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Amts- und Anzeigeblatt für den Erfch«i«t 1 -U . . , . >41-.« « Abonnement ökjirk des Amtsgerichts Libmßock ELZZZ sertionSpreis: die kl'einsp. ten, sowie bei allen Reich». und dessen Amgeöung. "«>.<<», Veramwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — 37. Ia»rq«n«. ' - M 13. Donnerstag, den 3V. Januar 18SV Berordmmg an die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindcvorstände. Behufs Aufnahme einer Inventur bei der Altersrentenbank sind Erörter ungen über den Lebensbcstand der Rentenanwärter erforderlich und es wird sich deshalb die Allersrentenbankverwaltung in gleicher Weise, wie dies bereits in den Jahren 1882 und 1886 geschehen, wiederum an die betreffenden Gemeinde behörden mit dem Ersuchen um Ertheilung der nöthigen Auskunft wenden. Auf Antrag des Finanzministeriums ergeht an die Stadträthe, Bürger meister und Geincinbevorstände Anweisung, den bezüglichen Anträgen der Alters- rentenbankvcrmaltung Folge zu geben, ohne dafür Kosten zu berechnen. Die Antwortschreiben an die Altersrentenbankverwaltung sind zwar unfran- kirt, jedoch mit der Bezeichnung als portopflichtige Dienstsache abzusenden. Dresden, am 25. Januar 1890 Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen HVNIivIi» Schneidermeister in Eibenstock, eingetragene Grundstück, Wohnhaus mit Hin tergebäude, Ztr. 408 des Brand-Cat., Nr. 263 des Flurbuchs Abth. .4 nebst dem Garten Nr. 343c desselben Flurbuchs und dem Flurstücke Nr. 1257 des Flur buchs Abth. II, eingetragen auf Folium 398 des Grundbuchs für Eibenstock, ge schätzt auf 16208 Mark, soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 1. Wär; 1890, Vormittags 10 Mr als Anmeldetermin, ferner der 18. März 1890, Vormittags 10 Mr als Versteigernngstermin, sowie der 28. Mlärz 1890, Vormittags 11 Mr als Termin zur Verkündung des Vertheilungsplans anbcraumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrcnden Leistungen, sowie Kostenforderungen spätestens im Anmeldetermin anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 23. Januar 1890. Königliches Amtsgericht. P-schke. Gruhle, G.-S. Bekanntmachung. Der 1. Termin Grundsteuer für 1890 ist bis spätestens zum 10. Fe bruar d. I., die Ortsschankgewerbcsteuer für I. Halbjahr und die Hunde steuer für 1890 sind bis spätestens zum 31. dieses Monats in hiesiger Stadt kasse bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung zu entrichten. Eibenstock, am 17. Januar 1890. Der Stndtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. Zu den Reichstagswahlen. Das Central-Wahlcomitü der nationalliberalen Partei erläßt nachstehenden Wahlaufruf: Deutsche Wähler! Der Tag naht heran, an welchem das deutsche Volk wiederum die Entscheidung treffen soll, welchen Parteien und welchen Männern die Vertretung der höchsten Interessen des Vater landes anzuvertrauen ist. In den Wahlen des Jahres 1887 bekundete die Mehrheit der Wähler den festen Willen, den Frieden im Innern aufrecht zu erhalten, unnöthige Konflikte mit der Rcichsregierung zu verhüten, die für die Sicherung des Friedens nach außen, wie für die Un abhängigkeit, Ehre und Machtstellung des Reiches unerläßlichen Mittel zu bewilligen und auf dieser gesicherten Grundlage unter voller Aufrechthaltung aller bestehenden freiheitlichen Einrichtungen und Volksrcchte eine Politik fortschreitender sozialer Re formen durchzuführen. Der damals gewählte Reichs tag hat diesen Auftrag getreulich erfüllt. Der von seinem Vorgänger ohne alle Noth heraufbeschworene, in der gespannten Lage Europas, deren ganze Gefahr inzwischen allgemein bekannt gewordene Thatsachen erst völlig klargestellt haben, doppelt verhängnißvolle Militärkonflikt wurde verhütet, die Wehrkraft des Reiches zu Lande und zu Wasser entsprechend den vermehrten Rüstungen unserer Nachbaren befestigt und erhöht. Durch die Reform der Zucker- und der Brannt weinbesteuerung wurden die hierfür sowie für andere dringliche Aufgaben des Reichs in absehbarer Zeit erforderlichen Mittel gewonnen und die Einzelstaaten von dem sonst in das Uebermaß wachsenden Drucke der Umlagen für Reichszwecke befreit. Nicht minder fruchtbar war die Thätigkeit des Reichstage« auf dem Gebiete wirthscbaftlicher und sozialer Reformen. Wir brauchen nur hinzuweisen auf die Verabschiedung des Genossenschaftsgesetzes, auf die Ausdehnung der Wohlthaten der Unfallver sicherung auf weitere große Berufskreise, endlich auf das hochbedeutsame grundlegende Gesetz, welches zum erstenmal in der Geschichte mehr als II Millionen Arbeiter für den Fall der Invalidität und des Alter« feste Lebensrenten sichert. Alle schon bei den letzten Wahlen von den Gegnern ausgestreuten Befürchtungen wegen angeblich drohen der Verkürzung der Volksrechte, namentlich des Wahl rechts oder der beabsichtigten Einführung von Mono polen, sind dagegen zu Schanden geworden und werden in