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„Nein — Sie wissen eS nicht, Sie, die schöne, die hochgeborene Dame, der man die Hände unter die Füße gelegt hat, die mit Zuckerbrod aufgefüttert worden ist, Sie können sich deshalb auch nicht vor stellen, was mir Wenzel gewesen ist! „Und der Wenzel Lauer ist todl — was sage ich, tobt? — ermordet ist er worden, feige, heimtückisch! Ich konnte lieben, ich war dankbar für Liebe — aber ich kann auch hassen! Bei dem Blute des Ermor deten, das mit dem Koth der Landstraße vermengt worden ist, habe ich versprochen, mich zu rächen an den Mördern auf grausame Weise. Ihr Helfershel fer, Baronin Stella, der Kutscher, welcher bei dem Morde gegenwärtig war, der soll an den Galgen und Sie —" „Haben Sie auch für diese Beschuldigung Be weise?" fragte Stella ruhig. „Beweise genug. Der Wenzel sollte an dem Un glücksabend von Ihnen 100 Dukaten in Empfang nehmen — der Rendezvousplatz war bestimmt zwi schen der Schenke „Zum letzten Heller" und der Maschinenfabrik — dort ist er auch erschlagen worden — das Geld fehlte aber." „Nun, ist das nicht ein Beweis dafür, daß irgend ein Räuber den Mann angefallen und ihn des Gol des beraubt hat, — es war vielleicht ein Bekannter des Wenzel, der ihn tödtete, um nicht verrathen zu werden!" Die Blicke Lottis ruhten durchbohrend auf der Baronin, daun sprang das Weib zu dem Betpulte, packte das Kruzifix und hielt es Stella hin: „Schwören Sie, daß Sie schuldlos sind au dem Verbrechen, daß Ihre Hand das Blut Lauers nicht vergossen hat, und ich will Ihnen Ruhe geben!" Stella erbebte, sic erhob aber doch die Hand, schon berührte sie das kalte Metall des Kreuzes — da schauderte sie davor zurück, als habe sie glühend Eisen ergriffen, und auf dem Ruhebette zusammen brechend, murmelte sie dumpf vor sich hin: „Er selbst war schuld daran, er peinigte mich aufs Aeußerste, er hat mich zur Verzweiflung getrieben!" „Ich wußte es," sagte Lotti dumpf, „und ich werde ihn rächen! Wo ist der Kutscher?" „Auf dem Wege nach Amerika; da ich jetzt über eine größere Geldsumme verfügen konnte, habe ich sie ihm gegeben, damit er jenseits des Ozeans sich einen Besitz erwerben kann." „Teufel — also kam ich zu spät!" rief das Weib, unwillig den Boden stampfend — „nun, ich muß mich da nur an Sie halten!" „Und was verlangen Sie?" „Davon später. Fürs erste werden Sie Ihre Kammerjungfer fortschickcn und mich hier bei sich aufnehmen. Ich habe Gründe, gut und sicher unter gebracht zu sein. Sie werden mit Ihrem Namen für mich einstehen, bis ich mir meine Papiere aus der Heimath verschafft habe. So habe ich Gelegenheit, stets bei Ihnen zu sein. Sie unter Augen zu hab"n und das ist nöthig, es könnte Ihnen sonst einfallen, Ihrem Kutscher nachzureisen — ah — hab' ich'S ge troffen, Sie werden ja so roth, Frau Baronin? Also arrangiren Sie das, wie Sie wollen, aber richten Sie es so ein, daß ich morgen früh meinen Dienst antreten kann." „Das ist unmöglich," rief Stella entsetzt, „Sie können mir doch nicht zumuthen, nach allem, was Sie mir gesagt haben, daß ich Sie täglich, stündlich um mich sehen soll — ich würde sterben." „Der Mensch hat ein zähes Leben," unterbrach Lotti die Baronin gleichmllthig, „man stirbt nicht so schnell, ausgenommen, wenn ein wenig nachgeholfen wird, etwa mit einem Dolchmesser — nun, jetzt wer den