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gefunden. Der deutsche Kaiser hielt selbst die Flotten schau ab! Nicht etwa, daß sie in seiner Gegenwart abgehalien wurde und er nur als Gast dabei anwesend gewesen wäre! Diese Thatsache ist eine hohe Ehre und Anerkennung für Deutschlands Weltmachtstellung; sie ist aber anderntheils auch eine sehr wesentliche Friedensbürgschaft! Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. An der neuen Auerbacher Straße, und zwar auf der Strecke von VogelSgrün bis nach Brunn, wurde, wahrscheinlich im vergan genen Winter, eine ganz bedeutende Anzahl junger Obstbäumchen, sicher mehr als MO Stück, vom Wilde so benagt, daß viele schon völlig verdorrt sind, andere dagegen anfangcn welk zu werden. Im Ganzen ist es gewiß weit mehr als die Hälfte der angefressenen Bäumchen, von denen man bestimmt sagen kann, daß sie zu Grunde gehen werden. Diese Bäumchen hatten trotz der Beschädigungen im vorigen Frühjahre noch ausgeschlagen und zum Theil prachtvoll geblüht. Viele haben junge Früchte angesetzt; in der Nähe von Brunn bemerkt man z. B. Bäumchen, welche 15—20 und mehr junge Aepfel tragen. — Als weiterer Beleg dafür, daß cs in hiesiger Gegend dies Jahr außergewöhnlich viel Kreuzottern giebt, dient der Vorfall, daß bier in der vorigen Woche mitten im Dorfe auf der Straße eine solche erschlagen worden ist. Jedenfalls ist dieselbe beim Reisigfahren mit aus dem Walde hereingebracht worden. Unter wegs mag sie dann aus dem Wagen geschlüpft und dadurch ihrem Verhängniß in die Arme geeilt sein. — Dresden. Während der Manöver des 12. (sächsischen) Arnieckorps im September, bei denen der Kaiser seine Anwesenheit zugesagt hat, wird dem Vernehmen nach das Hauptquartier nach dem Ritter gute Schleinitz, eine Stunde von der Stadt Lommatzsch, verlegt. Auf dem Schlosse daselbst werden sowohl der Kaiser als der König von Sachsen Quartier nehmen; die bezüglichen nothwcndigen Einrichtungen trifft das Königlich sächsische Hofmarschallamt. Das Gut und Schloß Schleinitz gehört einem Herrn von Zehmen, der sich seil langer Zeit in London aufhält. — Dresden. Die noch im Publikum vielfach laut werdenden Vorurtheile gegen das Radfahren im Allgemeinen, die sich besonders absprechend gestal ten, wenn man hört, daß ein schon älterer Mann auf dem Rade eine größere Reise angetreten hat rind solche Leute oft als Sonderlinge, Renommisten, Ge- sundheitsverrerber re. bezeichnet; diese ungerechtfertig ten Schnitzereien also werden auf's Gründlichste wi derlegt durch die Solo-Radfahr-Reise eines unserer geachteten Dresdner Mitbürger, welcher vor einigen Wochen als 67jähriger, allerdings noch sehr rüstiger Herr, seinen Sommerausflug in der Richtung auf — Paris unternahm. In einfachster Radfahrerklcidung, wollenes Hemd, dünne Weste, leichtes Jacket u. Bein kleid, trat der Herr seine Fahrt an, über Chemnitz. Oberlungwitz, Zwickau, Reichenbach, Oelsnitz, Hof, Culmbach, Bamberg, Schweinfurt, Würzburg, Appen heim, Worms, Kaiserslautern, Zweibrücken, Saar brücken, Forbach bis Metz. Zu dieser Fahrt hatte der Herr 7 Tage verwendet, war also stets in dem mäßigsten Tempo auf seinem vorzüglichen Dreirade gefahren, hatte, wenn er müde war, gerastet und in den einfachsten Orten übernachtet, kurz, war, stets unabhängig von allen Eisenbahn- und Menschen- Transport - Vorschriften, bei durchgängig leidlichem Wetter in bester Gesundheit und heiteren Geistes in Metz eingetroffcn. Hier verweilte der