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Minuten, kann man sagen, standen auch die übrigen Häuser über und über in Flammen. Ein Unglück war eS, daß noch einzelne der brennenden Häuser mit Strohdächern gedeckt waren, dadurch wurden die brennenden Feuergarben von Haus zu HauS ge tragen. Sofort entzündeten sich die Dächer und der heftige Westwind trieb das Feuer von dem an einem Ende der Stadt liegenden Herd des Feuers mitten in die Stadt hinein. Die in den Scheunen und Wirthschaftsgebänden aufgespeicherten Ernte-Vorräthc, deren Fülle aus allen Dächern und Bodenluken hervorguckte, mehrten die Gefahr; die züngelnden Flammen fanden an ihnen überall eine Verderben bringende Feuerleiter und haushoch schossen die Feucrgarben empor, ein schauriges Schauspiel in der hoch auf einer Anhöhe gelegenen, weithin in die Lande sichtbaren Stadt. Zu dem verderbliche» Winde, den verhängnißvollen Strohdächern, den eng wie Kletten auf- und aneinander gebauten Häusern und Hütten kam noch ferner zu allem Unglück, daß Wasser mangel herrschte, wodurch die Löschungsarbeiten eine entsetzliche Erschwerung und Einschränkung erfuhren. So kam eS, daß binnen kaum einer Stunde — nm b Uhr Nachmittags bereits — einige siebzig Häuser über und über in Flammen standen, während unter den Bewohnern Schrecken und Entsetzen sich ver breitete und Alles bestürzt zu seinem Hause eilte, um Hab und Gut zu retten. Viele Bürger waren mit Angehörigen auf dem Felde mit Erntearbeiten beschäftigt, und als sie nach Hause kamen, starrte ihnen aus ihrem Besitzthum nur noch ein rauchender Trümmerhaufen entgegen. Hab und Gut war ver nichtet und weiter fast nichts gerettet als was sie auf dem Leibe trugen. Schreckliche Szenen spielten sich ab. Unterdessen wüthete das entfesselte Element fort und die durch Wassermangel lahm gelegten Feuer wehrmannschaften vermochten demselben wenig oder gar keinen Einhalt zu thun. Die Feuerwehren der andern waldeckischen Orte bis nach Corbach und Arolsen rc. hin, sowie von Frankcnberg und bis tief in das Hessische hinein erschienen der Reihe nach und ihren vereinten geradezu übermenschlichen An strengungen gelang es nach stundenlangem, ver zweifelten Kanipfe das Feuer gegen Abend in seinem Laufe einzudämmen. Dies war nur möglich gewor den, indem man das Wasser aus einem entfernt von der Stadt vorbeifließenden Flüßchen sowie einem Teiche herbeischaffte, auch mehrere Häuser, die nicht mehr zu retten waren, niederriß. Indessen machte das gigantische Feuermecr, das bei herein brechender Dunkelheit einen fürchterlichen, grausigen Anblick ge währte, erst vor den massiv gebauten und verputzten Gebäuden Halt. An ihnen brach sich zum Glück die vernichtende Wucht des rasenden Elementes, sonst wäre das uralte Städtchen Sachsenberg völlig in Schutt und Asche verwandelt worden. Erft am andern Tage gelang cs, des Feuers völlig Herr zu werden. Im Ganzen sind lOO bis 110 Gebäude, darunter etwa 80 Wohnhäuser, ein Raub der Flammen geworden, das ist der größere Theil des Städtchens, welches aus etwa 150 bis 160 Häusern mit unge fähr 1000 Einwohnern bestand. Auch das altehr würdige Rathhaus ist mit allen Urkunden, Akten rc. mit verbrannt; cs stammt aus dem 1b Jahrhundert und war erst vor wenigen Jahren rencvirt worden. Die Kirche, das Postgebäude, die Schule, sowie die Bohle'schc Dampfbierbrauerei gelang cs zu retten. Mehr als 600 Personen, hauptsächlich den ärmeren und unbemittelten Klassen angehörig, sind obdachlos geworden und mußten die Nachte seither ans dein Felde bei dem vor Hunger und Durst brüllenden Vieh kampiren. Die Meisten der Abgebrannten haben Alles verloren, sie stehen am Grabe ihrer Habe, da auch der größte Theil der Ernte mitverbrannt ist. Die Wenigste» haben ihre Mobilien versichert. Zum Glück sind Verluste an Menschenleben