Sie auf einmal blaß. Fürchten Sie sich nicht vor mir, schöne Dame, ich bin zwar nur ein armes, elende« Geschöpf, das Sie ungern mit dem Saume Ihres Kleides streifen würden, aber ich bin keine Mörderin — nein, nein. Sie können ruhig schlafen und ich werde es auch," setzte sie höhnisch hinzu, „denn ich werde meine Thür vor Ihnen verriegelt halten!" Stella stöhnte — fast flehend bat sie: „Fordern Sie etwas Anderes von mir — ich will Ihnen alles geben, ich will darben, ich will mit mei ner Hände Arbeit noch etwas zu verdienen suchen, um Sie zu befriedigen — nur sparen Sie mir diese Selbsterniedrigung!" „Nein — dies eben soll ein Theil Ihrer Strafe sein und andererseits will ich mich Ihrer versichern. Sie sind mein Kapital, das ich ängstlich hüten werde — ein Schatz, der mir gestohlen werden könnte. Und jetzt, Adieu — diese lange Unterredung wird Ihren Leuten ohnehin schon ausgefallen sein, sagen Sie nur irgend etwas, aber machen Sie das geschickt, damit nicht unnützes Aufsehen entstehe. Morgen bin ich wieder hier!" Und ohne noch ein Wort weiter zu verlieren, ohne auf Stellas Ruf zu achten, verließ die Zigeu ner-Lotti da« Gemach. VII. Per Stiess--«. Wenn ein Umstand geeignet war, Stella in ihrer tiefen Trostlosigkeit etwa« aufzurichten, so war eS der, daß eS Karl Walter noch gelang, sich durch die Flucht zu retten vor der drohenden Gefahr. Lotti Plaschek würde den Worten der Baronin nicht geglaubt haben, daß Walter nach Amerika ge flüchtet sei, wenn sie sich nicht schon vorher bei der Dienerschaft nach dem Kutscher erkundigt und erfah ren hätte, daß derselbe eine Reise angetreten habe. Walter hatte sich nun mit Erlaubniß seiner Herrin nur zu einem entfernten Verwandten begeben, der in der Nähe von Wildschütz auf dem Lande wohnte, um einige Geschäfte mit ihm zu ordnen. Er hatte das gleich nach der Beisetzung der Leiche ge- than und Stella erwartete ihn am Abend zurück. Walter traf auch pünktlich ein und erfuhr nun zu seinem Entsetzen, was sich inzwischen zugetragen. Er konnte sich nicht enthalten, auszurufen: „O, hätten Sie meinem Rathe nur gefolgt, Frau Baronin, und dem Lauer geboten, daß er die Briefe mitbringen soll, dann stünde alle- anders!" „Ich fürchtete, seinen Verdacht zu errege» durch diese Forderung," erwiderte Stella düster, „und dann waren ja diese Briefe ganz bedeutungslos für einen Fremden, der sie fand und den Zusammenhang nicht kannte." „Dafür sind sie jetzt eine fürchterliche Waffe in der Hand dieser Megäre: Nein, ich kann nicht allein fliehen, kann Sie diesem Ungeheuer nicht überlassen!" Es bedurfte Stellas ganzer Neberredungskunst, um den treuen Menschen endlich zu bewegen, daß er am nächsten Morgen in aller Frühe abreiste, ehe noch die Zigeuner-Lotti das Haus betrat. Walter sah zuletzt ein, daß er, wie die Verhält nisse nun einmal beschaffen waren, seiner Herrin nichts helfen, im Gegcntheil, ihre gefährliche Situ ation nur verschlimmern könne, denn sein Untergang mußte den Stellas nach sich ziehen. So schied er denn mit Thräncn und schweren Herzens von der unglücklichen Frau, sie zuletzt noch beschwörend, lieber alles irdische Gut zu opfern, um ihre Freiheit damit zu erkaufen. Vielleicht kühlte sich der Rachedurst jenes Weibes ab, wenn ihre Trauer um den Todten von der Zeit gelindert worden, und sie zog es vor, eine größere