Herr 2 Tage und gab sein Naumann'sches Borussia-Dreirad in sichere Verwahrung, um nunmehr die Reise in Frank reich per Dampf fortzusetzen, da er als Alleinfahrer der Spionenriecherei der Franzosen nicht traute. In Paris wurde eine kurze Besichtigung der Ausstellung vorgenommen und nach 2 Tagen nach Metz zurück- gcdampst, wo auf'S Neue das Stahlroß zur Rückreise bestiegen wurde. Im ruhigsten Tempo und ganz nach Lust und Geschmack fuhr nun unser Siebenund- scchSziger über Trier durch das Moselthal nach Co- blenz, Lahnstein, Ems, Nassau, Limburg, Gießen, Hirschfeld, Wache a. d. Werra, Salzungen, Hildburg hausen, Rudolstadt, Saalfeld, Altenburg über Döbeln nach Dresden und kam hier nach 25tägiger Abwesen heit frisch und wohlgemuth wieder an. — Durch diese Fahrt ist wieder einmal der Beweis geliefert, daß man selbst im späten Lebensalter auf dem Drei rad durch die ganze Welt fahren kann, dabei aber dem Körper nicht nur nicht schadet, sondern denselben stärkt und verjüngt und auf der Reise über Berg und Thal stets ein freier, unabhängiger Vergnüg- ungSfahrer bleibt. — Dresden. Vor einigen Tagen war durch die Blätter die Notiz gegangen, daß eine Frau, welche an Ohrenschmerzen litt, ohne daß die angewandten Mittel ihr Linderung verschafft, die Hilfe eines Arztes angerufen habe, der als den Urheber ihrer Schmerzen eine noch lebende Schwabe entdeckte und entfernte. Diese Notiz las auch der Steindrucker Albert P. Auch er hatte seit längerer Zeit gegen ein bald stärker, bald schwächer auftretendcs Stechen und Sausen im Ohr angekämpft und das brachte ihn auf den Gedanken, daß auch sein Ohr von einem Insekt zur Wohnstätte auserkoren worden sei. Die Vermuthung sollte sich bestätigen. Der Arzt, dem er sein Leid klagte, untersuchte das Ohr und wirklich förderte er eine Schwabe an's Tageslicht, die noch lebte. — Dresden. Die Firma Hartwig u. Vogel, Chocoladen-, Confituren-, Marzipan- und Waffelfabrik in Dresden erhielt auf der internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel und Hausbedarf in Köln die höchste Auszeichnung, das Ehrendiplom mit goldenem Stern. — Oschatz. Die Kaiserparade findet bestimmt am Freitag, den 6. September, statt und zwar beginnt dieselbe Vormittags 10 Uhr. Die Hinreise nach dem Paradeplatz zu Naundorf hat von der Chemnitzer Richtung her von Döbeln aus auf der Döbeln- Mügeln-Oschatzer Bahn zu erfolgen. Der massenhafte Zuzug, der stets nach Paradeplätzen erfolgt, wird ge wiß — wie immer — die Generaldirektion der Staats- bahncn zur Einlage von Sonderzügen veranlassen. Aber schon der fahrplanmäßige erste Morgenzug von Chemnitz aus bietet einen guten Anschluß in folgender Weise: ab Chemnitz 4 Uhr 10 Min., aus Oberlichtenau 4 Uhr 26 Min., in Döbeln 5 Uhr 39 Min., aus Döbeln 5 Uhr 55 Min., in Mügeln 7 Uhr 31 Min., aus Mügeln 8 Uhr, aus Station Naundorf 8 Uhr 18 Min. Die Rückfahrt ist durch zwei Nachmittags- zügc (gegen 2 und '/^6 Uhr) aus Naundorf bequem ermöglicht. — Nach verbürgten 'Nachrichten wird Se. Maje stät der deutsche Kaiser am 7. September mittelst Sonderzuges bis Ostrau kommen und von hier aus per Wagen auf die Sömnitzer Höhe fahren, dort zu Pferde steigen, dem Manöveriren unserer Truppen beiwohnen und nach Beendigung desselben von Ostrau aus mit demselben Zuge wieder zurückreisen. Ebenso wird Sc. Maj. der Kaiser den 9. September wieder in Ostrau eintreffen, aber gleich hier zu Pferre steigen und sich auf das Manöverfeld begeben und in Schleinitz