Zukunft keinen Glauben mehr finden. Die aus dem Reichstage selbst beantragte Ver längerung der Wahlperiode auf 5 Jahre entspricht dem bei fast allen, auch den freiesten Völkern be stehenden Brauche, wird den parlamentarischen Ein fluß verstärken, die planmäßige Erledigung der Ge schäfte erleichtern und in einem Lande mit so vielen politischen und anderen Wahlen als eine Wohlthat im Interesse des inneren Friedens empfunden werden. Die freiheitlichen Einrichtungen könnten nur dann in Gefahr kommen, wenn die gemüßigten Auffassungen von bürgerlicher Freiheit, deren Ausdruck sie sind, und deren entschiedene Vertreter wir seit Jahrzehnten waren, ihre Geltung im Volke verlören. Sie sind heute von Niemand bedroht. Wahrhaft bedroht aber und gefährdet ist die jetzige, stetig fortschreitende Entwicklung Deutschlands durch den Ansturm der verbündeten Gegner. Diesen An sturm zurückzuweisen ist heute wie vor drei Jahren die gemeinsame Aufgabe aller Parteien, welche, gleich viel ob von liberalen oder konservativen Grundan schauungen bestimmt, davon durchdrungen sind, daß in der Gegenwart ein einmllthigeS Zusammenwirken einer staatserhaltenden Mehrheit mit einer starken, gerechten und wohlwollenden Regierung doppelt noth- wendig ist. Auf diesem Wege allein ist das deutsche Reich begründet, trotz aller Schwierigkeiten ausgebaut und zu seiner heutigen Machtstellung und Blüthe gelangt. Mögen die deutschen Wähler dies wohl beherzigen und sich nicht verwirren lassen durch die Lockrufe oder die Schreckgespenster, welche von einer Vereinigung von Gegnern ausgehen, die unter sich gespalten, nur verneinen, nichts gemeinsames schaffen könnten und das deutsche Staatsschiff bald wieder auf Klippen und Sandbänke führen würden. Dem nächsten Reichstage sind große gewaltige Aufgaben gestellt. Er soll vor allem die Einheit des Rechts durch die Schaffung eines den heutigen RechtSanschauungcn entsprechenden bürgerlichen Gesetzbuchs in deutscher Sprache vollenden. Er soll das Werk der sozialen Reform, das der treuen Fürsorge de» kaiserlichen Enkels übergebene Vermächtniß des großen Gründers de« deutschen Reiches, seine« ersten Kaiser», ausbauen, unter weiser Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit von Landwirthschaft, Industrie und Gewerbe, insbe sondere im Wettbewerb mit dem AuSlande. Die Bestrebungen zur Erweiterung und Durchführung eines angemessenen Schutze- der Arbeiter, wie solche von dem gesammten Reichstage wiederholt gutgeheißen wurden, sind zum Abschluß zu dringen. Wie bisher erachten wir es für unsere Pflicht, den Staat und die Rechtsordnung gegen die Umsturz bestrebungen der Sozialdemokratie zu schützen und die dazu wirklich unerläßlichen Machtmittel den Regier ungen zu gewähren. In der auswärtigen Politik werden wir auch fernerhin der bewährten Leitung unseres Reichskanzlers folge». Ihr verdanken wir vor allem die Erhaltung des Friedens und als seine feste Bürgschaft den innigen Freundschaftsbund mit den Nachbarreichen Oesterreich-Ungarn und Italien. Nachdem die geeinigte deutsche Nation gleich allen großen Völkern in Vergangenheit und Gegenwart, die ersten Schritte auf dem Gebiete überseeischer Kolonisation zur Erweiterung und Sicherung ihrer Erwerbsthätigkeit gethan hat, werden wir die vor sichtige, hierauf gerichtete Politik des Reiches auch weiter unterstützen, nicht minder die Thcilnahme Deutschlands an den europäischen Bestrebungen zur Verbreitung christlicher Kultur in Afrika und zur Unterdrückung des Sklavenhandels, befördern. Die großen außerordentlichen Bewilligungen für die bessere Ausrüstung unseres Heeres haben im wesentlichen ihren Abschluß gefunden. Es ist somit an der Zeit, das Finanzwesen des Reichs namentlich durch Einführung einer regelmäßigen Schuldentilgung besser zu ordnen und daneben auf eine Erhöhung der Gehalte der unteren und mittleren Reichsbcamten Bedacht zu nehmen. Im übrigen ist die Reform der direkten Staats- und Kommunalsteuern behufs ge rechterer Heranziehung der großen Einkommen und entsprechender Entlastung der Minderbegüterten in Stadt und Land, die Aufgabe der Einzelstaaten. Diese und andere Reformen sind nur erreichbar mit einem Reichstage, dessen Mehrheit, fern von allen persönlichen Gegensätzen und grundsätzlicher Opposition, unbefangen und unabhängig die Vorlagen der Reichsregierungen prüft und lediglich nach sach lichen Rücksichten entscheidet. Für die Wahl einer solchen Mehrheit einzutreten, ist heute mehr als jemals die Pflicht aller Vater landsfreunde. Nicht im Interesse der Partei, für da« Vaterland rufen wir unsre Freunde auf, daß ein jeder seine Schuldigkeit thue. ES ist Eure, es ist die Sache de« deutschen Reichs, um welche es sich handelt. Vereinigt Euch, bezeichnet den Mann Eures Vertrauens im Vereine mit den uns nahe stehenden Parteien, wirkt belehrend durch Wort und Schrift. Lasset Euch leiten durch die großen vaterländischen