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Schumann, Vicevorsteher; Stadtkassirer Beger, Schriftführer und Postdir. Jährig, Cassirer. — Eibenstock, 10. Septbr. Gestern Abend fand hier im Saale des „Feldschlößchen", gewisser maßen al« Abschluß der diesjährigen Sedanfestlichkei ten, da« ursprünglich für den 2. Septbr. vorgesehene Kinber-Concert statt. Dasselbe unter Leitung de« Hrn. Cantor Viertel u. unter gütiger Mitwirkung ein iger Hrn. Lehrer von Schülern u. Schülerinnen auSge- führt, hatte sich eine« zahlreichen Besuche« zu erfreuen und dürfte einen beachtlichen Reinertrag für die Lehr mittelsammlung hiesiger Schule ergeben. Die Auf führung von „De« Kriegers Heimkehr" von Seyrich ist wohl al« eine allseitig gelungene zu bezeichnen. Die zu Gehör gebrachten zum Theil schweren, al« auch anmuthigen und lieblichen Gesänge wurden durch weg mit großer Präcision auSgeführt. Die gute Ton bildung und Textaussprache machten sich in höchst vortheilhafter Weise bemerkbar und waren die beiden Lieder: „Die Ihr im fernen Land fandet die Ruh" und „ES ist bestimmt in Gotte« Rath" von besonder« warmer Empfindung. Da« in einigen Liedern vor gekommene Pianissimo machte auf die Zuhörer einen sichtbar ergreifenden Eindruck. Einen das Ganze belebenden Eindruck machten die heimgekehrten Krieger in ihren Uniformen, sowie die sie begrüßenden Töchter der Heimath und die originellen Gnomen-Gestalten. Kurz gesagt: Das Arrangement des Ganzen war ein gefälliges und die Ausführung eine so gelungene, daß jeder Anwesende befriedigt von dannen ging. Möchten die Bemühungen aller Betheiligten, be sonders der Herren Dir. Dennhardt und Cantor Viertel dadurch auch ferner belohnt werden, daß einer wieder stattfindenden ähnlichen Aufführung ein nicht minder reges Interesse seitens des hiesigen Pu blikums zu Theil werde. — Dresden, 8. September. Das Hochwasser erreichte heute früh 2 Uhr den höchsten Stand mit b,s7 m.; um 4 Uhr begann das Wasser zu sinken und steht heute Abend gegen 6 Uhr auf 4,so m. Die Marienbrückenzufahrt ist wasserfrei, die Augustus- brllcke wurde heute Mittag 12 Uhr für den Fußver kehr freigegeben, heute Abend 7 Uhr auch für den Fährverkehr. Zum zweiten Male heute Mittag mußte diö aus der Albertstadt abmarschirende Wachtparade den Weg über die Albertbrücke, durch die Pillnitzer- straße rc. über den Neumarkt nehmen. Die Frei- werdüng der Ostraallee und Marienbrücke war für den Frachtverkehr eine sehr wichtige Sache, die Frei- werdung der AugustuSbrücke für den allgemeine» Ver kehr ist von der größten Wichtigkeit. Diese alte Ab drücke, welche bereits im 13. Jahrhundert in ihrem Grundbau bestand, hat den andringendcn Wogen, Hölzern rc. siegreich wiederstanden, ohne einen Riß oder einen wesentlichen sichtbaren Schaden davonzu tragen. — Der Schaden, welchen die Hochfluth allein hier in Dresden angerichtet hat, ist vorläufig noch nicht zu übersehen, da sich erst nach dem Verlaufen des Wassers die Defekte Herausstellen werden. An Maaren sind außerordentlich große Vorräthc zu Grunde gegangen, weil das Wasser auch in die Keller von weit entfernt gelegenen Straßen gedrungen ist, an deren Räumung Niemand gedacht hat. Zahlreiche Großbetriebe und viele hundert Handwerker mußten wegen Ueberschwemmung ihrer Werkstätten die Arbeit einstellen. Auch durch die Steinplatten der KönigS- grüfte unter der katholischen Hofkirchc hatte sich das Wasser durchgesickert. Der Vorsicht halber wurden zu rechter Zeit die Sarkophage durch Balkenwerk gestützt. Mit voller Kraft und ohne Unterlaß arbeitete die Dampfmaschine im Königl. Hoftheater, um die eindringenden Wassermassen aus den Souterrains zu entfernen. — Dresden, 9. September. Da« Wasser der Elbe ist bi« 4 Meter über Normalhöhe zurückge gangen. Alle Straßen u. Plätze sind wieder wasserfrei. — Dresden. Es wirv wohl Wenigen noch erinnerlich sein, daß nach dem inzwischen glücklicher weise noch nie wieder