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ben in Flecken und zusammenhängenden Massen, in Ruhe und Bewegung, bei Hellem Sonnenschein und bewölktem Himmel sichtbar sind. Beschlossen ist einst weilen nur, alle blitzenden Metallflächen, auch die stählernen Bajonette und Säbelklingen der Reiterei, entweder bronziren oder dunkel anlausen zu lassen, so daß sie die Truppen nicht von Weitem verrathen. — Schweiz. Der schweizerische BunveSrath hat die Bildung von vorläufig 4 Compagnien Fest ungsartillerie beschlossen, von denen eine für Ai- rolo, zwei für Andermatt und eine für die Oberalp, den Furka- und den St. GotthardS-Paß bestimmt sind. — Dänemark. Der dänische SteatSrath hat am Freitag im Widerspruch mit der Ver fassung den Kriegsminister ermächtigt, im laufen den EtatSjahre 3'/? Mill. Kronen zur Befestigung Kopenhagens von der Seeseite aus, zu verwenden; eS sind dafür inSgesammt 9 Millionen veranschlagt und soll die Befestigung binnen drei Jahren vollen det sein. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. In unserem Nachbarort Neu heide ist eine unerhörte Ruchlosigkeit verübt worden. DaS Commando der Freiw. Feuerwehr daselbst erläßt folgende Bekanntmachung: 30 Mark Belohnung zahlt die Freiw. Feuerwehr zu Ncuhcide Demjenigen, welcher uns den Thäter entdecken kann, der uns vom I. bis 7. April laufenden Jahres aus verschlossenem Spritzenhause das Strahlrohr mit Mundstück gestohlen und sämmtliche Saugrohre durchschnitten hat, und nachdem die That verübt war, ist auch das Spritzen haus wieder von dem Strolch verschlossen worden. Hoffentlich gelingt eS uns, dieses Individuum recht bald entdecken zu können. — In Schönheide, sowie in der Umgebung kursiren schon wieder falsche Ein- und Zweimarkstücke, anscheinend gestanzte Produkte, die zwar sehr täuschend nachgemacht, aber durch ihre fettige und weiße Er scheinung sehr leicht erkennbar sind. — Dresden. Zum Besuche des sächsischen Königspaares hat sich der Prinz von Wales von Cannes nach Mentone begeben. Am II. ds. unter nahmen Ihre König!. Majestäten der König Albert und die Königin Carola einen Ausflug nach Montecarlo und nahmen nebst dem Kronprinzen von Schweden an dem Dejeuner de« Fürsten von Monaco Theil. — Die Rückkehr der Königl. Majestäten aus Mentone ist nicht vor dem Mai zu erwarten; obwohl ein genauer Tag hierfür noch nicht feststeht. Man weiß nur, daß Se. Majestät der König seinen dies jährigen Geburtstag nicht in der Heimath verleben wird. Infolge dessen findet am 23. April nicht di: Königsparade statt. Dafür ist eine Paroleausgabe der Garnison in Aussicht genommen. — Auf seiner Harz reise hat Se. Königl. Hoheit, Prinz Georg mit Familie, Prinzessin Mathilde und den Prinzen Johann Georg, Max und Albert nebst Begleitung am 9. April das Bodethal besucht Die wildromantische Schönheit der zerrissenen, in wunderlichen Formen sich aufbauenden Thalwände, die, um mächtige Gcsteinsblöcke an oder über der schäumenden Bode sich hinschlängelnden Wege, die Aussichten von der Roßtrappe u. dem Hexentanzplatze und ganz besonders die düstere Wildheit des Bode- kessels riefen oft das Entzücken der hohen Reisenden hervor. Die Landschaft prangte in frischem Grün. Leider wird die ursprüngliche Schönheit der Gegend durch die Zahnradbahn recht beeinträchtigt. Am 10. April wurde von Rübeland aus die Baumannshöhle besucht, deren Tropfsteinbildungen unter geschickter Beleuchtung (jetzt elektrisch eingerichtet) hohes Interesse erregten. Nach dem Nachtlager in Wernigerode wurde am Freitag ei» Ausflug in das prächtige Jlsethal mit den Jlsefällen, der alten Jlseburg und dem 460 Meter hohen, aussichtsreichen Jlsenstein unternommen. Das nächste Nachtlager war in Goslar. — Dresden. Auf den vergangene» So»ntag war, den Zeitnngen zufolge, eine Besprechung der sämmtliche» sozialdemokratischen Reichstags abgeordneten nach Dresden cinberufen worden. Auf diesem Congresse sollte dem Streit zwischen den Abg. Liebknecht und Schippel über das, was seitens der Sozialdemokratie am 1. Mai zu geschehen habe, geschlichtet und womöglich ein gemeinsames Vorgehen verabredet werden. Diese Besprechung hat nun statt gefunden, aber nicht in Dresden. 