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bruder Hans Eichler, willst Du ihm Deine Tochter verweigern, wenn ich für ihn bitte, wenn wir alle hier für ihn bitten?" Schnell wandte sich der Oberst zu der Thür, riß diese auf und zog Franz und Mariechen herein, „Nun, HanS Eichler, giebst Du Deinen Segen?" „Ja, tausendmal ja," schluchzte Vater Eichler und um armte nach einander den Schwiegersohn, den Oberst, sein« Tochter und die Kameraden und nun löste sich der Bann, der auf allen gelegen hatte und ein Hurrah! ging durch den Saal, wie damals bei Seda», so daß die Wände erzitterten und wieder Hurrah! und nochmals Hurrah! und die Zungen waren lose geworden und ein Toast nach dem andern stieg und der Oberst als Heirathsstifter mußte leben und der Schwiegervater und der feuerverachtende Lechner und seine Braut und die Frau Oberst -c. kein Ende, „Kinder," tönte da des Obersten Stimme durch den Wirr warr, „«S ist Zeit, unsere Ehefrauen warten; heute Abend seid Ihr alle meine Gäste." — Hei war das ein lustiger Abend und wie trefflich und ungezwungen amüsirte man sich. Ein Jahr später sehen die „drei Kronen" wieder ein ebenso lustiges Fest, es wird die Hochzeit gefeiert von Marie chen Eichler und dem Ingenieur Franz Lechner, auch Herr und Frau Oherst von Sandow sind Gäste. Aus schweren Tagen. Ein« Erzählung aus der Zeit Napoleons l. von Rudolf Lossen. Schluß. (Nachdruck verboten.) „Ein Reiter ohne Pferd!" sagt er, bitter lächelnd, „bis zum Wald hat mich mein braver Schimmel noch getragen, dann ist er hingesunkcn." „Sie haben noch den letzten Strauß für uns mit gefochten?" fragte Samuel. „Ja, aber da war alles umsonst! Wir schlugen tüchtig drein, aber wir waren iin Nu umringt, um wickelt von der Uebermacht, — glücklich, wer sich noch durchschlug wie ich!" „Ich habe Herrn von Wollin gesehen bei den preußischen Husaren." „Was? Nun, da hätte wohl wenig gefehlt, daß wir Hiebe getauscht hätten, 's ist besser so!" Ein Rufen erhob sich: „Was tausend lebt ihr auch noch? Woher kommen die? Sind denn die Zweier und Siebener nicht alle todt und gefangen?" Im Licht des Feuers tauchte aus dem WaldeS- dunkel ein Haufe Soldaten, die man für Leute vom 2. und 7. Regiment erkannte, — pulvergeschwärzt, blutbefleckt, abgerissen, manche von andern gestützt und geführt. Sie sanken an den Feuern nieder. Sie redeten wenig, man erfuhr nur, wie cs ihnen in Getümmel, Staub und Dämmerung gelungen sei, sich von den Haufen Gefangener wegzuschleichen und mitten durch Feindesschaaren bis hierher zu kommen. Sie erzählten, wie sie beim Rückzug auf Rohrbeck, bloßgestellt durch das Weichen der Italiener, sich in Ouarree stellen mußten gegen die ansprengende Rei terei. „Den ersten Ansturm," erzählte ein Feldwebel vom 2. Regiment, „schlugen wir ab. Unser Oberst Bauer stand wie ein Fels unter uns. Hätten die Preußen keine Artillerie zur Hand gehabt, wir hätten uns alle durchgeschlagen. Aber nun schmetterte es in unsere Glieder mit Kartätschen, und in die Lücken brachen die Reiter. Unser Oberst Bauer hatte schon zwei Schußwunde», sie bieten ihm Pardon: — „Feuer!" schreit er uns zu, — nun hauen sie auf ihn ein, ein Kosack stößt ihm die Lanze in den Leib, er sinkt zur Erde, schreit: „Feuer, Kameraden, Feuer!" und stirbt wie ein Held!