Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement WLLL--L iSyirk -es Amtsgerichts Cibenstock UWZL sertionspreis: die kl'einsp. „ ten, sowie bei allen Reich»- M-w« und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SK. A--r«a«g. — — 1L4. Donnerstag, den 26. September 188S. Bekanntmachung. Zur Verhütung des Mißbrauchs der den Bewohnern des Grenzbezirks nach der Anmerkung zu Nr. 25 q. 2 des deutschen Zolltarifs eingeräumten Begünstig ung der zollfreien Einfuhr von Mehl und Brod in Mengen von nicht mehr als 3 ktz hat das Königliche Finanz-Ministerium angeordnet, vaß von den Einbringcru solcher zollfreier Mehl- und Brodmengen ortsbehördliche, für jeden Haushalt nur in einem Exemplar zu ertheilende Bescheinigungen ihrer Zugehörigkeit zum Grenzbezirk erfordert und auf diesen Menge und Datum der Einfuhr vermerkt werden. Diese Anordnung tritt mit dem 1. Oktober dieses Jahres in Kraft. Gleichzeitig wird daran erinnert, daß alle Mehl- und Brod-Transporte, für welche auf Grund der angezogcnen Tarifbestimmung die Zollfreiheit in An spruch genommen wird, auf einer Zollstraße vom Auslande einzuführen und dem betreffenden Grenzzollamte innerhalb der festgesetzten Geschäfksstunden anzumelden sind. Hierbei ist dem Letzteren die oben erwähnte Bescheinigung vorzulcgen. Zuwiderhandlungen gegen obige Anordnung oder gegen die vorstehend ein geschärften Vorschriften werden unnachsichtlich mit den gesetzlichen Strafen ge ahndet werden. Eibenstock, am 21. September 1889. Königliches Haupt - Zoll - Amt. I. V : Härtig, Obersteuerinspektor. In das Musterregister ist eingetragen: Nr- 205, Firma: «L Kegler in Eibenstock, ein versiegeltes Couvert, Serie VI, angeblich enthaltend: 37 Stück Abbildungen für Mesätze, Fabriknummcrn: 3856 bis mit 3892, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 20. September 1889, Vormittags 1 l Uhr. Eibenstock, am 23. September 1889. Königliches Amtsgericht. Peschke. Ttzr. Bekanntmachung. Im Anschluß an die durch den Stadtrath hier erlassene Bekanntmachung, einige gesetzliche Vorschriften über das stille Begräbniß betr., sicht sich der unterz. Kirchenvorstand veranlaßt, die diesbezüglichen Bestimmungen der hiesigen Be- gräbnißordnung hierüber andurch zur Nachachtung in Erinnerung zu bringen: 8 13. „Im Falle der betreffende Verstorbene einer ansteckenden Krankheit erlegen ist, hat zuvörderst die Einsenkung und Einsegnung und alsdann erst in der Parentationshalle nach Befinden die Gedächtnißrcvc mit den übrigen Feierlich keiten stattzufinden." Eibenstock, den 25. September 1889. Dcr Kirchen vorst and. BSttrich, D. Die Wahlen in Frankreich. Man darf wohl sagen, daß die allgemeinen Wahlen in Frankreich abgelausen sind, wie das Horn berger Schießen: Zwar haben die Republikaner gesiegt, aber ihr Sieg ist nicht bedeutend. Man hatte zuvor auf beiden Seiten den Mund gewaltig vollgcnommen. Boulanger hatte der Republik den Untergang dzirch die Wahlen prophezeit, Minister Constans dagegen bestimmt auf einen großen Sieg der Republikaner gerechnet. Keins von beiden hat sich bewahrheitet. Es wurden am Sonntag von den zu wählenden 576 Abgeordneten gewählt: 224 Republikaner (167 Ge mäßigte, 57 Radikale) und 159 Anti-Republikaner (86 Orleanisten, 51 Bonapartisten, 22 Boulangisten); 177 Stichwahlen sind nothwendig geworden und aus einigen überseeischen Kolonien stehen die Berichte noch ans. Vom Ausfall der am Sonntag über acht Tage stattfindenden Stichwahlen wird im wesentlichen die Gestaltung der neuen Deputirtenkammer