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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint Abonnement -Z-« «chrk des Amtsgerichts LibeMck SKLT sertionSprei»: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs« Zeile 10 Pf und dessen Umgebung. P°st°nst°lten Beramwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Aa-r««»«. LQV. Dienstag, den 26. August L8SO. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Dem Musiker Sloi-Itr hier ist an Stelle seines verloren gegangenen Wandergewerbescheinö von der Königlichen Kreishauptmann ¬ schaft zu Zwickau unter Nummer 207 Formular L ein neuer dergleichen ausgestellt worden. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß der alte Wandergewerbeschein hiermit ungiltig geworden ist und zugleich vor etwaigem Mißbrauch dieses alten Scheines unter Hinweis auf die bestehenden strafgesetzlichen Bestimmungen gewarnt. Eibenstock, am 18. August 1890. Aff AtlkiltsllsU Hagesgeschichle. — Deutschland. Nach dem Rücktritt des Für sten Bismarck bat Kaiser Wilhelm, wie jetzt aus der nächsten Umgebung des Kaisers Franz Joseph in Bestätigung früherer Mittheilungen verlautet, an diesen seinen Verbündeten einen Brief von 36 Seiten gerichtet mit eingehender Schilderung der politischen Lage, mit genauer Darlegung der Ursachen, die den Kaiser veranlaßt haben, auf die Dienste ves Fürsten Reichskanzlers zu verzichten, und mit der Zusicherung, daß der Wechsel in den führenden Persönlichkeiten des deutschen Reiches das Fortbestehen des Bundes verhältnisses in keiner Weise beeinträchtige. — In einer Betrachtung über die Kaiscrreise nach Rußland sagen die „Dr. Nachr.": Das deut sche Volk und alle Friedensfreunde in Europa werden vollauf befriedigt sein, wenn sich bestätigte, was die russische Regierung durch ihre amtlichen Blätter an gekündigt hat: unser Kaiser werde die Gewißheit er halten, daß Rußland in Frieden und gutem Einver nehmen mit dem deutschen Nachbar zu leben wünsche. Soll jedoch dieser Satz etwas mehr bedeuten, als eine leere Phrase, so ist darin ausgesprochen, daß Rußland auf einen Krieg gegen Oesterreich verzichtet. Denn es existirt nicht ein einziger Punkt in der äußeren Politik, wegen dessen Rußland und Deutschland, so weit es auf sie allein ankommt, sich entzweien könnten. Aber Rußland kann sich, wie die Dinge nun einmal liegen, nicht einseitig mit Deutschland gutstellen und dabei dessen österreichischen Verbündeten bedrohen. Wir haben Bündnißpflichten gegenüber Oesterreich über nommen, und wir werden sie erfüllen. Wer also mit uns in Frieden leben will, muß es auch mit unseren Verbündeten wollen. Hiergegen aber sträubte sich bisher der Panslavismus, er will den Czaren dazu drängen, das Wort zu sprechen, das die Dinge im Oriente in's Rollen bringt. Wird eS nun dem deut schen Kaiser gelingen, das Ohr des Czaren diesen Einflüssen zu entziehen? Unzweifelhaft übt der per sönliche Verkehr unseres Kaisers in dieser Richtung hin eine günstige Wirkung auf den Czaren aus. Mit die ser Annahme wollen und müssen wir uns begnügen. Ge wißheit hierüber wird man erhalten, jenachdem Rußland den Aufmarsch scinerHeercSmassen an der österreichischen und deutschen Grenze beibehält oder rückgängig macht. Das Letztere wäre eine wirkliche FriedenSthat. Un terbleibt sie, so braucht es deshalb nicht zum Kriege zu kommen, dann setzt sich eben der Zustand der Kriegsbereitschaft fort, und man hat nur zu wünschen, daß die persönliche Friedensliebe des Czaren nachwie- vor das Aeußerste verhüten wird. — Infolge der Nachricht, daß der greise Feld marschall Graf Moltke die Einladung deS Kai sers zu den Manöver» nach Kiel angenommen hat, sei daran erinnert, daß der große Stratege am 26. Oktober dS. Jahres seinen neunzigsten Geburts tag feiert. Mit Recht zeichnen unser junger Kaiser, sowie die anderen deutschen Fürsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit