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Amts- Md Anzeigevlatt für den -ZW-- Wrk des Amtsgerichts Eibenstock srrtionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reich-» Zeile 10 Pf und dessen Umgebung. d°st-nst°lken. Beranrwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Iahrgaxg. 1EV4. Domerstag, den 4. September 18SO 10. össetitlichc Sitzung der Stadwcrordnctcn am 4. September 1890, Abends 8 Mr tm Rathhaussaale. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Richard Hertel. 1) Vorlegung bez. Richtigsprechung der Sparkassenrechnung für da« Jahr 1888, 2) Beschlußfassung wegen der Weiterführung des Wassers vom Wasserständer in der Wiesenstraße bis zum Apotheker Fischer, 3) desgl. über die Bedingungen wegen Einlegung der Wasserleitung in die staat liche Schönheiderstraße, 4) deSgl. über den Wegfall der PensionSdeiträge für die städtischen Beamten, b) Mittheilung, den Sparkassenreingewinn für 1889 betr., 6) Beschlußfassung über die Besoldung der Rathsschreiber, 7) desgl. wegen der erledigten Hilfslehrerstelle. Hierauf geheime Sitzung. Freitag, den 5. September 1890 sollen Nachm. 2 Uhr im Amtsgcrichtsgebäude hier 2 Pulte, 6 Tafeln, 1 Copirprefse, 1 Tafelwaage, 3 Regale, sodann Nachm. 3 Uhr in dem Grundstück res Herrn Kieß — mit des letz teren Genehmigung — 2 Stilkmaschincn öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 28. August 1890. Gerichtsvollzieher. Die Feier des Sedantaqes u. das 40jähr. Jubiläum des Militär-Vereins Eibenstock. Die 20jährige Wiederkehr des Tages von Sedan hatte seit Wochen in unserer Stadt, wie auch in an deren Orten unseres Vaterlandes den Wunsch rege gemacht, diesen großen geschichtlichen Akt, welcher sich vor 20 Jahren auf Frankreichs Boden abspielte, durch eine besonders festliche Feier der lebenden Generation in Erinnerung zu bringen. Dies war für uns um so leichter, als in diesem Jahre das 40jähr. Jubiläum des hiesigen Militär-Vereins mit der Septemberfeicr zusammcnfiel. Um der Gesammtfeier ein würdiges Gepräge zu verleihen, hatten denn die städtischen Be hörden zur Bestreitung der nothwendigen Ausgaben auch einen Beitrag von 200 Mark aus der Stadt kasse bewilligt und die Dispositionen für das Fest in die Hände des Militär-Vereins gelegt. Wer noch heute an unserem Denkmalsplatz vorübergeht, wird sich des Schmuckes freuen, den derselbe für diese pa triotische Feier erhalten und wir können auch mit Freuden constatiren, daß das Fest selbst in würdiger und harmonischer Weise verlaufen ist, wenn auch der Regengott, außer am Tage des Festzuges, während der ganzen Zeit der Erde sein zürnendes Antlitz zu gewandt hatte. Das Fest begann am Sonnabend Abend mit dem üblichen Zapfenstreich, vom Militär-Verein und der hiesigen Stadtkapelle ausgeführt. Die Frühstun den des Sonntag Vormittag galten einer pietät vollen Feier auf dem Gottesacker und in der Kirche, woselbst die Gräber der seit dem Feldzuge inzwischen gestorbenen Mitkämpfer für Deutschlands Ruhm und Einheit und die in der Kirche befindliche Gedenktafel der gefallenen und in Frankreichs Erde ruhenden Heldensöhne der Stadt durch schwarz gekleidete Fest jungfrauen bekränzt wurden. Nachmittags ^3 Uhr zog man vom Postplatz aus in geschlossenem Zuge nach dem Kriegerdenkmal, woselbst nach dem Einleit- ungSgesange: .Brüder weihet Herz und Hand" Herr Rechtsanwalt Stadtrath Land rock, Ritter des Eiser nen