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eintzn kurzen unfreundlichen Blick zu, der jenem nicht entgangen war. »Hat Wolf sich etwa« zu schulden kommen lassen? Er begegnete mir eben oben in der Stadt?" fragte Berger, der aus dem wie ein Irrsinniger die Stadt durchwandelnden Wolf nicht- hatte herausbringen können. .Ich habe Wolf fortgejagt! Sie können morgen Ihrem Onkel den ersten interessanten Fall au- Thal heim melden," sagte Arndt mit unheimlich blitzenden Augen; dabei zeigte er zur Seite auf den erbrochenen Schrank. »Sehen Sie dort, errathen Sie, was da bedeutet?" »Mein Gott — was ist da-? DaS sieht ja einem Einbruch ähnlich!" stieß Berger nähertretend hervor. »Jawohl, ein Einbruch. Der oder die Räuber haben einen Geldbrief mit 18,000 Mark erbeutet. Nicht wahr — da- wird Ihren Onkel morgen ganz besonders interessiren?" setzte Arndt mit einem Lächeln hinzu, da« nur bei einem Menschen beobachtet wird, den Schmerz und Erbitterung an die Grenze deö Wahnsinns gebracht haben. .Achtzehntausend Mark?" wiederholte Berger langsam, ohne die ihn verletzenden Bemerkungen zu beachten. Es war ja der Vater seine« theuren Käth- chenS, der sie aussprach, und der Zustand, in dem sich derselbe augenblicklich befand, erheischte Nachsicht. »Haben Sie Niemand im Vervacht?" fragte er, auss Höchste erschrocken von dem, was sich seinen Blicken darbet. .Rein! Der Wolf faselte vorhin von einem Kerl, der ihm im »Schwarzen Bären" Tropfen gegen Müdigkeit gegeben habe. Aber auf dessen Geschwätz ist nicht viel zu geben." ,Jm »Schwarzen Bären", wiederholte Berger nachdenkend. »Richtig, er hatte noch spät einen Eil brief an einen Fremven dort zu bestellen. — Ha! ich fange an zu begreifen! Das ominöse Telegramm gestern Abend an denselben Menschen, der hier diese Tage wiederholt nach Schluß des Schalters erschien und nach Briefen fragte. Jetzt wird mir Alles klar! Der Schurke hat hier nur die Gelegenheit für sein Vorhaben anSspionirt und den einfältigen Welf be trunken gemacht. War die Hofthllr verschlossen?" »Nein, die stand weit offen! Wolf hat sie jeden falls nicht verschlossen und somit dem Einbrecher die Arbeit erheblich erleichtert." Berger überlegte einen Augenblick, dann zog er hastig seine Uhr. „Vier Uhr", sagte er mehr für sich. »Wenn der Schurke die Stadt verlassen hat, um zu entfliehen, kann er nur den Schnellzug, der um fünf Uhr dreißig Minuten in X. eintrifft, benutzen. Da wir Nachts nirgends hin telegraphische Ver bindung haben, so muß ich ihm nach. Keine Minute ist zu verlieren. Bor der Hand möchte ich rathen, die Sache geheim zu halten; entwischt mir der Mensch, dann erhalten Sie von X. aus Nachsicht. Es ist dann immer noch früh genug für eine anderwcite Verfolgung des Verbrechers. Geben Sie die Hoffnung nicht auf, Herr Postmeister; ich hefte mich an die Fersen dieses Elenden, und sollte ich ihn Tage lang suchen müssen. Auf Wiedersehen!" Ohne eine Acußerung seines nur mit halbem Ohr zuhörendcn Vorgesetzten abzuwartcn, eilte Berger hinaus. Als er über den Hof schritt, bog gerade die um 4 Uhr fällige Post, mit Weihnachtspäckereien schwer beladen, um die Ecke des Posthauses. Berger rief dem Postillon einige Worte zu, worauf derselbe antwortete: „Jawohl, ein Schlitten mit einem Herrn. DaS Gespann gehört dem Bärenwirth. Der Reisende trug einen großen, breitrandigen Schlapphut; sonst