übernachten. Sonntag, den 8. Septbr., wird Se. Majestät einem Feldgottesdienste in der Gegend von Oschatz beiwohne». — Zwickau, 5. August. Ein Maurer aus Eckersbach, welcher mit einem hiesigen Mädchen län gere Zeit ein Verhältniß hatte, von dem Mädchen aber seit einiger Zeit gelöst worden war, versuchte sich gestern derselben in recht cigenthümlicher Weise wieder zu nähern: Er traf dieselbe in der Nähe der Pölbitzer Brauerei und frug sie, ob sie sich wieder mit ihm aussöhnen wolle? Als das Mädchen dies verneinte, warf der Maurer seinen Rock vom Leibe auf die Straße, ebenso seinen Hut und das Porte monnaie und sprang in die Mulde; bis an den Hals im Wasser stehend rief er dem Mädchen nochmals zu: „Willst Du Dich nun mit mir versöhnen?" Als das Mädchen aber wieder mit dem Kopf schüttelte, ver schwand der Liebhaber nicht etwa sofort in den Wellen, sondern er kletterte wieder an dem Ufer empor, und drohte nun das Mädchen mit ins Wasser zu werfen. Diese flüchtete aber bis in die Erlenmllhle, wo sie Schutz fand. Man rief auch einen Schutzmann her bei; vor dessen Ankunft hatte es der Maurer aber vorgezogen, sich in die Ferne zurückzuziehen. — Rautenkranz. In der 'Nacht vom 31. Juli zum 1. August sind hier am Thale der Mulde ent lang sämmtliche Kartoffeln und Gartengemüse voll ständig erfroren, sodaß dieselben jetzt ganz schwarz aussehen. Dagegen kann man auf den Höhen viel fach eine zweite Blüthe der Heidelbeeren beobachten, welchen merkwürdiger Weise der Frost nichts gescha det hat. — Stützengrün. Schon vor Sonnenaufgang wanderten am I. August die Bewohner von Stützen grün, mit Tragkörben auf dem Rücken, oder mindestens einem großen Handkorb oder einer Gießkanne am Arme, nach dem Kuhberge, um die herrlichen Preißel- beeren, deren Einheimsen von diesem Tage ab erlaubt ist, zu sammeln. Gerade drei Wochen früher, wie andere Jahre, kommen Heuer die Preißelbeeren auf den Markt. Die hiesigen Bcerengroßhändler sind bereits nach Schweben und Bayern abgcreist; es werden sonach auch von dort spätestens am 8. oder 10. d. M. Preißelbeeren eintreffen. Man kann nur anrathen, den Einkauf der Preißelbeeren baldigst zu bewirken, denn das Angebot wird, da die Frucht durchgehends vorzüglich gerathen, außerordentlich groß und saftreich ist, kaum lange anhalten. — Auerbach, 5. August. Zum sechsten Male innerhalb 6 Wochen riefen die Sturmglocken und die Alarmsignale die freiwillige Feuerwehr zu Hilfe. Es brannte der Dachstuhl des in der Schneeberger straße gelegenen Michel'schen Hauses. Zwei Schläuche, von dem ersten an der Sorgaerstraße stehenden Ueber- flurhhdranten gespeist, unterdrückten in kurzer Zeit den Brand, doch hat das Brandobjekt durch Feuer und Wasser außerordentlich gelitten. — Zufolge Bekanntmachung der Königl. Kreis hauptmannschaft Zwickau ist Herr AmtShauptmann Oberregierungsrath Frhr. v. Wirsing in Schwar zenberg vom 1. August bis 7. September beurlaubt und dessen Stellvertretung Hrn. Bezirksassessor Stadler übertragen worden. 1. Ziehung 2. Klasse »K. Sgl. Aachs. Landes-Lotterie, gezogen am 5. August 1889. 40,000 Mark aus Nr. 80658. 30,von Mark aus Nr. 42867. 20,000 Mark auf Nr. 65134. 15,000 Mark auf Nr. 4912. L000 Mark auf Nr. 32539 80472. 3000 Mark auf Nr. 3921 18849 59328 83354 75301 89043. tvoo Mark auf Nr. 7340 29093 30897 34778 38307 37651 38068 42156 46331 49112 53864 58514 60582 61422 74245 75S6I 78541 79049 97320. 500 Mark auf Nr. 8695 11549 14633 23379 35435 39352 40880 41605 44921 44955 45526 49303 51158 5188^. 