* Wer noch nicht gefallen war vom 2. und 7. Regiment, mußte die Waffen strecken." * * * Die Württemberger haben bei Dennewitz 2259 Mann verloren! * * * ES war ein warmer 'Novembertag. Viele Fenster in dem Städtchen X. öffneten sich und freundliche Grüße wurden den vier Spaziergängern zugerufen, die durch die Gasse dem Thore zu das Freie auf suchten. Voran ging ein stattlicher junger Mann, dem man, obwohl er nicht in Uniform war, den Militär ansah, am rechten Arm führte er eine zarte Mädchengestalt, zur Linken aber hing der Rockärmel leer hernieder, der linke Arm des jungen Mannes fehlte. Aber wie glücklich die beiden jungen Leute einander in die Angen sahen! Sie schienen nichts zu vermissen, ihnen fehlte nichts zu ihrem Glücke. Und wenn eS das nachfolgende alte Ehepaar auch nicht ohne schmerzliche Wehmuth sehen konnte, wie der schöne, kräftige Sohn eines Gliedes beraubt war, so ruhten doch auch ihre Blicke friede- und freude voll auf den voranschreitenden Verlobten. Wie vieles hatte der mit andern Kranken und Blesstrten heim gekehrte Samuel erzählt: wie er am 2. Oktober, als Blücher den Elbübergang bei Wartenburg durch die Preußen unter General Jork in mörderischem Kampf erzwingen ließ, unter den 1500 Mann stand, bis auf welche die württembergische Infanterie durch Kämpfe und Strapazen zusammengeschmolzen war, und von Morgens 7 Uhr bis Mittags 2 Uhr gegen die Uebermacht den Elbdamm bei Bleddin mitvertheidigte** wie ihn dann auf dem Rückzug die Kugel traf, die ihm den linken Arm kostete. Man sprach dann von dem großen Umschwung der letzten Wochen, von der Schlacht bei Leipzig, vom Uebertritt Württembergs zu den Gegnern 'Napoleons, und der Posthalter rief auS: * Historisch. "" 560 Mann verloren sie dort! „Samuel, ich glaube fast, in den jetzigen Krieg, gegen Frankreich und unter unserem prächtigen Kronprinz Wilhelm, würde ich Dich ziehen lassen, wenn Du den Arm noch hättest. Doch, — ich weiß wahrhaftig nicht, ob ich« dann auch auS- haltcn und überleben würde." „Auch ich," sprach Samuel, „wäre trotz all des Schrecklichen, das ich verlebt habe, bereit, den letzten Strauß auf der Seite der Freiheit lind des Rechts mit auSzufecbten. —" „Ja, Du böser Mann!" fiel Nanettle ein, „Du würdest mir wahrhaftig noch einmal davon laufen. Aber jetzt haben wir Dich und behalten Dich!" Sie wollten eben von der Landstraße weg ab biegen in den Heckenweg, der zu Schalters Garten führte, da nahte sich ihnen auf der Straße langsamen Schrittes ein Spaziergänger, ein fein gekleideter, hoch gewachsener junger Mann, in einiger Entfernung von einem Diener begleitet. Kaum erkannte ihn der Posthalter, so eilte er auf ihn zu und begrüßte ihn mit ehrerbietiger Verbeugung. Der Herr aber schüttelte ihm und Samuel und den Frauen herzlich die Hand. E« war Graf FelSeck. „Wie danke ich Gott," sagte der Posthalter, „daß er Sie behütet hat, der Sie einst in Rußland der Retter meines Sohnes waren! Nun sind Sie auch auS diesem Feldzug gesund und in Ehren heimgekehrt!" FelSecks Gesicht verfinsterte sich. „In Ehren?" rief er. „Wissen Sie nicht, daß ich noch vor der Schlacht bei Leipzig zu General NormannS Brigade gekommen bin?" „Ah," sprach Schalter, „Sie gehörten auch zu den Männern, die nicht länger gegen ihre Brüder fechten wollten?" „Wahrlich, die Brutalitäten der Franzosen gegen uns bei Dennewitz und sonst haben auch mir, die Augen vollends geöffnet! Ich stimmte mit Freuden zu, als Normann uns bei Leipzig fragte, ob wir zu den Deutschen hinübergehen wollen. Und nun. Sie wissens ja, welcher Lohn uns daheim geworden ist: wir sind alle infam kassirt! Das ist das Ende meiner Kriegerlaufbahn!" Er schwieg eine Weile düster und sagte dann: „Aber ich vergesse, warum ich hier bin. Ich sollte Grüße bringen vom Bruder der Jungfer Braut hier —" „Von Richard?" rief Nanettle erstaunt und fröhlich. „Ja, ich traf ihn bei Leipzig, nach unsrem Ueber tritt, in den Reihen der Preußen. Ich hätte den Husaren nicht erkannt, aber er erkannte mich, und redete mich an. Er läßt sagen, eS gehe ihm gut und er werde noch schreiben ; er wolle beim preußischen Militär bleiben. Er war indeß sehr betrübt; sein Herr ist bei Leipzig