'Nach hier scheint keiner der Sozialdemokraten gekommen zu sein; wohl aber sind die in Dresden und Umgegend wohnhaften sozialdemokratischen Abgeordneten von hier abgcreist. Speziell gilt dies von dem Abg. Singer, unter dessen Vorsitz angeblich in Dresden die Besprechung statt finden sollte. ES verlautet, daß die sozialdemokrat ischen Abgeordneten ihre Besprechung in einer ande ren Stadt vorgenommen haben, wahrscheinlich in Halle. Da« Gerücht, sie würden in Dresden tagen, ist dem Anschein nach absichtlich behufs Irreführung anSgesprengt worden. — Dresden. Die Obsthändlerin Therese Nollau aus Kötzschcnbroda, welche am 2. Oster- feiertage in ihrer Wohnung von dem Maurer Otto Beger aus Chemnitz überfalle», mit Beilhieben am Kopfe tödlich verwundet und beraubt worden war, ist gestern in der hiesigen Diakonissenanstalt, wohin man sie gebracht hatte, an den erlittenen Verletzungen gestorben, ohne vorher das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Sie hat daher über den Vorfall auch nicht vernommen werden können. Während sie in Fieber phantasien lag, soll sie mehrmals laut aufgeschrien und den Namen Beger genannt haben. Der ver haftete Beger hat inzwischen die That gestanden. — In Leipzig bestand bekanntlich bis um das Jahr 1825 ein sogenannter Thorschluß, welcher den städtischen Verkehr dergestalt beschränkte, daß man nicht begreift, wie diese Tyrannei, nachdem Leipzig aufgehört hatte Festung zu sein, noch so lange Jahre erhalten bleiben konnte. Am 1. Januar wurden die Thore um 5 Uhr gesperrt und aller acht Tage eine viertel Stunde später. Die späteste Sperrung der Thore, um 10 Uhr, erfolgte am 8. Juni. Dann ging es wieder viertelstündig rückwärts, bis zum 3. Dezember, wo der Schluß 5 Uhr stattfand. Daß bei dieser Scheererei der Bevölkerung „der Thor- groschen", welchen die Passanten entrichten mußten, mit in Betracht kam, indem er der Stadtkasse eine bedeutende Summe zuführte, ist freilich auch wahr. — Einem Waldarbeiter, welcher im Winter nach Abschluß der Tagesarbeit bei herrschender Dun kelheit auf dem Heimwege etwa 2 km von seiner Arbeitsstelle entfernt stürzte und einen Beinbruch erlitt, hat das Reichsversicherungsamt durch Ent scheidung vom 3. Februar in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht die gesetzliche Entschädigung zu gesprochen und dabei Folgendes auSgeführt: In den Bereich der forstwirthschaftlichen Betriebe fallen der Regel nach auch diejenigen Gefahren, welche den Arbeitern auf den Wegen zu oder von den Arbeits stellen drohen, soweit diese Wege innerhalb des Waldes liegen, weil die Art der Beschäftigung im Walde, welche örtlichem Wechsel unterworfen ist, und fern von Wohnung bietenden Ortschaften vor sich zu gehen pflegt, die Arbeiter zur Zurücklegung solcher Wege zwingt, und diese gemeinhin wegen ihrer Unebenheit und Terrainschwierigkeiten, sowie wegen der durch den Wald erhöhten Dunkelheit vor Tage oder am Abend der forstlichen Beschäftigung eigenthümliche Gefahren bieten. Ein Unfall auf einem solchen Wege innerhalb des Waldes wird deshalb — gleich viel in welcher Entfernung von der eigentlichen Ar beitsstelle er erfolgt — in der Regel als im Banne des verstcherungspflichtigen Betriebes vorgekommen zu erachten sei». — Am 17., 18. u. 19. Mai findet in Dresden in den vormaligen Garde-Reiter-Kasernen, Wiesen- thorstraße 8, die 15. Pferdeausstellung statt. Wie in den Vorjahren, sind die Anmeldungen sehr zahlreich erfolgt. Besonders stark sind Wien und Ungarn vertreten. Mit der Ausstellung ist wiederum ein Markt der ausgestellten Objekte, sowie Prämiir- ung der hervorragendsten Pferde und Verloosung von Ausstellungsgegenständen verknüpft. Zur Verausgab ung gelangen 55,000 Loose ü 3 Mk. Die Verloosung erfolgt am 15. Mai Mittags 12 Uhr. Der stellver tretende Vorsitzende Graf Wilding von Königsbrück verficht die Geschäfte des bisherigen, inzwischen ver storbene» Grafen zu Münster. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 15. April. «Nachdruck »erboten.» Am 15. April 1 l34 wurde Albrecht der Bär (von Ballen stadt) von, Kaiser Lothar mit der „Nordmark" belehnt und hiermit der Grund für die Mark Brandenburg und das spätere Königreich Preußen gelegt. Albrecht der Bär, so wegen seiner Tapferkeit genannt, war es, der dem Heidenthum im Lande ein Ende machte, Ordnung schaffte und die große Kunst ver stand, als Sieger die Besiegten für sich zu gewinnen. So ge lang es ihn«, die Wenden mit den Deutschen zu verschmelzen und bei seinem Tode hinterließ er seinem Sohne ein zwar klei nes, aber für damalige Zeit mustergiltiges Reich. 18. April. Das Erscheinen Luthers auf dem Reichstage zu Worms am 16. April 1521 war zweifellos ein großes historisches Er- eignih und daß cs ein Wagniß war, werden auch die Gegner Luthers nicht abstrciten können. Er erschien auf den, glänzen den Reichstag vor dem Kaiser Karl V., dem päpstlichen Nun tius, den Fürsten, Herren und Prälaten und diese glänzende Versammlung machte ihn anfangs befangen. Es ist bekannt, wie er dann frei und offen seine Lehre bekannte und mit den Worten „hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen" schloß. Der Kaiser, der ihm einen Geleitsbrief gegeben, ließ ihn ungehindert ziehen, sprach aber nachher die Reichsacht über ihn und seine Anhänger aus. Aus heiterem Himmel. Erzählung von Gustav Höcker. (9. Fortsetzung.) Kcmpf malte ihm jedoch die Zukunft so rosig au«, und wußte ihm so beredt die Annehmlichkeit des Reisen« zu schildern, daß Edwin, dessen Phantasie nach Knabenart von fremden Völkern und Ländern erfüllt war, sich auf das Wanderleben freute, doch schon nach einigen Monaten sah er ein, daß er von Kempf betrogen worden, und an den Dioramenbesitzer gewissermaßen verkauft worden war. Der Letztere behandelte ihn wie einen Gefangenen; nie durfte Edwin allein ausgehen, er wurve stet« von seinem Peiniger oder dessen Ehefrau begleitet, auch besaß er keinen Willen mehr, sondern mußte blindlings ge horchen, der Entbehrungen gar nicht zu denken, die tagtäglich an ihn herantraten. Einige Jahre hatte er dies harte LooS zu tragen, bi« c» ihm schließlich doch gelang, seine Ketten zu zerbrechen und bei einer herumziehenden Schauspielergesellschaft ein bescheidene« Engagement zu finden. Er lebte mit einem vollem Eifer seinem neuen Beruf und war fest entschlossen, seiner Pflegemutter unter die Augen zu treten und ihre Verzeihung zu erflehen, sobald das Geschick ihn in die Nähe der Heimath führen würde. ES verging noch so manche« Jahr, ehe dieser Wunsch sich ver wirklichte. Edwin überragte die Schubert'sche Gesell schaft künstlerisch freilich um ein Bedeutendes, und er ließ sich nur deshalb zu der Annahme des kurzen Engagements bewegen, um ohne Aufsehen zu erregen, die alte Heimath und die greise Pflegemutter wieder zu sehen. Nun war eS geschehen, aber ohne daß er sich zu erkennen gab. Nur der schurkische Kempf wußte, woran er mit ihm war, »nd da er die Heimtücke des Revierjägers aus Erfahrung kannte, so nahm er sich vor, schon in den nächsten Tagen das Häuschen in Buchshagen aufzusuchen, in welchem die Mutter wohnte. Alle die bewegten Bilder aus trüber Vergangen heit waren nach der Entfernung Kempfs in Edwins Seele aufgestiegcn, mechanisch schritt er im Zimmer auf und ab, bis er sich plötzlich in dem angrenzenden Gemache befand, welches das Honoratiorenstübchen hieß. Es war klein und hatte nur ein Fenster. Edwin verweilte mit dem Kollegen Schwabel