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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . . „ . e «bonnrment x-8L-S bcnrk des Amtsgerichts Llbenjlock «-WK sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- ZeilelOPf und deffen Amgebung. Poswnstalten Veramwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ——— 37. Jahr«»»«. — M s. Sonnabend, den 4. Januar 18SO. Infolge Anzeige vom 27. dieses Monats ist heute auf Folium 135 des Handelsregisters für die Stavt verlautbart worden, daß die Firma V1. va» Ovkl- in Eibenstock erloschen ist Eibenstock, den 31. Dezember 1889. Königliches Amtsgericht. Peschke. Ttzr. Die nachstehende Bekanntmachung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 18. November 1889, das Schlachten und Berpfunden von Viehstllcken be treffend, wird hiermit anordnungsgemäß zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Eibenstock, am 31. Dezember 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bckaiilitmlichitng, das Schlachten und Berpfunden von Viehstücken betreffend. Wie das Ministerium des Innern wiederholt ausgesprochen hat, liegt die im Gesetz- und Verordnungsblatte Seite 265 abgedruckte Verordnung des Finanz ministeriums vom 26. Juli 1864 lediglich auf dem Gebiete der Steuergesetzgebung, insofern sie zur Lösung eines hierunter entstandenen Zweifels darüber Bestimmung trifft, wer der Steuerbehörde gegenüber als ein solcher anzusehen ist, welcher „das Viehschlachten gewerbmäßig" betreiben will, mithin die Voraussetzung fest setzt, unter welcher die Verpflichtung zur Anmeldung der zum Schlachten und zur Aufbewahrung des Fleischwcrks dienenden Räume bei dem Haupt-Zoll- oder Haupt-Stcueramt des Bezirks einzutreten hat. Die angezogene Verordnung hat daher weder das damals geltende Königlich Sächsische Gewerbegesetz abgeändert und abändern können, noch steht sie mit der gegenwärtig geltenden Deutschen Gewerbeordnung in Widerspruch. Da durch sie den gewerbepolizeilichen Vorschriften über die Anmeldung des Gewerbebetriebs bei den Gewerbspolizeibehördcn nicht präjudicirt wird, so ist in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob das Schlachten und Berpfunden von Vieh stücken die Kennzeichen der Gewerbsmäßigkeit an sich tragen und eventuell ob eine Verletzung der gewerbspolizeilichen Bestimmungen vorliegt oder nicht. Irrig ist daher die vielfach ausgesprochene Ansicht, daß jeder innerhalb eines Kalenderjahres nach der Verordnung vom 26. Juli 1864 bis zu drei steuer pflichtigen Viehstücken zu schlachten und verpfänden berechtigt sei und wegen un befugten gewerbmäßigen Ausschlachrens nicht bestraft werden könne. Es wird vielmehr unter Umständen auch schon wegen eines ein- oder zweimaligen Schlach tens und Berpfunden« eine Bestrafung eintreten können und hinwiederum von einer strafrechtlichen Verfolgung eines öfteren als dreimaligen Schlachtens und VerpsundenS innerhalb eines und desselben Jahres abzusehen sein. In jedem Falle aber ist davon auSzugchen, daß das etwaige Verlangen, daß Jeder, der auch nur ein Viehstück ausschlachte und verpfunde, eine mit ge werbspolizeilicher Genehmigung versehene Schlächtereianlage besitzen müsse, ein zuweitgehendes und demnach zurückzuweisen ist. Dresden, am 18. November 1889. Ministerium des Innern, von Nostitz-Wallwitz. B e k a li n t m a ch n n z. Nachdem der an Stelle des ausgcschiedenen Raths-Mitgliedes, Herrn Kauf mann Louis Anger, in das Rathscollegium