Summe in die Hand zu bekommen. Noch hatte Stella nicht über so viel Geld, als Lotti befriedigen konnte, zu disponiren, vorerst mußte die Tcstamentscröffnung statthaben und ihr Erban- theil ihr übergeben werden. In etwas getröstet durch diese Aussichten, begab sich Stella zur Ruhe, nachdem sie ihrem Kammer mädchen angekündigt, daß sie zu Gunsten der alten Dienerin, welche sie gestern aufgesucht, über ihre Stelle verfügt habe. Adamine verließ reichlich ent schädigt von ihrer gütigen Herrin am nächsten Mor gen das Haus, eine Stunde später, nachdem „Martha Wagner" in einem Miethswagen mit ihrem Gepäck eingetroffen war. Der alte Franz schüttelte wohl verwundert den Kopf über die vielen Veränderungen, die so kurze Zeit nach dem Tode seines geliebten Herrn stattfauden; sonst fiel es Niemand auf, daß der Kutscher Walter durch einen anderen ersetzt wor den und auch Adamine so bald verabschiedet ward. Gräfin Ringersheim war doch zu sehr „vornehme Dame," um sich für die Gründe zu interessiren, die ihre Freunde oder Verwandten zum Wechsel der Domestiken bewogen. Wenn Stella gefürchtet hatte, daß sich jene Szene vom vorigen Abend wiederholen werde, als Lotti ihr Gemach betrat, so irrte sie. Die Person war heute viel ruhiger, sie that einige Fragen, ihren Dienst betreffend, und äußerte dann die Absicht, sich in ihrem Zimmer cinzurichten. An der Thür wandte sic sich noch um und sagte: „Meine Papiere sind in Ordnung — Sie können mich als Martha Wagner anmcldeu lassen bei der Polizei. Hier auf diesem Zettel steht alles Nähere." Stella neigte ergeben das Haupt, sie mußte sich in den Gedanken finden, diese Frau in ihrer Nähe zu dulden. — (Fortsetzung folgt.) Sind Pflanzen in Wohn- u. Schlafzimmern nützlich oder schädlich? Die Frage, welche zugleich die Ueberschrift dieses Artikels bildet, wird nicht häufig aufgeworfen. Nur wenig Hausfrauen dürften sie bisher sich vorgelegt haben und diese Wenigen dürften kaum zu einem Urtheil in derselben gelangt sein. E« finden sich zahllose Menschen, welche die Blumen aus ihrem Wohn- und Schlafzimmer verbannen, weil sie den Duft der Blumen und die Ausdünstung der Pflanzen als schädlich namentlich für die Kopfnervcn erachten. Ein UrtheilSfähiger ergreift nun im Rathgeber für da« HauS da« Wort und redet lebhaft zu Gunsten der Zimmerpflanzen. Seine Ausführungen sind wichtig und interessant genug, um sie im Wortlaute hier folgen zu lassen: Der Nutzen der Pflanzen im Zimmer besteht nicht blo« darin, daß sie dasselbe dekoriren und behaglich machen, sondern ein viel größerer Nutzen derselben ist der, daß sie die Luft verbessern und also der Ge sundheit der Zimmcrbewohncr förderlich sind. Durch Beobachtungen hat man gefunden, daß ein Blatt mittlerer Größe täglich im Durchschnitt ein bi« zwei Gramm Wasser auSdunstet. Für die ganze Pflanze berechnet, würde die« nicht weniger als 50 Gramm betragen. Große Laubbäume verdunsten an einem Tage beinahe einen ganzen Eimer voll. Der größere Wassergehalt der Luft ist eS, der den Aufenthalt im Walde so angenehm macht. Wenn man in den großen Städten e« sich angelegen sein ließe, die öffentlichen Plätze, die breiten Straßen durchwegs mit paffenden Bäumen zu bepflanzen, wenn man die vorhandenen Gärten zu erhalten suchte, statt sie al« Bauplätze zu veräußern, wenn man sämmtliche Straßen einige Male am