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Süd, vergessen sei in diesem Augenblick der Zwiespalt der Parteien, der Widerspruch der Meinungen — die Flamme der Dankbarkeit allein sie lod're auf in unseren Herzen. Reichen wir uns die Hände, um dem Führer zur Einheit Deutschlands unseren Dank darzubringen und wie könnte das würdiger geschehen, als dadurch, daß ihm ein National-Denkmal errichtet würde in der Reichshauptstadt, der Stätte seines Wirkens. Darum also die Herzen auf, die Hände auf, geht und bauet mit an dem Denkmal, das künft igen Geschlechtern erzählen soll von der Größe des ersten deutschen Reichskanzlers, von der tiefglllhenden, unauslöschlichen Dankbarkeit des deutschen Volkes. — Ueber die Schießversuche, welche mit dem neuen deutschen Jnfanteriegewehr Modell 88 angcstellt worden sind, berichtet die „A. R.-C.", daß dieselben besonders betreffs der Durchschlagskraft oder Geschoßwirkung außerordentliche Resultate ergeben ha ben. Das neue Geschoß besitzt infolge seines geringen Durchmessers, der großen Anfangsgeschwindigkeit und seines Stahlmantels, besonders auf den nahen und mittleren Entfernungen, eine bisher noch nicht ge kannte Durchschlagskraft. Als Beispiele hierfür mö gen unter anderen folgende dienen: Ein Geschoß aus dem neuen Gewehr auf 100 Meter auf eine 120jährige Kiefer abgegeben, durchschlug glatt diesen Baum, wel cher von einem erwachsenen Manne mit auSgestrecktcn Armen nicht zu umspannen war. Eisen und Stahl platten in der Stärke von 7 Millimtr. wurden gleich falls sogar bis auf 300 Meter durchschlagen. Ganz neu ist auch die Erfahrung, daß Ziegelmauern und Baulichkeiten aus Ziegeln nur noch einen unvollkom menen Schutz gewähren, indem mehrere Treffer auf derselben Stelle durchdringen. Versuche haben erge ben, daß bei anhaltendem Schießen u. Einsetzen einer größeren Munitionsmenge derartige Baulichkeiten in Bresche gelegt werden können. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Bei uns ist in diesem Jahre die Baulust eine stärkere als je zuvor. Es fehlt des halb auch allenthalben an Arbeitskräften und würde, ohne die gewohnten Zugvögel aus Böhmen, jedenfalls nicht ohne Stockungen abgehen. An dem Bau der neuen Post z. B. sind nur böhmische Arbeiter be schäftigt. — Das Postgebäude soll im Laufe dieses Sommers vollendet und am 1. April künftigen Jahres dem Verkehr übergeben werden. — Das unter Direk tion des Herrn Otto Schmidt am Mittwoch aufge führte Stück „Onkel Bräsig" hat reichen Beifall ge erntet. Es sind aber auch einzelne Rollen vorzüglich gespielt worden, so vor allen Dingen die Hauptfigur des Stückes, Onkel Bräsig. Wenn man sich über diesen alten Herrn schon beim Lesen des Reuter'schen Werkes köstlich amüsirt, so wird diese Wirkung jeden falls noch weit übertroffen durch eine persönliche Darstellung, besonders wenn die Darstellung eine gute, d. h. eine dem Original ähnliche ist, wie das am Mittwoch der Fall war. — In einer am Montag in Leipzig abgehalte nen und von über 200 Personen besuchten Versamm lung der Arbeitgeber und Fabrikanten Leipzigs, welche der Direktor der Leipziger Baumwollenspinnerei, Herr Morf, leitete, wurde beschlossen: einen dauern den Ausschuß von 20 Vertrauensmännern zu errichten, welcher den Arbeitgebern über die zum Zweck gemein schaftlichen Vorgehens und energischer Stellungnahme gegen die Auswüchse der Arbeiterbewegung erforder lichen Maßregeln Vorschläge machen soll. In erster Linie erstrecken sich die in kürzester Zeit zu fassenden Maßnahmen gegen die geplanten sozialdemokratischen Demonstrationen am 1. Mai dieses Jahres. — Reichenbach, 15. April. Das „R. W." schreibt: „Wie in Gera, Greiz, Glauchau u. unseren industriellen Nachbarorten Mylau und Netzschkau sind auch die hiesigen Arbeitgeber zusammenge treten, um geschlossene und feste Stellung zu nehmen gegen die Aufzwingung des 1. Mai als Feiertag. Zu diesem Zwecke fand gestern Abend eine Versammlung