neugewählte bisherige Stadtver ordneten-Vorsteher Herr Kaufmann Kart Gottfried Dörffet am 2. dieses Monats als unbesoldetes Rathsmitglied eingcwiesen und verpflichtet worden ist, wird dies hiermit zur öffentliche» Kenntniß gebracht. Eibenstock, den 3. Januar 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. N. Dienstag, den 7. Januar 1890, Nachmittaas 2 Uhr sollen im Aakk'schen Hasthofe in Lnmdshuöel folgende dort untergebrachte Pfand stücken: ca. 7 Centner Brodmehl, ca. 1 Centner Hirsemehl, ea. 60 Pfund Korn, 30 Pfund Zucker, IS Pfund Salz und l Fatz Butter öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werven. Eibenstock, am 31. Dezember 1889. Gerichtsvollzieher. Zur Jahreswende. Die Wogen und Wälder rauschen von einem Jahrhundert in das andere dasselbe geheimnißvolle Lied, nur die Menschen kommen und schwinden, schnell und ohne daß das Dasein der meisten unter ihnen merkliche Furchen in die Fluth der Geschichte zu ziehen vermöchte. Und dennoch ein ewiges Hasten u. Jagen, ein athemloses Drängen im Leben und ums Leben, wie wenn eS gälte, der Zeit einen Vorsprung abzu gewinnen, wie wenn es möglich wäre, auch nur eine Sekunde früher an's Ziel zu gelangen, als die na türlichen Bedingnisse e« gestatten. Und in unseren Tagen ist diese Hast bis in's Maßlose gesteigert, den modernen Menschen durchzuckt es ruhelos, in wilder Jagd durchstürmt er seine Erdentage und rastet nim mer, bis die Natur am Ende Halt gebietet und sich grimmig auflehnt gegen die tyrannische Gewalt des kleinen sterblichen Despoten. Jedesmal, wenn ein bestimmter Markstein erreicht ist auf dem Wege durchs Dasein, hält er inne, der ruhelose Erdensohn, um Athem zu schöpfen und rück wärts zu schauen. So geschieht'« gern, wenn das alte Jahr sich zum Scheiden rüstet und das neue heraufdämmert. Die Mythe von der „guten alten" Zeit lebt ur ewig wie die Hoffnung im Menschen. Seit Anbeginn warf die Erinnerung einen goldenen Mantel um jedes Skelett der Vergangenheit und aus rücksichtsvoller Pietät wurde ein Götzendienst, der dem Lebenden Un recht lhat. Und das moderne Geschlecht ist nicht an ders geartet, es hadert mit seiner Zeit und preist die der Vorderen, die in gleicher Weise mißvergnügt wa ren. Und doch haben wir Deutsche zumal allen Grund, unsere Zeit für besser, für glücklicher zu halten als die unserer Väter und Großväter. ES mag zugege ben sein, daß idealistische Träumereien und poetische Phantasien bester gediehen in den Tagen, da Deutsch land die Blüthe seiner klassischen Dichtung feierte, aber jedes Geschlecht hat seinen Beruf und soll sich mit dem Willen auSrüsten, daß dieser Beruf der beste sei, der ihm beschieden sein konnte. Die Begriffsbe stimmung deS hellenischen Wcltweisen, daß der Mensch ein politisches Geschöpf sei, ist in unserer Generation so lebendig zur Erscheinung gekommen, wie nimmer vordem. Politik ist aber ernste Arbeit und diese ver trägt kein idealogisches Sinnen und Träumen. Un aufhaltsam baut und zerstört die Geschichte, sie wird nicht müde, die göttlichen Güter der Menschheit auS den Trümmern alter Welten in eine neue hinüber zuretten. Und die deutsche Nation hat endlich in unseren Tagen, vor unseren Augen ihren geschicht lichen Beruf wiedergefunden, die Freude am Vater lande ist ein Gewinn, der mindestens so hoch gilt, wie die evelsten Spiele der Kunst und der Poesie. Deshalb soll man unsere Tage nicht schelten, weil sie nicht allem Genüge schaffen, was der Einzelne, was