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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint Wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs» Postanstalten. Lyirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. .N LOS Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Aatzrg»«,. Sonnabend, den 6. September 18SO. Dienstag, den 9. September 1890, sollen Nachm. 2 Uhr in dem Kühn'scken Maschinengebäude und Nachm. '/rS Uhr — mit Genehmigung der Besitzerin — in dem Grundstück der Frau verw. Kockstroh hier, Postplatz, je drei Stickmaschinen öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 28. August 1890. Gerichtsvollzieher. Hagesgeschichte. — Deutschland. Fast alle englischen Blätter ge dachten am 2. Septemberder großen weltgeschichtlichen Bedeutung dieses Datums. Der „Standard" nimmt aus dieser Erinnerung Veranlassung, eine Rückschau in die Vergangenheit und Ausschau in die Zukunft zu halten. „Die Niederlage Frankreichs hat das europäische Gleichgewicht nicht zerstört, sondern eher gefestigt. Nur der Schwerpunkt wurde verschoben. Die Franzosen mögen immerhin behaupten, daß der Krieg von 1870 nichts endgiltig geordnet hat. Die Leute, welche eine solche Behauptung aufstcllen, um den Triumph Deutschlands zu verkleinern, vergessen, daß nichts in dieser Welt auf alle Zeiten geordnet wird. Wie kurz war die Friedenszeit nach den er schöpfenden napoleonischen Kriegen? Zwanzig Jahre nach der Schlacht von Sedan steht jetzt ein formeller Friedensdreibund einem rivalisirenden, nicht formellen Zweibund gegenüber. Ein Mal um das ändere heißt cs, Rußland werde erst im Jahre 1892 mit seinen Rüstungen fertig sein. Dann wiederum sagt man uns, daß dieses erst im Jabre 1894 der Fall sein werde. Nun, Rußland kann warten und Frankreich auch. Ohne Zweifel auch Deutschland. Gilt das selbe aber auch in dem gleichen Maße von Oester reich und Italien? Diese Betrachtungen drängen sich uns aus an dem heutigen Sedanfeste. Wird die Erinnerung an die große Schlacht und ihre Folgen, wenn wieder zwanzig Jahre dahingegangcn sind, durch einen anderen epochemachenden Sieg oder eine Niederlage verwischt worden sein?" — Ueber die Helgoländer Ehen schreibt die „Magd. Ztg.": Eine eigenartige Frage wird inner halb der deutschen Verwaltung die Einführung oder Nichteinführung der Civilstandsregister bilden. Ein besonderes „Recht" der Helgoländer bilden bekannt lich die sogenannten Helgoländer Ehen. Bisher konnte jedes Paar sich auf Helgoland ohne Weiteres und ohne jedes Aufgebot sofort durch den dortigen Geistlichen trauen lassen, wenn es die dafür bean spruchten Gebühren in Höhe von etwa 200 Mark erlegte. Man löste einfach einen Schein, in welchem stand, daß Ihre Majestät die Königin von England ihrem geliebten Soundso und seiner Braut die Er- laubniß zur sofortigen Trauung ohne weitere Auf- gcbotsschwierigkciten ertheilc. Aus diesen sogenann ten Helgoländer Ehen erwächst der dortigen Kirche ihr Haupt-, ja fast einzige« Einkommen. Da immer hin die Zahl der derartig geschlossenen Ehen auf Helgoland jährlich zwischen 70 und 80 betrug, so war die Stellung des Pfarrers und der Kirche ge rade keine ungünstige. ES wird sich aber doch wohl fragen, ob man den Helgoländern auch dieses „Reckt" belassen soll. — Bremen ist in der Nacht zum Mittwoch von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht worden, eines der größten Vergnügungs-Etablisse ments der Stadt, „LührS Tivoli", ist ein Raub der Flammen geworden. Da« Theater, CastanS Panop tikum und der Biertunnel in Lühr« „Tivoli" sind total ausgebrannt. Erst Nachmittags ist e« gelungen, de« Brand zu löschen. Die Ursache de« Feuers, welche« nach der