Kreuzes, nachstehende Festrede hielt: Hochgeehrte Festgenossen! Kameraden! Wir seiern heute die 20. Wiederkehr des Tages der Schlacht von Sedan! Man fragt da recht unwillkürlich, wie er kommt, daß gerade der Schlachtentag von Sedan besonders gefeiert wird, während wir doch im deutsch-französischen Kriege so viele andere siegreiche Schlachten zu verzeichnen haben! Die Ant- wort auf diese Frage kann nur die sein, daß die Schlacht von Sedan die ausschlaggebende, die durchschlagende im deutsch- französischen Feldzuge gewesen ist. Nachdem bereits durch d,e Schlacht bei Metz die eine französische Armee besiegt und in die Festung Metz eingeschlossen worden war, ist durch die Schlacht bei Sedan, durch einen Sieg ohne Gleichen, auch noch die andere französische Armee besiegt und mit Sack und Pack sammt ihrem Kaiser Napoleon gefangen genommen worden; der Kaiser Napoleon war gezwungen, seinen Degen dem da- maligen König von Preußen, nachherigem Kaiser von Deutsch land zu Füßen zu legen. Mit Fug und Recht konnte der da malige König WUHelm an seine Hohe Gemahlin, die Königin Augusta drpeschtren: „Welch ein, Wendung durch Gottes Fügung!" In der That, die deutsche Armee hatte einen beispiellosen Erfolg errungen, «inen Erfolg, wie er in der Kriegsgeschichte kaum jemals dagewesen sein dürste! Di« gesammte französische reguläre Armee war nach der Schlacht von Sedan vom Kriegs schauplätze verschwunden! Die Hoffnung allerdings, die man damals zunächst an Sedan knüpfte, daß nunmehr der Krieg überhaupt beendet sei und die deutsche Armee in ihr« Heimath zurückeilen könne, diese Hoffnung ging nicht in Erfüllung, im Gegentheile sollten wir, die wir die Ehre hatten, dem Feldzuge beizuwohncn, nach Sedan noch viele hartnäckige und für uns ungemein blutige Schlachten zu kämpfen haben; ich möchte das damalige Frank reich mit einem Löwen vergleichen, der zum Tod verwundet und mit dem Tode ringend, seine letzten Kräfte dazu braucht, seinem Feinde wenigstens noch blutige Wunden beizubringen; es war staunenswerth, wie damals in Frankreich ein Volksheer nach dem andern geradezu aus der Erde gestampft wurde; aber ändern konnte dies Alles an dem schließlichen Ausgange des Krieges doch Nichts; das schließliche Ende des Krieges mußte nach Sedan das sein, daß die Franzosen trotz alles Sträubens die von uns ihnen zudiktirten Friedensbedingungen, zu denen vor Allem die Abtretung von Elsaß - Lothringen an Deutschland gehörte, anzunehmen gezwungen waren. Und weil so Sedan die ausschlaggebende Schlacht im deutsch-französischen Feldzuge gewesen, weil durch die Schlacht von Sedan die sichere Grundlage für den Frieden geschaffen worden ist, deßhalb feiern wir gerade Sedan besonders. Nicht aber feiern wir etwa Sedan, um uns ob der Siege zu brüsten, die wir über Frankreich errungen haben, nicht etwa seiern wir Sedan, um über die Verluste zu frohlocken, die wir den Franzosen zugesügt haben; nein, wir feiern Sedan um der Ersolge willen, die dasselbe für unser nationales Leben gehabt; um der Ersolge willen, die darin gipsel», daß der Traum un serer Vorfahren, ein wahrhaft einiges Deutschland, durch Sedan in Erfüllung gegangen ist; um der Erfolge willen, die darin gipfeln, daß Deutschland durch Sedan eine Macht ersten Ranges geworden ist, eine Macht, die im Rathe der Völker allseitig als tonangebend anerkannt wird. Zwanzig Jahre sind seit der Schlacht von Sedan