräulein, Tag über unter den grünen Bäumen liegen und nichts denken, was Sie aufregen und traurig stimmen kann." Nora senkte schmerzlich das Köpfchen; ach! die bösen Gedanken kamen leider ungerufen und die Reue nagte an ihrem Herzen. Aber sie sah ein, daß der freundliche Arzt es gut mit ihr meinte, und sie reichte ihm dankend die schmale Hand und versprach, so viel wie möglich seinen Wünschen nachzukommen. Von des Vaters Arm gestützt, begab sie sich am Nachmittag zur Trinkhalle, die das Haupt einer langen Allee wundervoller alter Bäume bildet, zu deren Seiten sich Logierhäuser, Kaufläden und das große Kurhaus mit dem davor erbauten Orchester befindet. Ein dichte Menge von Kurgästen in eleganten Toiletten sammelte sich an der stärkenden Eisenquelle. Einer nack dem andern reichte sein Glas den auf wartenden Dienern, um cS gefüllt zurückzuerhallen und mit einem leisen Schauder auszutrinken. Dieser oder jener wandte sich auch an die hübsche Tyrolerin, welche Ziegenmilch ausschenkte. Man sah Wohl manch blasses Gesicht, manch müden Schritt, aber glücklicherweise Niemand, dem ein unheilbares Leiden seinen traurigen Stempel aufgedrückt. Die meisten waren auch guter Dinge und plauderten, wenn sie sich anschickten, die vorschriftsmäßige Pro menade zu machen, oder sich zum Krocketplatze begaben. Aller Herren Länder waren vertreten, neben bleichen Deutschen sah man zahlreiche Töchter Albion», einige geschmeidige Französinnen und die behäbigen Gestalten der Holländer. Da» schöne, krank aussehende Mädchen im Trauer gewande, welche« von dem greisen Herrn so sorgsam gestützt wurde und das noch immer schöne, stolze Antlitz der Freifrau erregten selbst in dieser bunt zusammengewürfelten Gesellschaft Aufsehen. ES beängstigte Nora, dir vielen neugierigen Blicke auf sich haften zu fühlen und sie bat die Ettern, einen einsamer« Weg einzuschlagen, al» die belebte Promenade. So gingen sie denn in den dicht hinter derselbe« gelegenen Park. Es war hier verhältnißmäßig still.