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84 18SO Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Ia»r«a«a. Sonnabend, den 19. Juli Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Illustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, fowie bei allen Reichs« Postanstalten. Amts- Md Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Zimmermanns und Bauunternehmers WrÄKIlod in Schönheide ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den 29. Juli 1890, Vormittags 10 Mhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 1b. Juli 1890. Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Hagesgeschichte. — Aus Berlin wird unterm 17. Juli berichtet: Wie wir erfahren, hat der Aviso „Grille", der soeben nach Wilhelmshaven abgcgangen ist, den Befehl er halten, sich in Bereitschaft zu setzen, um vom 22. d. M. ab jeden Augenblick nach Helgoland in See gehen zu können. Die „Grille" ist bestimmt, den Admiralstab, eventuell mit dem Prinzen Heinrich, nach Helgoland zu überführen. Es geht daraus her vor, daß man diesseits nicht für ausgeschlossen erach tet, daß die Uebergabe Helgolands an Deutschland schon Mitte der nächsten Woche erfolgen könne. Ob diese Berechnung zutreffend ist, darf man allerdings bezweifeln. Jedenfalls soll aber Alles so beschleunigt werden, daß, wenn Kaiser Wilhelm Ende dieses Mo nats die Reise nach England antritt, Helgoland be reits in deutschem Besitz sein wird. So würde sich auch der scheinbare Widerspruch der Blättermeldungen am einfachsten lösen. Kaiser Wilhelm würde nicht der Uebernahme Helgolands durch die deutschen Behör den beiwohnen und gleichwohl auf der Reise nach oder von England der Insel einen Besuch abstattcn könne». — Stuttgart, 15. Juli. Aus Oberndorf in Württemberg wird das Wiederauftreten der In fluenza gemeldet. Eine große Anzahl von Leuten wurde von ihr befallen, von einem einzigen Werke der Waffenfabrik Mauser allein bis jetzt 60 bis 70 Personen. Der Verlauf der Krankheit ist glücklicher weise durchaus schneller und gutartiger, als bei ihrem ersten Auftreten. — In den bayerischen Wäldern ist bekannt lich der Raupenfraß in diesem Sommer so stark aufgetreten, daß umfassende Holzfällungen erforderlich geworden sind. Mit Rücksicht hierauf haben sich die Regierungen von Oesterreich und Württemberg bereit gefunden, dafür zu sorgen, daß in ihren Revieren an der bayerischen Grenze gegenwärtig entsprechend weniger Holz als sonst in dieser Jahreszeit gefällt werde. Dadurch ist einem erheblichen Rückgänge vor gebeugt worden. — England. Der seit dem 15. d. in London tagende internationale Kongreß zur Förderung des Weltfriedens, dem die Vertreter von eng lischen, amerikanischen, französischen, dänischen, öster reichischen, italienischen und spanischen Friedensver- eincn beiwohnten, nahm einstimmig einen Antrag an, der die Uebcrzeugung deS Kongresses ausspricht, daß die Menschenbrürerschafl die Völkerbrüderschaft mit einschließt, und daß ein dauernder Weltfrieden ans dieser Wahrheit bericht. Die französischen Delegirten versuchten umsonst, das Wort Brüderschaft durch Solidarität zu ersetzen. Der Kongreß nahm auch einen zweiten Antrag an, worin anerkannt wird, daß die christliche Religion auf die materielle und geistige Entwickelung der Menschheit einen entscheiden den Einfluß auSüdt, weshalb der Kongreß alle Die ner der Religion und der christlichen Sittenlehre auffordert, die christliche Religionslehre, die den Völkerfrieden verkündet, zu verbreiten und überall geltend zu machen. Der Kongreß nahm ferner einen Antrag an, wonach alle Nationen einstimmig einge laden werden sollen, einen bestimmten Sonntag als Friedenssonntag überall gleichzeitig