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hervor, daß alle über den eigentlichen Zusammenhang des Ereignisses völlig im Dunkeln schwebten. Der Präsident war früher ein guter Jäger ge wesen, hatte auch auf den eigenen Jagdgründen dem edlen Waidwerk abgelegen, deßhalb war alljährlich an ihn die Einladung zu den Jagden auf Hochwild er gangen, und dann und wann hatte er sich auch an denselben betheiligt. Möglicherweise war aber die Hand des alten Herrn doch ungeübter geworden, ging er doch jetzt nur noch selten mit Schußwaffen um, — er hatte unvorsichtigerweise den Hahn des Ge wehres berührt und der Schuß hatte sich entladen, — das tödtliche Blei den Schützen selbst getroffen. Die Möglichkeit, daß ein Selbstmord hier vorliegen könne, war von Niemand angenommen worden — was hätte denn auch den hochgeehrten, den reichen, vornehmen, den glücklichen Mann zu einer solchen Verzweiflungsthat treiben können? Wilmert und Auguste fuhren allein zusammen. Der junge Doktor lehnte gedankenvoll in einer Wagen ecke. Jetzt, nachdem er dem verstorbenen Gönner den Zoll dankbarer Erinnerung entrichtet, beschäftigten ihn wieder seine AmtSgeschäfte. Trotz der eifrigsten Nachforschungen war es ihm noch nicht gelungen, Licht in das Dunkel zu bringen, welches den Mord auf der Werdingsberger Straße deckte. Auch nicht der geringste Anhaltspunkt war aufgefunden worden, der auf eine Spur des Mör ders hinleitete. Wilmert hatte seine Hoffnungen auf die Braut des ermordeten Wenzel Lauer gebaut, da er richtig voraussetzte, daß deren Vernehmung neue Gesichts punkte zu Tage fördern werde. Diese „Zigeuner- Lotti", wie sie im Hause, wo sie gewohnt, genannt wurde, mußte ja nothwendigerweise den Umgangskreis LauerS kennen, mußte auch in dessen wahrscheinlich sehr unlautere Geschäfte eingeweiht sein. Denn es lag die Vermuthung am nächsten, daß Wenzel Lauer von einem seiner Komplizen ermordet worden war, und zwar hatte man entweder den Mitwisser einer verbrecherische» Handlung aus dem Wege schaffen oder den Theilnehmer an einer solchen um seinen Beute- thcil betrügen wollen. Zu Wilmerts größter Enttäuschung war eben diese wichtige Person — Lauers Braut, die Zigeuner-Lotti, — spurlos verschwunden. Wie sich nachträglich her ausstellte, hatte das Frauenzimmer, auf welchem der Verdacht ruhte, sich an einem Einbruchsdiebstahl be theiligt zu haben, begründete Ursache, sich dem nach ihr auSblickenden Auge des Gesetzes zu entstehen. Jedenfalls hatte Lotti Plaschek, so hieß die aus Böhmen eingewanderte Person, ihre Vorsichtsmaß regeln sehr geschickt getroffen, denn sie war schon am Morgen des Tages, wo der Mord geschehen, „ous- gerückt", wie die Wohnungsgeberin meinte; kurz vor her hatte ein verdächtig aussehendes Frauenzimmer die Meldung gebracht, daß im "Nebenhause mehrere Verhaftungen stattgcfunden — dies mußte Lotti be wogen haben, sofort das Weite zu suchen. Später stellte sich denn auch heraus, durch die Geständnisse der verhafteten Einbrecher, daß auch Lotti thätige Hilfe bei dem Diebstahl geleistet. All' dies verdroß Wilmert in hohem Grade, doch gab er die Hoffnung nicht auf, daß es den Bemüh ungen der Polizei gelingen werde, die Diebin noch zu ermitteln. Diese Vorstellungen beschäftigten den jungen Juristen, daß er fast erschreckt aufsuhr, als die Schwester, welche bisher schweigend neben ihm gesessen, die Frage an ihn richtete, ob ihn heute noch Amtsgeschäfte in Anspruch nehmen? „Gewiß", erwiderte er eifrig, „habe ich doch heute schon genug Zeit verloren, das maß cingebracht wer den. Du wirst wohl zu Franziska gehen?" „Ja, ich versprach es ihr, sie ist zu leidend und die großen Aufregungen heute werden sic gewiß sehr