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von Neuem sich seiner bemächtigen wollten, zu der Kammerthür seines Kindes zurück und lauschte athem- los. Da kam über ihn der Friede, denn hier war sein Altar und seine Kirche. . . Wie Steinert durch die tiefgehende Wandlung seine- Charakters auch in seinem Aeußern ein Anderer geworden war, denn der finstere, trotzige Ausdruck lagerte nicht mehr auf seinem Antlitz, so schien in der Seele des Freiherrn von Kemmeritz gleichfalls etwas vorgegangen zu sein, daS ihn aber ernster und trüber blicken ließ, als je zuvor. Die Welt, aus der er sich zurückgezogen, suchte ihn auf in seiner Ein samkeit und forderte stürmisch Einlaß; er lernte die Menschen noch mehr verachten und gar oft haftete sein Blick an dem einsamen Marmorkreuz, daS sich am Fahrwege des SchloßbergS erhob. Der Amtmann hatte ihn wiederholt aufgesucht, da Kempf weitgehende Geständnisse gemacht. Der Revierjäger war in einem sehr verhängnißvollen Augenblicke verhaftet worden und zwar in seiner eigenen Wohnung. Er hatte gerade vornehmen Be such, denn kein Geringerer verweilte bei ihm, als Baron von Eulenstett. DaS Gespräch, welches Beide miteinander geführt, schien äußerst heftig gewesen zu sein und offenbar hatte der Baron gegen den Revierjäger schwere Be schuldigungen vorgebracht, denn als die Polizei in die Stube drang, wollte sich Letzterer mit gezücktem Messer auf Eulenstett stürzen, der aber noch recht zeitig auSwich und durch das Fenster entfloh, Kempf setzte seiner Verhaftung keinerlei Widerstand entgegen und beutete den Streit mit dem Baron zu seinen Gunsten aus. Er behauptete, von dem Letzteren durch eine namhafte Summe bestochen und überredet worden zu sein, den Freiherrn von Kemmeritz durch einen Schuß aus dem Hinterhalte zu tödten; er sei auch der Aufforderung nachgekommen und habe wiederholt auf den Schloßherrn gefeuert, aber nur zum Scheine, was zur Genüge daraus hervorgehe, daß keine der Kugeln, trotz seiner bekannten Sicherheit im Zielen, den Freiherrn verletzt habe. Selbstver ständlich wurde dieser Ausflucht von dem Richter wenig Glauben geschenkt, trotzdem war sie dazu an- getban, den Verdacht gegen den Baron Eulenstett zu verstärken, zumal die feindlichen Gesinnungen, welche derselbe gegen seinen Vetter Kemmeritz hatte, allbe kannt waren. Da man außerdem wußte, daß der Freiherr für sein bedeutendes Vermögen keinen wei teren rechtmäßigen Erben als Baron Eulenstett besaß, so lag der Gedanke nahe, daß für den Baron der Tod seines Vetters nur erwünscht sein konnte. Eulenstett entstammte einer ärmeren Linie des alten Adelsgeschlechtes und cs hatte eine Zeit gegeben, wo er sich ziemlich mühsam durchs Leben schlug, denn er war ein Verschwender, und nicht imstande, mit dem geringen Vermögen, das ihm nach dem Tode seiner Eltern geblieben, gehörig hauszuhalten. All' seine Hoffnung, dieser Misere zu entkommen, richtete sich damals auf seinen Vetter Kemmeritz, der Weib und Kind verloren hatte. Eulenstett näherte sich ihm, doch fühlte sich der Freiherr von seinem leichtlebigen, frivolem Charakter abgestoßen, heftige Auftritte er folgten und eine unausfüllbare Kluft trennte endlich die beiden Vettern. Wenn damals der Revierjäger Kempf zur Stelle gewesen wäre und seine gravieren den Aussagen über Eulenstett gemacht hätte, so würde Jedermann an seine Schuld geglaubt haben. Jetzt lag indessen der Fall anders. Der Baron war nach jahrelanger Abwesenheit von seiner Heimath als ein