zu feiern. — Gegen die Meuterei in der englischen Garde werden doch ernstere Maßregeln ergriffen. Auf Gnind veS Bericht» der Untersuchungs-Kom mission über die Gehorsams-Verweigerung der Mann schaften deS 2. Bataillons der Grenadier-Garde sollen die Rädelsführer der Bewegung vor ein Kriegs gericht gestellt werden. — Einem Telegramm aus Halifax zufolge dcsertiren die Mannschaften deS dortigen englischen Geschwaders dutzendweise. — Bulgarien. Der Bulgarenfürst, Prinz Ferdinand von Kodurg, trifft am l. August wieder in Sofia ein, wodurch die Abdankuugsgerüchte end gültig ihren Abschluß finden werden. Nachträgliches vom Besuch Sr. Maj. des Königs in Schönheide. — Eibenstock. Ein in Schönheide wohn hafter Freund und Leser unseres Blattes macht uns darauf aufmerksam, daß es vielen dortigen Lesern erwünscht wäre, wenn wir auch dasjenige über den Besuch Sr. Maj. des Königs nachtragen wollten, was wir in unserm Bericht noch nicht gebracht. In dem wir nachstehend die uns zur Verfügung gestellten Ansprachen folgen lassen, bemerken wir noch, daß wir jederzeit Berichte über örtliche Angelegenheiten gern cntgcgennehmen, bitten aber, uns dieselben be hufs rechtzeitigen Abdrucks stets umgehend zusenden zu wollen. Auf Bahnhof Schönheide überreichte nach Ein treffen res Extrazugcs Frau Emma Edle von Ouerfurth Sr. Majestät unter entsprechenden Worten ein werthvolles Bouquet, worauf Hr. Gemeindevor- sland Poller ungefähr folgende Worte an den König richtete: Im Namen der hiesigen Gemeinde begrüße ich Ew. Maj. mit ehrfurchtsvollem Gruß und herzlichem Willkommen mit dem Wunsche, daß Ew. Majestät uns durch Gottes Schutz noch viele Jahre erhalten bleiben möge. Unser herzensgeliebter Landesvater Se. Majestät lebe hoch, hoch, hoch! Vom Bahnhof ab bildeten der Militär-Verein Schönheiderhammer, sowie das Beamten- u. Arbeiter personal des von Querfurth'schen Eisenhüttenwerks Spalier. Nach der Begrüßung des Gemeinderaths von Schönheide an der Flurgrenzc des Ortes (beim Bayrischen Hof) durch Hrn. Gemeindevorstand Haupt — über welche bereits in der letzten Nummer d. Bl. berichtet wurde —, erfolgte die Begrüßung der in Weiß mit grüner Schärpe bekleideten Festjungfrauen. Bei Ueberreichung eines prachtvollen Bouquets durch Frl. Bertha Wild hielt dieselbe an Se. Majestät folgende Ansprache: „Dem Könige Heil" und „herzliches Willkommen" ist auch unser Gruß; aber was die Väter mit kräftigem Wort darge- than, das wollen die Töchter durch dieses Zeichen der Verehr ung ausdrücken; es wolle Ew. Majestät diese Gabe nicht ver schmähen. 'Nach Einnahme deS Frühstücks im Rathhause, welches durch seinen wahrhaft reichen Schmuck einen höchst imposanten Eindruck machte, begab sich der König in die Oschatz'sche Druckereifabrik. Se. Maj. wurde beim Ausstcigen auö dem Wagen durch die Tochter des Hrn. Friedrich Oschatz unter Ueber reichung eines gleichfalls prachtvollen BouquetS mit folgenden Versen begrüßt: Gott grüß' Euch König voller Huld, Voll Lieb' und Sorg' für's Sachsenländ! Daß eig nen Aug's Ihr schauen wollt, Was hier im Orte schafft die Hand — Begeistert Alt, erfreuet Jung, — Spornt Aller Liebe mächtig an; Zu meiner Liebe Huldigung Laßt mich mit diesen Blumen nah'». Nachdem Se. Majestät die Blumenspende huld vollst entgegen genommen hatte, hielt Hr. Friedrich Oschatz noch folgende Ansprache: Euer Majestät Gnade, bei Besuch des Orts, diese Fabrik in Augenschein nehmen >u wollen, erfüllt Alle, die wir uns täglich zu gemeinsamer Arbeit hier einfinden, mit ganz be sonderer Freud« und Stolz. Gestatten mir Eure Majestät für diese Auszeichnung, zu gleich im Namen meiner Angestellten und meiner Arbeiter, ehrfurchtsvollsten Dank zu Füßen zu legen, indem