Tage mit reinem Wasser besprengte, so würde die unerträglich drückende Hitze in den Städten wesent lich gemildert und die Luft verbessert werden. Auf diese Weise wird der Luft zugeführt, wa« ihr fehlt, nämlich ein hinreichender Grad von Feuchtigkeit. Die Straßenluft theilt sich nun unseren Wohnräumen mit, die Trockenheit der Lust wird auch in diesen empfunden und wirkt beängstigend auf die AthmungS- organe. Wir haben zwei Mittel, um die trockene Luft au« den Zimmern zu verbannen. Einmal dadurch, daß man flache, mit reinem Wasser gefüllte Schalen auf stellt, oder reine Leinwand, die naß ist, aufhängt. Ersteres ist namentlich in größeren Zimmern unzu reichend, da die Verdunstungsfläche zu gering ist, und mit letzterem würden die Hausfrauen nicht einver standen sein. DaS zweite vorzügliche Mittel, das nicht allein die Trockenheit der Lust beseitigt, sondern auch die Luft in den Zimmern wesentlich verbessert, ist uns in den reichblättrigen Blattpflanzen, als Palmen, Plektogyneen, Philodendron, Aroideen, Drazänen, Kurluligonen und andern geboten. Die Ausdünstung dieser Pflanzen ist, wie angeführt, eine sehr große. Außer dem Wasser, was die Pflanzen durch die Blätter verdunsten, geben auch die Töpfe noch Wasserdämpfe an die sie umgebende Lust ab. Der wohlthätige Ein fluß, den die Pflanzen durch die Verdunstung des Wasser« vermittelst der Blätter auf unsere Gesund heit auSüben, wird um so größer, als die Blätter auch noch durch die Ausscheidung des Sauerstoffs unter Einwirkung des Sonnenlichts die Luft des Zimmers wesentlich verbessern. Durch das massen hafte Ausscheiden des Sauerstoffs wird das Wohlbe hagen, das wir besonders in Laubwäldern empfinden, hervorgerufen. Die Pflanzen sind also ein nothwendigeS Erforder ns für unser Dasein und jede Trennung von ihnen rächt sich an uns an unserer Gesundheit. Wem da her seine Gesundheit lieb ist, der rette sich wenigstens aus dem großen Pflanzenreiche ein paar Töpfe niit Blattpflanzen und pflege sie im Zimmer. Den wohl- thätigen Einfluß, welcher dadurch aus die Zimmerluft auSgeübt wird, wird Jeder beim Betreten eines Zimmers empfinden, in welchem Blattpflanzen in hinreichender Zahl gepflegt werden. Min Mied von öer wahren Wchönheil. Liebenswürdig möcht' ich sein, Jedermann gefallen; Doch wie nimmt man Herzen ein, Wie gefällt man Allen? — Macht'« die Stirn, die fleckenlos Blondes Haar umziehet. Eine Wange, wo die Ros' Unter Lilien blühet? Hilst ein Auge, bell und rein Wie die Bergkrystallen, Zähne, wie das Elsenbein, Lippen, wie Korallen? — Thut's ein Körper, wohlgebaut, Voll und schön zum Malen, Wo die sanfte Weiße Haut Adern blau durchstrahlen? — Lieblich, doch vergänglich sind Aller Schönheit Farben Gleich den Blumen, die geschwind Nach dem Frühling starben. Nein! nur wo mit Edelmuth Sich die Stirne schmücket. Menschenlieb mit voller Gluth Aus den Augen blicket. Aus den Wangen Sittsamkeit Neben Rosen stehet Und des Mundes Lieblichkeit Weisheit erst erhöhet. Wo Bewegung, Stimme, Gang Leib und Glieder zieret. Und wie lieblicher Gesang Gleich beim Anblick rühret. Wo das Herz mit Lieb erfüllt Gegenlieb erwecket Und die Menschheit Gottes Bild Ueberall entdecket. Da ist Schönheit, Trefflichkeit, Lieb und Wohlgefallen, Da gefällt man jederzeit, Da gefällt man Allen. Druck und Verla, von L. Hanne»»hn in Eibenstock.