gefallen." „Herr v. Wollin ist todt?" riefen Samuel und sein Vater schmerzvoll. „Ja," sprach Felseck und eine Thräne trat ihm inS Auge, „er ist einen schönen Reitertod gestorben. Er ist der Glückliche!" * * * Bei Samuels Hochzeit stand an NanettleS Seite Friedrich Koch mit seinem Weibe: auch er und der trauernde Herr Spezial waren im Gedächtniß ver gangener Zeiten tief bewegt. Als Samuel verheirathet war, setzte sich sein Vater bald zur Ruhe, und nach einem friedvollen Alter in der Pflege ihrer Kinder gingen Samuels Eltern zur letzten Ruhe ein. Auch Samuel hat nach langer glücklicher Ehe die treue, heißgeliebte Gattin überlebt. Er war immer ein sehr ernster Mann. Als die Stürme der 48er Jahre los brachen, da waren auch Samuels freudige Hoffnungen auf Herstellung der deutschen Einheit gerichtet; als aber auch in X. eine wüste Demagogie sich breit machte, da zog er sich zurück und sagte ost: „Ihr hättet in meiner Jugendzeit leben sollen, damit Ihr jetzt wüßtet, was Ihr an Eurem König Wilhelm habt!" — Der Krieg von 1866 mit Preußen beugte ihn zuerst tief. „Das hätte ich nicht gedacht," sprach er, „daß ich noch einmal einen Krieg Deutscher gegen Deutsche erleben müßte!" Als er aber hernach sah, wie sich die Deutschen nur fester zusammenschlossen, da belebten den ehrwürdigen Greis neue vaterländische Hoffnungen. Oft hörte man ihn sagen: „Die deutsche Einigkeit, — das ists, was ich noch erleben möchte!" — DaS Unbegreiflichste war ihm, wenn er zuweilen Unzufriedene sagen hörte: „Lieber noch französisch als preußisch!" Dann rief er auS: „Ihr Narren, wisset Ihr auch, welches Elend Ihr über Euch herauf beschwört, und wie viel Blut eS gekostet hat. Euer Vaterland auS dieser tiefen Schmach herauSzureißen?" „Der Schalter wird wahrhaftig wieder ein Jüng ling!" hieß eS unter den Leuten in X. nach den 70er Siegesbotschaften von Weißenburg, Wörth, Saar brücken und Metz. Als aber die Glocken die Feier des Siege- von Sedan einläuteten, da ging die Nach richt durch die Stadt: „Soeben ist Samuel Schaller in seinem Lehnstuhl sanft und stille verschieden!" Seine Hand lag auf der Bibel, ein Lächeln spielte um seine Lippen, — und durch die Lüfte wogte der Glockenton und die Fahnen walteten im Windhauch. Vermischte Nachrichten. — Eine brennende Braut. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich vor einigen Tagen in der 9. Stunde in der Kurfürstenstraße in Berlin. Die Tochter eine« dort wohnenden Former« beging die Hochzeit mit einem Kollegen ihres Vaters, dem For mer E. Al« am Abend die Hochzeitsgesellschaft in der Wohnung der Neuvermählten an der Tafel saß, stieß die junge Frau durch eine unvorsichtige Beweg ung die vor ihr auf dem Tisch stehende Petroleum lampe um, deren brennende Flüssigkeit alsbald das Tafeltuch entzündete. Bei dem Versuche, das Feuer zu löschen, geriethen die Kleider der Braut in Brand und binnen wenigen Sekunden stand das duftige weiße Gewand derselben in Hellen Flammen. Die BedauernSwerthe warf sich mit gellendem Schmerzens geschrei auf den Fußboden nieder, während der junge Ehemann bemüht war, seiner jungen Frau Hülfe zu bringen, wobei er selbst nicht unerhebliche Brandwun den an beiden Händen davontrug. Schließlich gelang eS durch Aufwerfen von nassen Decken, das Feuer zu ersticken, doch hatte die Unglückliche so schwere Ver letzungen davongetragen, daß ein hinzugerufener Arzt die eilige Ueberführung der E. nach einem Kranken hause anordnete. Auch der junge Gatte dürfte, da beide Hände desselben nicht unerhebliche Brandwunden aufweisen, für längere Zeit arbeitsunfähig sein. — Von unserer Kaiserin erzählt man in Potsdam folgende kleine Episode, — welche wir na türlich nicht verbürgen wollen. Als die Kaiserin vor