erreichten Hochwasser von 184b ein Erinnerungsdukaten geschlagen worden ist. Derselbe ist damals in nicht vielen Exemplaren zur Ausgabe gelangt und außer in Sammlnngen existirt er wohl nur in wenigen Händen. Das sehr schöne Gepräge zeigt auf dem AverS die Worte: „Zum Besten der durch die Fluth Verarmten" und dazwischen auf besonder« herausgehobener Tafel: „Zur Erinnerung an die große WasserSnoth am 3l. März 1845; Psalm 93, 3—4." Auf dem Revers liest man: „Höhe der Elbe bei Dresden 10 Ellen 16 Zoll über Rull." Die angezogene Bidelstelle lautet: „Herr, die Wasserströme erheben sich, die Wasserströme erheben ihr Brausen. Die Wasser wegen im Meere sind groß und brausen gräulich, der Herr aber ist noch größer in der Höhe." — Torgau. Da« rechte Elbufer ist bi« zum Elstergebiet meilenweit überschwemmt. Ueberall sind Häuser eingestürzt. Bei Belgern, auf dem linken Elbufer, fand ein neuer Deichbruch statt, in- 'folgedessen hier die niedriger gelegenen Häuser ge fährdet sind. Der Elbdamm zwischen hier und Fal- kenberg ist gebrochen. Der Verkehr wird von hier über Wittenberg geleitet. — Die Ausführung der unterirdischen Tele- graphen-Anlage von Dresden nach Hof ist der Firma Siemen« L Halske in Berlin übertragen worden. Das Kabel berührt die Städte Freiberg, Chemnitz, Zwickau, Reichenbach und Plauen i. V. und beanspruchen die Herstellungsarbeiten, bei welchen 400 bi« 500 Arbeiter beschäftigt werden, einen Zeitraum von ca. 10 Wochen. Die Verpflegung diese« Arbeit«- personal- erfolgt durch einen der Colonne beigegebcnen Marketender. — Zwickau. Ein auswärtiger Schuhmacher war Montag nach hier gekommen, um sich in der Her berge zur Heimath einen Gesellen zu engagiren. ES stellte sich auch ein Mensch dem Meister vor und versprach bei demselben als Geselle in Arbeit zu treten. Der Meister erfreut, daß er gefunden, was er suchte, traktirte nun den Mann mit Speisen und Trank, erfuhr aber am Schluß, daß sich ein Schnei dergeselle als Schuster auSgezeben und ihn somit um seine Zeche geprellt hatte. ES ging aber nicht so glatt ab und das Schneiderlein wurde wegen Betrugs arretirt. — Altenburg. Da« hiesige Kriegerdenk mal, welches erst im Jahre 1880 errichtet worden ist, muß leider wegen Senkung des Unterbaues dem nächst schon wieder a-bgetragen werden. Zum Glück scheint es sich nun zu fügen, daß an seiner Statt das Landesdenkmal für Kaiser Wilhelm I. er stehen wird, während das Kriegerdenkmal auf dem Josephsplatze vor dem Herzogl. Hosthcatcr einen pas senden Platz erhalten soll. — Die Schwalben rüsten sich Heuer ungewöhn lich früh zum Abschied. Darauf angewiesen, fliegende Insekten selbst fliegend zu Haschen, sind sie dem bittersten Elende preisgegeben, sobald ein Wettersturz wie jener, der vorige Woche plötzlich hereinbrach, trübes und kühles Wetter bringt und Mücken und Fliegen sich tagelang in Gebüschen und anderen Schlupfwinkeln verborgen zu halten zwingt. Wäh rend in anderen Jahren Furcht vor Noch und Hun ger die Schwalben meist erst Mitte oder Ende Sep tember zum Aufbruch mahnt, schaaren sie sich Heuer jetzt schon zusammen, um sich durch ihre gemeinsamen Flugübungen auf die bevorstehende Reise nach dem Süden vorzubereiten. l. Ziehung Z. Klasse 118. Kgl. Lachs. Landes-Lotterie, gezogen am 8. September 1890. 20,000 Mark auf Nr. 68683. 10,000 Mark auf Nr. 92SL7. 5000 Mark auf Nr. 8491 8517 32614 43124 48429 80205 98447. 3000 Mark auf Nr. 6602 37115 46058 50428 54684 76597 82659 98531 98893. 1000 Mark aus Nr. 5763 9414 14552 20704 23628 27521 33430 35246 38165 52198 59122 65940 68302 74217 74160 77879 78141 81736 82085 87166 90539. LOO Mark auf Nr. 243 1282 4392 5463 8326 9823 9568 13045 20583 22198 24015 25963 25531 26711 30933 37933 39356 41528 42533 43310 44118 45182 46470 51641 70002 72673 73961 73289 73017 73132 75027 88663 91059 99485. 