nicht zu be klagen, doch haben viele Feuerwehrmannschaften Brand wunden davongctragen. Auch viel Vieh ist in den Flammen umgckommcn. Das Elend spottet jeder Beschreibung und thut Hülfe dringend und rasch Noch. Die ganze Gegend gehört an und für sich schon zu den ärmeren Landstrichen und wird hier die öffentliche Mildthätigkcit ein reiches und dankbares Feld finden. Locale «nd sächsische Nachrichten. — Eibenstock. (Theater.) Montag, den 19. August findet ein Gastspiel des Hrn. Dir. Heuser statt, diesmal in einer seiner beste» Rollen, als „Graf Waldemar" in dem gleichnamigen Schau spiel von Gustav Frcytag. Herr Dir. Heuser ist seiner Zeit in dieser Rolle dem berufensten Vertreter derselben: Ludwig Berneh an die Seite gestellt worden. Die elegante, weltmännische Darstellungsweise dcS Herrn Dir. Heuser befähigt ihn ganz besonders zur Darstellung von derartigen Welt und Gesellschaft überragenden Salonhelden gesetzteren Genres und so darf man nicht zweifeln, daß den Theaterbesuchern mit der Aufführung des „Graf Waldemar", welche- Stück in den übrigen Rollen ebenfalls vortreffliche Besetzung findet, ein ganz ungewöhnlicher, nachhaltiger Genuß und Eindruck bereitet wird. „Graf Walde mar" schildert die Bekehrung eines durch Genuß übersättigten adeligen Lebemannes zu besserer Erkennt- niß und Einkehr in sein Inneres durch die reine, sinnige Liebe eines einfachen Mädchens au« dem Volke in so ausgezeichneter, geistreicher Weise, daß das Stück als eines der besten Werke dcS bekannten Roman- und Bühnenschriftstellers Gustav Freytag genannt und bekannt werden dürfte. — Obiges Gast spiel ist die fünfte und zugleich vorletzte Abonnements- Vorstellung. Bei der Vorzüglichkeit der Leistungen der Schmid'schen Theatergesellschaft läßt sich wohl erwarten, daß nach Beendigung des Abonnements noch ein zweites dergleichen von der Direction eröff net werden wird, und dies zwar um so mehr, al« der Besuch der Vorstellungen in der That als sehr gut bezeichnet werden muß. — Leipzig, 1b. August. Der am Ende vor. Monats aus der Festung Königstein entsprun gene Soldat Rudolf wurde am gestrigen Abend nach Verübung eines Diebstahls hier festgenommen und in sicheren Gewahrsam gebracht. — Leipzig, 1b. August. Der Verein Leipziger Gastwirthe beschloß in einer gestern abgehaltcnen Versammlung, rücksichtlich der Fleischpreise mit den Fleischern in Unterhandlungen zu treten und, wenn das Ergebniß ein negatives sein würde, mit der so fortigen Vornahme der Borbercitungsarbeitcn für eine Genossenschaftsschlächterei Hierselbst zu beginnen. — Aus Einsiedel wird über nachfolgenden Eiscnbahnunfall berichtet: Am 12. dss. erlitt der nm 7 Uhr Abends in Chemnitz abgehende Per sonenzug der Chemnitz-Aue-Adorfcr Linie eine Ver hinderung an der Weitcrfahrt. Derselbe hatte bereits eine Strecke von ungefähr bOO in über unser» Bahn hof zurückgelegt, als von der Zngsmaschine ein Cylinder- dcckel hinausgcdrückt und eine Lausstange gebogen wurde, sodaß der Zug in Folge dessen weder vor- noch rückwärts bewegt werden konnte. Erst eine von Chemnitz herbeigeholte Maschine brachte den Zug mit der Maschine in den Bahnhof Einsiedel zurück, wo die defekte Lokomotive abgehangen und mit dem Güterzuge nach Chemnitz transportirt wurde, während die neue Maschine den Zug nach zweistündigem Auf enthalt in der Richtung nach Aue weiter beförderte. Während des Aufenthaltes war der größere Theil der Passagiere ausgestiegcn und erwartete das Weitere in der Bahnhofsrestauration. Da durch das Heraus springen dieses Cylinderdcckcls ein großes Geräusch verursacht worden war, was im Orte gehört wurde und die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich lenkte, so hatte sich bald eine große Anzahl Personen ver sammelt, welche den Zug dicht umstanden. — Reichenbach, 14. Ang. Wenige