angegriffen haben!" (Fortsetzung folgt.) Kriegs-Erinnerungen aus der großen Zeil vor 80 Jahren. Nach Mittheilungen eines Kombattanten ausgezeichnet von H. Schubert. I. (Nachdruck verboten.) Deutsche Wurst Sei Seda«. Die gewaltige Schlacht bei Sedan war geschlagen. Der europäische Störenfried, Napoleon III., war gefangen, die Hälfte seiner Armee vernichtet. Die Hauptthätigkeit des Feld zuges schien abgeschlossen, der Krieg so gut wie beendigt, ein baldiger, für Deutschland ehrenvoller Friede gesichert. Daß es ander« kommen sollte, daß Frankreich noch ein halbes Jahr lang seinen Widerstand sortsetzen, daß der Krieg noch in ein zweites blutiges Stadium eintreten und noch größere Opfer, als bisher, koste» werde, glaubten damals in Deutschland Wenige und die, welche es fürchteten, wagten es kaum zu äußern. Wir selbst, die wir mitten im Getöse des Krieges lebten, hatten eigentlich bezügl. dieser Frage uns noch gar keine Meinung gebildet — aus dem einfachen Grunde, weil wir hierzu noch keine Zeit gehabt hatten. Mochte es kommen, wie es wollte, wir standen nach wie vor gerüstet und bereit! Als Bizewachtmeister bei den Sächsischen Reitern (Cara binieri) war ich gleich mit Beginn des Feldzuges zum Ober feldgendarm ernannt und der zweiten Division des König!. Sächs. Armeekorps (Xlt.) zugetheilt worden. Am 1. September war die große Schlacht geschlagen, am S. war sür die Armee Ruhetag — für die Feldgendarmerie nicht, wir hatten strammen Dienst aus dem SÄlachtfelde —, am S. September trat unser» Division den Marsch aus da große Seine-Babel zu an. Am 4. hatten die Truppen wieder um Rasttag, wir kamen mit dem Divisionsstab in ein kleines Dorf an der Maaß zu liegen, dessen Name, wenn ich nicht irre, Moulens lautete. Das Dors war ja wohl noch vorhanden — aber für irgend ein lebendes Wesen darin, hätte man dreist ein König reich bieten können — los wäre man'« doch nicht geworden! Da« ganze Nest war wie ausgestorben und selbstredend iah es insolgedessen auch mit der Fourage für Menschen u. Vieh bedenklich windig aus. Die Truppen hatten auch nur oberflächlich die einzelnen Häuser untersucht und ihre Mühe in dieser Hinsicht bald aus gegeben; man rüstete sich vielmehr, einen möglichst komfor tablen Bivouaksplatz für die Nacht herzurichten, denn die öden Häuser konnten ja ohnehin nur für eine beschränkte Anzahl Mannschaften Unterkommen bieten. Nur meine Gendarmen waren noch eifrig thätig, das Dorf von oben bis unten durch zustöbern und sich dabei die erforderliche Lokalkenntniß für alle Fälle anzueignen. Und stehe da, bei dieser Suche machte Feldgendarm X. eine unerwartet köstliche Entdeckung. In einem kleinen Hause da mit beschäftigt, die einzelnen Räume aus ihren Inhalt gründ lich zu prüfen, hört er draußen im Hofe plötzlich lange schon nicht mehr vernommene Laute, die, wenn nicht alles trügt, einem jener borstigen Geschöpfe entstammten, deren Fleisch und Blutsverwandte dereinst i» grauer Vorzeit vom göttlichen Sauhirten Eumäos so fürsorglich gehütet wurden. Mit einem Satze war der Feldgendarm, der im bürgerlichen Leben deni ehrsamen Metzgergewerbe angehörte, draußen ini Hofe und öffnete voller Erwartung die Thüre einer veritablen Schweins- kove. Richtig, da saß, etwas hungrig schien's, sonst aber Wohl und munter, ein prächtiger Kunzenmatz, der sofort dem be helmten Kriegsmanne zutraulich entgegenkam, sintemal er ja in ihm nur seinen Besteier, nicht aber seinen demnächstigcn Mörder witterte. „Herr Oberschandarm", meldete mir der findige Unter gebene, „ich habe Sie da ä Schwein gefunden; härre, wenn- mer Märze") hätten, macht' mer frische Worscht." Ich kann'« nicht leugnen: Für diesen herrlichen Einfall sühlte