abhängen. Wie diese Stichwahlen aber auch ausfallen mögen, so viel steht jetzt schon fest, daß die Republikaner in einer beträchtlichen Mehrheit, die vereinigte Opposition in der Minderheit bleiben werden; es bleibt mithin alles beim alten. Wären die Republikaner einig oder würden sie ihre Zwistigkeiten unter sich abmachen, dann bliebe der gejammten Opposition nur die wohl- thätige Rolle des Salzes übrig, welches die staatlichen Verhältnisse gegen die Verdumpfung schützt. Aber die Republikaner sind nicht einig. Clemenceau hat schon in seinen Wahlreden angekündigt, daß er nur zu Wahlzwecken mit den Gemäßigten Hand in Hand geht, nach den Wahlen aber wieder fest auf seinem radi kalen Programm bestehen will. Hieraus ergiebt sich, daß der jeweiligen Regierung stet» Schwierigkeiten entstehen werden, wie dies schon seit vielen Jahren der Fall ist; die Opposition stimmt gegen jede republikanische Regierung; sowie eS also einer der republikanischen Gruppen genehm ist, ein Ministerium zu stürzen, kann sie ihren Willen durch setzen, weil die „Rechte" dafür jederzeit mit all' ihren Stimmen zu haben ist. Die Neuwahlen haben also die Republik! weder schwer erschüttert, noch erheblich befestigt. Die Re publik bleibt, aber auch die Unsicherheit der inneren Verhältnisse, der ewig drohende Minister- u. System wechsel. Der BoulangismuS als solcher aber ist bei den Wahlen gänzlich unter die Räder gekommen. Alle Interessenten hat Bonlanger auf den Ausfall der Wahlen vertröstet: Diese letzteren haben ihn nur in 22 von 576 Kreisen Siege gebracht — das ist ein viel zu geringfügiges Ergebniß im Vergleich zu den Unsummen, die der BoulangiSmuS seinen Hinter männern kostet. Den französischen Republikanern ist durch die Wahlen eine neue 4jährige Frist gegeben worden, um ihre Republik so auszubauen, daß sie den Franzosen selber wohnlicher erscheint. Denn was viele der Wähler abgehalten haben mag, der Verlockung gegen die Republik zu stimmen Folge zu geben, ist wohl die Ucberlegung, daß die erkennbaren Uebel leichter zu ertragen sind, als die noch unbekannten, zu denen man möglicherweise nach dem Sturze der Republik gelangen könnte. Von der Klugheit und dem Pa triotismus der Republikaner wird es also abhängen, ob die Republik von neuem inneren Stürmen aus gesetzt wervcn wird, oder ob sich die innere Lage so weit befestigt, daß die Republik endlich als gesicherte Staatsform Frankreichs betrachtet werden kann. 'Noch auf eins mag hier besonders hingewiescn werden als auf einen Beweis, daß in Frankreich meistens das Unwahrscheinliche Ereigniß wird. Das gegenwärtige Ministerium Tirard-Constans wurde bei seiner Bildung allgemein als ein Verlegenheit--Ka- binet bezeichnet. Es hat sich aber als das thatkräf- tigste und klügste aller bisherigen Ministerien der Republik erwiesen. Rücksichtslos ist es dem Bou- langismus zu Leibe gegangen, hat die Haupträdels- führer zu Verbrechern gestempelt, deren Wählbarkeit zu Nichte gemacht und selbst den Ruf „Hoch Bou langer!" als einen staatsverrätherischen behandelt. Auf die Wahlen hat es einen enormen Druck aus geübt — und diese Energie scheint den Franzosen imponirt zu haben. Es wäre ein sicheres Kennzeichen für die Klugheit der Majorität der neuen Kammer, wenn sie diesem Ministerium keinen Knüppel zwischen die Beine werfen würde. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die „Berl. Börs.