Vorstellung aus der Bühne entstand, ist bisher noch nicht ermittelt worden. Personen sind nicht um« Leben gekommen. Die Gebäude und Lie genschaften sind versichert. — Hochwassergefahren werden nicht nur vom Oberrhein, sondern auch von der Donau und der Moldau her angekündigt. Der Schaden, welchen besonder« der Rhein anrichtet, läßt sich in seinem ganzen Umfange noch gar nicht übersehen. Am ärgsten sieht e« wieder bei der Mündung de« Rhein« in den Bodensee au«, wo die seit Jahrzehn ten von Oesterreich versäumte Stromkorrektion namen lose« Elend über die Anwohner bringt. St. Gallen, GlaruS und Tessin bringen eine Hiobspost nach der anderen, wahrscheinlich wird auch die Westschweiz noch nachfolgen, da Sonntag und Montag abermals ein dreißigstündiger Regen niederging. Einzelne Berichte aus den UeberschwemmungS- gebieten besagen: Im Rheinthal bei St. Gallen stehen 8 Dörfer unter Wasser, ein regelrechter Kahn verkehr ist dort eingerichtet. Die vom Rhein über schwemmte Fläche hat eine secksstündige Länge und zweistündige Breite. Die Eisenbahndämme sind an vielen Orten gänzlich verschwunden. Wien, 3. September. Die Donau ist noch fortwährend im Steigen. Heute Nachmittag wurde ein Sperrschiff eingehängt, nm den Donaukanal zu sichern. Schon sind einige Straßen der Leopoldstadt überschwemmt; außerhalb Wiens stehen bereits zahl reiche Häuser unter Wasser; ganz bedroht erscheinen der Prater und die Brigittenau. Die Donau- DampsschifffahrtS-Gesellschaft stellt von morgen ab den Postschiffsverkehr zwischen Passau und Wien während des Hochwassers ein. Die aus Ober österreich und Böhmen einlaufendcn Nachrichten lauten gleichfalls sehr betrübend. Prag, 4. September. Von der steinernen Esels brücke sind nunmehr 3 Brückenbogen mit den darauf befindlichen Kolossalmonumcnten eingestürzt, die Be wohner beginnen vor der noch immer wachsenden Fluth auf die Dächer zu flüchten. An dem großen Teiche bei Wittingau erfolgte ein Dammdurchbruch. Prag. Die 500 Jahre alte steinerne Carlsbrücke mit der Statue des heiligen Nepomuk ist eingcstllrzt. Beim Einsturz sollen 30 Menschen ertrunken sein. Von den von den Fluthen fortgetricbenen Pionieren sind 10 umgekommen. In Folge Hochwasserschäden nehmen die Ver kehrseinstellungen auf den böhmischen Eisen bahnen einen immer weiteren Umfang an. Auf der Strecke Pilsen-Gmund Racice-Putim, Janowitz- TauS, Horazdiowic-Babin-Klattau, Wittingau-Chlumec- Pilar, ferner zwischen Prag und Kuchclbach nnd Schmichow-Prag der Prager Verbindungsbahn ist der Gesammtverkchr und auf den Strecken Budweis- Wessclh, sowie BudweiS-Gaisbach der Güterverkehr bis auf Weiteres eingestellt. — Frankreich. Die Friedens-Verluste der französischen Marine versprechen in diesem Jahre sehr bedeutend zu werden. Nach einer vom Marineministerium veröffentlichten Liste haben seit Beginn des Jahres elf KriegSdampfer und ein Tor pedoboot Havarie erlitten. — Rußland. Auch in Rußland kommen neuer dings Arbeiterkravalle vor. So ist es kürzlich in Jaroslav in der großen Fabrik von Korsinkin, wo 8000 Arbeiter beschäftigt sind, zu einem großen Tumult gekommen. Die Ausschreitungen wurden veranlaßt durch die Straf-Abzüge, die ebenso bedeutend wie häufig waren. Die Tumultuanten zerstörten einen Biktualienladcn vollständig, warfen viele Waaren in den Fluß, zerschlugen die Scheiben de« Fabrikgebäudes und richteten auch im Innern der Fabrik Schaden an. Schließlich kam Militär an und verhaftete gegen 100 Exzedenten. — Amerika. Am 2. September ist in den Ver. Staaten das Gesetz in Kraft getreten, welche« allen jungen Leuten, die da- Alter von 16 Jahren noch nicht erreicht haben, das Rauchen in den Straßen und auf öffentlichen Plätzen verbietet. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Bei dem am Dienstag Abend zur Feier des Secantage« abgehaltenen Commers wurde für das National-Denkmal des Fürsten Bismarck eine Sammlung veranstaltet, welche den Betrag von 62 Mark ergab. Da unsere Stadt in ihren patriotischen Gesinnungen durchaus keiner andern des Reiche« nachsteht, so ist es erklärlich, daß sich in nächster Zeit auch hier ein Comits bilden wird, welche» für den oben bezeichneten Zweck in Thätigkeit treten will. Die gesammelten Gelder werden seinerzeit an das Ccntral-Comitö für da« BiSmark-Dcnkmal ab geführt werden. — Schönheide. Am vergangenen Mittwoch wurde hier von einem Pilzsammler ein wahre« Mon strum von einem Steinpilz gefunden. Derselbe hatte eine Höhe von 34 Centimeter; der Durchmesser des HuteS betrug 31 und der untere Durchmesser des Stiele« 9 Centimeter. Dieser Koloß von einem Pilz wog beinahe 4 Pfund. Dabei war derselbe völlig gesund, hatte schönes weißes Fleisch, und nur das sogenannte Futter am Hute (die Röhrchen) war grün gefärbt. Der eine Pilz genügte zu einem ganz reich lichen Gericht. — Dresden. Ihre Maj. die Königin, welche zur Zeit in dem Nordseebade Blankenberghc weilt, begiebt sich nächstens nach Brüssel und von dort nach Sigmaringen zum Besuch der fürstlichen Familie. — Dresden, 5. Septbr. DaS Anwachsen der Elbe vollzog sich gestern in geradezu rapider Weise. Der Dampfschiffsverkchr mußte vor dem immer höher steigenden Stromspiegel die Segel streichen; gestern Vormittag mußte der Verkehr auch am Terrassenufer vollständig eingestellt werden; um 10 Uhr fuhr das letzte Dampfschiff nach Pillnitz ab. Die telegraphischen Meldungen aus Böhmen über daS rapide Anwachsen des Elbstromes und seiner Nebenflüsse werden immer bedenklicher. Der Rath läßt die von der Königl. Wasserbaudircktion über mittelten Nachrichten dem weiteren Publikum durch Anschlag bekannt geben. Daß die Befürchtungen ziemlich ernstliche sind, ersieht man an den Bergungs arbeiten, welche überall da am Elbufcr vorgenommen werden, wo Materialien oder Waaren niedergelegt sind. Seit gestern sind Hunderte von Leuten in Thätigkeit, um alles Werthvollc in der Nähe des Stromes in Sicherheit zu bringen. Nach aus Lcit- meritz hier cingegangencn Nachrichten dürfte ein Wasserstand von viereinhalb Metern über Null zu erwarten sein. — Zwickau. Am verflossenen 8. Juli waren eS 80 Jahre, daß einer der größten deutschen Tondichter der Neuzeit, Robert Schumann in Zwickau als Sohn des Buchhändlers Schumann geboren wurde. Seine Jugendzeit bat er in der Hauptsache in hiesiger Stadt verlebt, hier auch seine geistige Ausbildung erhalten. Ausgenommen wurde er ausS Ghmnasium >820, verließ cs 1828 nach bestandener Reifeprüfung, um in Leipzig Rechts wissenschaft zu studiren. Doch sowohl in Leipzig al« auch in Heidelberg, wohin er später ging, beschäftigte er sich ausschließlich mit musikalischen Studien, die den Grund zu seiner einstigen Größe legten. Znm dauernden Aufenthaltsort hat er späterbin Zwickau nicht wieder gewählt; seine Lcbensschicksalc führte» ihn nach Leipzig, Wien, Dresden, Düsseldorf, doch blieb er mit Zwickau durch verwandtschaftliche und freundschaftliche Bande stets im Zusammenhänge. Jetzt freilich dürfte es in hiesiger Stadt nur noch Wenige geben, die Robert Schumann von der Schul bank kennen. Um so zahlreicher aber sind in unserer Stadt die Freunde der Schumannschen Muse. Diesem Manne ein seiner Größe würdige« Denkmal zu setzen, da« ebensowohl ihm, al« seiner Vaterstadt zur Zierde gereicht, ist die Aufgabe, die sich eine Anzahl hiesiger Bürger gestellt hat. Die Bemühungen derselben sind nicht fruchtlos gewesen, doch ist das Verbundene