Volltext Seite (XML)
hat. Daß die regierungsfreundliche Kartellmehrheit nicht wiederkommt, ist schon jetzt ausgemacht: die Haupteinbußc haben die Nationalliberalen zu tragen. Bennigsen ist noch nicht gewählt, Miquel mit der winzigen Mehrheit von 18 Stimmen in Kaisers lautern; aber Wörmann ist in Hamburg unterlegen. Dieser Verlust ist schmerzhaft, der Reichstag verliert eine in Handels- und Kolonialfragen unersetzliche Kraft. Daß die erste Handelsstadt Deutschlands durch keinen einzigen Kaufmann oder Schiffsrheder, sondern durch drei sozialdemokratische Parteigänger vertreten ist, wird, wer nicht das Parteiinteresse als obersten Grundsatz betrachtet, nicht als ein Glück betrachten. Berhältnißmäßig erfreulich ist der Wahl- auSfall in Elsaß-Lothringen. Die deutschfreundlichen Elemente sind erstarkt; vier nationalliberalc Abgeordnete entsenden die Reichslande. Die Franzose» übersehen gänzlich diese Seite der deutschen Wahlen; sie jubeln vielmehr hell über die Wahlsiege der deutschen Sozial demokraten und thun so, als seien es französische Erfolge. Die Pariser Presse schwelgt in düsteren Prophezeiungen über die Zustände in Deutschlanv. Hagesgeschichle. — Deutschland. Zu den Gerüchten über den Rücktritt des Fürsten Bismarck aus dem preußischen Staatsministerium bemerkt heute die „Kr.-Ztg.": „Seit Anfang dieses Monats und insbesondere seit der Veröffentlichung der Kaiser lichen Erlasse, in denen die Einberufung des Staats- rathes zur Berathung von Arbciterschutz-Fragen an gekündigt wird, ist wiederholt und von verschiedenen Seiten behauptet worden, daß der Reichskanzler Fürst von Bismarck auch seine Stelle als Präsident des Staatsministeriums aufgebcn und sich ganz aus dem preußischen Staatsministerium zurückziehen werde. Diese Nachricht hat von berufener Seite keinen Wi derspruch gefunden, auch trägt sie die Wahrscheinlich keit deshalb in sich, da Fürst Bismarck schon 1884 ernstlich diese Absicht hegte und über die Gestaltung des Staatsministeriums nach seinem Rücktritte sehr eingehende Berathungen gepflogen worden sind. — Die Stichwahlen in Preußen finden laut einer bereits ergangenen Bestimmung dcö Ministers des Innern bereits am I. März statt. — In Ausführung des Alters- und In validität« - Versicherungsgesetzes wird die Errichtung von 3l Versicherungsanstalten beabsichtigt. Die königlich preußische Regierung hat ihre Bereit willigkeit erklärt, etwaigen Wünschen wegen Anschlusses von Gebietstheilen anderer Bundesstaaten an die für preußische Gebietstheile zu errichtenden Versicherungs- Anstalten zuzustimmen. Es werden für Preußen allein je eine Versicherungsanstalt für die weiteren Kom munalverbände der sieben älteren Provinzen und des Stadtkreises Berlin, dann je eine für die übrigen Provinzen linker Heranziehung von Anhalt, Lübeck. Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold, Waldeck, Hohen- zollcrn und des Fürstenthums Birkenfeld, acht An stalten für Bayern, Sachsen, Baden, Württemberg und Hessen, je eine für beide Mecklenburg, eine für die thüringischen Staaten, eine für Oldenburg-Braun schweig und die Hansestädte, sowie je eine für Elsaß und Lothringen. Sächsische Nachrichten. — Dresden. Ihre Majestät die Königin begiebt sich, dem Vernehmen nach, am Donnerstag, 6. März, zur völligen Wiederherstellung ihrer immer noch etwas angegriffenen Gesundheit auf etwa acht Wochen nach Italien. Für den ersten Aufenthalt ist Mentone in Aussicht genommen. Se. Majestät der König beabsichtigt, die hohe Frau Mitte März dort zu besuchen. — Dresden. Die Königliche Altersrenten- bank in Dresden (Altstadt, im Landhaus) läßt ge genwärtig durch ihre Agenturen neue Prospekte ver- theilen, die sich sehr vorthcilhaft von den bisherigen unterscheiden. Sie sind ausführlicher, als letztere, lassen für jedes einzelne Bcitrittsalter — und nicht mehr nur von 5 zu 5 Jahren — die Rentensätze ersehen und geben auch eine größere Anzahl von erläuternden Beispielen zu den Tarifen; diese selbst sind unverändert