300 Mark auf Nr. 683 4147 4747 4051 5354 5058 5559 7795 7964 8259 10650 11034 12979 12046 15289 16827 17064 21283 21971 21018 22295 22164 24444 25240 26694 26947 26829 27629 28307 30991 30043 32117 34020 34190 35915 35168 36940 37866 37169 37046 37868 38440 39204 40244 4II55 42056 42635 43154 48605 49237 51916 53918 53825 54510 56684 56453 57783 57142 58564 60471 60906 64351 64957 65625 67016 67981 67297 68692 69177 72892 74720 74006 80960 80395 81879 84874 84880 84277 85653 86343 87876 91473 91567 92384 92744 93917 94233 94242 94776 94342 96007 99612. 2. Ziehung gezogen am 9. September 1890. 50,600 Mark auf Nr. 80295. 40,006 Mark auf Nr. 88543. 30,000 Mark aus Nr. 20235. 15,000 Mark auf Nr. 87090. 5000 Mark auf Nr. 17659 49659 72557. 3600 Mark auf Nr. 23912 35397 49798 53024 64247 88708. 1000 Mark auf Nr. 7815 25381 28183 32936 32II4 32930 32II4 32930 41706 45061 55396 57554 64193 69051 72733 77504 77231 81358 86445 96584 96005. 500 Mark auf Nr. 2583 10045 17424 20741 21472 23607 28711 33133 37986 42490 42315 43081 46533 50626 50971 52041 53188 56031 56620 57182 61412 62507 75813 79683 98902. 360 Mar« auf Nr. 1608 3220 3898 4528 8980 8050 8875 12578 14752 15785 17952 19607 23746 25885 29964 29253 30116 30604 32383 33460 34410 39641 40591 45092 45442 45222 48293 50858 51392 52472 54460 60976 63343 63973 65644 65437 65016 65676 66468 66892 69781 70379 74077 77654 78310 79823 81783 8271I 83058 84472 87799 87398 87922 90365 95707 95353 95899 96566. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 11. September. (Nachdruck verboten.) Der 11. September 1870 ist der erste Freudentag in dem langen Trauerspiel der Stadt und Festung Straßburg. Diese Festung commandirte General Uhrich, ein zwar nicht sonderlich begabter, aber immerhin tapferer Befehlshaber, der in der That die Festung erst übergab, als ihre Leiden auf das Höchste gestiegen waren. Das Schicksal der hart be drängten Stadt hatte allenthalben die größte Theilnahme ge funden. In der Schwei; hatte sich ein Hilfsverein gebildet, der durch eine Deputation den Schwachen, Bedürftigen und Kranken, deren Entlastung erlangt werden konnte, ein Asyl anbot. Durch die Fürsprache des Großherzogs von Baden gelang es den wackeren Männern mit Zustimmung der beider seitigen Befehlshaber, wenigstens 800 wehrlose Bewohner, Frauen, Kinder und Greise, aus der alten Bundesstadt auf schweizerischen Boden zu retten. Bereits am 11. September wurde der erste Trupp nach der Schweiz befördert. 12. September. Dem diplomatischen Rundschreiben Jule- Favres suchte man von Paris aus dadurch Nachdruck zu geben, daß man den alten Thiers, einen der wenigen Franzosen, die nicht ganz der Phrase huldigten und wenigsten« einigermaßen mit den Thalsachen rechneten, an die europäischen Höfe sandte. Er trat seine Reise am 12. September 1870 an. Viel ver sprochen wird Thiers selbst von seiner Mission sich nicht haben; in der That hatte keine einzige Macht ein Interest« daran, Frankreich in dieser von ihm selbst muthwillig herauf beschworenen Gefahr beizustehen. Dieses Land erntete jetzt die Frucht einer Politik, die es überall als ihr Recht bean sprucht hatte, das große Wort zu führen, die jede der euro päischen Mächte bedroht oder bekriegt und mit jeder gegen die andere intriguirt oder zu intriguiren versucht hatte. Thiers ist von seiner Tour ohne Erfolg zurückgekehrt. Christoph Schürer in Schneeberg. Als im 16. Jahrhundert der Bergsegen des Ober- erzgebirgeS jährlich sich minderte und überall ein Weh geschrei über den Silberräuber (so, oder Kobold nannte man da« taube Erz, welches von bösen Berg geistern oder Kobolden herrühren sollte) sich erhob, da kam Christoph Schürer, eines Apotheker« Sohn aus Westphalen, landesflüchtig seines evangelischen Glaubens wegen, nach Schneeberg, wo er als ein in der Chemie und Naturlehre wohlerfahrener, junger Mann bald eine Anstellung bei den Hütten fand. Schon wenige Tage nach seiner Ankunft gewann er die Liebe Anna's, der Tochter des Hüttenmeisters Rau, und bald