statt, in welcher die Inhaber fast sämmtlicher Betriebe aller Branchen: Spinnereien, Webereien, Färbereien, Appreturen, Maschinenbau- Anstalten rc. vertreten waren. Wenn man auch im Allgemeinen das gute Vertrauen zu unseren Arbeitern hatte, daß sie einsichtsvoll die Rechtswidrigkeit der geplanten Arbeitsenthaltung erkennen und sich an einer Demonstration nicht betheiligen werden, welche znnächst den Zweck hat, mit Erzwingung eines will kürlichen Ruhetages mitten in der Woche, Ordnung und Autorität in den Fabriken zu untergraben: so mußte man in Folge der eingeleiteten Agitation und mit Rücksicht auf jene wohlgesinnten Arbeiter, ener gische und feste Vereinbarungen darüber treffen, welche Maßregel die Arbeitgeber gleichmäßig anzuwcnden haben, wenn Arbeitsenthaltungen am 1. Mai Vor kommen. Von allen Industriellen sind diese Maß regeln einstimmig und in der bindendsten Form mit Gewähr für energische und gleichmäßige Durchführung gefaßt worden und werden den Arbeitern in geeigneter Weise bekannt gegeben werden. Möchte die Bekannt gabe derselben überhaupt die geplante Demonstration bei uns verhindern und dadurch Arbeitgebern und Arbeitern die aus Anwendung der Maßnahmen ent stehenden Folgen erspart werden." — Auch die Lausitzer Fabrikanten haben sich dahin geeinigt, sämmtliche Leute, welche am 1. Mai nicht zur Arbeit kommen, als kontraktbrüchig zu be handeln und ohne Kündigung zu entlassen. — In der Mädchenschule zu Chemnitz gelangt jetzt versuchsweise der Unterricht im Kochen zur Einführung. Bewährt sich der Versuch, so wird der neue Unterricht-gegenständ in Chemnitz überall ein- geführt. — T h u m, 15. April. Endlich hat es sich auf erklärt. auf welche Weise der bereit« gemeldete Un glücksfall in der hiesigen Conditorei, der leider ein blühendes Menschenleben dahingerafft hat, entstanden ist. Die am heutigen Tage von der königl. Staats anwaltschaft vorgenommene Untersuchung und Besich tigung der Oertlichkeiten, sowie die Section der Leiche der Martha Rolle hat, soviel verlautet, ergeben, daß eine Vergiftung durch Kohlendunst, der dem gerade unterm Schlafzimmer befindlichen Backofen entströmt und durch die Holzdecke gedrungen ist, vor liegt. Daß Herr Rolle nicht dem gleichen Schicksale, wie die allgemein tief bedauerte Schwester, verfallen und dem Leben erhalten blieb, ist nur dem Umstande zuznschreibcn, daß rc. Rolle in unmittelbarer Nähe der Fenster geschlafen hat. Das Kämmerchen, in welchem Martha Rolle schlief, war nur durch eine Bretterwand von derSchlafstube des Bruders getrennt. — Ans Neudörfel bei OrtmannSdorf wird be richtet, daß bei der Taufe eines Kindes des Führers des dasigen Steigerzuges der Feuerwehr das gesammte, 46 Mann zählende freiw. Feuerwehrkorps in Uniform zur Kirche abgerückt ist und das Kind aus der Taufe gehoben hat. — Auf Olbernhauer Staatsforstrevicr, in der Nähe des sogenannten Trompeterflügels, ging am 15. Vorm. der Forstvolontär Wellner die Abtheilung 28 ab, ohne zu ahnen, daß er sich in der Nähe von Wilddieben befinde. Die letzteren hatten sich in dem dichten Stangenholze versteckt und gaben plötzlich zweifaches Feuer auf den sorglos dahin schreitenden Forstmann. Die Kleider desselben wurden von Reh posten durchbohrt, seine Tabakspfeife, seine Patrouen- tascbe und sein in der Tasche getragenes Notizbuch wurden durchschossen, er selbst aber kam wie durch ein Wunder unverletzt davon. — In der Nähe Lützens, dicht an der linken Seite der Chaussee nach Leipzig, etwa 100 Schritte von den beiden historischen Windmühlen stieß man am 15. April beim Graben eines Wasserloches, das zum Neubau eines Hauses angelegt wird, in einer Tiefe von 1*/. m im festen Lehmboden auf das östliche Ende eine« Massengrabes, aus welchem viele Schenkelknochen und auch 6 Menschenschädel bloßge legt wurden. Da gerade auf dieser Stelle die Schlacht am 6. November 1632 sehr viele Opfer erforderte, sonst aber hier nie ein derartiger Kampf