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und verfolgt eure Ansprüche auf bessere Lebenshalt ung und Lebensstellung auf friedlichem Wege, auf dem euch Arbeitgeber und Staat weit entgegenkommen. Damit kommt ihr weiter als im Bunde mit den Sozial demokraten. Um nun hiernach auf unsere erste Frage zurückzukommen: Wen wollt ihr in den Reichs tag wählen? Wählt keinen Sozialdemokraten. Wählt einen unabhängigen gebildeten Arbeiter, wenn ihr zur Zeit schon im Stande seid, einen sol chen durchzubringen, sonst aber einen erprobten ein sichtigen Arbeiterfreund. Wer euch am wenigsten ver spricht; den faßt besonders ins Auge; denn das ist der ehrlichste. Arbeiter, vertraut dem eurer gerechten Sache zu geneigten Geiste, der in der deutschen Nation lebt, der unserer Zeit die Weihe giebt. Und vertraut auch ein bischen auf den alten Herrgott, der die Welt nicht erschuf und die Menschheit nicht hineinsetzte, um sie zum Hasse, sondern um sie zur Liebe zu erziehen/ — Essen a. R., 16. Febr. In einer Wähler versammlung, welche beute hier stattfand, wurde die Absendung folgender Depesche an den Kaiser beschlossen: „Viertausend Centruinswähler des Wahlkreises Essen, die heute im Skadtgarten zu Essen versammelt sind, begrüßen freudig Ew. Majestät be deutungsvolle Kundgebungen und geloben treueste Mitarbeit zur Förderung des sozialen Friedens und energische Bekämpfung der staats- und kirchenfeind lichen Bestrebungen der Sozialdemokratie. Gott schütze Kaiser und Reich!" — Frankreich. Wer geglaubt hat, daß der Boulangismus todt sei, der wird durch den Aus fall der Nachwahlen vom Sonntag doch eines an dern belehrt. Mit unerbittlicher Strenge hatte die Deputirtenkammer, wo es iinmcr nur anging, bou- langistische Wahlen für ungültig erklärt. Dafür haben nun die Ersatzwahlen stattgefunden und die Boulan- gisten errangen dabei sämmtliche Mandate wieder. Die „Rep. fr." sagt, die Wahlresultate seien traurig und erniedrigend für Paris. Der „Siöcle" erklärt, die Wahlen hätten die Fortdauer des Bündnisses der Boulangisten und der Monarchisten dargcthan. — Amerika. Laut einer Meldung aus Rio de Janeiro schafft eine Verfügung des Marschalls Fonseca nunmehr alle bisherigen Orden ab und gründet eine brasilianische Ehrenlegion. (Napoleon Bona parte läßt grüßen!) Sächsische Nachrichten. — Leipzig, 17. Febr. In welcher rohen Weise die hiesigen Sozialdemokraten vorgehen, beweist folgendes am gestrigen Tage hier vorgekommei.es Ereigniß. Der Reichstagsabgeordnete der Ordnungs parteien für Leipzig-Land, l)r. niest. Götz in Linde nau, hielt am gestrigen Tage in Zwenkau eine Wahl rede. Schon auf der Hinreise wurde er von Mit reisenden Sozialdemokraten verhöhnt und belästigt; auf der Rückreise wiederholte sich nicht nur das näm liche Gebühren, sondern steigerte sich dasselbe dahin, daß man den l)r. Götz, als er auf dem hiesigen Bayrischen Bahnhof aussticg, schubte, stieß und durch Zurufe bedrohte, ihn niederzuhauen. Einer der Haupt anführer dieses schamlosen Benehmens, ein hiesiger Tischlergeselle, wurde polizeilich festgenommen und zur Haft gebracht. Eines KommentareS bedarf dieses Auftreten der Sozialdemokraten nicht. — Bärenwalde, 17. Febr. Heute früh 4 Uhr brach in dem Scheunengebäude des Gutsbesitzers und MusikuS Johann Gottlob Ungethüm hier Feuer aus und wurde dasselbe total eingeäschert. Wohn haus und Schuppengebäude sind durch das rasche Eingreifen der Löschanstalten erhalten geblieben. Bös willige Brandstiftung ist hier zweifellos anzunehmen. — DaS Präsidium von Sachsens Militär Ver einsbund erläßt an seine Mitglieder folgenden hoch- beachtenswerthen Wahlaufruf: Kameraden! Wiederum haben wir eine bewegte Zeit vor uns, eine Zeit, zu welcher den Militärvereinen Gelegenheit ge boten ist, zu constatiren, daß sie ihrer Aufgabe voll und ganz bewußt sind. Den 20. Februar d. I. findet die Reichstagswahl statt. Kameraden! Wir sind weit davon entfernt, den Boden der agitatorischen Thätigkeit auf politischem Gebiet zu betreten, doch halten wir uns, angesichts des für uns überaus wicht igen Wahlaktes für verpflichtet, unsere Kameraden darauf aufmerksam zu machen. Wir schlagen Ihnen nicht vor, aus welcher Partei und wen sie wählen sollen, denn wir sind davon fest überzeugt, daß jeder