habe ich nichts von ihm gesehen." „Er ist'S!" murmelte Berger. „Jetzt gilt cS, in «ineinviertel Stunde l2 Kilometer znrückzulegen." In wenigen Minuten hatte er die Posthalterei erreicht. Der Besitzer derselben öffnete gerade das Thor für das bald eintreffende Gespann der eben angekommcncn Post. »Gott sei Dank, daß ich Sie treffe," redete Berger den Posthaltcr an, „hätte sonst wohl noch lange klopfen müssen. Sie können jetzt einmal zeigen, was Ihre Pferde zn leisten vermögen. Ich muß nm b'g Uhr in X. zum Schnellzuge sein." Der Posthalter, welcher seine Pferde nicht gern übermäßig anstrengte, meinte, da- sei unmöglich, da die Wege verschneit seien. Aber Berger ließ keine Ausrede gelten und drohte ihm mit Entziehung der Posthaltergeschäfte, wenn er nicht binnen zehn Minuten einen Schlitten mit zwei Pferden zu seiner Ver fügung erhielte. „Ich habe einen wichtigen dienst lichen Auftrag zu erledigen und erwarte Sie bestimmt in zehn Minuten vor meiner Wohnung," schloß er und entfernte sich darauf eilends. Die Drohung hatte gewirkt. Als der junge Mann nach zehn Minuten aus der Thür seiner Wohnung trat, fuhr das Gespann unter lautem Schellengeläute gerade vor. Der Posthalter fuhr selbst und hatte die besten Pferde ausgewählt. Berger, der sich einen dicken Wintermantel umgehängt und einen secbsläufigen Revolver beigesteckt hatte, sprang in den Schlitten, und fort gings mit Windeseile der Station X. zu. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Straßburg i. E., 2. Februar. Im Laufe dieser Woche wird im Münste r eine zweite Probe beleuchtung mittelst elektrischen Lichtes stattfinden, bei welcher über hundert Glühlichtlampen funktioniren sollen. Wie das „Elektr. I." hört, ist beabsichtigt, demnächst auch Einrichtung zur Festbeleuchtung des Aeußern des Münsters durch elektrisches Licht zu treffen. Es ist dazu die Anbringung von 32 Bogenlichtlampen, welche an den verschiedenen Fanden bis zum Thurm hinauf vertheilt werden würden, sowie einer großen Zahl Glühlichtlämpchen für die Thurmspitze in Aus sicht genommen. — Köln. Das Komitee der Kriegskunst- Ausstellung, weiche in diesem Jahre in Köln ab gehalten werden soll, hatte von vornherein eine Dar stellung der deutschen Armee in einem Kriegslager in Aussicht genommen. Nunmehr ist der Plan gefaßt worden, auch eine besondere historische Abtheilung zu schaffen, in welcher die Entwickelung des Wafsenwesens von seinen ersten Anfängen in der Steinzeit an bis zur Gegenwart vorgeführt werden soll. Das Komitee hat sich deshalb an die alten Adelsfamilien Deutsch lands mit der Bitte um Ueberlassung der in ihrem Besitz befindlichen alten Waffen gewandt. Ferner werden in dieser Abtheilung mehrere große industrieelle Etablissements ihre Entwickelung von den ersten An fängen bis heute zur Anschauung bringen. — Gold in Deutschland. Ein Mineralog, Namens Daubrie hat berechnet, daß im Gerölle des Rhein von Basel bis Bingen für 225 Millionen Mark Gold enthalten sein sollen. Er wünscht, daß dieser kollossalc Schatz nicht todt liegen gelassen werde. Zur Beruhigung derjenigen, welche bei dieser Nach richt vom Goldfieber sich erfassen lassen wollten, sei mitgetheilt, daß die Kenntniß vom Goldgehalt des Rheingerölles alt ist. Schon vor 50 oder 60 Jahren ist in Baden aus dem Rhein Gold gewaschen wor den. Aus dem so gewounenen Golde hat die badische