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außerhalb England» verwendet werden. Ob e» dazu bereit ist, muß nach dem Vorgefallenen stark bezwei felt werden. — Italien. Auf Grund von Rom eingegange ner Privatberichte verlautet, daß da» Befinden Papst Leo XIII. seit etwa vierzehn Tagen viel zu wünschen übrig läßt. Professor Eeccarelli, sein Leib arzt, weicht nicht mehr von seiner Seite und alle Versuche, dem rapiden Krästeverfall entgegenzuarbeiten, blieben diesmal erfolglos. Allerdings ist bekannt, daß der Papst schon im vorigen Sommer eine ähnliche Krisi» glücklich überstanden hat, so daß vielleicht die Möglichkeit einer Wendung zum Bessern noch nicht ganz ausgeschlossen sein dürfte. Immerhin aber wird man bei dem Alter und der schwächlichen Ge sundheit Papst Leos gut thun, sich bei Zeiten auf da» Schlimmste gefaßt zu machen. Loeale u«d sLchfische Nachrichten. — Eibenstock. Nach den nunmehr vorliegen den definitiven Nachrichten steht die Ankunft Seiner Majestät de» Königs anläßlich der bevorstehenden Allerhöchsten Reise am 15. Juli dieses Jahres im hiesigen Bezirke dergestalt zu erwarten, daß das Ein treffen des Königlichen HofzugeS auf dem Bahnhofe Markersbach-Mittweida etwa um 10 Uhr—M. „ „ „ Grllnstädtel „ „ 10 „ 10 „ „ „ „ Schwarzenberg „ „ 10 „ 30 „ » » Eibenstock " " II SO „ „ „ Schönbeiderhammer gegen 12 „ — „ und in Schönheide etwa um 12 „ SO „ erfolgen wird. Auch unsere Einwohnerschaft trifft mit Eifer die entsprechenden Vorbereitungen zum würdigen Empfang des Allerhöchsten Besuches. Leider wird Seine Majestät die Stadt selbst nicht besuchen, son dern wird die Begrüßung Seiten der hiesigen Be hörden und der Bürgerschaft nur auf dem Bahnhofe erfolgen. Ueber das Nähere werden wir in nächster Nummer berichten. — AuS Schönheide wird geschrieben: Damit der Empfang Seiner Majestät des Königs ein wür diger werde, regen sich hier alle Hände zur Verschö nerung des Ortes, sowie zu verschiedenen anderen Vorbereitungen. Besonders Maurer und Maler sind jetzt vielbeschäftigte Leute, da man allenthalben den Häusern einen möglichst schönen »Anstrich" zu geben bemüht ist. Alle Vereine halten Sitzungen und be- rathen, wie sie an ihrem Thcile zum Gelingen des Ganzen beitragen wollen. In allen Kreise,, herrscht die freudigste Erwartung, in ganz besonderem Maße aber unter den Schulkindern, denen der Tag durch Mitbetheiligung (Spalierbilden u. s. w.) zu einem unvergeßlichen gemacht werden soll. An der zu ver anstaltenden Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse wird sich auch auf behördlichen Wunsch die hiesige gewerb liche Fortbildungsschule durch Ausstellung von Schüler zeichnungen betheiligen. Es ist jetzt 16 Jahre her, seitdem Seine Majestät der König Albert unseren Ort mit seinem Allerhöchsten Besuche beehrte. Später, im Jahre 1881, weilte der hohe Herr noch einmal auf der Durchreise mehrere Stunden in Schönheidcr- hammer. — Die Reisen Sr. Majestät des Königs durch das Land erfolgen, sobald eS sich einfach um Durchreisen nach ferneren Zielen oder zu militärischen Zwecken handelt, in aller Schlichtheit und ohne große Auffälligkeiten. Anders ist es bei solchen Fahrten, welche Se. Majestät unternimmt, um einzelne Landes- theile, Städte rc. zu besuchen, sich von dem Stand der Wohlfahrt zu unterrichten und Land und Leuten Gelegenheit zu geben, ihren Landesherrn von Ange sicht zu Angesicht in ihrer Mitte zu sehen. Eine derartige „Huldigungsfahrt" ist die für die mittleren Julitage geplante Reise des Königs in das Erzge birge und theilweise in das Vogtland. Bei solchen Reisen, die ja den berührten Landesstrecken direkt gelten, werden gern und freudig Kundgebungen von den treuen Unterthanen dargebracht. ES ist daher auch in Aussicht genommen, daß am 14. Juli von Station Flöha ab, von wo aus Se. Majestät der König auf die Reitzenhainer Bahnlinie übergeht, wo sonach die eigentliche Reise beginnt, wie an den übrigen im Bereiche des sestgestellten