wir bewegten Herzens rufen: Gotte erhalte, Gott schütze, Gott segne unfern allergnädigsten König und Herrn! Se. Majestät, unser vielge liebter König Albert, Hoch, Hoch und nochmals Hoch! Unter Bortritt von vier kleinen Mädchen (den Familien der Herren Besitzer angehörend), welche Blumen streuten, begab sich Se. Majestät nunmehr in die Fabrikräume, woselbst die bereits erwähnte Besichtigung des großartigen Etablissements erfolgte. Beim Verlassen desselben brachten die im Hofraum versammelten Arbeiter mit nachstehenden Worten ein Hoch auf den geliebten Landesherrn aus: Gestatten Ew. Majestät uns Arbeitern den freudigen Gefühlen und der Dankbarkeit für die Anwesenheit Ew. Maje stät an der Stätte unseres Schaffens durch ein begeistertes Hoch Ausdruck zu geben; unser Allergnädigster König lebe hoch! Nach Verabschiedung von den Besitzern deS Eta blissements fand nunmehr die Besichtigung der Aus stellung im „Gambrinus", worüber das Nähere be reits mitgetheilt wurde, statt. Hier fand die Be grüßung durch den Vorsteher des Ausstellnngs-Comi- le's Hrn. Schönfelder in folgenden Worten statt. Im 'Namen der Aussteller bitte ich Ew. Majestät unter- thänigst, den herzlichsten, tiefgefühltesten Dank für den uns so hoch ehrenden Besuch entgegen zu nehmen. Nachdem Se. Majestät, über das Gesehene sicht lich erfreut, die Ausstellung verlassen halte, begab sich Hochderselbe zum Besuch der Bürstenfabrik der Herren Hoflieferanten Ed. Flemming u. Co. nach dem Oberdorf, während der Fahrt dorthin, wie über haupt im ganzen Orte ans das Enthusiastischste von der Bevölkerung und den Spalier bildenden Corpora- tionen begrüßt. Herr Flemming, welcher für die Ausschmückung seines Etablissements gleichfalls große Veranstaltungen getroffen hatte, begrüßte Se. Maje stät den König mit folgender Ansprache: Ein schlichter einfacher Manu als Chef, ein treues fleiß iges Völkchen als Beamte und Arbeiter dieser Fabrik haben heute die Hohe Ehre, Ew. Majestät ehrfurchtsvoll begrüßen zu dürfen. Diese Fabrik, die ich von den kleinsten Anfängen bis hierher in ihrer Entwicklung sehen sollte, erhält erst durch Ew. Majestät huldvolle» Besuch eine ganz besondere Weihe. Diese Gnade Ew. Majestät soll uns ein Sporn sein zu weiterem Wirken und Schaffen und dessen eingedenk werden wir auch fernerhin die Treue und Liebe zu König u. Vaterland pflegen und dies gelobend, rufen wir aus freudigst dankbarsten Herzen: Eto. Majestät lebe hoch! Mit dem Verlassen der Fabrik, über deren Leistungsfähigkeit der Monarch sich ebenfalls sehr belobigend aussprach, endete der Königliche Besuch in Schönheide, indem Se. Majestät von dort aus seine Weiterreise nach ReiboldSgrün antrat. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheiderhammer, 18. Juli. Mit dem 16. dS. MtS. ist hierselbst in Verbindung mit der Ortspostanstalt eine ReichS-Telegraphcnanstalt mit beschränktem Tagesdienst eröffnet worden. — Johanngeorgenstadt, 17. Juli. Heute Nachmittag gegen 3 Uhr entlud sich über hiesiger Gegend ein furchtbares Gewitttr, begleitet von einem ungewöhnlich starken Regen. Der Blitz schlug kurz hintereinander in mehrere Ableitungen, ohne glücklicherweise Schaden angerichtet zu haben. In Böhmen dagegen, namentlich in der Richtung nach Goltesgab, ist da» Gewitter noch viel verheerender ausgetreten. Dort hat es wolkenbruchartig geregnet; denn in kurzer Zeit stieg das Schwarzwasser zu einer solchen Höhe an, wie sie im Frühjahre beim Schmelzen des Schnees kaum erreicht werden dürfte. Außerdem schlug auch der Blitz in die Schule zu Seifen und legte dieselbe in Asche. Ob und in wie weit Menschenleben dabei gefährdet waren, ent zieht sich augenblicklich noch unserer Kenntniß.