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nchmer aus Hamburg, Lübeck und Kiel ein; am 27. erschienen dann aus allen Gegenden Schleswig-Hol steins Waffenbrüder und Theilnehmer in solcher Zahl, wie e» nicht erwartet wurde. Nach dem Programm traten, wie wir der .Kiel. Z." entnehmen, um 2 Uhr Nachmittags die Kampfgenossen auf dem Wege hinter dem Denkmal, und zwar nach Vereinen ge ordnet, an. 'Nach der Aufstellung hielt ein früherer Offizier der Armee, Prcmier-Lieutnant von Wobeser, eine Ansprache an die Kameraden. Dann wurde unter Musik und mit den VercinSfahnen auf eine große Koppel marschirt. Hier waren durch gemalte Schilder in gemessenen Abständen die Plätze inarkirt, wo jeder Truppcntheil, also jedes Jägerkorps, jedes Bataillon, jedes Regiment, die einzelne» Batterien, Ersatz, Train, Pioniere und Marine sich ausstcllen sollten. Nicht lange dauerte eS, so hatten sich die Truppenthcile formirt. Hier gab es für Viele ein fröhliches Wiedersehen nach 40 Jahren, einen treuen kameradschaftlichen Händedruck und bald eine sehr lebhafte Unterhaltung. Zugleich wurde die Präsenz liste der Anwesenden ausgenommen, eS waren 1603 Kampfgenossen aufgezählt. Alle Truppcntheile waren vertreten, in der Stärke allerdings verschieden. Ein zelne Bataillone waren 50, 60, 80 Mann stark, ja einzelne über lOO Mann. In der Mitte der langen Reihe, beim 15. Bataillon, wurde noch einmal Kreis formirt und hier abermals vom Anführer des Apells, von Wobeser, geredet. Dann marschirte man in das Dorf Idstedt. Da in Idstedt für so Viele nicht Rauin war, hatte man in Schleswig zur 'Nachfeier einen Festkommers arrangirt, an dem noch viele Fremde theilnahmen. (Auch in Eibenstock befindet sich noch ein ehemaliger schleswig-holsteinischer Kampf genosse von Idstedt, welcher sich gleichfalls zu dem letzten Apell gestellt und der Feier mit beigewohnt hat. D. Red.) — Rußland. Der „Figaro" weiß in einem Petersburger Telegramme von einem Ukas des Czaren zu berichten, der — seine Existenz voraus gesetzt — geeignet ist, nicht blos Aufsehen zu er regen, sondern auch bei allen human denkenden Menschen den größten Beifall zu finden. Dieser Ukas soll nichts Geringeres bezwecken, als die Ge- fangenen-Transporte nach Sibirien abzu schaffen. Das Telegramm des Pariser Blattes lautet: „Ein Ukas des Czaren hebt die Verschickung von Gefangenen nach Sibirien auf. Künftig sollen die Vcrurtheilten in die Ackerbau-Kolonien geschickt werden, welche man in den Thälern des Kaukasus zu errichten gedenkt. Hier werden die Gefangenen nicht mehr in Strafhäusern gehalten, sondern zu Arbeiten im Freien verwendet werden." Keine sibirischen Sträflinge' mehr! Wer Dostojewskis Er innerungen an seine zehnjährige Gefangenschaft in Sibirien, wer das jüngste Buch des Engländ >rs Kennan über das Loos der sibirischen Sträflinge, speziell über die Art des Transportes derselben au ihre Bestimmungsorte gelesen hat, der wird begreifen, daß ein Ukas des Czaren, der mit einem Federstriche die sibirischen Gcfangenen-Transporte, diese Schmach Rußlands, aus der Welt schafft, auf der ganzen civilisirten Erde aufs freudigste begrüßt würde. Allein wir zweifeln sehr, ob die Nachricht des „Figaro" auf Wahrheit beruht. Bei der liebediener ischen Schwärmerei eines großen Tbeiles der fran zösischen Presse für das allianzumworbene Rußland erweckt das Telegramm des Pariser Blattes den Verdacht, daß es sich hier nur um eine neuerliche in Wirklichkeit grundlose Verherrlichung des Czaren- reicheS handelt. Und doch, wenn sich der Czar zu diesem Ukas entschließen wollte, wie würden ihm die Herzen gerade dcS zivilisirten Rußland entgegen schlagen! Sein Vater Alexander II. hat sich durch Aufhebung der Leibeigenschaft den ewigen Dank des russischen Volkes gesichert. Alexander III. würde