ver schwunden; die Heerführer und Helden von damals sind zum großen Theile zur ewigen Ruhe eingegangen; aber die Gesinn ungen von damals sind noch heute dieselben. Ebenso wie der 1870er Krieg nicht von uns, sondern vom Gegner vom Zaune gebrochen und uns aufgedrungen worden ist, ebenso werden wir auch künftig einen Krieg nur dann beginnen, wenn es die nationale Ehre Deutschlands erheischt, wenn Deutschland in seinem territorialen Bestände angegriffen, wenn uns ein Krieg aufgedrungen werden sollte. Ja, in der That, wir können fest davon überzeugt sein, daß unser Kaiser und seine hohen Verbündeten nut unserem erhabenen König an der Spitze, ihren hohen Berus nur darin erblicken, für Deutschland den Frieden zu erhalten und Deutsch land die Segnungen des Friedens theilhastig werden zu lassen, und daß sie sich nur dann dazu entschließen werden, Deutsch land in einen Krieg zu verwickeln, wenn es eben die nationale Ehre Deutschlands erheischt, wenn uns der Krieg ausgedrun- gen wird. Sollte aber dieser Fall je eintreten, dann werden Deutschlands Fürsten u. dann werden wir zeigen, daß Deutsch land und seine Söhne noch die alten sind; dann werden wir sür unser geliebtes Vaterland Gut und Blut einsetzen, dann werden wir freudig den Fahnen folgen, dann werden wir sür unser gutes Recht kämpfend, unserem Feinde, so Gott will, be reiten ein zweites Sedan! Ader eben deßhalb, weil wir überzeugt sein dürfen, daß unseren Fürsten nur das Wohl Deutschlands am Herzen liegt, deßhalb wollen wir uns nicht durch die Worte vaterlandsloser Jrrlehrer irre leiten lassen, wir wollen vielmehr — und das sei das Gelübde, welches wir heute am Tage der Schlacht bei Sedan erneuern — fest halten zu Kaiser und Reich, fest hal ten zu König und Vaterland! Wenn selbst da» Ausland un sere Fürsten bewundert und anstaunt, wenn selbst das Aus land uns um solche Fürsten beneidet, um wie viel mehr haben wir Deutsche selbst Veranlassung, mit Stolz, Liebe und Ehr furcht zu unseren Fürsten emporzublicken! Mit Gott für Kaiser und Reich! Mit Gott für König und Vaterland! Das sei der Wahrspruch, den wir allezeit hoch halten wollen! Kaiser und Reich! König und Vaterland! da« sei das Banner, um welche« wir uns allezeit schaaren wollen! Stimmen Sie mit mir ein in das Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland! Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. von Deutschland und Se. Majestät König Albert von Sachsen, unser Allergnädigster König und Herr, Hoch! Nachdem der Herr Redner geendet und die Musik .Heil Dir im Siegerkranz" gespielt hatte, betrat Herr Sparkasien-Kassirer Müller den Sockel de- Denk mals und widmete dem Gedächtnisse der Gefallenen nachstehende Worte: Hochgeehrte Festgenossen! Die Feier der Tage von Sedan hat tvohl selten ihre Strahlen so weit vorausgeworfen, als in diesem Jahre. Wie in unserer lieben Stadt Eibenstock, so säst überall im engeren und weiteren Vaterlande ist man schon seit längerer Zeit zu sammengetreten zum gemeinsamen Berathen und Wirken, be hufs möglichster Förderung und Verschönerung dieser Feier, behufs Herbeiführung eines echten gemeinsamen Nationalfestes. Und wahrlich, nicht fern liegen die Gründe für solch eine Regsamkeit patriotischer Vaterlandsfreunde. Sehen wir doch, wie gegenwärtig ein großer mächtiger Ring seinem Schluffe entgegengeht, umsaffend eine Spanne Zeit von 20 Jahren, wel cher in den Annalen der Geschichte Deutschlands die allerher vorragendste Stelle gebühret. 