wohlhabender Mann zurückgekebrt, der nicht mehr nach dem Reichthum seines Vetter« zu fragen brauchte. Die Beschuldigung Kempf'S würde schon aus diesem Grunde in Nichts zerfallen sein, hätte nicht der Zu fall zu Eulemtett's Ungunsten mitgewirkt. Es mar Thatsache, daß der Schauspieler Ramberg ein Falsi fikat von ihm erhalten und daß im Städtchen ver schiedene falsche Banknoten zirkulirten. Der Amt mann halte fick, nachdem er den Befehl zur Ver haftung Kempf'S ertheilt, mit Edwin nach der Hotel wohnung Eulenstett'- begeben, denselben aber nicht angetroffcn. Da der Baron nach seiner Flucht aus der Kempf'schen Wohnung nicht mehr gesehen worden war. und auch in den nächsten Tagen nicht wieder zum Vorschein kam, so hielt eS die Polizeibehörde für geboten, auf ihn zu fahnden. ES läßt sich denken, daß diese Ereignisse die Köpfe der Bewohner von Rechwitz noch mehr erhitzten uüd daß die abenteuerlichsten Gerüchte kurstrten, nament lich über die Person Kempf'S, der mit immer neuen Enthüllungen hervortreten sollte. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Die ältesten Leute Amerika-, Aus New-Jork wird der .Fr. Ztg." geschrieben: Auf seiner Suche nach den ältesten Leuten in Amerika, von wel chen er eine vergleichende Zusammenstellung für wissen schaftliche Zwecke machen will, hat der „St. Louis Globe-Democrat" eine Negerin entdeckt, die ganz ver bürgten Mittheilungen und sicheren Dokumenten zu folge das fabelhafte Alter von 136 Jahren erreicht hat. Diese steinalte Frau, Elisabeth Potter mit Na men, lebt noch zur Stunde in Cheateam County, Tennessee, und ist fähig zu gehen, zu hören und zu sehen. Sie ist die Mutter, Großmutter, Urahne und Ur-Urahne von 4439 Personen. Von ihren Kindern, deren sie in dreimaliger Ehe 27 gebar, starb da- letzte am 9. Juni 1889 im Alter von 94 Jahren. Ihr ältester Sohn, RasmuS Williams, er reichte das hohe Alter von 106 Jahren. Er starb vor zwei Jahren in Tarboro, N.-C., aber die Mutter überlebte ihn; wie eine Eiche steht sie im Sturm der Zeit, seit vielen Jahren ganz unveränderlich, und Niemand weiß, wie lange sie noch dem Tode trotzen mag. Ein altes, im Besitze der Familie Potter be findliches, vom 4. April 1824 datirtes Schriftstück lautet: „Gekauft von I. Bürten, eine Frau, die auf den Namen Lizzie hört. Alter 70 Jahre. Preis 600 Doll. Bezahlt mit drei Maulthieren." Dieses Schriftstück rührt von den letzten Herrn resp. Eigen- thümer der Alten her, der inveß längst gestorben ist. — Auf die 136jährige Frau folg! ein Mann von 117 Jahren. Derselbe befährt seit 70 Jahren als ein Fischer den Cumberland-Fluß und ist weit über die Grenzen des Staates hinaus unter dem Namen „Old Fish Herrn" bekannt. Seiner eigenen Aussage nach ward er im Jahre 1773 in Deutschland und zwar in der Nähe Lübecks geboren, doch scheinen alle näheren Erinnerungen über jene ferne Zeit seinem Gevächtniß entschwunden zu sein. Die älresten Leute des Stewart-County, in welchem Hermann Guten, dies der Name dieses modernen Methusalem, lebt, u. A. der 89jäbrige Richter Bowen, sagen aus, daß in ihrer Jugend Guten schon den Namen des „alten Herrn" besessen habe und grauhaarig gewesen sei. Es wäre interessant zu wissen, ob in Deutschland noch Anverwandle Gütens existiren, die vielleicht über die Wahrheit dieser 'Nachrichten nähere Auskunft ge ben könnten. — Die drittälteste Person in den Ver einigten Staaten ist die 105jährige Mary Tomlinson, ebenfalls eine Negerin. Sie lebt in Nashville, Ten