durch Abschaffung der Gefangcnen-TranSporte nach Sibirien, wo ein nicht geringer Theil der russischen Intelligenz sein Grab findet, sich um die „innere Pacificirung" Rußlands große Verdienste erwerben. — Spanien. Nach in Madrid eingegangcncn Nachrichten soll die Cholera in der Provinz Va lencia im Zunehmen sein. Ain 30. Juli sollen 43 Erkrankungen und 22 Todesfälle vorgckommcn sein. Amtliche Berichte fehlen. — Portugal. Lissabon. Offizielle Meld ungen bestätigen den Ausbruch der Cholera in Ba dajoz. Die portugiesischen Behörden haben energische Maßregeln an der Grenze getroffen, um die Ein schleppung der Krankheit in Portugal zu verhüten. — Südamerika. Obwohl es sich bestätigt, daß die Revolution in Argentinien wegen Mangel an Munition nicht fortgesetzt wurde und Präsident Celmann wieder Herr der Lage ist, scheinen die Verhältnisse daselbst doch nach wie vor unsicher. England und Frankreich fordern gemeinsam 50 'Millionen Schadenersatz für Verluste, die ihren Staats angehörigen durch da» Bombardement von Buenos Ahres zugcfügt wurden. Die Stimmung gegen Cclman ist sehr erbittert; sein Leben ist bedroht. Man er wartet seinen Rücktritt. Lscesle und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Einen so belebten Sommer markt, wie den diesjährigen, hat Schönheide wohl noch nie gesehen. Nach langem Regen war endlich das prachtvollste Wetter eingetreten, und eS strömten daher am Freitag schon von den Vormittagsstunden an die Käuker au» allen Gegenden so zahlreich her bei, daß eS in den späteren NachmittagSstunbe» an manchen Stellen schier unmöglich war, sich durch den Menschenstrom hindurchzulotsen. Selbstverständlich sind denn auch sehr gute Geschäfte gemacht worden, und eS war ausnahmsweise Niemand anzutrcfsen, der geklagt hätte. Dabei ging eS aber nicht ohne Konkurrenzneid ab, und eS kam mehrmals (zwischen „Christ u. Jud") zu ergötzlichen Szenen. — Beson ders stark war die edle Musika vertreten. Böhmen hatte alle seine „Künstler" losgelassen. Nicht nur in jeder Gastwirthschaft war eine Truppe etablirt, son dern auch die Straßen wurden vom frühesten Mor gen an von etwa einem Dutzend verschiedener „Mu sikchöre" durchzogen, sodaß z. B. der Fall eintrat, daß die Bewohner einer „günstig" gelegene» Gegend die lieblichen Weisen der Künstler von drei Seiten zu gleicher Zeit vernahmen. — Das allgemeinste Be- dürfniß der Marktbesucher war, in Folge des hohen Thermometerstandes, (fast 30 Grad 0 im Schatten) — der Durst, und cs war daher den hiesigen Wirth- schaften mit aller Leistungsfähigkeit kaum möglich, den an sie gestellten Forderungen allenthalben gerecht zu werden. — Am Sonnabend Nachmittag, als eben die letzten Verkäufer die übrig gebliebenen Maaren eingepackt hatten, entlud sich ein Gewitter, welches die ersehnte Abkühlung brachte. Leider ging dasselbe nicht vorüber, ohne Schaden verursacht zu haben. Im Muldenthal und bis etwa in die Mitte von Schönheide fielen zahlreiche Schloßen in der Größe von Haselnüssen, die auf unseren Feldern jedenfalls zerstörende Spuren hinterlassen haben dürften. — Dresden. Mit der am Freitag in Gegen wart Sr. Majestät des Königs und Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg auf dem Schießplätze zu Zeithain durch Generalmajor v. Wolf vorgenommenen Besichtigung des 2. Feldartillerie-Regiments Nr. 28 verband sich ein betrübender Ilnglllcksfall, da, wie der „Pirn. Anz." meldet, Major Schubert nach einem verhängnißvollen Sturze mit dem Pferde von einem Geschütz überfahren und dabei schwer verletzt worden ist. Der Sturz mit dem Pferde ereignete sich bei einem Angriffe, zu welchem die Abthcilung, die Major Schubert kommandirte, Befehl erhalten hatte. Major Schubert wurde besinnungslos vom Exerzierplatz getragen. — Dresden, I. August. In einem Wagen 