unseren großen Feldherrn, den Grafen v. Moltke, aus. Je mehr er in seiner be kannten Bescheidenheit selbst zurücktritt, um so häu figer müssen Deutschlands Fürsten und Volk bekunden, daß da» Vaterland niemals die großen Verdienste vergessen wird, die er unserem unvergeßlichen Helden kaiser Wilhelm, dem Schöpfer de» neuerstandenen Deutschen Reiches, in Friedenszeiten und in schweren Kriegslagen geleistet hat. Es dürfte daher an der Zeit sein, schon jetzt zu überlegen, wie auch in den weitesten Kreisen des Volke» der neunzigste Geburts tag unsere» allgeliebten FeldmarschaUS gefeiert werden könnte. Der Gedanke soll auch schon unter Mitglie dern des Reichstages erörtert sein und es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß das Präsidium des Reichstages und vor Allem auch die konservative Partei, deren Mitglied der Graf Moltke ja ist, baldigst der Frage näher treten werden. Aber Graf v. Moltke darf überhaupt nicht als Parteimann im eigentlichen Sinne des Wortes angesehen werden. Seine Arbeit und sein Wirken gehören dem ganzen deutschen Volke an, von den nordischen Meeren bis zum Bodensee, und daher sollte die ganze Presse aller Parteien Deutschlands, wie sie jetzt schon fast einmüthig ihrer Freude über jede Auszeichnung Ausdruck giebt, die rem verdienten Heerführer zu Theii wird und inn igem Antheil an seinem Ergehen nimmt, dabei Mit wirken, daß der seltene Tag, wie der 90. Geburtstag eines um Kaiser und Reich so hoch verdienten Herrn eS ist, in würdigster Weise gefeiert wird. — Mit einer militärischen Promptheit und Pünkt lichkeit tritt jetzt der .Reichsanzeiger" jeder fal schen Meldung, die irgend welche politischen Kon sequenzen zeitigen könnte, entgegen. So lesen wir in dem amtlichen Organ: »Verschiedene Blätter haben jüngst die Nachricht verbreitet, drei Bergleute aus Hermsdorf in Schlesien seien zur Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser u. König berufen und von Allerhöchstdemselben empfangen worden. Diese Nach richt ist unwahr." — In einer Auflage von einer halben Million wird am 1. Oktober eine Broschüre erscheinen, unter dem Titel: „An die Arbeiter Deutschlands!", welche die gesammten Fragen der Sozialform in kur zer, gemeinverständlicher Form und zwar im Sinne der Kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar des Jahres behandeln soll. Wie man uns von gut unterrichteter Seite mittheilt, habe der Inhalt dieser Broschüre, deren Verfasser geheim gehalten wird, dem Kaiser zur Ansicht Vorgelegen, und auch die Kosten der Drucklegung würden zum Theil aus staatlichen Mit teln bestritten. Der Preis der Broschüre sei auf zehn Pfennige berechnet, und die Verkäufer derselben sollen am 1. Oktober vor allen Fabriken der bedeuten den Jndustrieplätze Deutschland« Aufstellung nehmen. — Frankreich. Der französische Kriegsministcr, Freycinet, hat soeben einen neuen auf die eventuelle Mobil isir ung der Armee bezüglichen Versuch ge macht. Er hat soeben festzustellen versucht, welcher Zeit e« bedürfe, um sämmtlichen 10,000 telegraph ischen Stationen Frankreichs die Mobilisirungsorrre zu übermitteln. Das Ergebniß war, daß nach drei Stunden sämmtliche Telegramme an Ort und Stelle eingetroffeu waren. — England. Die englischen Flottenma növer dieses Jahres haben einen ganz unerwarteten Ausgang genommen. Die beiden Flotten nämlich, welche gegen einander operiren sollten, haben einander überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Die Lächer lichkeit dieser Thatsache wird auch von der englischen Presse mit bitterem Spott anerkannt; die „Pall Mall Gazette" schreibt: „Die Flottenübungen dieses Jahres haben lächerlich geendigt. Eine große Menge Kohlen sind unnütz verbraucht worden. Die Schiffe dampften in die See und darauf dampften sie in den Hafen zurück. Zwei gewaltige Flotten haben Seewind ge kostet, aber gesehen hat keine die