Regierung in jener Zeit Dukaten prägen lassen. Es stellte sich aber bald heraus, daß das Gold zu jedem Dukaten, welche Münze nach heutigem Gelde einen Werth von 0 Mark 40 Pfg. hatte, etwa 10 Mark Arbeitslohn kostete. Unter solchen Umständen sah sich die badische Regierung veranlaßt, die Goldwäscherei einzustellen und die badischen Rheingold-Dukaten ge hören gewiß zu den Raritäten der Münzkabinette. — Warmes Futter für Hühner. Erfahrene Hühnerzüchter wissen allerdings, wie wichtig es ist, den Hübnern während des kalten Wetters warmes Futter zu geben, doch scheint dies vielen Landwirth- innen unbekannt geblieben zu sein. Alles Futter, mag es gemischt oder rein, gequetscht oder ganz sein, sollte erwärmt werden. Wenn man Mais, der ein gutes und billiges Hühnerfutter ist, verfüttert, muß er im Ofen so weit erhitzt werden, daß er beinahe geröstet ist, dann läßt man ihn etwas abkühlen und giebt ihn den Hühnern. Gekochtes Futter, das von Zeit zu Zeit gegeben wird, sollte stets warm verfüttert werden und, wenn nöthig, sollte man es im Ofen aufwärmen. Es ist überraschend, welchen Unterschied warmes Futter während der kalten Tage auf die Eierproduktion anSübt, namentlich wenn für geeignetes Obdach und für Pflege deS Viehes gesorgt ist. Eine der besten Futtermischungen ist übrigens ein warmes Gemenge von zerquetschten gekochten Kartoffeln mit Weizenkleie und etwas Oelkuchen pulver. — Die Wanderung mit den Bienen in die Haide hat sich, wie die „Sächsische Landw. Zeit schrift" berichtet, 1889 al« sehr lohnend erwiesen. In der Bautzener Gegend betrug die Gewichtzunahme der einzelnen Völker von 2'/, bis 25 kg. (Der Stock, welcher nur 2'/, kg eingetragen, war ein diesjährig nicht starker Schwarm). Wie Bürgerschullehrer Zimmer- Bautzen beobachtete, haben sich bei dieser Wanderung die einheimischen oder deutschen Bienen am thätigslen bewiesen und reichen Ertrag geliefert. Von ihnen waren wiederum die volkreichsten Stöcke diejenigen, die den meisten Vorrath eingetragen. ES dürfte dem nach zu rathen sein, nur die starken Völker zur Wan derung in die Haide auszuwählen. Auch die Bienen züchter in der Bernstadter Gegend waren mit der Wanderung vollkommen zufrieden. — Itzehoe in Holstein, 3. Februar. Der hiesige Kirchenvorstand hat in diesen Tagen folgen den Beschluß gefaßt: „In Anlaß eines in kurzer Zeit bereits zweimal vorgekommenen Vorfalles, daß die Ausgrabung einer erst vor Kurzem beerdigten Leiche von den Angehörigen beantragt ist, weil ver sehentlich die Leiche mit Wäschestücken, in denen noch Namenszüge oder Buchstaben sich befunden haben, bekleidet gewesen, beschließt der Kirchenvorstand, daß ähnlichen Anträgen mit der nämlichen Motivirung nicht stattgegeben werden soll." Im Volke lebt hier noch der Aberglaube, daß der Tobte keine Ruhe im Grabe habe, wenn nicht vorher die Namenszüge aus der Wäsche herausgeschnitten worden sind. — Ein sächsischer Edelmann aus altem Geschlecht, welcher in der nächsten Nähe von Leipzig mehrere seit Jahrhunderten seiner Familie angehörige Rittergüter besaß, hatte 6 Töchter. Als ihn seine Frau das nächste Mal wieder mit einer Tochter er freute und der sehnlichst erwartete Stammhalter so mit ausblieb, wurde der Eheherr unwirsch und er klärte, sich scheiben lassen zu wollen. Ich bin cs zu frieden, antwortete die Gattin, aber gieb mir auch mein Eingebrachtes wieder. Bis