Stunden, nachdem die Feuerwehr den Brandplatz am Sperlings berg verlassen, loderten von Neuem die Flammen in demselben Stadttheil, in welchem erst gestern das Element ein Haus vernichtete, schon wieder zum Dache heraus und wurden das der Wittwe Gerth, sowie das mit Schindeln gedeckte Prasscr'sche Wohnhaus in kurzer Zeit in Asche gelegt. Die Feuerwehr hatte zwar einen schweren Stand, doch verstand sie es durch energisches Eingreifen, den Brand auf diese beiden Gebäude zu lokalisircn. — Ein recht reeller Kaufmann wurde jetzt in Bautzen zu 2 Monaten Gcfangniß verurthcilt. Diesem Biedermann genügte der Gewinn, den er als Kaufmann so wie so schon am Zucker hat, noch nicht; um ihn zu erhöhen, hat er noch Sand unter den Zucker gemahlen! — Mehrere Industrielle von Meißen-Cölln haben sich beschwerdcführend an das Ministerium ge wandt, weil die beiden Feuerwehren, deren Komman danten seit Jahren auf Kriegsfuß stehen, beschlossen hatten, in Brandfäüen nicht mehr auf anderseitiges Signal auszurücken. Wie die „Dr. Nachr." schreiben, beabsichtigt nun Oescr-Cölln, der zugleich Mitglied des Landesausschusses ist, die Leitung der freiwilligen Feuerwehr nicderzulegen. — In Langenleuba - Niederhain ist der dortige junge Arzt, Oi. Albert Meyer, als Opfer seines ärztlichen Berufes am 2. d. MtS. gestorben. Denselben hatte in einem Krankenzimmer eine Fliege gestochen, welche auf einem giftigen Krankheitsstoffe gesessen, und trotz aller angewcndeten Mittel verlief die Blutvergiftung so bösartig, daß der tüchtige Arzt sterben mußte. — Eine seltene Jagdbeute hat in dieser Woche der Forstaufscher Junghäncl im RechenHaus bei Bockau gemacht. Derselbe hatte seit einiger Zeit in der Mulde — in dem Wehr oberhalb des großen nach Schlema abgeleit.ren Floßgrabens — Fischottern beobachtet und denselben auch, aber längere Zeit ver geblich, nachgcstcllt. Jetzt ist es ihm endlich gelungen, 3 Stück zu erlegen. Die erste bekam er am ver gangenen Sonntag Abend und die beiden andern am Dienstag in den Morgenstunden zum Schuß. Der glückliche Schütze hat sich damit eine Prämie von 18 Mark — der sächsische Fischzüchterverein zahlt für jede erlegte Fischotter eine Belohnung von 6 Mark — verdient. Herr Junghänel betreibt die Jagd auf Fischottern schon seit vielen Jahren und hat während seiner Dienstzeit schon eine ganz stattliche Anzahl die ser schädlichen Raubthiere erlegt. — Betreff« de« Corpsmanöver des königl. sächs. ArmeecorpS können wir auf Grund von "Nach richten aus kompetentester Quelle mittheilen, daß die Kaiser parade bestimmt am 6. September abgc- halten wird. Am 7. September findet CorpSmanöver gegen markirten Feind, am 8. September südlich von Oschatz bei Kleinforst Feldgottesdienst, am 9. und 10. September Manöver der Parteien statt. DaS Ge neralkommando des königl. sächs. ArmeecorpS befindet sich bis 9. September in Leuben, vom 9. Mittags bis 10. September in Schleinitz. — Zu den diesjährigen Manövern wird auch erstmalig die neue Fußbekleidung für die Fuß truppen in Gebrauch genommen werden. Diese leichten Segeltuchstiefeletten werden nunmehr an Stelle der bisherigen Reservestiefeln von den Mann schaften mitgeführt und gewähren denselben außer der Gewichtscrleichterung auch sonst noch viele An nehmlichkeiten. Vermischte Nachrichten. — Welch ungeheurer Gefahr die Passagiere de« dänischen Dampfers „Melchior" in der Nacht zum I. August entgangen waren, wird erst jetzt näher bekannt. Das Fahrzeug vermittelt den Personenver kehr zwischen Stettin und Kopenhagen, und als es in Saßnitz am Abend des 31. Juli die letzten Passa giere ausgenommen hatte, befanden sich etwa zwei hundert Personen an Bord. Als gegen 12 Uhr Nachts die meisten Reisenden sich zur Ruhe begeben hatten, wurde Frau Gerichtsrath Bollgold aus Berlin, die mit ihrer Faniilie im Salon