nessee, und ist eine Berühmtheit, da sie in entlegener Zeit die Sklavin des Präsidenten Andrew Jackson gewesen ist, »vorauf die vielen farbigen Nachkommen nicht wenig stolz sind. — Der Nutzen, den uns die Frösche und Kröten bringen, wird sehr häufig unterschätzt und es ver lohnt sich wohl der Mühe, gerade in jetziger Jahres zeit auf dieselben hinzuweisen. Wer je beobachtet hat, wie eifrig diese Thiere den Feinden des Land baues, Käfern, Würmern, Heuschrecken rc. nachstellen, der wird eine bessere Meinung von der vielgeschmähten Kröte gewinnen. Ja, man möchte noch weiter gehen und sagen, wer einen Garten hat und darin noch keine Kröte besitzt, der kaufe sie als Zusatz zum lebenden Inventar. Die kleine Ausgabe bringt gleichsam ebenso sichere Zinsen wie die Superphos- phatc und andere Kunstdüngemittel. Häufig werden jetzt aus Oesterreich Kröten nach England ausgeführt: mit Moos in Holzkisten verpackt, werden 100 Stück init 60 bis 70 Mark bezahlt. — In der jetzigen Zeit, in der zahllose deutsche Familien ihre Reisepläne für den Sommer machen, empfiehlt es sich, auch an die Vogesen zu erinnern. Die landschaftlichen Reize, welche dieses großartige, herrlich bewaldete deutsche Gebirge darbietet, sind außerordentlich groß. Auch in nationalpolitischer Be ziehung wäre es bedeutsam, daß durch einen regel mäßigen starken Strom von Besuchern au« Alt deutschland möglichst zahlreiche Beziehungen zwischen dem alten Vaterlande und den wiedergewonnenen Reichslanden entstehen. Fast kann man e» al- Ehren pflicht bezeichnen, die wunderschönen Sommerfrischen de« Wa-gauS durch deutsche Besucher für da« Fort bleiben der französischen zu entschädigen, welche ehe dem in Hellen Haufen dorthin kamen. — Noch nicht dagewesen ist eine LiebeSaffaire» die kürzlich in Berlin ihren formellen Abschluß ge funden hat. Ein wohlhabender Berliner Kaufmann, ein Herr G., hat in voriger Woche — seine ehemalige Amme geheirathet. Die jetzige „junge Frau* war 17 Jahre alt, als sie als Amme für ihren jetzigen Mann von dessen Eltern engagirt wurde; der „glückliche Ehemann" steht zur Zeit in der Mitte der Zwanziger. Die Familie des Letzteren soll über diese Wendung der Angelegenheit nicht gerade sehr erfreut sein. Ltandcsamtlichr Nachrichten von Eibenstock vom 21. bis 27. Mai 1890. Geboren: 161) Dem Maschinensticker Ernst Gustav Lenk hier 1 T. 162) Dem Kutscher Karl Ernst Schürer in Wolfs grün IS. 183) Dem Fleischer Ernst Friedrich Mühlig hiev 1 S. 184) Dem Böttcher Joseph Holl hier 1 S. Aufgeboten: 28s Der Strumpswirkerei - Werkführer Otto Friedrich Schlegel in Simbach mit der Ida Sophie Otto hier. 28) Der Maschincnsticker Gustav Emil Barth hier mit der Maschinengehülfin Ida Emilie Kunz hier. 27) Der Handschuh macher Otto Max Häcker hier mit der Stickerin Lina Emme Rülke hier. (Eheschließung: 20) Der Bordrucker August Friedrich Unger hier mit der Tambourirerin Hulda Albine Seifert hier. 21) Der Uhrmacher Ernst Hermann Dominicus Glänz in Karlsfeld mit der Hulda Emilie Horbach hier. 22) Der Tischlermeister und Stickmaschinenbesitzer Franz Wilhelm Georgi in Schneeberg mit der Therese Richter hier. 23) Der Oeconom Philipp Wil liam Rau hier mit der Pauline Erdmuthe Otto hier. 24) Der Zeichner Gustav August Robert Wendler hier mit der Stickerin Marie Bertha Tröger hier. Gestorben: 118) Des Schieferdeckermeister« Karl Heinrich Thielemann hier 1 T. (Zwillingskind), Emma Hedwig, 3 M. 28 T. alt. 119» Die Friederike Wilhelmine verw. Gerisch geb. Kuhn