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Amts- und Anzeigeblatt für den MM Wrk -es Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kleinsp. o Pf und dessen Amgeöung. Abonnement viertclj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 1«S 188S Verantwortlicher Redacleur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3«. Z-Hrgang. Donnerstag, den 5. September Wegesperrung bctr. Wegen Beschotterung des Blauenthal - Neidhardtsthaler Communications- wcgeS vom „neuen Werke" in Neidhardtsthal an bis zum Auftreffen auf die BahnhofSstraßc in WolfSgrüu wird genannter Coinmunicationsweg auf die Zeit vom 9. vis 20. Septemver 1889 für den Fährverkehr gesperrt und letzterer auf die Schnccberg-Eibenstocker- bez. Eibenstock-HundShllbler fiskalische Straße verwiesen. Schwarzenberg, am 2. September 1889. Königliche Amtshauptmannschast. I. V.: Stadler, Bezirksassessor. St. Dic ErWMiiMahicn zum Landtag betr. Nachdem in Nr. 2o4 der „Leipziger Zeitung" vom 2. laufenden Monats ab gedruckten WahlauSschrciben des Königlichen Ministeriums des Innern sind für den 41. Wahlkreis des platten Landes (Bezirke der ehemaligen Gerichtsämtcr Reichenbach, Lengenfeld, Kirchberg und Schneeberg'», sowie für den 42. Wahlkreis des platten Landes (Bezirke der vormaligen Gerichtsämter Schwarzenberg, Jo hanngeorgenstadt und Eibenstock) Ergänzungswahlcn zur II. Kammer des Land tages vorzunehmen und ist der Tag der Abstimmung auf den 15. Hkloöer 1889 festgesetzt. Bei diesen Wahlen verbleiben die Wahlbezirke in ihrer bisherigen, im Jahre 1868 durch die Beilage -md O Zu der Ausführungsverordnung zu dem Wahl gesetze vom 4. Dezember 1868 bestimmten Zusammensetzung. Hiernach haben vom Gerichtsamtsbezirk Schwarzenberg die Gemeinden Bernsbach, Waschleithe mit Haide, Förstel, Mittweida, Markersbach mit Unter scheibe, Tellerhäuser, welche im Jahre 1868 zu deu vormaligen GcriLtsamtsbe- zirken Grünhain, Scheibenberg und bez. Oberwiesenthal gehörten und somit zur Zeit einem anderen Wahlbezirke einverleibt sind, an der jetzigen Wahl im 42. Wahlkreise nicht Theil zu nehmen. Bei Bekanntmachung dessen wird zugleich darauf hingcwicsen, daß jedem Betheiligten freisteht bis zum 9. September 1889 gegen die Wahllisten bei dem mit Führung der letzteren beauftragten Organe — dem Gemeindevorstande — Einspruch zu erheben. Sämmtlichc Wahllisten der Ortschaften der ehemaligen Gerichtsämter Schwar zenberg — (mit Ausnahme der vorstehend namhaft gemachten) — Johannge orgenstadt, Eibenstock und Schneeberg sind nach Ablauf obiger Frist vurch die Herren Gcmeindevorstände bei Vermeidung von 10 M. Strafe sofort unter Bei fügung der gegen die Liste etwa erhobenen Einsprüche und der darauf bezüglichen Eingaben anher einzureichen. Schwarzenberg, am 4. September 1889. Königliche Amtshauptmannschast. I. V.: Stadler, Bez.-Ass. E. In das Musterrcgister ist eingetragen: Nr. 199, Firma: «L in Eibenstock, ein versiegeltes Packet, Serie IV, angeblich enthaltend: 30 Abbildungen für Be sätze, Fabriknummern: 3773 bis 3780, 3785 bis 3806, Flächenerzeugnissc, Schutz frist 3 Jahre, angemcldet am 31. August 1889, Vormittags '/z12 Uhr. Nr. 200, Firma: Udlnolt L ULe^lei» in Eibenstock, ein versiegeltes Packet, Serie V, angeblich enthaltend: 30 Abbildungen für Be sätze, Fabriknummern: 3807 bis 3836, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 31. August 1889, Vormittags ^/,12 Uhr. Eibenstock, am 2. September 1889. Königliches Amtsgericht. I. V.: Ass. Hänel, H.