ich mick in des Mannes Schuld! Gütiges Schicksal, welches gerade diesen blutwürstigen Sachverständigen in diese abgelegene Ecke führte! Jawohl, frische, deutsche Wurst! — Aber wenn nur der von dem Gendarmen bereits erwähnte Haken nicht gewesen wäre: Die „Wärze", als wozu Salz, Pfeffer, Majoran und noch etliches andere gehörten! Nun, der Versuch, diese Kost barkeiten herbeizuschaffen, mußte mindestens gemacht werden und ich selbst übernahm cs, auf Requisition auszureiten. Die Marketender der einzelnen Truppentheile mußten naturgemäß in erster Linie in dem Verdachte stehen, die hcißbcgehrten „Würzmittel" in ihren Vorräthen zu führen, und richtig — schon die dritte „Haussuchung" förderte vollauf genügende Würze zutage. „Eskadron Galopp" gings der verlass'nen Ecke zu und — wonniger Anblick! — dort hing bereits kunst gerecht ausgeschlachtet die todte Sau, der weiteren Zerlegung harrend. Ein Unteroffizier von der Stabswache, ebenfalls Fleischer, hatte wacker mit zugcgriffen und sich namentlich dadurch ver dient gemacht, daß er einen blankgescheuerten kupfernen Kessel zur Stelle schaffte. Jetzt trat aber eine neue Kalamität zutage: Kein Spähn- chcn Holz war aufzutreibe»; alles, was vorhanden, war be reits in den Bivouak geschafft worden! Aber unser heute so günstig gestimmtes Glück ließ uns auch in dieser kritischen Frage nicht im Stiche. Vor dem Hause stand ein mächtiger Backofen — in dessen Bauche konnte sich möglicherweise etwas sür uns brauchbares finden. Rasch öffnete der Unteroffizier die Thüre und kroch hinein in des Ungethümes Rachen. Und kaum drei Sekunden später hörten wir drinnen ein jubelndes „Hurrah, gesunden" erschallen, worauf alsbald ein unerwartetes Bombardement mit geschnitzten Holzstücken, die sich alsbald als kunstgerecht geschnitzte — Faßhähne erwiesen, welche der Besitzer jeden falls hier zum Trocknen ausgestapelt hatte. Die Quantität hätte genügt, zwei Schweine in Wellfleisch und duftende Würste zu verwandeln; der gute Franzose hatte sich's wohl freilich beim Schnitzen der fauberen Hähne nicht träumen lasten, daß dieselben so schmählich ihren Berus verfehlen würden! Nun konnte also das Wurstmachen losgehen; wir drei waren gar fleißig bei der Arbeit u. nach Verlaus der üblichen Zeit brodelten appetitliche Blut- u. Leberwllrste in dem Kessel! Hei! da lies uns das Wasser im Munde zusammen und mit Wohlbehagen sogen wir den Duft der „würzigen Worscht- suppe" ein! Und als die braunen und Weißen Leckerbisten endlich fertig waren, da packten wir eine tüchtige Schüssel voll der prächtigsten Exemplare und im vorschriftsmäßigen Ordonanzanzuge begab ich mich, beladen mit den heimathlichen Delikatessen, in das Quartier des Divisionärs, Sr. Exc. Ge neralleutnant v. N., der mit seinem Stabe beim frugalen Mittagsessen saß. Ich ließ mich melden und wurde sofort vorgclasscn. „Nun, was bringen Sie, mein lieber Oberseldgendarm?" fragte der stets liebenswürdige, von seinen Untergebenen aufrichtig ver ehrte Herr. „Frische deutsche Wurst, Excellenz!" „Ei, wo sollten Sie denn die hergekriegt haben?" „Wir haben geschlachtet, Excellenz" erwiderte ich und be richtete nunmehr über unseres unerwarteten Fund. Na, die Freude! So etwas unverhoffte«, mitten in den Strapazen der Campagne! — Die „Herrlichkeiten" der Tafel blieben zunächst unberührt; die Herren machten sofort eine schneidige Attacke auf die wirklich trefflich gelungenen Würste und ließen sich's köstlich munden. Dann machten wir drei es ebenso; der Feldgendarmerie aber blieb dieser Tag bei den Herren Vorgesetzten lange unvergessen! II. Aus dem Dimk-Journal eines Jeldgmdarmm. Daß der Dienst der Feldyendarmcric kein leichter ist, wird auch