einigen Tagen ohne jedwede Begleitung zu Fuß einen Spaziergang machte und die in der Albrechtstraße belegens Wohnung des Herrn von Mirbach aufsuchen wollte, fand sie in der Nähe derselben einen Wagen stehen, von dem verschiedene Frauen Kohlen abluden. Die Kaiserin, in ihrer einfachen Toilette von Nie manden erkannt, sagte zu einer der Frauen, welche mit einer Kiepe Kohlen beladen, direkt auf dem Bürger steig stand: „Nun hören Sie, liebe Frau, die Passage wird aber durch Sie beengt." Dies entfesselte indeß nun den Redefluß der Frau, welche ärgerlich entgeg nete: „Na Sie werden wohl durchkommen, da sind schon ganz andere, wie Sie, durchgekommen. Auf den Hof können wir mit den Wagen doch nicht ruff- fahren." Die Kaiserin mußte herzlich über diese Antwort lachen und setzte ohne Weiterungen ihren Weg fort. Als man gleich darauf der Kohlenfrau sagte, mit wem sie gesprochen, gerieth sie in große Bestürzung, lief der Kaiserin nach und bat unter Thränen um Verzeihung. Die Kaiserin wehrte aber mit den Worten: „Es ist schon gut, liebe Frau," lächelnd jede Entschuldigung ab. — Probates Mittel. Frau: „Denken Sie sich, Herr Doktor, mein lieber, verständiger, guter Mann, mit dem ich nun schon seit vielen Jahren in der glücklichsten Ehe lebte, hat sich neuerdings einen großen Fehler angewöhnt. Er geht nämlich öfter als sonst Abends aus, und wenn er dann nach Hause kommt, ist er durch das unschuldigste Wort von mir zum Zorne zu reizen. Gräßlich, unser Eheglück ist gestört! Nicht wahr, dagegen giebt es kein Mittel?" — Doktor: „Sie thun mir recht leid, liebe Frau . . . aber es ist Ihnen doch noch zu helfen, ganz sicher zu helfen, freilich nur durch ein sympathisches Mittel!" — Frau: „Ach, bester Herr Doktor, Sie machen mich wirklich zum glücklichsten Menschen der Welt! Bitte, sprechen Sie!" — Doktor: „Ich habe nämlich ein vortreffliches Wasser, die ^<zua kontana (d. i. Quellwasser) das ich Ihnen geben werde. Sollte Ihr lieber Mann wieder heftig werden, so nehmen Sie eine halbe Tasse davon in den Mund und behalten es wenigstens sechs Minuten lang darin. Je wärmer nun das Wasser in Ihrem Munde wird, je sichtlicher wird Ihres ManneS Zorn verschwinden!" — Immer besser! Junger Ehemann: „Weißt Du, mein Kind, ich denke, unser Wortschatz an Kose- Ramen ist groß genug, ohne daß Du inS Thierreich zu greifen brauchst. „Herzchen" und „Schnuckelchen" sind gut genug. Verschone mich also mit „Mätzchen" und „Mäuschen" und „süßes Thierchen." — Gattin: „Aber, Du Schaf, das geschieht ja doch nur aus Liebe!" — Abgeblitzt. Geck: „Siegehen schon, mein Fräulein, es scheint, meine Gesellschaft genügt Ihnen nicht!" — Fräulein: „Im Äegentheil, sie ist mir eher zuviel!" Standesamtliche Nachrichten von Eibenstock vom 28. August bis 3. September 1888. Geboren: 209) Dem Maurer Alban Gustav Schönfelder hier 1 T. 2W) Dem Fabrikarbeiter Friedrich Emil Schott hier 1 S. 211) Dem Maschinensticker Gustav Heinr. Strobelt hier 1 S. 212) Dem Maschinensticker Ernst Magnus Stah mann hier 1 T. 213) Dem Maschinensticker Karl Emil Unger hier 1 S. Aufgeboten: 37) Der Waldarbeiter Bernhard Emil Ditte« hier mit der Stickerin Marie Emilie Hutschenreuter hier. 38) Der Maschinenstickcr Ernst Emil Schmidt hier mit der Ma- schinengehülfin Hulda Emilie Bahlig hier. Eheschließung: 3K) Der Handarbeiter Karl Moritz Oettel hier mit dem Dienstmädchen Kunigunda Christina Ludwig hier. Gestorben: IK2) Des Tischlers Gustav Müller hier Sohn, Hans Gustav, 8 M. 1 T. alt. 183) Des Hausmanns Ernst Gustav Ungethüm hier Tochter, Anna Auguste, II M. 2 T. alt. 184) Der Schlosser Franz Ignaz Ott in Wildenthal, ein Wittwer, 75 I. 10 T. alt. 165) Der Maurer Albert Anger hier, ledigen Standes, 32 I. 4 M. 19 T. alt.