alte Soldat recht wohl weiß, wem er seine Stimme zu geben hat. Bleiben wir gegen die Wahl 1887 nicht zurück, stehen wir auch diesmal einmüthig so wie damals zusammen, vergegenwärtigen wir uns die Worte Sr. Majestät unsres allergnädigsten Königs und erhabene» Protektors, die Allerhöchstderselbe an unserer letzten Bundesgeneralversammlung gesprochen, und der Sieg wird auch diesmal auf unserer Seite sein. Kameraden! Fehle Keiner an der Wahlurne! Wende Keiner die leider so oft zu hörenden Worte ein: „wegen meiner Stimme geht e« fort", es kann auf eine Stimme ankommcn, wir sind dies unserem engeren aber auch unsrem großen deutschen Vater lanke schuldig. Ganz Deutschland blickt auf uns und zweifelt nicht daran, daß die alten Soldaten, wie auf dem Felde der Ehre, so auch an diesem Tage ihrer Pflicht eingedenk sein werden. Der Tag der bevor stehenden Wahl ist ein Prüfstein der Militärvcreine, er soll Zeugniß davon ablegen, daß uns der Gedanke: „Mit Gott für König und -Vaterland, Kaiser und Reich!" nicht nur auf den Lippen schwebt, sondern tief in unsere Herzen eingegraben ist. Darum Kameraden! Geschlossen vor! sei unsre Loosung! In Treue fest, im Sturme treu! Sitzung des Skfirksansslhllssks der Löiiiglichen Ämtshaupt- mannschast Schwarzenberg, am 8. Februar !8!i0. Nach Einweisung des in den Bezirksausschuß neu eintreten den Herrn Gemeindevorstands und Rittergutsbesitzers Wussing in Obersachsenfeld genehmigt der Bezirksausschuß 1) die Gesuche a. des Fabrikbesitzers E. Geßner in Aue um Erweiter ung seiner Maschinenfabrik, b. Hermann Günther's in Aue um Errichtung eines Dampfhammers, o. Gustav Schuberts in Wittigsthal um Errichtung einer Schlächterei und ä. Friedrich Hermann Leonhardts gen. Meinelt in Jo hanngeorgenstadt um Errichtung einer Pferdeschläch terei daselbst bedingungsweise, 2) a. das Anlagenregulativ für Auerhammer probeweise auf 2 Jahre, b. das Regulativ, die Ausschließung säumiger Abgaben pflichtiger von öffentlichen Vergnügungsorten in Hundshübel definitiv und 3) die Beschlüsse der Gemeinden Pöhla und Bermsgrün, die Entschädigung der Gemeindevorstände in genannten Orten betr., während wegen des von der Gemeinde Grün- städtel in gleicher Sache gefaßten Beschlusses weitere Er örterungen erforderlich sind, 4) erkennt auf das Gesuch des Verlegers des Wochenblattes für Schönheide, die Benutzung dieses Blattes bei Veröffent lichung von Bekanntmachungen betr., ein Bedürfniß zur Abänderung in der bisherigen Benutzungsweise des Blattes nicht an, 8) befürwortet die Satzungen für das Wasserwerk der Stadt Aue vorbehältlich der Beachtung der dagegen gezogenen Er innerungen, 6) begutachtet den Beschluß des Stadtgemeinderathes zu Aue, Einführung der revidirten Städteordnung betr. 7) genehmigt die Gesuche a. Hermann Leistner's in Zschorlau um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein, b. Hermann Rieß in Leipzig um Erlaubniß zum Gast hofsbetrieb in Zelle und v. Christian Schwarz's in Aue um Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank, letzteres Gesuch dedingsungsweise, und 8) crthcilt zu den von a. Carl Anton Ullmann in Bockau, d. Ernst Paul Baumann in Bockau, c. Carl Gottlieb Falkner und Genossen in Zschorlau und ä. Hermann Friedrich Unger in Sosa nachgesuchten Grundstücksabtrcnnungen bez. bedingungsweise Genehmigung. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 20. Februar. (Nachdruck v-rbot-n.» Ein Jahrhundert ist am heutigen Tage verstrichen, da sich die Augen eines Herrschers für immer schlossen, der mit glühen der Begeisterung, mit einem für alles Schöne und Große schlagenden Herzen daran ging, sein Volk glücklich und zufrieden zu machen. Und doch hatte gerade dieser Herrscher, Kaiser Joseph II. von Oesterreich, der entmuthigt und verbittert am 20. Februar 1790 starb, geringe Erfolge aufzuweisen und nie mals sind die besten Absichten und redlichstes Streben krasser verkannt und durch Unverstand und Böswilligkeit durchkreuzt worden, wie bei Joseph II. Der Mann, der Religionsduldung, der die Leibeigenschaft beseitigte, der Gleichstellung vor dem Gesetze und vor der Verwaltung einsührte. der von den human sten Absichten geleitet wurde, konnte erst nach Jahrzehnten voll gewürdigt werden in der Geschichte. Kaiser Joseph war seiner Zeit vorangeeilt und deshalb hat sie ihn nicht begriffen. Aber einen mächtigen Impuls für spätere Reformen hat er gegeben, den alten Schlendrian gehörig aufgerültelt zu haben, ist sein zweifelloses Verdienst. 