andere." Die anderen Blätter drücken sich etwa- verblümter auS; die Thatsache an sich müssen aber auch sie anerkennen. — Amerika. Die amerikanische Zolltarif bill scheint doch noch erheblichere Milderungen er fahren zu sollen, als man nach den bisherigen Aeußer- ungen von amerikanischer Seite annehmen konnte. Maßgebende Mitglieder des Senats der Vereinigten Staaten haben sich dahin ausgesprochen, daß die Aenderungen an der Bill so gründliche sein werden, daß die Erhöhung über den jetzt bestehenden Tarif kaum 71/2 Prozent betragen wird. Allzusicher darf man freilich auf solche Mittheilungen nicht bauen, da alle früheren ähnlichen Nachrichten sich nachträg lich nicht bewahrheitet haben. — In Amerika hat sich eine Gesellschaft ge bildet, welche zahlreiche Agenten nach Europa ent sendet, um dort stimmbcgabte und talentvolle Kinder anzuwerben, die dann für hohe Summen an Musikkapellen oder sonstige herumzichende Künst lergesellschaften abgegeben werden. Aus Italien hat man schon Dutzende solcher Kinder weggeführt, so daß die dortigen Blätter ernstliche Warnungen vor den Agenten veröffentlichen. Diese, sobald sie ein passendes Kind entdeckt haben, stellen sich den Eltern als Kunstfreund vor und geben an, in der humansten Weise für das Kind Sorge tragen zu wollen, um es später als gefeierten Künstler rcn Eltern zurückzu bringen. Sobald nun diese Herren eine bestimmte Anzahl von Kindern gefunden, bezahlen sie die Ueber- fahrt auf Zwischendeck mit I 15 Frcs. und nehmen drüben in Castle Garden, dem HauptlandungSplatz, 4— 500 FrcS. für jeden Kopf entgegen. Niemand erfährt daun weiter von den armen Verlassenen, die Agenten gehen von Neuem auf „Geschäftsreisen" und kümmern sich nicht mehr um die ihnen von den Eltern vertrauensvoll übergebenen Schützlinge. Da auch nach Deutschland eine Anzahl dieser Agenten ge schickt werden soll, seien hiermit alle Eltern gewarnt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2b. August. Gestern und heute hielt die hies. Freihand-Schützen-Gesellschaft ihr Vogelschießen ab. Es ist das erste Mal, daß die Gesellschaft, welche sich im Laufe dieses Jahres ge bildet, an die Oeffcntlichkeit tritt, und man muß zu gestehen, auch mit gutem Erfolg. Aus einer Anzahl Freunde des Tkchinschießens ist in kurzer Zeit ein recht stattlicher Verein entstanden, der es an Opfern nicht hat fehlen lassen, sein erstes Vogelschießen in wirklich ansprechender Weise in Scene zu setzen. Nach dem der Umzug durch die Stadt beendet, begann das Schießen nach dem Bogel, der mit Fcuergewehren auch nicht nachdrücklicher hätte bearbeitet werden können, als es mit den Techins geschah, denn alle seine Attribute sowie die edelsten Glieder seines Körpers waren demselben schon am ersten Tage abgeschossen worden. Das Arrangement auf dem Festplatz, zu welchem Hr. Schießhansbes. Becher eines seiner ani Hause gelegenen Felder eingeräumt hatte, war wirklich recht zweckentsprechend und hat die meisten Besucher in Rücksicht auf die Vielseitigkeit des Gebotenen über rascht. Das große Zelt, in welchem eine sehr an ständige Koniiker-Gesellschaft Vorträge gab und wel ches Raum für Hunderte von Menschen bietet, war gut besucht und machte auf seine Insassen den Ein druck, als befänden sie sich auf einem stark frequen- tirteu Schützenfeste. Sollte genannte Gesellschaft an Theilnehmerzahl noch entsprechend wachsen und auf dem betretenen Wege, ihre Feste in gefällige Formen zu kleiden, weiter verschreiten, dann dürfte die beste Aussicht vorhanden sein, daß sich das Vogelschießen der Freihand-Schützen-Gesellschaft zu einem alljähr lichen Volksfeste ausbaut, welches mit dem Eingehen der altön Schützengesellschaft leider seit langen Jahren für unsere Stadt verlorst gegangen ist. — Eibenstock. Am Freitag Abend gegen 8 Uhr gewahrte man in der Richtung nach Stützengrün einen Feuerschein. Wie wir erfahren, ist daselbst ein