hier, 71 I. 10 T. alt. 120» Der Tischler Emil Georg Schönselder hier, 40 I. 5 M. 7 T. alt. 121) Des Kutschers Karl Ernst Schürer in Wolssgrün S„ Ernst Alfred, 3 r. alt. 122) Des Fuhrwerksbesitzers August Friedrich Heinz iit Wil denthal S., Gustav Bruno, 14 I. 9 M. 28 T. alt. 123) D-S Buchbindermstrs. August Albin Mehnert hier S., Curt Friedrich, 1 I. 3 M. 9 T. alt. 124) Des Maschinenstickers Emu Gustav Petzold hier T., Alice Wally, 7 M. 15 T. alt. 125) Des Maschinenstickers Karl Emil Stemmler hier S., HanS Curt, 2 M. 15 T. alt. 128) Des Fleischers Ernst Friedrich Mühlig hier S., Ernst Volkmar, 15 Stunden alt. 127) Des Schiefer- deckermstrs. Karl Heinrich Thielemann hier S., Ernst Heinrich, 4 I. 5 M. 12 T. alt. 128) Der Emilie Anna gesch. Spitzner geb. Härtling hier außerehel. T., Anna Paula, 1 I. 29 T. alt. 129) Der Fabrikarbeiter Friedrich Ludwig Höhlig in Wilden thal, ein Ehemann, 84 I. 10 M. 8 T. alt. 130) Der Stick maschinengehilfin Emilie Hulda Weidlich hier außerehel. S., 8 M. 3 T. alt. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 18. bis 24. Mai 1890. Geboren: 127) Den: Wollwaarendrucker Karl Eduard Schlesinger hier Nr. 216 1 S. 128) Dem Postunterbeamten Ernst Emil Martin hier Nr. 442 1 S. 129) Dem Bürsten fabrikarbeiter Friedrich Gustav Leistner hier Nr. 160 1 T. 130) Dem Postunterbeamten Hermann Eduard Fröhlich hier Nr. 273 IT. 131) Dem Handarbeiter Franz Anton Markert hier Nr. 381 1 S. Eheschließungen: 24) Der Tischler Franz Hermann Schädlich hier mit der Tambourirerin Ida Louise Klötzer hier. 25) Der Bürstenfabrikarbeiter Gustav Emil Seidel hier mit der Bürsteneinzieherin Minna Auguste Heinz hier. 28) Der Bürstenfabrikarbeiter Franz Alwin Fickel hier mit der Wirth- schastsgehilfin Emilie Lenk hier. 27) Der Eisengießer Karl Alwin Vieweg hier mit der Tambourirerin Ernestine Alwine Schott hier. 28) Der Schuhmacher August Wilhelm Hermann Leuschner hier mit der Bürsteneinzieherin Alma Alwine Tittes hier. 29) Der Weber Franz Robert Gerstenberger hier mit der Haushälterin Anna Bretschneider. 30) Der Bürsten fabrikarbeiter Gustav Alwin Schlesinger in Neuheide mit der Bürsteneinzieherin Anna Louise Leistner in Neuheide. 31) Der ansässige Schieserdeckermeister Karl Wilhelm Thielemann hier mit der Nähfactorin Christiane Friederike verw. Lenk geb. Unger hier. 32) Der Schlosser Paul Emil Müller in Werdau mit der Fabrikarbeiterin Liddy Olga Seidel in Werdau. Gestorben: 101) Des Bürstensabrikarbeiters Ernst Lud wig Möckel hier Nr. I38U T., Ella H-lene, 6 M. 17 T. alt. 102) Des Wollwaarcndruckers Karl Eduard Schlesinger hier Nr. 216 S., Eduard, 2 Stunden alt. 103) Der unverehel. Weberin Lina Anna Gerstcnberaer hier Nr. 15 T., Lina Frieda, 1 M. 4 T. alt. 104) Des ans. Handarbeiters Johann Gott lob Schädlich hier Nr. 56 Ehefrau, Johanne Christiane geb. Thümmel, 80 I. 8 M. alt. 105) Der Handarbeiter August Robert Glaß hier Nr. 388, 32 I. 7 M. alt. Hvssler'8 „Naturkeiklmstakt" Bad Ottenstein-Schwarzenberg direct am Schwarzwasser und Wald herrlich gelegen, prächtige Garten- und Parkanlagen mit anschließenden Waldwegen. Ozonreichste Gebirgsluft. Seehöhe 484 Meter. Mit allen der „Naturheilmethode" entsprechenden Factoren auSge- stätiet. Da- ganze Jahr geöffnet. Preis pro Woche tncl. ärztlicher Behandlung, Pension und Logt« 30—50 Mark. Oberleitung: Aertrand Stahringer, früher in Chemnitz. Badearzt: vr. »sä. Hvens. Prospekte kostenfrei. 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