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Amts- und Anzeigeblatt ' für den Erscheint . e . e e e Abonnement M-.LL-- «yirk des Lmtsgerchls Libenstock S-'AS sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- z-,,- w « Ed dessen Umgebung. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3K. Iahrganq. S4. Sonnabend, den 10. August 188S. Korbholz-Auktion ans Bockauer Staatsforstrevier. Dienstclg, den 13. August 1889, von Vormittags 8 Uhr an sollen die in Abtheilnng 2 des Bockauer Forstreviers aufbereiteten 188 Stück KorößokMmme von 13 bis 31 Gentimeter Mttenstärke an Ort und Stelle, einzeln und partieenweise, sowie unter de» vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Zusammenkunft ans dem Hemmbergweg in Abtheilnng 2. Die Bezahlung der erstandenen Hölzer hat sofort nach Schluß der Auktion im Gasthofe zur Sonne in Bockau zu erfolgen. Bei ungünstiger Witterung wird die Auktion im vorgedachten Gasthofe abgehalten. Auskunft ertheilk die unterzeichnete Rcvicrverwaltung. Königliche Forstrcvieroemaltung Bockau und Königliches Forstrentamt Eibenstock, Richter. am 8. August 1889. Wolfframm. Bekanntmachung. Die Rathsexpeditions-, Stadt- und Sparkassen-Lokalitäten bleiben wegen vorzunehmender Reinigung derselben nächsten Arettag und Sonnabend, den 9. und 1V. August 1889 geschloffen und es können an diesen Tagen nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesen Tagen nur von Vormittags 1v bis 12 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 6. August 1889. Der Stadtrath. In Bertretung: Eom.-Rath Hirschberg. Kl. Die kretensische Bewegung. In dem südöstlichen Wetterwinkel Europas rumort cs wieder einmal und zwar ist es diesmal weder Montenegro, das bekanntlich von dem „einzigen Freunde" Rußlands beherrscht wird, noch der Gerne groß Serbien, dessen bisheriger Herrscher das Zepter in die Hände eines Kindes gelegt hat, — weder das „Bißchen Herzegowina," noch Europas neuestes Für- stenthum Bulgarien, welche die Ruhe des Erdtheils, zunächst allerdings die des „kranken Mannes" am Goldenen Horn zu stören drohen, sondern diesmal giebt die Insel Kreta den Schauplatz ab — ein poli tischer Vulkan, der seit dem Anfänge dieses Jahr hunderts schon ein Dutzendmal in Thätigkeit war. Die 30,000 Bewohner der Insel sind zu sieben Achteln griechische Christen; aber auch fast der ge- sammte Rest gehört dem griechischen Stamme an und erst vor 200 Jahren sind seine Vorfahren zum Mohammcdanismus übergetreten. 1858, besonders aber 1866 bis 1868 fanden erbitterte Unabhängig keitskämpfe der Kretenser statt, welche die Pforte schließ lich nur durch sehr weitgehende Reformversprechungen dämpfen konnte. Das Ziel der Kretenser ist indessen ausgesprochenermaßen ihr Anschluß an Griechenland und die Unruhen auf Kreta werden nicht eher gänz lich aufhören, bis das Ziel erreicht ist. Als im Jahre 1821 die Grieche» um ihre Unab hängigkeit zu kämpfen begannen, bliebe» ihre Stam- mesgenossen auf Kreta anfangs ruhig. Die Türken selbst verschuldeten den Anschluß der Kretenser an die griechische Freiheitsbewegung. Um „ein Exempel zu statuiren," richteten sie unter den Christen auf Kreta ein fürchterliches Gemetzel an, worauf ein Aufstand erfolgte, der aber bald niedergeschlagen wurde. Die Folge war grausame Bedrückung und die Folge davon wiederum ein unversöhnlicher Haß der Unterdrückten, der immer zur Empörung führte, so wie die Gelegenheit günstig