der Laie begreiflich finden. Da heißt es so recht: „Keine Ruh bei Tag und Nacht", Verantwortung und Ge fahren dagegen die schwere Menge. Von der Vielseitigkeit der Dienstobliegenheiten eines Feldgendarmen giebt ein mir gütig überlassener Dienst-Journal eines Oberseldgendarmen über den Feldzug 1870/71 genügende Auskunft. Solch ein Dienst- Journal soll Tag für Tag kurz den Nachweis über die ein zelnen Dienstverrichtungen seine« Inhabers enthalten, ferner die vorgenommcnen Verhaftungen nur in kurzen Worten, die erstatteten Anzeigen, die gemachten besonderen Wahrnehm ungen oder erhaltenen besonderen Aufträge re. ic. Das vorliegende Dienst-Journal umfaßt die Zeit vom 28. Juli 1870 bis 19. Oktober 1871 und theilen wir aus dem Inhalte folgende bemerkenswerthere Daten mit: Am 28. Juli 1870 Abfahrt von Dresden, am 1. August beim Stab der 2. Infanterie-Division des XII. Armeekorps eingetroffen. ') Würze. Auf dem Marsch bis zur französischen Grenze waren bereits zahlreiche Meldungen wegen nicht vorschriftsmäßig soömirter Marsch-Kolonnen, zurückgebliebener Soldaten, wider spenstiger Trains re. zu erstatten. Am 17. August wurde Dragoner Sch. vom Kgl. Preuß. 13. Dragonerregiment verhaftet, nachdem er beim Hühner- Diebstahl in einem französischen Dorse erwischt worden war. 18. August: Marsch nach dem Schlachtfeld von Wörth und Polizeidienst auf demselben. Zahlreiche Leichenplünderer wurden aufgegriffen, ein Reiter des 2. Regiments wegen Plünderns einer Farm dem Rittmeister Sch. üdergeben. 19. August: Polizeidienst auf dem Schlachtfeld. 87. August: Zwei Soldaten vom 106. Regiment, welche sich in einem von der Marsch-Direktion abgelegenen Dorse Herumgetrieben, verhaftet und an ihren Truppentheil ab geliefert. 30. August: Vier französische Gefangene gemacht und abgeliefert. 31. August: Polizcidienst aus dem Schlachtfelde von Beaumont. — Reiter K. vom 3. Reiterregiment betrunken und ohne die Stellung seiner Truppe zu kennen, ausgcgriffen und an die letztere abgeliefert. Am gleichen Tage auf dem Marsche »ach Douzy den Soldaten F. vom 105. Regiment arrctirt, da sich derselbe ziellos herumgetriebcn und im Besitze eines Stückes Zucker befunden worden ist, über dessen rechtlichen Erwerb er sich nicht ausweisen konnte! Ferner 21 Marodeure in Douzy aufgegriffen und an ihre Regimenter — 104. und 105. — abgclicfert. Am 1. und 2. September Dienst auf dem Schlachtfelde von Sedan. — 3. Septbr.: Marsch nach Moulens, am 4. Septbr. Rasttag und Polizeidienst daselbst. 7. September: Die maroden Pferde des 2. Ulanenregi ments Nr. 18 wurden nicht, wie Vorschrift, geführt, sondern von dem größten Theile der betr. Ulanen geritten. Die letzteren wurden gemeldet. 22. Septeniber: Der Kanonier A. von der 7. Batterie wurde heute zum zweitenmale mit einem Strohhutc aus dem Kopse angetrofsen und seinem Batteriechef deshalb ge meldet. Am 23. September wurde gleich ein ganzes Bataillon gemeldet; dasselbe hatte die Eingeweide eines gcschlachten Rindes nicht vorschriftsmäßig vergraben, und ain 24. mußte sogar ein ganzes Regiment, das 105., zur Anzeige gebracht werden, da dasselbe die Straßen in seinem Kantonnement Villevaude nicht gereinigt hatte. 24. September: Beim Requiriren von Brod in einem Städtchen machte die Frau des Bäckers Anstalten, sich thät- lich an der Feldgendarmerie zu vergreisen. Bevor aber noch die letztere den, rasenden Weibe mores lehren konnte, schlug sich der Mann selbst in's Mittel und — prügelte seine Ehe- Hälfte weidlich durch, die Gendarmen verzichteten auf weitere Strafvollstreckung. 26. September wurde der Maire von Pomponne zur Anzeige gebracht, da die Ortsstraßen schlicht gereinigt waren. 