4. Klasse eines gestern Nachmittag von Leipzig hier eingetroffenen Eisenbahnzuges ist eine lederne Hand tasche mit 30,000 Mk. in StaatSpapieren gefunden und sofort an die Bahnverwaltung abgegeben worden. Der Verlustträger hat sich bis jetzt nicht gemeldet. — Zwickau, 2. August. Heute ist mit dem Abbruch des am Kornmakt hier gelegenen Krappe schen Hauses begonnen worden, um an dessen Stelle einen Prachtbau, das Geschäftshaus der hiesigen Ver- einSbank, erstehen zu lassen. Mit diesem Hause ver schwindet eine Alterthümlichkeit unserer Stadt. DaS Dach des Hauses ist doppelt so hoch, als dieses selbst und besitzt 7 über einander gelegene Böden, welche seiner Zeit, als Zwickau noch ein bedeutender Getreidehandelsplatz war, zu Getreidevorrathsräumen verwendet wurden. Eben dieses Haus repräsentirte noch bis vor 2 Jahrzehnten die mittelalterliche Gast- wirthschajt. Hier war es, wo die Botenfuhrleutc rc. ihre Ausspannung besaßen und die Verkehrsbezieh ungen nach auswärts unterhalten wurden. — In einem Nachbarorte Zwickaus fand am Sonntag vor. Woche die Fahnenweihe des Mi litärvereins statt. Während der Weihrede brach die Tribüne, aus welcher der Geistliche, die Vorstände der Gemeinde, wie Vereine, die Festjungfrauen rc. standen, mit großem Getöse zusammen und die darauf Steh enden stürzten anderthalb Meter hoch hinab, wobei sie leichte Verletzungen, wie Beschädigung der Kleider erlitten. Wie sich nun herauSgestellt hat, sind bös williger Weise Bolzen aus dem Bau gerissen und ist dadurch der Zusammenbruch der Tribüne herbei geführt worden. — OelSnitz. Zu der Verunglückung des Lehrers Poppe von hier wird noch geschrieben, daß der in diesen Nachrichten erwähnte Similaun mit anderen Bcrgspitzen da- südlich in die EiSregion sich verzweigende Oetzthal abschließt, 3607 Meter hoch und vom Niederjoch in 2'/, Stunden zu erstei gen ist. Der Weg ist streckenweise sehr steil und führt über Firnhänge. Die großartige Aussicht von dieser vereisten Spitze reicht nach Osten bis zum Großglockner, nach Süden bis in die lombardische Ebene, nach Westen bi» zu den Berner Alpen. Die Leiche des Verunglückten wird in Kirchberg, dem HeimathSorte PoppeS, beerdigt werden. Die Eltern, Herr Tuchhändler Poppe in Kirchberg, werden den Verlust ihre- Sohne- umsomehr beklagen, al» der letztere seit Ostern 1890 erst aus dem Seminar ent lassen war und hier seine erste Stelle bekleidete. Die hiesige Schule hat in ihm einen begabten und zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Lehrer verloren. — AuS Oberpfannenstiel wird geschrieben: Durch die Zeitungsnotiz „der Fleischer Richter au» Oberpfannenstiel sei vom Landgerichte Zwickau wegen Verkaufs in Fäulniß übergegangenen Fleische- zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt worden", ist der gute Ruf unseres so schön gelegenen, von Sommerfrisch lern viel besuchten Orte- — eS sind zur Zeit wie jedes Jahr bisher 2 Leipziger Ferienkolonien hier — schwer geschädigt worden. Es sei daher hiermit aus drücklich beton», daß weder ein hiesiger Fleischer noch auch Lebensmittelverkäufer mit jener faulen Geschichte etwas zu thun haben. Der bestrafte Fleischer Richter ist nur vor ungefähr 50 Jahren hier geboren. Da her aus Oberpfanncnsticl. Er wohnt seit etwa 40 Jahren nicht mehr hier. Sein letzter Wohnsitz war Neuwelt bei Schwarzenberg. Er hat da» in Fäulniß übergegangene Fleisch in Lauter gekauft. In Aue hat er eS dann an einen dortigen Fleischer zur Wurst bereitung verkauft. Hierher ist, Gott sei Dank, ab solut nichts davon gekommen. — Unter den Schwierigkeiten, welche sich in Frei berg dem Zustandekommen einer neuen Begräb- nißordnung entgegenthürmen, ist eine der bedeu tendsten, daß der Gesammtkirchenvorstand das An bringen von Photographieen auf Gräbern durchaus nicht zugeben