stattfand, so ist wohl anzunehmen, daß die Gebeine, die in dem festen Lehmboden zum Theil noch recht gut erhalten worden sind, von Gefallenen in jener Schlacht her- ,'ühren. Zwischen den Knochen fand man auch eine etwa 3 Pfund schwere Kanonenkugel. — Gutem Vernehmen nach findet in diesem Jahre ein größeres Cavalleriemanöver statt, bei welchem die sechs sächsischen Reiter-Regimenter — je zwei Ulanen- und Husaren-Regimenter, Gardereiter und CarabinierS — gegen die entsprechende Anzahl preußischer Regimenter manöveriren. Wie wir hören, hängt diese große Uebung mit der veränderten Ge fechtsweise nnd der allgemeinen Einführung der Lanzen zusammen. — Das Tabakrauchen im Walde ist ver boten! Jetzt bei dem prachtvollen Frühlingswetter, das gar Viele in die Natur hinauslockt, sei darauf hingewiesen, daß Zuwiderhandlungen gegen das Ver bot unnachsichtlich und oft recht empfindlich, bei ent stehenden Bränden auch mit Gesängnißstrafe bestraft werden. Wenn man bedenkt, wie leicht und wie oft es vorkommt, daß ein achtlos weggeworfenes Streich holz einen Brand verursacht, der die schönsten Wald ungen zerstört, so wird man auch ein strenges Ver bot am Platze finden. Amtliche Mittheilungcn ans Ler 4. öffentlichen Sitzung des Ztadtvcrordneten-Lollcgiums am 31. März 1890. Anwesend 18 Mitglieder. Entschuldigt fehlen die Herren Ließ, Kühn und Meischner. Seiten des Rathes anwesend Herr Bürgermeister Löscher. Der Vorsitzende Herr Kaufmann Richard Hertel ging sofort nach Eröffnung der Sitzung zur Tagesordnung über: 1) Genehmigte man die vom Bauausschusse bez. dem Stadt- rathe vorgeschlagene Abtretung von städtischem Areal an den Maschinensticker Unger und den Klempner C. F. Dörfsel zum Bau ihrer neuen Häuser an der Wiesenstraße, 2) die Anstellung eines 4. Hülfslehrers von Ostern d. Js. ab nach dem Vorschläge des Schulausschusses, S) erfolgte Richtigsprechung der Armenholzkaffenrechnung 1889/1890, 4) genehmigte man in geheimer Sitzung eine Gehaltszulage an einen Lehrer. Sodann erfolgte Schluß der Sitzung. Ans vergangener Zeit — für unsere Zeit. 18. April. l Nachdruck verboten.) Man mag über die aufgeregten Tage von 1848 urtheilen, wie man wolle, — und eine völlig leidenschaftslose Beurtheilung dürfte wohl erst eine viel spätere Zeit bringen, — der 19. April 1848 ist jedenfalls ein schwarzer Punkt jener Tage. Der General Friedrich vvn Sägern, ein edler Mann und keines, Wegs ein blinder Reactionär, der prinzipieller Gegner des Volkes, war gegen die süddeutschen Revolutionäre geschickt worden und stteß mit seinen Truppen an dem genannten Tage bei Kandern auf das von Hecker geführte Freikorps. Der General, um womöglich Blutvergießen zu verhindern, ritt an die Freischaren heran und suchte sie mit milden Worten zum Verzicht auf ihr Beginnen zu bereden. Das hals nicht«. Als der General wendete, um zu den Seinen zurückzukehren, wurde er hinterrücks erschossen! Er war das erste Opfer des blutigen Bürgerkrieges. 2V. April. Ein Bild das zu denken giebt, bietet in der ja vielfach so interessanten englischen Geschichte, der 20. April 1853. Oliver Cromwell, der Lord-Protektor, besser gesagt der eng lische Diktator nach Karl I. Hinrichtung, hatte in der Republik und in einem freien Parlament das einzige Heil des Staates gefunden und man hätte nun glauben sollen, daß er die- Par lament über Alles hoch schätzen würde. Aber MS that er, als sich das Parlament einmal seinen Wünschen nicht gefügig zeigte? Er ließ da« „hohe Haus" mit Truppen umstellen, er schien in seiner schwarzen Puritanertracht vor den Parlaments mitgliedern, hielt ihnen eine mit Schmähungen gewürzte Stand rede und jagte unter Beihilfe der Soldaten die ganze Gesell schaft höchsteigenhändig aus dem Hause. Er that genau das selbe, was der von ihm so hart bekämpfte König gethan hatte, nur daß dieser anstatt Gewalt die einfache Auflösung anwendete. 