schien. Das war zu letzt besonders im Frühjahre 1878 der Fall, als die Türkei durch Rußland vollständig niedergeworfen war. Die durch den Ferman vom 20. Januar 1869 zu gesagten Reformen waren auf dem Papier stehen geblieben und so, schon öfter getäuscht, beschloß denn die kretensische Nationalversammlung am 31. Mai 1878 die Vereinigung der Insel mit Griechenland. Damals kam es nur zu unbedeutenden Gefechten und Mukthar Pascha vermochte es noch einmal, die Kretenser durch Zugeständnisse zu beruhigen. Eigenthümlichcrwcise verlautet von der jetzt auS- gebrochenen Bewegung, bei der es auch schon wieder holt zu Blutvergießen gekommen ist, nichts Be stimmtes, sowohl was die Ziele als was die Mittel anlangt. Es wird vermuthet, daß russische Intrigen dahinter stecken, obwohl der russische Konsul der ein zige Vertreter der fremden Mächte auf der Insel ist, welcher es abgelchnt hat, eine Abordnung der Auf ständischen zu empfangen. Wie gewöhnlich, lautet auch diesmal die erste Forderung der Revoltirenden: Abherufung des Gouverneurs. Die Pforte hat den sehr verständigen Riza Pascha mit ausgedehnten Voll machten nach der Insel entsandt; dessen erste Anord nung war, daß sich alle Truppen in die Forts zu- rllckzichen sollen, damit blutige Zusammenstöße zwischen ihnen und der Bevölkerung vermieden werden. Diese Anordnung läßt entweder auf große Schwäche oder auf große Ueberlegenheit schließen, verhindert aber jedenfalls das sonst wohl ebenso unvermeidliche wie gänzlich zwecklose Blutvergießen. Die griechische Regierung hat sich gegenüber der neuen Bewegung durchaus „korrekt" benommen. Sie kann dies auch um so eher, als ihr über kurz oder lang der Besitz der Insel doch nicht entgehen wird und sie nicht den geringsten Anlaß hat, durch Ueber- eilung die Sympathien ver Großmächte zu verscherzen. Die ganze diplomatische Kunst gegenüber der Türkei ist die des verständigen Arztes, der den unrettbar Verlorenen zwar nicht wieder gesund machen kann, der aber in dem Hinausschieben der Katastrophe seine Aufgabe und seinen schönsten Erfolg erblickt. Hagesgeschichte. — Deutschland. Aus der Umgebung des Kaisers Wilhelm sind ausführliche Berichte »ach Berlin gelangt, die in lebhaften Farben den dem deutschen Herrscher in England zu Theil gewordenen ebenso glänzenden als herzlichen Empfang schildern. Gleichzeitig wird hinzugefügt, daß der Kaiser wieder holt Gelegenheit genommen habe, seiner freudigen Ge- nugthuung darüber Ausdruck zu geben, und daß er sich zum Dank für die ihm bewiesene Aufnahme ent schlossen habe, seinen Aufenthalt am englischen Hofe um einen Tag zu verlängern. Sein Verkehr mit der Königin Viktoria, dem Prinzen von Wales und allen anderen Mitgliedern der englischen Königsfamilie wird als ungemein herzlich dargestellt. — Die Berichte über den herzlichen und glän zenden Empfang, den der deutsche Kaiser in England gefunden, haben in Petersburg nicht weniger verstimmt als in Paris. Es ist interessant, zu beobachten, wie beflissen und mit welchem Jngrimmc man an der Newa bemüht ist, den Eindruck dieses Empfanges abzuschwächen und das Vorgeben, die Tage von Osborne hätten nicht die geringste volitische Bedeutung, aufrecht zu erhalten. So citirt z. B. die „Nowoje Wrcmja" den Begrüßungsartikel der „Times" und bemerkt zu demselben: „Der Gedankengang die ser Auslassungen ist vollkommen klar. So lange die Mächte, welche zum Dreibunde gehören, thatsächlich bestrebt