auf den letzten Gulden! rief der Edelmann. Die Frau aber ent gegnete: Ich meine nicht mein Vermögen, sondern meine Jugend, meine Schönheit und meine Unschuld. Der Gatte schwieg, sah sie einen Augenblick an, und indem Thränen in seine Augen traten, reichte er der Frau die Hand und sagte: Vergieb, Trudchen, wir wollens beim Alten lassen! — Der reiche Töchter segen war für ihn allerdings verhängnißvoll, denn da die Güter Mannslehen waren, befanden sie sich 20 Jahre später in fremder Hand. Standesamtliche Nachrichten von Eibenstock vom LS. Januar bis 4. Februar 1890. Geboren: LS) Dem Kürschner Johann Gottlob List hier 1 T. 30) Dem Hypothekenbuchführer Bernhard Emil Tetzner hier 1 T. 31) Dem Hausmann Albert Bernhard Zeitzer hier I T. 3L) Dem Schieserdeckermeister Friedrich Wilhelm Voigt hier 1 T. 33) Der unverchel. Näherin Anna Marie Bauer in Blauenthal 1 T. 34) Der von ihrem Ehemann getrennt lebenden Bertha Pauline Köhler geb. Schramm hier 1 S. 33) Dem Musiker Friedrich August Alexander Zimmermann hier 1 S. 36) Dem Handarbeiter Heinrich Ernst Leistner hier 1 T. 37) Der unverehel. Ausschneiderin Hulda Herold hier 1 S. 38) Dem Waldarbeiter August Albert Staab hier 1 S. 39) Dem Maurer Johann Nepomuk Linkenheil hier 1 S. 40) Dem Maschinensticker Franz Emil Tittel hier 1 T. 41) Der unverehel. Näherin Anna Antonie Uhlmann hier I S. Aufgeboten: 7) Der Hufschmied Ernst Wilhelm Heß in Burkhardtsgrün mit der Wirtschafterin Erna Pauline Bau mann in Wildenthal. 8) Der Maschinensticker Gustav Her mann Unger hier mit der Stickmaschinengehilfin Marie Wil helmine Tittes hier. Eheschließungen: 3) Der Kutscher Friedrich Wilhelm Fugmann hier niit der Tambourircrin Ida Natalie Mädler hier. 4) Der Maschinensticker Hermann Emil Fuchs hier mit der Stickmaschinengehilfin Anna Aline Unger hier. Gestorben: 3L) Der Hammergutsbesitzer Christian Gott lieb Bretschneider in Wolfsgrün, ein Ehemann, 8L I. 4 M. 26 T. alt. 33) Der Apotheker Johannes Braun hier, ledigen Standes, 44 I. 9 M. 24 T. alt. 34) Der Handarbeiter Friedrich Julius Flach hier, ein Ehemann, 74 I. 5 M. 20 T. alt. 35) Des Handarbeiters Hermann Stemmler hier Zwil lingssohn, Hans, 9 M. 30 T. alt. 36) Der Zimmermann Gustav Eduard Löffler hier, ein Ehemann, 51 I. 7 M. 4 T. alt. 37) Des Handarbeiters Heinrich Ernst Leistner hier T-, Ella Frieda, 3 T. alt. Ein junger Mensch mit guten Schul kenntnissen, der Lust hat Schriftsetzer zu wcrcen, kann zu Ostern in die Lehre treten in D, NaiUXStrolXQ'S Buchdruckcrei. Confirmanden-Anzüge Confirmandcn-Jaqucts treffen in großartiger UN- üöertroffener Auswahl ein. As,ckko!§sr. 1. Lrirxsd., emptledlt sieti nur Idi8««iitiru»A von null tür «II« Neu Ik»llli^«bl4llült«^. Oouluiite LerectmrmA. Vertretung: I'irwu 6. 6. Neumann L 8okn, Libenstoek i. 8. Eine Tiimmlettäubin, roth, mit weißem Kopf u. dergl. Bauch und zwei Paar Eistauben haben sich verflogen. Der Wiederbringer er hält eine gute Belohnung in der Ex- ped Uvn v. Bl. 2aLnIi8.Isdäiicl6r empfiehlt L. Hannebohn. auf Seide sucht Ltvlitsr. Ein Familien-Logis ist zu vcrmiethen und kann am 1. April bezogen werden. Linii rittvi. werten naturgetreu und schmerzlos eingesetzt, gereinigt und plombirt, sowie auch nicht mehr passende Gebisse umgearbeitct oder reparirt c^as von Frau Toni Schmidt bewohnte Logis ist anderweit zu vermie- then und vom 1. Mai an zu beziehen.