geblieben war, durch einen brandigen Geruch beunruhigt, der mit jedem Augenblick zunahm. Sie machte ihre Umgebung auf die Möglichkeit einer Gefahr aufmerksam, wurde aber mit dem Einwand beschwichtigt, der Qualm käme von der Maschine und würde sich rasch wieder verlieren. Die unerschrockene Dame ließ von dem Vorgang den Steuermann in Kenntniß setzen, der aber seinen Platz nicht verlassen durfte, und nunmehr weckte sie den Kapitän, ebenso die in den Kabinen fest schlafen den Passagiere. Kaum waren etwa hundert Personen zur Stelle, da schlug aus einer Koje die Helle Flamme heraus. — Nunmehr bemächtigte sich Aller eine un beschreibliche Panik, die nicht aufhörte, als das Feuer bereits gelöscht war. Die See ging hoch, und bis nach Kopenhagen waren noch sieben Stunden Wegs zurückzulegcn. Bei Tagesanbruch stellte der Kapitän fest, daß der Dampfer allerdings in größter Gefahr geschwebt hatte, denn gerade über der Brandstelle lagerten zwanzig mit Petroleum gefüllte Fässer. Die wachsame muthige Berlinerin wurde vom Kapitän wie von den Passagieren als Retterin des Dampfers beglückwünscht. DaS Feuer war dadurch entstanden, daß einem Herrn beim Einschlafen die brennende Cigarre entfallen war. — Mit Beginn der längeren Abende tritt die Petroleumlampe, die in den meisten Haushaltungen, während der Sommermonate außer Gebrauch gesetzt wird, wieder in Aktivität. In Ver anlassung des Umstandes, daß die meisten Petroleum explosionen bei der Wicderbenutzung längerer Zeit außer Gebrauch gesetzter Lampen entstehen, unterlassen wir nicht, wiederholt an die Hausfrauen die Mahn ung zu erlassen, vor der Wiederbenutzung der Lam pen das in denselben befindliche alte Petroleum weg zugießen, auch den alten, inzwischen filzig und da durch ohnehin zum Brennen untauglich gewordenen Docht durch neuen zu ersetzen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, eine Explosion herbeizuführen. — Gegen die überhandnehmenden Stu dentenskandale. AmtSanwalt Polizeirath Braun wart in Würzburg hielt kürzlich nach der „Nenen Badischen Landeszcitung" in Würzburg eine Rede über die Zunahme der Studentenskandale. Er sagte: „Es herrscht jetzt ein cigenthümlicher Geist in der deutschen Studentenwelt. Wir waren auch an der Universität, aber damals wurde von den studentischen Korporationen streng darauf gesehen, daß man über das Maß des erlaubten Scherzes nicht hinausgehe und den Stand der Gebildeten nicht durch Rohheiten blamire. Heute sagen die Studenten zu den Nacht wächtern: „Wir sind die Gebildeten, Ihr seid die Ungebildeten!" Und aus diesem Unterschiede leiten die Gebildeten das Recht ab, die Nachtwächter nicht blos anzuulken, sondern förmlich anzufallen und als Nachtochsen, Bauernrammel rc. zu beschimpfen. Die Studenten, die streng auf Ehre hasten wollen, sollen doch anderen Leuten nicht die Ehre absprechen. Das ist keine Studentenart mehr! Wegen solchen Benehmens wären früher die Studenten mit Schänd und Spott von ihren Verbindungen ausgeschlossen worden. Die Studenten sagen hier: „Wir sind un schuldig." Sie leugnen Alles und schieben die Schuld auf die Nachtwächter. Sie reden von den Ausschreit ungen der Nachtwächter, wenn einmal ein Skandal macher, der sich der Festnahme widersetzt und den Spektakel und die Schimpferei forttreibt, unsanft beim Kragen genommen und ihm die Cravatte abgerissen wird. Davon sprechen die Herren, nicht aber von den Rohheiten, die sie an den Nachtwächter» verüben. ES kann ja Vorkommen, daß sich einer einen Rausch kauft und in diesem Zustande über die Schnur haut, aber dann soll er vor Gericht auch männlich bekennen: „Ich war betrunken und bedaure, daß der Unsinn vor; und Sta rück, Exzi men Ich heit gefa Die dem Thei mal ist ii liche: Nach Mal unte die s Bod Wag «roß, aus. 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