27. September: Desgl. das Ortsoberhaupt von Mont- fermeil aus gleichem Grunde. Auch in den folgenden Tagen mußten zahlreiche Anzeigen wegen nicht gereinigter Straßen erstattet werden; das deut sche Kommando hielt eben, im sanitären Jntereflc auf pein liche Sauberkeit. Montfermeil befand sich wiederholt unter den „Schmutzfinken". ' Im Oktober sind lediglich Patrouillen-Ritte zu verzeich nen gewesen; am 31. wurde den Mannschaften das Abend mahl gereicht. 1. November: Ausbringung zahlreicher Franctireurs. 17. November: In Coubron (?) wurden beim Quartier wechsel Weinflaschen auf die Straße geworfen und die Scher ben liegen lassen. Die Schuldigen wurden gemeldet. 19. November: Die Marketender des 104. Regiments einer eingehenden Visitation unterworfen. 20. November: Erneute Visitation und im Besitz der Leute manches Ungehörige und Vorschriftswidrige gefunden. 24.—29. November: Dienst in Chelles. 29. November: Alarmbereitschaft. 30. November: Dienst in Chelles und in der Gefechts stellung bei Noish le grand. 1. Dezember: Dienst in der Alarmstcllung bei Noisy le grand. 2. Dezember: Dienst auf der Straße nach Villiers und Noisy le grand, Abends auf den, Schlachtfelde vou Villiers. Gendarm P. vermißt. Selbstredend brachte die immer enger sich zusammen ziehende Belagerung von Paris der Feldgendarmen« einen anstrengenden und aufreibenden Dienst; namentlich hatte sie'« viel mit Pariser Einwohnern zu thun, die bis an die deut- schm Vorposten herankamen und flehentlich um Brod batm. Besondere Kontrolle erheischten die französischen Spannfuhr leute, die im höchsten Grade zweifelhaft und unzuverlässig waren. Das Dienst-Journal weist fast alltäglich Visitationen bei diesen Herren nach. Am 24. Dezbr. wurde ein Spann bauer verhaftet, der sich von der Parkkolonne „gedrückt" hatte. Am 26. Dezbr. eine „Demoiselle" ausgcgriffen, die nach Chelles gehörte, aber eine unauslöschliche Neigung für die deutschen Uniformen im Busen trug. Leider war die „Dame" krank und wurde deshalb an die Mairie in Lagny zur weite ren Verfügung und Dämpfung ihrer Leidenschaft abgeliefert. Am 28. Dezbr. kam zur Kenntniß des Kommandos, daß Pfarrer und Schullehrer im Dorfe Villesaude allerlei ver dächtige Korrespondenzen betrieben. Es wurde sofort an beiden Stellen Haussuchung gethan und verschiedene Skrip turen beschlagnahmt. 1871. 6. Januar. Ein Marketender der 4. Komp, des 105. Regiments wurde in Brou verhaftet, weil er cinm Zaum und Zügel, der Kgl. Intendantur der II. Division ge hörig, gestohlen hatte. Vom 7. bis 28. Januar alltägliche Patrouillen. Am 28. in Brou einen Soldaten vom 103. Regiment verhaftet, der aus der Stube seines Quartiers die Dielen heraushackte, um Feuerungsmatcrial zu erhalten. In der Nacht vom 30. zum 31. Januar wurdm aus dem Parkplätze in Brou zwei Pferde gestohlen. Als Thäter er mittelte die Feldaendarmcrie zwei Reiter vom 2. Regiment. Dieselben hatten die gestohlenen Pferd« noch in der nämlichen Nacht an einen Marketender des 104. Regiment» sür 40 Thaler »erkauft. Stehler und Hehler wurden sestgenommen. Wir schließen hiermit unsere Auszüge au« dem Dienst- Journal. Jedenfalls lassen dieselben zur Genüge erkennen, daß die Feldgendarmerie in einem Krieg« eine gar wichtige Rolle zu spielen berufen ist und daß sie vor ihrm, in Reih und Glied kämpfenden Kameraden nicht« voraus hat. Gerade ihr Dienst ist der gefährlichere, verantwortung-reichere, und wenn ihre Leistungen 1870/71 wiederholt di« Anerkennung hoher und höchster Vorgesetzten gefunden haben, so erfolgt daraus, daß man tüchtige« Material zu diesem Dienste aus- gewählt und sich in den Erkorenen nicht getauscht hatte. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.