geblieben. — Leipzig. Mit dem Wachsthum seiner Ein wohnerzahl soll Leipzig auch in nächster Zeit zwei neue, großartige Vergnügungs-Etablissements er halten. DaS eine, zwischen der Bayerischen Bahn und Connewitzer Terrain gelegen, ist von dem Direktor des Krystallpalastcs, Herrn Ed. Berthold, angekauft. Derselbe beabsichtigt darauf ein Volkslokal in groß artigstem Maßstab a In Weißensee und Berlin ein zurichten. Tanz- und Concensäle, große Gärten und Park werden zur Abhaltung aller möglicher Ver gnügungen dienen. Auf einem Volksspielplatz werden sich ein Eiffelthurm en ininiaturn, Hippodrom, Sommertheater, CarousselS rc. erhebe». Ein zweites, niehr für die Frequenz de- feineren Publikum« be stimmtes Concert- und Gartenlokal wird im Osten der Stadt zwischen Insel- und Lange-Straße auf den jetzigen Ländereien der Hosgärtncrei von Hanisch von einem Konsortium zu gründen beabsichtigt. Endlich kommt hierzu auch der lang projektirte Umbau unsere« Zoologischen Gartens. DaS um Mitte nächsten MonatS zur Eröffnung gelangende Cafä Bauer zeigt in seiner inneren Einrichtung eine so pompöse Aus stattung, wie sie wohl kein zweites Cafe in Deutsch land, selbst Berlin nicht ausgenommen, aufzuweisen Hal. Die Berliner Architekten, die den Bau und de» dekorativen Schmuck leiteten, haben hier zum Theil ganz neue Dekorations-Effekte angebracht. Während die Wände des unteren Büffetsaales durch weg mit italienischem Marmor bekleidet, an Wänden und Decken ganz reizende allegorische Gemälde auf weisen, finden wir in den oberen ConversationSsälen zum Schmuck des Plafonds plastische farbige Porzellan blumen verwendet, die in freischwcbenden FestonS- die Holzkehlen der Decke ausfüllen nnd in Verbindung mit elektrischen Lichteffeklen einen wahrhaft zauber haften Eindruck Hervorrufen. Wie wir hören, ist dieser nenc Dekorationsschmuck, eine Pariser Erfindung, zum ersten Male in Deutschland hier verwendet worden. — Ein verliebter Vaterlandsvertheidigcr in Leip- z i g hatte sich eine andere Flamme angeschafft. Seine erste Liebe gerieth darüber aber in Zorn. Sie wollte sich Gcwißbeit verschaffen, ob der ehemals Getreue ihr wirklich untrer! geworden wäre nnd so lauerte sie ihn eines TageS ab, als sie.ihn in Begleitung der neuen Geliebten glaubte. Es war wirklich so. Aber trotz der Vorwürfe wurde der Geliebte nichts weniger als reuig, sondern schlug sie mit der Faust ins Ge sicht, daß ihr mehrere Zähne entfielen. Obendrein hieb er noch mit der flachen Säbelklinge auf den ehemaligen Schatz ein. Und das alles nach einer sechsjährigen Liebschaft. — Im Laufe dieses Frühlings wird wieder ein Wahrzeichen Alt-L eipzigS verschwinden. Die Non nen müh le soll im Laufe des April vollständig nie- dcrgerisscn werden. Mit ihrem Verschwinden werden erst die prächtigen Villen zwischen der Carl Tauchnitz- und Wächterstraßc zur Geltung gelangen, welche in neuerer Zeit dort entstanden sind. — Zu der am Montag Abend in Brand bei Freiberg abgehaltenen Wählerversammlung hatte sich auch, wie das „Freiberger Tagebl." schreibt, ein Förster von einem in der Nähe Freibergs gelegenen Orte mit seinem Geschirr begeben. Nachdem das Pferd im Stalle untcrgebracht war, verfügte sich der Herr in das Versammlungslokal, um den Reden der Parteien zu lauschen. Sobald die Versammlung vor über war, wollte sich der Herr Förster wieder auf den Heimweg machen, aber o weh! — sein Rößlcin war aus dem Stalle verschwunden und trotz allen Suchens nicht zu finden. Um nicht die Nacht über in Brand bleiben zu müssen und die Seinigen nicht in unnöthige Sorge zu versetzen, mußte sich der Förster wohl oder übel ein fremdes Pferd zur Nachhausesahrt miethcn. Als er dann zu Hause angckommen war, sich nicht wenig über den vermeintlichen Diebstahl seines Pferdes ärgernd, kam ihm wohl u. munter dasselbe aus oem Stalle entgegengetrabt, um mit freudigem Wiehern seinen Herrn zu begrüßen. Das Thier war im Gast- hauSstalle zu Brand nicht genügend befestigt gewesen, hatte, da es die Stallthüre offen