ReiseplanS gelegenen Haltestellen Vereine und Korporationen Aufstellung nehmen werden, um dem Monarchen Huldigungen darzubringen. Insbesondere ist von den Militär- Vereinen in Anregung gebracht worden, Angesichts der in verschiedenen dergleichen Vereinen eingerissenen sozialdemokratischen Durchsetzungen, welche Se. Maje stät in hohem Grade befremden mußte, durch voll zählige Theilnahme an diesen Huldigungen die un veränderte Liebe und Verehrung zu ihrem Führer in Kriegs- und Friedenszeiten darzuthun. Weiter wird geplant, mit Laub- und Flaggenschmuck die Baulich keiten läng- der Bahnstrecken zu versehen und in den Thälern durch Lösung von Böllerschüssen der Freude über die Reise deS Landesherrn zu seinen Unterthanen Ausdruck zu geben. — Dresden. Von den am Berliner Feste be- theiligten Schützen war ein Begrüßungs-Telegramm an Se. Majestät den König geschickt worden. Die Antwort Sr. Majestät lautete: „Ich danke herzlich für den Mir zugcgangenen freundlichen Gruß der vereinigten Schützen so vieler Nationen. Albert." — Dresden. Unter einem Kastanienbaum auf der oberen Borwerkstraße in DreSden-Friedrichstadt sahen am 5. d. Nachmittags zwei Knaben eine Kiste stehen, die, wie sich später ergab, den Leichnam eines einige Wochen alten Kindes weiblichen Geschlechtes enthielt. Bekleidet war ver Körper mit weißem Jäck chen und Hemdchen und lag auf einer weißen Ser viette, sowie auf einem buntgeblumten Stück Zeuge. Zugedeckt war er mit einer rothgekästelten Windel. Auf dem Leichnam lag ein Zettel, auf welchem die Worte mit Bleistift geschrieben stehen: „Ich bitte, begrabt mein Kindchen mit, Ihr guten Leute. Ich habe kein Geld und weiß nicht, was ich anfangen soll." Ein Verbrechen scheint an dem Kinde nicht begangen zu sein, doch sind Erörterungen zur Feststellung der Todesursache und der Mutter im Gange. — Leipzig, 7. Juli. Der durchgegangene Di rektor der Leipziger Diskontogesellschaft, Winkelmann, wurde gestern in Australien verhaftet. — Waldheim. Bekanntlich steht seit dem vor drei Jahren erfolgten plötzlichen Tod deS damaligen Vorsitzenden des Landesausschusses sächsischer Feuer wehren, deS Branddirektors Ritz-DreSden, an der Spitze dieses Institut», dem er vorher schon lange Jahre als Mitglied angehört hat, Heinrich Berg mann - Waldheim. E« wird allgemein bedauert, daß dieser verdienstvolle Mann seine Stellung aus Ge sundheitsrücksichten jetzt schon niederlegen muß. Berg mann'« Anregung ist manche treffliche Schöpfung auf dem Gebiete des Fsuecwehrwesens zu danken. Im Bezirksverbande Döbeln, in dem Bergmann ebenfalls als Vorsitzender fungirte, ist er bereit» vor längerer Zeit von seinem Amte zurückgetreten. — Borna, 7. Juli. Zum Zwecke der Aus bildung mit der unlängst auch in der sächsischen Kavallerie eingeführten Lanze sind gegenwärtig bei jeder Schwadron deS hiesigen Karabinierregiments 26 Reservisten eingezogen, und zwar für 28 Tage. Für die gleiche Zeitdauer traf am Freitag von jeder Compagnie des 106. Infanterieregiments aus Möckern ein Mann hier ein; dieselben werden als Pferde wärter ausgebildet, um später vorkommenden Falls als Osfiziersdiener Verwendung finden zu können. Wie wir hören, gingen zum gleichen Zwecke je 12 Mann des 107. Infanterieregiments nach Grimma und deS 134. Infanterieregiments nach Lausigk. — Reichenbach. Am Sonnabend von Nach mittag 4 Uhr an war die Eisenbahnlinie Reichen- bach-Hof auf längere Zeit gesperrt. Grund zu dieser Störung war folgender Vorgang: Nach mittag gegen 4 Uhr fuhr kurz vor Feilitzsch in der Richtung nach Hof ein Kohlenzug auf einen Bau zug, wodurch von beiden Zügen Wagen umfielen und beide Gleise gesperrt wurden. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Reisenden mußten an der Unfallstelle umsteigen. Schnellzug 15 und Personen zug 17 der Linie Hos-Plauen-Reichenbach blieben aus. In dem Kurs des Schnellzuges verkehrte von Plauen aus der Zug 215 der Egerer Linie; an Stelle deS Zuges 17 wurde in Plauen ein Zug zusammenge stellt, welcher den Anschluß nach Falkenstein vermit telte. Von der Reperaturwerkstätte zu Werdau wurde ein Bauzug an die Unfallstelle befördert. — Lengenfeld i. V. In der Sonnabend nummer stand in den „Lengenfelder Nachrichten" folgende Annonce: „Sonntag, d. 6. Juli, Abend» 8 Uhr Versammlung im Gambrinus. Zahlreiches Er scheinen der Dienstmädchen erwünscht. E. M." — Schwarzenberg. Der Bezirkslehrer verein Schwarzenberg hielt am 5. Juli hier seine erste diesjährige Versammlung ab, der auch Herr Schulrath Bezirksschulinspektor Müller beiwohnte. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Schuldirektor Röder aus Johanngeorgenstadt, sprach in einem vor trefflichen Vortrage über: „Empfiehlt es sich, Fami lien- oder Elternabende zur Festigung de» Bande» zwischen Eltern und Lehrern einzuführen?" Der Herr Vortragende trat in warmen Worten für die bezeichnete Einrichtung ein, die u. A. in Planen und Penig vielfachen Anklang in den verschiedensten Krei sen der Bevölkerung gefunden hat und legte dar, daß durch dieselbe den Eltern ermöglicht wird, über wich tige ErziehungSfragen sich Kenntniß zu verschaffen und daß dadurch Lehrer und Eltern einander näher treten können. Der Vortrag fand in der Versamm lung meist Zustimmung und es steht zu erwarten, daß der Anregung in verschiedenen Orten Folge ge geben wird. — Welch' gefährliche Wendungen oft da» Spiel der Kinder annimmt, zeigte sich am Montag Vor mittag in Prießnitz bet Borna. Dort hatte die Frau de» Viehhändler« Kupfer ihre beiden Kinder, einen Knaben von 3 u. ein Mädchen von 10, Jahren, für kurze Zeit allein gelassen, um ihre Wirthschaft zu besorgen. Der Bruder spannte das Schwesterchen mit einem Gurt an den Kinderwagen, welchen die Kleine als „Pferd" fortbewegen sollte. Hierbei zog sich indessen der thörichterweise um den Hal» gelegte Gurt zusammen und da» Kind stürzte zu Boden. Statt nun die Fessel zu lösen, versuchte der hilflose Kleine die Schwester wieder auf die Beine zu bringen und während dieser Bemühungen war da» Kind er würgt. — Die Einführung eine» einheitlichen Buß tage» in Deutschland scheint ihrer Verwirklichung entgegenzugehen. Bekanntlich sind schon seit Jahren au» den weitesten Kreisen der Bevölkerung, namentlich feiten» der Geschäftswelt, Klagen über die Verschieden heit in der Feier der Bußtage in Deutschland laut geworden. Auf der letzten Eisenacher Kirchen-Kon ferenz ist nun die erfreuliche Mittheilung gemacht worden, daß die Ausführung des längst gefaßten Beschlüsse« über die Einführung deS gemeinsamen deutschen Bußtages nunmehr in näherer Aussicht stehe, und erwartet werden könne. Man empfand auf der Konferenz allgemein die Befriedigung, daß diese Angelegenheit endlich von der Stelle rücke. — Für Landwirthe ist folgende« beachtenS- werth: Da bei der anhaltenden regnerischen Witter ung die Futterkräuter geschädigt werden, indem wichtige stickstoffhaltige Nährstoffbestandtheile verloren gehen, so daß sich Schimmelpilze bilden, welche später für das Vieh schädlich sind, empfiehlt sich Folgende»: Man streue auf da» eingebrachte Futter schichten weise Viehsalz, z. B. auf ein Fuder 7—9 Liter; dies wird, auch wenn eS längere Zeit beregnet, vom Vieh gern gefressen und kann ohne Nachtheile für die Gesundheit der Thiere verfüttert werden. — Die Gerichtsferien werden am 15. Juli beginnen und am 15. September endigen. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine ab gehalten und Entscheidungen erlassen werden. DaS Gebiet der Feriensachen ist immerhin noch umfassend genug; zu demselben zählen Straf- und Arrestsachen, sowie die einstweilige Verfügung betreffenden Sachen, Meß- und Marktsachen, Streitigkeiten zwischen Ver- miethern und Miethern von Wohnungs- und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räum ung derselben, sowie Zurückbehaltung der vom Mie- ther in die Miethsräume eingebrachten Sachen, Wech selklagen, Bausachen, wenn über die Fortsetzung eine« angefangenen Baue« gestritten wird; schließlich ge hören zu Feriensachen noch Anträge auf Unterbring ung verwahrloster Kinder. Auf Antrag kann das Gericht aber auch noch andere Sachen, soweit sie be sonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Theater. Wie wir soeben erfahren, wird Herr Dir. Rupert Schmid von Stadttheater in Plauen am nächsten Sonntag die bereit« avisirten theatralischen Vor stellungen beginnen. Wir bekommen also wieder Kunstgenüsse, wie größere Provinzbühnen sie oft nicht besser auszuweisen haben, und die wir ohne Herrn Schmid nicht erwarten dürfen, denn wer eine Stadt wie Plauen mit ca. 50,000 Einwohnern schon eine längere Reihe von Jahren mit seinen Leistungen be friedigt, dürfte wohl für einen kleineren Ort eine Ausnahme sein, indem Herr Schmid auch der Einzige in der Kreishauptmannschaft Zwickau ist, dem (außer dem Stadttheater in Zwickau) von der Königs. Kreis hauptmannschaft für seine Vorstellungen höheres Kunstinteresse znerkannt wurde. Ans vergangener Zeit — für unsere Zeit. Der 10. Juli 1637 bedeutet keinen Sieg der scharfen Kriegs waffen, keinen Sieg der Diplomatie, aber einen geistigen Sieg, der ost werthvoller und gewichtiger sein kann, als eine gewon nene Schlacht. An diesem Tage sand die erste Sitzung der -Hcaäömis trancaiss zu Paris statt, jene» berühmten wissen- schastlichen Institutes, dem anzugehören auch heute noch als eine der höchsten Ehren nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa gilt. Richelieu, der berühmte französische Staats mann war es, der den ursprünglichen Privatverein zu einer staatlichen Institution, zu einer über alle Schulen stehenden Hochschule erhob, bestehend aus 40 Mitgliedern. Diese Mit gliederzahl ist bei der eigentlichen A. f., deren Aufgabe die Sprachreinigung und Sprachverbefferung war, niemals über schritten worden. Naturgemäß reihten sich an diese ursprüng liche Sprach , Akademie sehr bald die übrigen Akademien der Künste und Wissenschaften, die alle unter dem „Institut <Is kranok" bestehen; irgend einer dieser Abtheilungen anzugehören, ist eine hohe Ehre. Die ordentlichen Mitglieder der Akademie werden nach Todesfall durch freie Wohl der Ueberlebenden er gänzt und in neuerer Zeit giebt es einen wahren Wettkampf der Bewerber um den frei gewordenen akademischen Sessel. Es ist zweifellos, daß das Institut sehr belebend auf Kunst und Wissenschaft eingewirkt hat und noch einwirkt. II. Juli. Wir haben keine Beranlaffung, für den Kaiser der Fran zosen Napoleon III. Sympathie zu zeigen; allein daß er zu weilen ein Meister der Diplomatie und namentlich der Jntri- guen war, muß ihm, wie man zu sagen pflegt, der Neid lassen. Das bewies er u. a. in dem am I I. Juli 1859 abgeschlossenen Frieden zu Villasranca, durch welchen das schön« lombardische Land, um deffen Besitz so viel deutsches Blut vergoffen worden ist, von Oesterreich, dem von Napoleon besiegten Feinde, an Frankreich resp. Napoleon fiel, der es dann an den König von Sardinien gab, um Savoyen und Nizza zu erlangen. Durch diesen Friedensschluß wurde ganz Europa nicht wenig über rascht. Allgemein glaubte man, Napoleon werde, den großen Sieg der Schlacht bei Solferino benutzend, den Oesterreichern nun erst recht zusetzen. Aber der schlaue Franzos« wußte ganz genau, daß seine Truppenmacht trotz der Siege außerordentlich geschwächt war und daß es nur eines kriegerischen Vorgehens der bereit« mobil gemachten preußischen Truppen am Rhein bedurfte, um den Sieger von seiner Höhe jäh herabzustürzen. Deshalb zog es Napoleon vor, den Kaiser von Oesterreich da- durch, daß er ihm seine Lage grau in grau malte und ihm die Meinung beizubringen wußte, daß Frankreich noch sehr milde mit Oesterreich versahren, zum schleunigen Friedensschluß zu bringen. Diese Ueberrumppelung de« österreichischen Herr scher«, ohne da« den europäischen Staaten Gelegenheit gegeben ward zum Einschreiten, bedeutete mehr, al« selbst die großen vorhergegangenen Siege.