21. Februar. Der 21.-Februar 1861 war der Tag, an dem das Fünk chen unter der Asche zur Hellen Flamme emporloderte und einen Bürgerkrieg hervorries, wie ihn die Welt noch nicht ge sehen. Seit einiger Zeit bereits war das Verhältniß zwischen dem amerikanischen Norden und Süden ein gespanntes. Den Hintergrund bildete die Abschaffung der Sklaverei, welche der Süden verweigerte. Dieser erklärte, überhaupt aus der ame rikanischen „Union" austreten und einen Staatenbund für sich bilden zu wollen, was der Norden für unstatthaft hielt, da es sich um beschworene Verträge handle. Am 21. Februar 1861 nun constituirten sich fünf Hauptstaaten des Südens als unabhängige „Conföderation" und wählten den friiheren Kriegs minister Jefferson Davis ans Kentucky zum Präsidenten, der denn auch in den, nachfolgenden furchtbaren und langwierigen Kriege eine hervorragende Rolle gespielt hat. Vermischte Nachrichten. — Vor dem Spiegel wahnsinnig geworden. Die 20jährigc Magd Adele Faba in Wien batte kürzlich das Unglück, sich beträchtlich Brandwunden im Gesicht und am Halse zuzuziehen. Das Mädchen hantirtc unvorsichtig mit Petroleum, daß sie auf glühende Kohlen im Herd goß, und im Nu stand die Arme in Flammen. Am Mittwoch war die Patientin so weit hergestellt, daß sie das Krankenbett verlassen und sich iin Zimmer frei bewegen durfte. Zum ersten Mal nach dem Unglllcksfalle trat das Mädchen vor den Spiegel, um sich die Haare zu ordnen. Entsetzt starrte die Magd in die Scheibe, als sic gewahrte, daß ihr Gesicht durch die von den Brandwunden zu rückgebliebenen Narben fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt war. Sie geberdete sich dann plötzlich in so ausfallend exaltirter Weise, daß es den im Zimmer anwesenden Personen klar sein mußte, das Mädchen sei vom Wahnsinn befallen worden. Adele riß daS Fenster auf und war im Begriff, sich vom 3. Stock werke hcrabzustürzen, doch wurde sie an der Ausführ ung dieses Vorhabens noch rechtzeitig verhindert. Auf Anordnung des Polizcikommissariates Leopoldstadt wurde die Geisteskranke nach dem allgemeinen Kranken hause gebracht. — Kaiser Wilhelm über die deutsche Rechtschreibung. In Offizierskreisen erzählt man sich, so schreibt die „Voss. Ztg.", vom Kaiser Wilhelm eine launige Anekdote. Nach einer militär ischen Uekung nahm der Kaiser an der OffizierStafcl theil. Die Unterhaltung kam auf die deutsche Sprache. „Es ist doch noch sehr schlimm mit ihr bestellt!" meinte der Kaiser, „Sie können gewiß auch nicht die Orthographie beherrschen!" wendete er sich an einen jüngeren Offizier. Als dieser das Gegentheil behauptete, veranlaßte ihn der Kaiser, zu schreiben: der Müller mahlt, darauf: der Maler malt; dies führte der Offizier richtig aus. „Nun schreiben Sie mal: Beide malen (mahlen)", sagte der Kaiser. Da legte der Offizier die Feder fort. Standesamtliche Nachrichten von Libcnstock vom 12. bis 18. Februar 1890. Geboren: 52) Dem Maschinensticker Anion Richard Hut- schenreiler hier I S. 83) Dem Maschinensticker Gottlieb Fer dinand Weyhrauch hier 1 S. 54) Dem Maschinensticker Gustav Immanuel Müller gen. Leonhardt hier 1 T. 55) Dem Oeco- nomiepachter Ernst Albrecht Heymann hier 1 T. 56) Der ledigen Stickerin Marie Eugenie Häupel hier 1 S. Aufgeboten: 11) Der Schneider Arthur Paul Baumann in Gablenz mit der Stickerin Anna Olga Herold hier. Gestorben: 39) Der Handarbeiter Gotthilf Friedrich Louis Baumann hier, ein Wittwer, 59 I. 10 M. 20 T. alt. 40) Des Maurers Albert Jugelt hier Sohn, Lans Gustav, 3 M. 21 T. alt. sächsischen, seidefrei, offerirt pr. HK. W. 43 (Muster gratis) L. 6. TLeslsr, Samenhandlung, Leipzig. Bei Husten und Heiserkeit, Luftröhren- u. Lungen-Katarrh, Athem- noth, Verschleimung u. Kratzen im Halse empfehle ich meinen vorzügl. bewährten L Fl. 60 Pf. M-Kcichrnau.IK. Sultckss, Apoth. Allein ächt kn der Apotheke in Mbensiock. Oesterreich. Banknoten 1 Mark 72,«, Pf. Würger-Herein. Heute zur Reichstagswahl: Bockbierfest, ff. Lockwnrstchen. 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