sah, Freiheitsdrang in sich gespürt und war davon gelaufen, und zwar nach dem Gehöfte seines Herrn, wo derselbe es jetzt wiederfand. — Den „Dresdner Nachr." wird eine Wahl- ge schichte aus Annaberg mitgetheilt, die zwar sehr sächerlich klingt, aber, wenn sie sich bewahrheiten sollte (?), eine recht traurige Moral enthält: Kurz vor dem Wahltage kommt ein biederer Haus- und Feld besitzer in einem der Nachbardörfer Annaberg« zu dem gestrengen Herrn Gemeindevorstand und bringt demüthig folgende Bitte an: „Se wäre wissen, Herr Fürstand, daß es bei uns derheeme nicht sehre gut geht, es will gar nicht mehr langen. Da war doch vor'ge Woche Eener da, ick gloobe. Grenz (der sozial demokratische Kandidat) heeßt 'r, der meente, wenn er gewählt würde, do füllte getheelt wär'n. Das wär mir nu ooch ganz recht, wenn mer was mehr kriegten und da wullen wir, ich und meine Freindschaft, den Grenze och wählen. Ich wullte Sie, Herr Fürstand, recht sehre bitten, wenn nu nächste Wuche getheelt wird, gäbe Se mer keene Kuh, meine Alte und meine Mine können alle Beede nich melken und da möchten mer lieber e Pferd Ham, da kann mer doch och was dermit verdienen." Der Herr „Fürstand" suchte den Bittsteller zu belehren, daß es mit der „Theelerei" wenigstens nicht so rasch ginge. Es war aber alles vergeblich, der HauS- und Feldbesitzer war der festen Ueberzeugung, daß er bei der „Theelerei", die Herr Grenz nächste Woche vornehmen wird, besser weg kommt und so wollte er und „seine Freundschaft" (die Bekannten und Verwandten) Grenzen wählen, was er inzwischen wohl auch besorgt hat. — Wochenbericht der Leipziger Monatsschrift für Textil-Jndustrie aus Plauen i. V., 16. Februar. ES gereicht uns zum Vergnügen, auch heute wieder mittheilen zu können, daß der bisherige flotte Ge schäftsgang in der Stickereibranche andauert und vor aussichtlich auch ferner besteht, durch die eingegange nen Bestellungen ist wieder eine große Anzahl Ma schinen auf längere Zeit beschäftigt. England hat große Aufträge gegeben und auch von Amerika kom men gute Berichte, in Frankreich wurde eS auch leb hafter und in Deutschland hat das günstige Wetter der letzten Wochen einen voriheilhaften Einfluß auf das Geschäft gehabt. Gesucht sind namentlich Luft spitzen in allen Genres, ebenso Tüllspitzen, aber mehr billiger Qualität. Die zackigen Dessins gehen zwar noch stark, aber im Gegensatz werden auch viele gerade Muster gekauft. Auch in Cambricstickereien u. Nan- sockvolan« herrscht Leben und sind gute OrdreS ge geben worden. In Confection liegen hauptsächlich viel Aufträge vor in Spachtelkragen, Kragen und Schnuren und in Luftstickerei, aber auch in gestickten Schürzen ist sehr viel zu thun. Gardinen sind noch etwa- vernachlässigt, man hofft nun aber auf baldigen lebhaften Geschäftsgang. — Zwickau. Der vor 8 Tagen hier in der Thalstraße, auch in Pölbitz und noch in anderen hiesigen Stadttheilen aufgetretene Unbekannte, welcher in unfläthiger höchst unsittlicher Weise an kleine Mädchen sich gewendet nnd diese in Angst u. Schrecken versetzt hatte, wurde gestern hier von der Polizei beim Betteln abgefaßt und ist von den Kindern recognos- cirt worden. Es ist ein arbeitsloser Fleischcrgehilfe aus Eibenstock, welcher sich schon länger umhertreibr und nur vom Betteln gelebt Hal. — Rodewisch. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend weckten die Sturmglocken die hiesige Ein wohnerschaft aus ihrem Schlafe. Es brannte die Häberer'sche Spinnerei, die sogen. „Schinkcnmühle", vollständig nieder. Das ganze Gebäude stimmt den darin befindlichen Maschinen wurde ein Raub der Flammen. Die freiwillige Feuerwehr, welche schnell am Platze war, mußte sich hauptsächlich auf die Deckung des nahegelegenen Wohnhauses beschränken. Der Brand kam in der 3. Morgenstunde zum Aus bruch, die Entstehungsursachc desselben ist bis jetzt noch unbekannt. Ans vergangener Zeit — für unsere Zeit. Der 25. Februar 1534 'ist der Todestag eines Mannes, vor dem einstmals die Welt erzitterte: an diesem Tage wurde Wallenstein in Eger von dem Irländer Butler und dessen Helfershelfern ermordet. Durch Schillers unsterbliches Drama ist der gesammten gebildeten Welt Wallensteins Leben und Ausgang für immer näher gebracht worden: in so kurzen Worten, wie hier es geschehen müßte, den seltenen Mann zu charakterisiren, erscheint unmöglich. Nur soviel sei gesagt, daß Wallenstein zuerst es war, der die Prinzipien einer großartigen Kriegskunst feststellte und praktisch anwendete. Ungeheuer groß war die Macht dieses Mannes über das Kriegsvolk und nicht minder groß war die Macht des Aberglaubens über ihn. Er ist eine machtgebietende Gestalt des 30jährigen Krieges und im Ganzen erscheint er im Rahmen der Geschichte als eine nicht unsympathische Persönlichkeit. 28. Februar. Versailles, am 26. Februar 1871. Auf der einen Seite der eiserne Kanzler, die Friedensbedingungen diktirend, auf der anderen Seite der schmerzgebeugte, glühende französische Patriot Jules Favre. In dieser Stunde wurde jahrhunderte langes Unrecht, bourbonische Hinterlist und napoleonischer Uebermuth wett gemacht. In dieser Stunde hat die deutsche Feder nicht, wie so ost früher, verdorben, was das deutsche Schwert gut gemacht hatte. Dafür vertrat aber auch ein Mann Deutschland, der das Schwert wie die Feder zu führen wußte. Es giebt eben nur einen Bismarck. Postmeisters Käthchen. Original-Novelle von Th. Schmidt. (13. Fortsetzung.) „Du hast recht, mein theurer Neffe, wenn Du argwöhnst, ich hätte eine bestimmte Absicht mit Deiner Versetzung nach dort verfolgt. Erfahre sie jetzt schon: Wie Du weißt, trage ich mich mit der Absicht, in einigen Monaten den Dienst zu quittiren und nach H. überzusicdeln. Da ich wohl nie wieder in den hiesigen Bezirk kommen werde, so ist mir der Gedanke, meinen alten Freund in Haß und Groll gegen mich zurückzulassen, unerträglich. Einer Annäherung meiner seits ging Arndt vor Jahren leider geflissentlich aus dem Wege, und so sah ich denn keinen anderen Weg, mein Unrecht zu sühnen, als Dich nach dort zu senden, in der Ueberzeugung, daß Deinem Tact und Deiner Liebenswürdigkeit bald gelingen würde, was mir nicht gelungen ist. Suche das Vertrauen dieses leider oft schwer vom Schicksal heimgesuchten wackeren Mannes zu gewinnen. Arndt ist ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle; seine Freundschaft ist Goldes werth. Heute, wo ich ohne Weib und Kind auf einsamer Höhe stehe, fühle ich erst so recht, was ich durch jugendlichen Leichtsinn einst verloren. Ge lingt eS Dir, seinen Haß gegen mich zu bekämpfen und sein Mißtrauen zu verscheuchen, dann iverde ich Dir ewig dankbar sein." Arndt, der das Schreiben zum zweiten Male durchgelesen, fuhr sich, wie aus einem schweren Traum erwachend, mit der Hand über die Augen und ließ dann seine Blicke wieder zu dem Bilde, seiner Frau gleiten. Lange betrachtete er die milden, sanften Züge, und eS dünkte ihn, als flüstere ihre schmeichelnde Stimme ihm die Worte ins Ohr: „Zögere nicht länger, stolzer Mann: reiche ihm die Hand — hoch über dem Haß steht die Vergebung!" Ein Geräusch vor der Thür riß Arndt plötzlich aus seinem Sinnen. Schnell verbarg er den Brief in der Stickerei, und als seine Tochter gleich darauf schüchtern und zögernd eintrat, sand sie ihn am Tische sitzen, von dem er sich aber schon nach wenigen Minu . ging. T ist fü, reichst Erst«! «roße Lieber Orte" Gesich von d der u er de glückst Ji fluth schlug des P einget ihr in dabei gehört erst st aussch halt, > lange, B bruchs sich ni wußte „Post, das ü wenig, hatte Stoff an all der S der ju und n von i( fährlic entzog er vor keine ' D Einbri Berge: eigniß, Gesin, schließ dem L Berge' Gelieb ihren! heit u lich ge und h Al sich ei: langen Famil: dessen er sei, den W dem u unterh Wünst sollte. D: sckon stand welche begehr strahle der F< alles I Und a Sache: bäum, schäft Un sehend: der G: unterli abseits Flasch! er die denn t Lei ihr V' Arm > großen schaute schenke bemerk Man» Bild l Knieen möchte nicht a