sein werden, den europäischen Frieden zu be wahren, so lange können sie auf die „Theilnahme" Englands rechnen. Die britische Regierung wünscht aber nicht, sich hinsichtlich dieser Mächte mit irgend welchen Verbindlichkeiten zu belasten, da sie cs für sich als vortheilhafter betrachtet, sich die volle Aktions freiheit zu bewahren. Wenn alle verbündeten Mächte zusammen oder auch nur eine derselben Hintergedan ken hegt, die Zweifel an der Aufrichtigkeit ihrer Frie ¬ densliebe erwecken müssen, so ist nicht nur eine „Mit wirkung", sondern sogar auch auf die „Theilnahme" Englands in keinem Falle zu rechnen Die vielberufene Friekensliga, die ursprünglich ohne Be theiligung Englands zu Stande gekommen ist, wird auch in Zukunft ohne seine Mitwirkung fortbestehen müssen, zumal wenn sie sich nicht streng in den Grenzen ihres offiziellen, laut verkündeten Friedens programms hält. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß gerade dieser Eindruck von dem neuen „Ehren admiral der britischen Flotte" aus Osborne mit nach Hause gebracht werden wird." — Die Sicher heit, mit der die „Nowoje Wremja" also schreibt, ist eine erheuchelte. Man fühlt in den chauvinistischen Kreisen des heiligen Rußland sehr wohl, daß die deutsch-englischen Beziehungen sich auch ganz anders, als nach dem russischen Rezepte, gestalten können, und man wendet deshalb das alte Mittel an, sich selbst zu belügen und so lange die Politik des Vogel Strauß zu treiben, bis man vor vollendeten That- sachcn steht. — In Erinnerung an den Tag von Wörth, 6. August, schreibt ein Berichterstatter von jener Zeit: 'Nicht zwar konnte das Schicksal des Feldzuges nach Wörth und Spicheren als entschieden angesehen wer den, aber für einen weiteren glücklichen Verlauf des gewaltigen Bölkerkampfes waren alle Vorbedingungen geschaffen worden. Fiel doch im Laufe der folgenden acht Tage alles Land bis zur Mosel in die Hände der Deutschen. War bei Spicheren mehr der moral ische Werth eines Sieges hervorgetrelen, so stellte sich Wörth in strategischer Beziehung als eine Großthat ersten Ranges dar, und deshalb auch bleibt der Tag bei Wörth einer der ruhmvollsten in der Geschichte Deurschlands. — Mir sollte die Bedeutung des Wör ther Kampfes in ganz eigener Art zum Bewußtsein kommen. Vor 6 Uhr früh brachen wir von Sulz auf, und wir hatten, die Sauer überschreitend, Wörth hinter uns, als vor den Höhen von Fröschwiller die Meldung kam, der Kronprinz wäre in Wörth, um von da aus mit seinem Gefolge das Schlachtfeld ab- zureitcn. Nach einer Viertelstunde sprengte der Prinz heran und stieg vom Pferde. Er erstieg die Höhe und blieb nach einer Weile stehen. Da lag ein Bayer neben einem Preußen von den SechSundvierzigern. Beiden hatten Chassepotkugeln die Stirn zerschmettert, und Beide lagen sie da, wie wenn sie sich fest um schlungen hätten. In einer Rinne, die der Regen gebildet hatte, war ihr Blut zusammengeflossen. Dies gewahrend hob sich des Prinzen Brust wie zum Auf schreien, utid er wies auf Beide mit den Worten: „So eint sich Süd und Nord; dies Blut ist Kitt, der ewig hält!" Schweigend ging er weiter, und tief-ernst gestimmt wie der Prinz war seine Umgebung. DaS Blut der beiden Kampfgenossen kam uns nicht mehr aus dem Sinn, und bei jedem Schritt weiter über Leichen hinweg kam uns der Gedanke: hier auf diesen Abhängen zwischen Wörth und Fröschwiller hat sich Großes zugetragcn; nicht bloß eine Helden-