-R. Ttzr. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die Prophezeiung Rudolf FalbS, daß nach dem feuchten Segen, den die HundS- tage ganz im Widerspruch mit ihren kalendermäßigcn Verpflichtungen herauf oder korrekter hernieder ge bracht haben, der Monat September noch einmal einen Johannistrieb der Natur wecken würde, scheint sich nicht blos für die Meteorologie zu bestätigen, auch die Wcttermachcr der Politik lassen alle charak teristischen Erscheinungen der Sommerferien noch ein mal lebendig werden und beackern das Feld der Phan tasie mit unermüdlichem Flciße. Die schon wohl ein Dutzendmal auf- und niedergetauchte Meldung, daß die Wittwe des Kaisers Wilhelm, Kaiserin Augusta zum katholischen Glauben übergetreten sei, wird jetzt, obwohl erst ganz kürzlich eine, nach aller Wahr scheinlichkeit von kompetenter Seite herrührcnde, förm liche Ableugnung der Nachricht bekannt geworden ist, wieder aufs Tapet gebracht. Die in ungarischen frommkatholischen Kreisen viel verbreitete Zeitung „Magyar Allam" will von kompetenter Seite die Bestätigung der Nachricht erhalten haben, daß die Kaiserin-Wittwe Augusta zum Katholizismus zurück gekehrt sei, doch werde die Sache noch geheim gehal ten. DaS Blatt fordert zum Gebet für die Kaiserin auf, „deren Wohlthätigkeit schon von katholischer Ge sinnung zeuge." — Daß die hohe Frau seit vielen Jahren distinguirte Personen, die dem katholischen Bekenntnisse angehören, in ihre Umgebung zieht, ist bekannt — ebenso bekannt, wie die Erscheinung, daß die Meldung, Kaiserin Augusta sei aus der protestant ischen Konfession geschieden, in regelmäßigem Turnus wiederkehrt. — Aus Anlaß der Aeußerung, welche der Kaiser in Münster gegenüber dem Landrath des HerSdorser Kreises in Sachen der Arbeiterschutzgesetzge bung gethan hat und welche dahin ging, daß diese Gesetzgebung nicht ausreichend sei, den Arbeiter gegen die Ausbeutung durch das Kapital zu schützen, wird daran erinnert, daß e« an der Bereitwilligkeit de« Reichstages, die Ausbildung der Arbeiterschutzgesetz- gcbung zu fördern, nicht fehlen würde, wie die wieder holten fast einstimmigen Beschlüsse des Reichstages beweisen. UebrigenS hat auch der Bundcsrath die letzten Anträge des Reichstages über den Schutz der Arbeiter nicht grundsätzlich zurllckgewiesen, sonder.« nur für zur Zeit unangebracht erklärt und sich Vor behalten, zu geeigneter Zeit mit selbstständigen Vor schlägen vor den Reichstag zu treten. Es wird all gemein angenommen, daß jene Aeußerung die bezüg lichen Absichten des Bundcsrathes erheblich fördern werde. — Nach einer Berliner Korrespondenz verlautet in militärischen Kreisen, daß zwei neue Armeekorps — das eine in Metz, das andere in Brombcrg — errichtet werden sollen. Ferner würde das 18. In fanterie-Regiment nach Liegnitz, das 7. nach Danzig verlegt. — Dic recht aufdringliche Deutlichkeit, mit welcher auf den angeblich in sicherer Aussicht stehenden offiziellen Besuch des Czarewitsch in Paris von russischer und russcnfrcundlicher Seite die Auf merksamkeit gelenkt wird, steht in sehr auffälligem Gegensätze zu dem geheimnißvollen Dunkel, das von den gleichen Stellen über den Gegenbesuch des Kaisers Alexander am deutschen Hofe ausgebreitet wird. Der Petersburger Korrespondent des „New-Jork Herald" prätendirt sogar zu der Meldung ermächtigt zu sein, die Reise des Thronfolgers nach Paris sei endgiltig beschlossen und der Czarewitsch werde im Elysee ab steigen. Napoleon I. hat