20 Jahre, welch eine lange Zeit! Fast könnte es scheinen, als ob all die bedeutsamen Einzelheiten aus jenen Kriegstagen von 1870/71 sammt den Errungenschaften dem Alltäglichen, der Vergessenheit angehörten; allein sie leben fortan in unse rer Aller Erinnerung, ja mit jedem weiteren Jahre frischer und lebendiger. Nationalfeftscierlichkeiten sind so recht geeignet, denk würdige Begebenheiten immer von Neuem der Nachwelt zu vergegenwärtigen. Deshalb ist es um so freudiger zu be grüßen, um so höher anzuschlagen, daß man sich allenthalben in den Tagen wie den jetzigen ohne Ausnahme zusammen findet zum Opser am Altäre der Pietät, am Altäre der Dankbarkeit! Könnte es nun Wohl hierfür ein weihevolleres Plätzchen geben, als hier, wo sich das einer so heiligen Sache gewid mete Denkmal erhebt, welches uns in stummen aber beredten Worten vor die Seele führt: wie die Kriegssackel im Jahre 1870 in übermüthiger freveln der Weise in unsere friedlichen Verhältnisse geschleudert wurde; wie der Ruk unseres obersten Kriegsherrn ertönte, zum Schutze aller uns heiligen Güter; wie die Armee, unter der Devise „Mit Gott für König und Vaterland", willig die schwere Vertheidigungsarbeit auf nahm und mit rühmlicher Ausdauer — unter einer geschickten Leitung und unter Gottes gnädigem Beistände — segensreich vollendete; wie so mancher unserer lieben Kameraden, begleitet von den heißesten Wünschen seiner Angehörigen, mit hinauszog in das Feindesland zum Kampfe, aber leider nicht wieder heim kehren sollte, mit seinen Kampfgenossen, ruhmbedeckt, sondern seine treue unerschrockene Pflichterfüllung mit dem Heldentode besiegeln mußte; wie während der Dauer des Krieges die Opferwilligkeit der ganzen Bevölkerung sich kund gab, durch zahlreiche Spen den an Liebesgaben; wie aus der blutigen Saat ein Deutsches Reich ent sprossen ist und dieses sich kräftig entfaltete; wie das deutsche Volk, die Sicgespalme hochschätzend, sich solidarisch verpflichtet fühlte, Freude und Dankbarkeit bleibend zum Ausdruck zu dringen, durch Errichtung von dergleichen Gedenksteine; und wie s. Zt. alle Stände, arm und reich, freiwillig wett eiferten zur Erreichung dieses schönen erhabenen Zieles. Hochverehrte Festgenossen, in diesen, geschilderten Sinne möge die Bedeutung dieses Denkmales, welches vor 10 Jah ren seine Weihe erfahren, uns Allen erscheinen; möge es be sonders auch alle Zeit das Gefühl der Wehmuth, der Trauer um die lieben Gebliebenen wach erhalten und möge es ferner den künftigen Generationen ermahnend zurufen: Strebet mit Eifer Euren Vorfahren nach, haltet treu und fest zusammen an dem Bande der Treue, Liebe und Freundschaft, an dem Vertrauen zu Kaiser u. Reich, unseren vielgeliebten Friedensfürsten! In den Kranz all dieser Wünsche flechtet sich unwillkür lich noch der weitere, daß von diefem Denkmal fortan die Erinnerung ausgehen möge an den großen Herrscher, an den ruhmbedeckten Helden, an den Begründer deS deutschen Reiches, an den hochseltgen Kaiser WUHelm I., dessen einziges höchstes Ziel während der ganzen Regierungszeit nur des Volkes Wohlfahrt war. Ist er nun auch gleich dem vielgeliebten Sohne, Kaiser Friedrich ll., heimgegangen, doch seine überdauernden großen Werk« werden unvergänglich glänzen als Helle Sterne am Horizont deutscher Geschichte und die Liebe und Verehrung