will. Der Stadtrath hat aber beschlos sen, dabei zu beharren, daß diese Anbringung von Photographien gestaltet werden soll und hat dies dem Gesammtkirchenvorstand unter dem Anheimgeben mit- getheilt, seinen abweichenden Beschluß zu begründen, da man die obschwebende Meinungsverschiedenheit zur Entscheidung des Landeskonsistoriums bringen werde. — Zum „Bilmenschnitt" schreibt man aus Leisnig: Die Mittheilung des „Zwickauer Wochenbl." über das Auftreten des BilmenschnitterS in der Zwickauer Gegend hat die Runde durch alle größeren und kleineren Zeitungen unseres Vaterlandes gemacht. Dem „Leisniger Tageblatt" wird dazu mitgetheilt, daß dieselbe Erscheinung auch in Oesterreich aufge treten ist unv man dort als Ursache ein Thier an nimmt, welches „ErdkrebS" genannt wird, der einer großen Heuschrecke ähnlich sicht und vorn mit Schee len ausgerüstet ist, mit denen er die Wurzeln durch schneidet. Diese Krebse haben ihre Nester in der Erde und graben Gänge wie die Maulwürfe, selbst verständlich kleineren Umsanges. Diese Nester be finden sich in ziemlicher Tiefe und sind sammt den Krebsen nur im Herbst durch Umgraben des BorenS auSzurotten. — lieber die anläßlich des deutschen Sänger festes in Wien am 13. August ds. IS. von der sächsischen StaatSeisenbahnverwaltung abzulassenden Extrazüge ist ein Programm erschienen, welche« bei allen Stationen der sächsischen Staatseisenbahnen, sowie bei den Ausgabestellen für zusammenstellbare Reiseheste in Leipzig (Dresdner Bahnhof) und in Dresden (Wienerstr. 7) unentgeltlich abgegeben wird. Theater. Eibenstock. In Folge eingetretener Behinder ung findet die für Montag angekündigte Benefiz- Vorstellung des Hrn. Ernst: „Das Glas Wasser" erst heute Dienstag statt. In derselben wird Fräul. Schmid vom Stakttheater in Görlitz als Gast die Rolle der Königin Anna spielen. ES wird diese Vor stellung sicher eine der genußreichsten der Saison wer den und empfehlen wir den Besuch derselben allen Theaterfreunden aufs Wärmste. Sitzung des Scfirksansschussks der Königlichen Ämtshaupt- mannschast ZchwarMbrrg, am 28. Zuli 1890. 1) Nach Absetzung öffentlich mündlicher Verhandlung unter Theilnahme der königl. Straßen- und Wasserbau-Jnspection wird das Gesuch des Fabrikbesitzers Gustav Tölle in Niederschlema um Errichtung einer Stauanlage in dem Muldenflusse unter Abweisung bez. Verweisung der erhobe nen Einsprüche aus den Rechtsweg bedingungsweise ge nehmigt, 2) der Bezirksausschuß genehmigt die Gesuche a. der Firma Carl Edler von Quersurth in Schön- heidcrhammer um Errichtung eines Cupolofens, d. Ernst Louis Reich u. Voigtmann in Aue um Er richtung eines Dampsschmiedehammers, c. der Firma Bönnhoff u. Natusch in Beierfeld um Errichtung von zwei Schmelzöfen, und <l. Paul Hendels in Oberstützengrün u. Gottlieb Fischer'« in Lauter um Errichtung je einer Schlächterei bedingungsweise, S) befürwortet die Gesuche von 18 Gemeinden de» Bezirks um Gewährung von StaatSbeihülfen zur Erweiterung von Volksbibliotheken, 4) genehmigt die Uebernahm« einer bleibenden Verbindlich keit Seiten der Stadtgemcinde Aue, 5) trägt Bedenken die Uebernahme einer bleibenden Verbind lichkeit Seiten der Gemeind« Oberpfannenftiel zu ge nehmigen, 8) genehmigt die Hinzuschlagung de» Bahnwärterpostens Nr. 47 der Chemnitz-Aue-Adorfcr Staats-Eisenbahn zu dem Gemeindeverbande Schönheiderhammer, 7) entscheidet, daß der Hammerftcig zwischen Wittigsthal und Johanngeorgenstadt die Eigenschaft eines öffentlichen Weges 8) nimmt Kenntniß von einer Entscheidung der Königl. Kreis- hauptmannschast zu Zwickau, di« von Traugott Friedrich Weigel in Grünstädtel beabsichtigte Veränderung seines Betriebsgrabens in der Pöhlabach betr. und hält wegen Verbreiterung seines Untergrabens die Ausschreibung des Projekts für erforderlich.