-Ztg." meldet: Der Kaiser von Rußland wird nach den abgeschlossenen Verhandlungen mit dem Hofe in Berlin »unmehr bestimmt acht Tage nach Rückkehr des Kaiserpaares vom Besuche der großherzoglich mecklenburgischen Familie in Schwerin auf die Dauer von drei Tagen in Berlin eintreffen. Diese Nachricht ist offiziell. Für die Zeit der Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin in Schwerin, wohin die Fahrt am 1. Oktober erfolgt, haben auch der russische Botschafter in Berlin Graf Schuwalow und Gemahlin eine Einladung vom Großherzog und der Großherzogin von Mecklenburg, welche letztere bekannt lich eine Tochter des russischen Großfürsten Michael Nikolajewitsch ist, erhalten. In das Festprogramm zu Ehren der Anwesenheit des Czaren in Berlin ist auch ein Dejeuner in der Berliner russischen Bot schaft ausgenommen. — Der Kaiser und die Kaiserin empfingen den Vertreter Edison«, Herrn Wangemann, welcher den Majestäten den neuen Edison-Phonographen vorführte. Der Kaiser widmete dein Apparat, der auch beim Sprachunterricht (Erlernen der Aussprache) Dienste leisten soll, großes Interesse. Herr Wange mann wird nochmals nach Potsdam berufen werden, damit die Stimme des Kaisers, der Kaiserin und dcr kaiserlichen Prinzen auf den Phonographen übertragen werden. Fürst Bismarck und Graf Moltke werden sich den Apparat noch im Laufe dieser Woche vor führen lassen. — In der Paßfrage an der reichsländischen Grenze ist nunmehr die Entscheidung des Kaisers erfolgt. Laut der „Straßburger Post" hat derselbe das Gesuch um die Aufhebung bezw. die Erleichterung des Paßzwanges abschlägig bcschieden. — Die Anlage eines Kriegshafens an der Elbmündung soll nach Meldungen aus Marine kreisen nunmehr als sicher gelten. Wie Kiel am Ostende des Nord-Ostseekanals, so würde diese neue Befestigungsanlage das Wcstcnrc des Kanals decken. — Italien. Wie die Zeitung „Piccolo" meldet, würde der Angeklagte Caporali dem Schwurgericht und nicht dem Zuchtpolizeigericht überwiesen werken. Der Staatsanwalt fasse das Verbrechen Caporali's als Mordversuch mit Vorbedacht und aus dem Hin terhalt auf und stütze sich dabei auf die Thatsachcn, daß Caporali in der Nähe der Crispi'schen Villa umherstreichend gesehen worden, daß ein bei der Mutter Caporali's beschlagnahmter Brief des Ange klagten von einem großen Vorhaben mittels einer natürlichen Waffe spreche, und daß Caporali den Stein, womit er Crispi verwundete, dergestalt zuge richtet habe, daß derselbe eine schneidende und zer schmetternde Waffe bildete. — In Dänemark fängt man an, einzusehen, daß die beste Politik eine solche sein würde, welche sich an den Dreibund anlehnte. Ein Buchhändler, cancl. jur. Philipson hat eS kürzlich gewagt, dieser Ansicht in öffentlicher Versammlung Ausdruck zu geben. Er vertheidigte den Gedanken eines Schutz- und Trutz- bündnisseS mit Deutschland und — erntete damit lebhaften Beifall. Kenner der dortigen Verhältnisse bezeichnen diese Stimmung als den wahren Ausdruck der öffentlichen Meinung Dänemarks, und zwar des liberalen Dänemarks. Denn daß die gegenwärtige konservative Regierung gerade das entgegengesetzte Ziel verfolgt, ist bekannt. Man braucht nur an die Befestigung Kopenhagens zu erinnern und die Be deutung dieser Maßnahme sich klar zu macken, um zu wissen, welcher Geist in den gegenwärtigen Macht habern wohnt. „Das einzig Richtige und Vernünftige für unS", so äußerte Redner, „wenn wir an einem Kriege theilnehmen sollen, ist, unS an Deutschland und seine Verbündeten anzuschließen. Siegen die, so ist doch eine Möglichkeit für eine bessere Behand lung der dänischen Bevölkerung in Nordschleswig,