einst die Begriffe repu blikanisch und kosakisch als die extremsten Gegensätze zu bezeichnen gemeint, die sein weltumspannender Geist auszufinden vermochte, die Enkel zeigen jetzt, daß der Urväter Weisheit gar lückenhaft war, und der Thronerbe des heiligen Rußland eilt zu den Festen der Revolution. Es wird ihm sicher nicht begegnen, was sein Großvater, Alexander II. auf der Ausstellung von 1867 erfuhr, daß ihm ein vorlauter Geselle zurief vivs In koiogne! Die Sorte Repu blikaner mit dem hohlen Blick, die zuviel denken und den Cäsaren gefährlich werden könnten giebt eS nicht mehr, der Rufer von damals, Herr Floquet ist seit dem sogar Minister gewesen und wer weiß, ob nicht just dieser Herr mit der wechselvollen Carriere den Enkel jenes mit mehr Keckheit al« guter Lebensart apostrophirten Ezaren in besonders gefühlvoller Rede willkommen heißt. — England. Uebcr den AuSst and der Dockarbeiter wird aus London unterm 3. d. gemeldet: Die Direktoren der Dockgesellschaften lehnten hente die von den Rhedern gestern gestellten Forder ungen ab, versprachen jedoch, dic Möglichkeit einer Vereinbarung sofort in Erwägung zu ziehen. Die Zahl der Streikenden beläuft sich jetzt aus ungefähr 180,000 Mann. Der Führer der Streikenden, Burns, erklärte, daß, wenn dic Rheder ihre Schiffe nach Southampton senden sollten, um dort Ladungen ein zunehmen oder zu löschen, er dorthin gehen würde, um den Streik zu proklamiren. Aus den Kolonien ist den Streikenden eine Summe von 3000 Pfund Sterl. zugegangen. — Die ungeheuerliche Zumuthung der Londoner Dockarbciter, daß alle Gewerke streiken sollen, falls die Dockgesellschaften nicht nachgeben, hat sich als ein schwerer Fehler herausgestellt. Der Generalausschuß der Dockarbeiter hat sich zwar beeilt, diesen von den Sozialdemokraten veranlaßten thörichten Aufruf wieder zurückzuziehen, aber der Schade ist nun einmal ge schehen. Alles Wohlwollen der Londoner Bevölkerung für die armen Dockarbeiter geht doch nicht so weit, daß sie die geradezu unerträglichen Zustände ans sich nehmen möchte, welche die verlangte allgemeine Arbeitsein stellung über sie verhängen würde. Die Engländer erblicken darin, wie die „Voss. Ztg." darlegt, den Ver such einer rohen Vergewaltigung der Gcsammtheit zum Vortheile einer einzelnen kleinen Gruppe, was nicht weniger verwerflich erscheint, als die schlimmste Aus beutung der Arbeiter durch das Kapital. Den Eng ländern fangen an die Augen über die Pläne der So zialdemokratie aufzugehen. „Allmählig wird die That- sache klar," schreibt der „Standard", daß eine riesenhafte sozialistische Verschwörung gegen Gcwerbeflciß, Kapital u. öffentliche Ordnung in der Entwickelung begriffen ist. Niemals haben professionelle Demagogen ein unver schämteres Schriftstück ausgegeben. Die Gesellschaft soll terrorisirt werden durch eine imponirende Schau stellung revolutionärer Kräfte Die Zeit ist zu Ende für eine Politik der Duldung. Das Kapital darf nicht der Herrschaft des Pöbels oder revolutionärer Aufregung überliefert werden und die Behörden müssen vorbereitet sein, dem ersten Anzeichen eines solchen Unheils mit schnellen .Unterdrückungsmaß regeln zu begegnen." — Liverpool, 3. Scptbr. Unter den hiesigen Arbeitern ist ebenfalls der Streik auSgebrochen. Die Schiffe mit Getreide- und Mehlladungen sind außer Stande, die Ladungen zu löschen. Heute Vormittag verhinderte eine etwa 300 Mann zählende Schaar streikender Arbeiter gewaltsam die Löschung von 2 Schiffen.