und dem Baron Eulenstett, der zur Zeit in Rechwitz an wesend war, sehr häufig in diesem Raume, und da die Stunde heranrückte, wo die Vorstellung im Theater zu Ende ging, so rief er die Mithin herbei, sie er suchend, die Hängelampe anzuzünden, während sie selbst das Fenster öffnete, denn in dem Stübchen herrschte eine dumpse Atmosphäre. DaS Parterregeschoß lag ziemlich hoch. Unter dem Fenster draußen standen zwei Männer in ange legentlichem Gespräche. Sie bemerkten den hcrauS- schauenden Edwin nicht, zumal der Austausch ihrer Gedanken ein stürmischer war. Aus dem Klange ihrer Stimmen erkannte der Schauspieler den Baron von Eulenstett und den Revierjäger Kempf. Gegen den Letzter» schien der adelige Herr sehr ungehalten zu sein und überhäufte ihn mit zornigen Reden; Kempf erwiderte schüchtern, wies aber die Beschul digung deS Andern, daß er ein fauler Schlingel sei, auf den man sich schlechterdings nicht verlassen könne, beharrlich zurück. DaS steigerte den Unwillen des Barons nur noch mehr und er schied mit dem Ul timatum von ihm, den Monatsgehalt sistiren zu wollen, sobald Kempf nicht innerhalb der nächsten Wochen den übernommenen Verpflichtungen nachkomme. Edwin zog den Kopf aus dem Fenster zurück und schloß dasselbe. Frau Riecke hatte inzwischen die Hängelampen angezündet und sich in die WirthSstube begeben. Der Heldcnspicler lehnte nachdenklich an einem Stuhle. ES hatte ihn überrascht, daß Kempf im geheimen Solde Eulenstetts stand. Was konnte diese Beiden an Rang und Bildung so grundver schiedenen Männer zu einmüthigem Handeln vereinen? Den verwerflichen Charakter deS Revierjägers kannte Edwin aus Erfahrung, während er dagegen den Baron als einen wissenschaftlich gebildeten Kavalier verehrte und schätzte, dessen Noblesse zuweilen freilich an Ver schwendung grenzte. Der junge Schauspieler hatte die Bekanntschaft Eulenstetts in dem an der belgischen Grenze gelegenen Städtchen Burtscheid gemacht, und zwar nach Beendigung einer Theatervorstellung. Der Baron zeigte sich über Edwins schauspielerisches Talent entzückt und bedauerte nur, daß der begabte Mime nicht der französischen Sprache mächtig war, sonst würden ihm bedeutende künstlerische Erfolge in Belgien und Frankreich sicher gewesen sein. Eulenstett ging, nachdem ihm Edwin seine LebenSschicksale offen mit- getheilt hatte, in seinem Enthusiasmus so weit, dem jungen Schauspieler die zu einem längeren Aufent halte nöthigen Mittel anzubieten; indessen lehnte Edwin dies dankend ab, da sein Herz all zu sehr an der deutschen Heimath hing und er nicht nach fremden Ländern verlangte. Später war er den« Baron noch einmal in Aachen begegnet, Eulenstetts Bewunderung für sein Talent hatte nicht abzenommen. Als er von dem Schauspieler erfuhr, daß derselbe alles ausbietcn werde, um endlich einmal sein HeimathSdörfchcn wieder zu sehen, machte ihm Eulenstett die überraschende Mittheilung, daß er unweit von Buchshagcn, in der Residenz seinen Wohnsitz habe, öfters nach Rechwitz komme und ihm daselbst zu begegnen hoffe. Dies war denn vor wenigen Tagen auch wirklich geschehen und allabendlich verbrachte der Baron einige Stunden in Edwins und SchwabclS Gesellschaft. Wenn der Heldenspieler an dem Charakter deS Baron« etwa« auSzusetzen hatte, so war cs dessen Hang zum Spiel. Er brach oft inmitten eines in teressanten Gesprächthemas ab und verlangte nach Karten, was für den sparsamen Schwabel und den mittellosen Edwin um so fataler war, als Eulenstett nur mit hohen Einsätzen zu spielen pflegte, wodurch da- Ganze den Anstrich deS Hazard erhielt. Der Baron trat jetzt in da» Honoratiorenzimmer, Edwin, der noch immer da« vor dem Fenster erlauschte Gespräch nicht vergessen konnte, schrak bei seinem Anblick leicht zusammen. Nach dem zornigen klang der Stimme zu schließen, die der Heldenspieler kur; zuvor vernommen, mußten die Mienen des An-