21. April. Am 21. April 753 v. Chr. ist Rom gegründet worden. Die Sache ging sehr rasch und formlos vor sich, aber sie wurde doch durch den Brudermord entweiht, den Romulus an Remus beging. Nach diesem Vorgänge hätte man kaum erwarten sollen, daß die junge Stadt zur weltbeherrschenden Roma werden würde, zur ewigen Stadt, die heute noch in altem Glanze besteht. Vermischte Nachrichten. — Warmhalten des Rückens. Die Nieren sind sehr wichtige Organe des Körpers und von der Natur bestimmt, möglichst warm gehalten zu werden. In gesundem Zustande sind sie deshalb in eine Lage Fett eingehüllt, wie man es jeden Tag in den Schlachthäusern sehen kann. Bei Erkältung der Nieren tritt in ihren kleinen Gefäßen eine Stockung des Blutumlaufs ein, sodaß das Blut sein Eiweiß verliert. Das Eiweiß ist aber eines der wichtigsten Lebensclemente, welches die Aufrechterhaltung der Körperkräfte bedingt. Wenn aber das Eiweiß durch die Blase ausgeschieden wird, so ist es für den Kör per verloren und der Mensch magert zu einem Ske lett ab. Daher ist es besonders bei älteren Leuten von Wichtigkeit, den Rücken stets warm zu halten. Zwischen den Schulterblättern liegen die Lungen. Jeder weiß, wie leicht ein kalter Wind auf den Rücken eine Erkältung herbeiführt. Das Sitzen mit dem Rücken gegen ein Fenster oder eine Thür ruft infolge des Zuges, der durch die Ritzen und Spalten stattfindet, nicht selten einen Katarrh hervor. Des halb sollte die Stelle zwischen den Schulterblättern bei kalter Witterung ganz besonders geschützt werden, und Personen über 50 Jahre und solche, die an Be schwerden der Athmungsorgane leiden, sollten hier ein Stück Flanell tragen, um die Körperwärme zu sammen- und die Einwirkung der Kälte von außen abzuhalten. Die meisten an den Lungen leidenden Personen glauben schon genug gethan zu haben, wenn sie die Brust gehörig verwahren, während doch der Schutz des Rückens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger ist. — Metz. Ein interessanter Pensionair befindet sich nach dem „Els." in der hiesigen Anstalt Maternitö, ein am 22. März geborenes Kind von der Größe einer Puppe. Es war am ersten Tage wie todt. Nach und nach konnte man eS durch äußerst sorg fältige Wartung und Pflege beleben und ihm Nahrung einflößen. Dasselbe ruht in einem geschlossenen Glas kasten, welchem nur von einer Stelle Luft zugeführt wird. Feuchte Schwämme, welche in den Kasten ge legt und von Zeit zu Zeit erneuert werden, sind dazu bestimmt, die Luft stet« hinreichend feucht zu erhalten, während die ausgeathmete Luft durch eine besondere Röhre ausströmt. Unterhalb des Kastens befindet sich ein künstlicher Wärmeapparat zur Er haltung der gleichmäßigen warmen Temperatur. Die Aerzte hoffen, das interessante Wesen am Leben er halten zu können, seitdem eS jetzt von einer Amme genährt werden kann. Bei der gleich nach der Ge burt stattgehabten Nothtaufe erhielt das Kind die Namen Maria Felicitas. Die Eltern, ganz arme Leute, der neunundvierzig Jahre alte Tagner Niko laus Redinger und die vierzigjährige Ehefrau des selben, Barbara Bourgeois, wohnen in dem nahe gelegenen Dorfe Ah. Das Würmchen hat eine Größe von 35 Ctm.; nach der Geburt betrug sein Gewicht 1 Kilo und einige Gramm. — Die größte Tiefe unter der Erdober fläche, bei welcher Bergbau getrieben wird, ist 1070 Meter und es befindet sich dieser tiefste Schacht zu Pribram in Böhmen. Der Gegenstand des dortigen Bergbaue« sind hauptsächlich Silbererze. Der tiefste Kohlenbergbau dürfte wohl bei uns in Sachsen statt finden. Der tiefste in Sachsen in Betrieb stehende Schacht besitzt nämlich 896 Meter Tiefe und befindet sich im benachbarten Oelsnitzer Revier und gehört zu dem Werke de« Steinkohlenbauverein« Bockwa- Hohndorf-Bereinigtfeld bei Lichtenstein. Im Oels nitzer Reviere ist seinerzeit jedoch ein noch erheblich tieferer Schacht geteuft worden, nämlich der Frischglück- Schacht, welcher eine Tiefe von 962 Metern erreichte. Derselbe ist vor einigen Jahren »erfüllt worden, weil