auch durch sein einnehmendes Be nehmen das Jawort ihres Vaters, sodaß die Hochzeit auf das nächste Bergfest bestimmt wurde. Ehe jedoch das Bergfest kam, drohte Schürers Unstern alle seine Hoffnungen zu vereiteln. Nämlich in seiner Forsch gier war er auf den Gedanken gerathen, den viel verrufenen Kobold, den verhaßten Silberräuber, durch chemische Zubereitungen zu etwas Nützlichem umzu gestalten. Er machte daher insgeheim in einer Schmelzhütte zu Oberschlema vielfache Versuche und trieb es damit oft die ganze Nacht hindurch so eifrig, daß er bald in den Verdacht der Alchimisterei und Schwarzkünstlerei gerieth. Als daher aus Platten in Böhmen, wo er sich bei seinem früheren Aufenthalte daselbst durch seinen Glauben Feinde und durch seine Kenntnisse und sein Ansehen Neider gemacht hatte, mehrfache Klagen ein liefen, daß er ein Zauberer, Dieb und Glaspartierer gewesen sei, und man seine Auslieferung forderte, gebot der Bergmeister ihn zu verhaften. Eben war Schürer in der Schmelzhütte mit seinen Versuchen beschäftigt, da kam der Frohn, ihn festzu nehmen, fand aber die äußere Thür verschlossen und meldete es dem Bergmeister. Dieser, sowie der Hüttenmeister Rau und einige Geschworene trieb jetzt die Neugier mitzugehen. Die Thüre ward aufgesprengt und mit Freude funkelnden Augen trat der gesuchte Verbrecher den Eintretenden entgegen. Aber wie staunte er, als der Frohn ihn ergriff und ihm Hand schellen anzwang! Wie erschrak er, als ihn die Berg herren mit Vorwürfen überhäuften und ihn einen Zauberer, Dieb und Partierer schalten! Männer, rief er schnell sich fassend mit fester Stimme, Männer prüfen, ehe sie entscheiden! Meinet Ihr, ich treibe bösen Unfug hier mit schwarzer Kunst, so tretet her! Seht, dies wollte ich gewinnen, und Gott sei Dank, endlich ist's gelungen! Ich meine, es soll dem Lande von großem Nutzen sein! Somit reichte er ihnen eine Mulde voll feinen schönblauen Staubmehls hin. Die Bergherren staunten und be gehrten zu wissen, wie und woraus er solche Farbe bereitet habe. Schürer zeigte ihnen Alles willig, und reinigte sich so von dem Verdachte, daß er ein Schwarz künstler sei. Auch machte es dem Bergmeister so große Freude, daß derselbe versprach, Alles zu thun, um Schürers Unschuld gegen die Anklage der Böhmen zu erweisen. Dies gelang auch dem wackern Manne bald und Schürer erhielt nun seine Freiheit wieder, und kam durch die Erfindung der schönen blauen Farbe (Ultramarin), die man Anfangs nur blaues Wunder, später aber Smalte nannte, zu großen Ehren und als das Bergfest gekommen war, wurde er des Hüttenmeisters glücklicher Eidam. Auf Irrwegen. Original-Novelle von Claire Gerhard. (10. Fortsetzung.) Aber lange Zeit blieb ihm nicht, sie zu beobachte n, denn Sylvia, seine schöne Quälerin, zog ihn in ein langes Gespräch. Sie bot heute alle ihre Künste auf, um Walden endlich wieder zu gewinnen, denn zu lange schon währte ihr diese« Spiel. Als die Diener die Thüren des Speisesaales öffneten legte Sylvia ihren vollen Arm ohne Frage in den des Professors. Er zögerte einen Augenblick, hatte er doch bisher stet« seine Braut zur Tafel ge führt: aber als Sylvia mit schmeichelnder Stimme bat: „Kommen Sie, Herbert, Sie sehen, Herr von der Recke hat sich bereits Ihres Bräutchens bemäch tigt, lassen Sie die Jugend der Jugend," da zuckte er jäh zusammen und ging neben ihr ohne Wider streben. An der langen, festlich geschmückten Tafel saß er Erich und Nora gegenüber. Die letztere setzte da begonnene Spiel fort, sie lachte und sprach mit fieber hafter Heiterkeit und nur zuweilen flog ein Blick zu ihrem Verlobten hinüber. Aber eS war nicht der alle Blick von Lieb und Treue, sondern e« lag etwa« Fremde-, Starre-, Verzweifelte» in ihm. Für den Professor verflossen die Stunden de« Abendessen« in tiefster Qual; er mußte e« geschehen lassen, daß Sylvia ihn mit ihrem süßesten Lächeln stet«: „Liebster Herbert" nannte, ja, daß sie ihm