die Gesammtheit wünschen und erstreben. Es ist Niemand so thöricht zu glauben, daß in dem Neu bau der Nation nicht manches und mancherlei anders und vielleicht besser gestaltet werden könnte. Aber man muß sich nur vergegenwärtigen, wie schwer es ist, den Werth und Unwerth politischer Zustände ab zuschätzen. Jede Nation besitzt ihre eigene politische Dogmatik. Der Brite schwärmt für einen Parlamen tarismus, der am letzten Ende nichts ist als eine Herrschaft Weniger über Alle, der „freie" Schweizer begeistert sich für jede Negation der Monarchie, bei allen romanischen Völkern gelten die „Ideen von 89" kurzweg als politisches Evangelium. Und wenn man unbefangen erwägt, welcher Staat seinem Schaffen die freiesten, weitesten, vielseitigsten Ziele setzt, wird man nicht lange sich besinnen dürfen, um ehrliche Freude zu empfinden, daß der Traum der Deutschen jetzt Wahrheit geworden. Eine Mannigfaltigkeit von Kulturzwecken sucht dieser nationale Staat zu erreichen, die vordem als einander unbedingt ausschließend an gesehen wurden. Nach außen ein centralisirter Mili tärstaat ohne Gleichen gestattet er in seinen Provin zen und Gemeinden eine Selbstständigkeit, die sonst nur in neutralen Kleinstaaten möglich erscheint. Er verbindet die technische Tüchtigkeit de« monarchischen BeamtenthumS mit der freien Bewegung englischer Selbstverwaltung. Er will der Nation ihre aristo kratische Stellung in Kunst und Wissenschaft gewäh ren und sorgt dennoch durch den Schulzwang für eine Gleichmäßigkeit der Volksbildung, die sonst nur in Demokratieen besteht. Es ist wahr, wir sind zum Theil noch weit ent fernt von diesen idealen Zielen, aber der nationale Stolz der Deutschen darf heute wohl kühnlich sagen, daß kein Staat Europas berechtigt sei, den Deutschen seine Zustände als Musterbild vorzuhalten. Aus dem Widerstreit der Meinungen die Wahr heit zu finden, ist die Aufgabe aller derer, welche im Dienste des Vaterlandes zu rathen berufen sind. In unserem Parteileben fehlt es noch gar sehr an jenen mildernden Formen, welche sonst im Leben für den Niederschlag seiner Geistesbildung angesehen werden. Das Parteileben ist freilich ein nothwendiges Requisit für den modernen Begriff des Staates, es ist das unentbehrliche Mittel, aus dem Gewirr der Interessen und Leidenschaften eine» Durchschnittswillen heraus zubilden, durch Stoß und Gegenstoß der Kräfte dem Staate eine feste Richtung zu geben. Aber kein Un befangener wird leugnen, daß schließlich nicht das Bekenntniß, sondern der Drang nach Herrschaft die bewegende Kraft der Parteiung ist. Das ist eben »ich anders möglich in dieser Welt von Unvollkom menheiten. Und so darf man getrost hoffen, die neue Zeit, die den Deutschen ihren nationalen Staat ge geben hat, wird auch die EintagSgebildc der politischen Parteien wegräumcn, um neues Leben aus den Ruinen ersprießen zu lassen. Gütige Genien haben bisher da« Vaterland segenbar umschwebt, mögen sie auch im neuen Jahr weiter walten zur Größe deS Vater landes, zum Heile der Nation. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die friedlichen Aus sichten, unter denen da« Neue Jahr angebrochen ist, finden in den verschiedenen offiziellen Neujahrs- Empfängen, von denen der Telegraph berichtet, ent sprechenden Ausdruck. ES gab eine Zeit, da ganz Europa mit banger Spannung an der Schwelle de« neuen Jahres der politischen Parole lauschte, die von der Seine her gegeben wurde. Da« System politi-