52866 58619 81203 65879 74540 82247 84680 85922 8878^ 88088 99310. 300 Mark auk Nr. 7378 8362 II275 11869 II0I5 12525 14582 I7I42 17257 19810 19382 27771 31623 33772 34133 36560 36419 39342 41279 41601 41231 43427 47323 48672 51699 54262 54533 56606 57728 59168 61468 62214 62158 62414 63360 63369 63325 68922 70908 71737 74862 76797 80573 80654 82621 82206 82810 86036 87690 88503 88506 89347 90082 91703 92942 95794 98088 99529. 2. Ziehung, gezogen am 6. August 1889. 10,000 Mark auf Nr. 37397. 5000 Mark auf Nr. 1864 83319 95777. 3000 Mark auf Nr. 69915 76577 91378 99611. 1000 Mark auf Nr. 846 35795 49796 57166 63852 76744 79198 81067 91969 93393 97421. 500 Mark aus Nr. 9234 14131 15474 17853 19859 22007 24991 27741 28785 33088 43255 46606 49943 60630 62860 66056 67084 71622 75213 77376 84698 85157 91214 94372. 300 Mark auf Nr. 7264 7188 9625 I437I 15376 16782 20373 21239 23755 25457 28340 28050 31607 31656 34307 35638 37930 40130 41834 42323 43608 45328 49100 52283 53980 54938 54643 59996 66015 67912 72766 76387 76758 83250 93986 94335 95607 95198 96838 96386 98411 98997. Was die Kühner und die Hanse von den Dresch maschinen sagen. Ich hatte beobachtet, daß es keine besseren Kon- troleure und Arbeitsrichter als Gänse und Hühner gäbe und zog sie daher immer zu Rathe, wenn ich die genaue und fleißige Arbeit der Drescher beur- theilen wollte. Vielleicht wird dieser Wink auch von anderen Landwirthen benutzt. Sie werden dann sehen, wie die Gänse über das von schlechten oder guten Dreschern ausgedroschene Stroh hcrfallen und die Aehren untersuchen. Sind recht viel Körner darin geblieben, dann fangen die Gänse an, die Drescher zu loben, und es erhebt sich ein Geschnatter, das um so Heller schmettert, je mehr die Flegel den Gänsen übrig ließen. Nun kommen auch die Hühner und glucksen die Jungen herbei, der Haushahn stößt in die Trompete und bläst zum Angriff. Es geht laut und lustig her. Kommt einige Zeit darauf der Hausherr, reibt sich die Augen und untersucht das Stroh, dann ist es leer, und er lobt die schon von den Hühnern und Gänsen gelobten Drescher; alle sind zufrieden, auch die Hausfrau, deren Geflügel von selbst fett wird und Eier legt in die Millionen. Weil ich nun weiß, welchen Antheil die Gänse und die Hühner am Dreschen haben, und welch feine Urtheilskraft darüber in ihnen verborgen liegt, so betrachtete ich diese Kontroleurc neben den Dresch maschinen, was sie wohl dazu schnattern und glucksen würden. Diese aber sagen gar nichts dazu. Die Hühner stiegen darauf herum, wie auf einem Reisig bündel, und guckten und kletterten wieder herab und schlichen davon, als wären sie alle krank und hätten den Pips. Die Kontrolgänse streckten die Hälse und wackelten bedächtig herbei, raschelten darin herum, zogen die Aehren durch den gelben Schnabel, schüttelten mit dem Kopfe und standen eine Weile; dann sahen sie einander verlegen an, hoben erst das eine Auge zum Himmel, dann das andere, fuhren mit dem Schnabel wieder in den Haufen, zogen ihn abermals leer heraus, dachten wieder eine Weile nach, wendeten sich verächtlich um, zogen den einen Fuß in die Höhe und standen, steckten den Kopf unter die Flügel, was bei den Gänsen dasselbe ist, als wenn sich ein ver legener Mann hinter den Ohren kratzt und schlichen endlich still von dannen. Holla! dachte ich, die Gänse und Hühner sind mit der Dreschmaschine nicht zufrieden. Ich riß so gleich einer flügelschleppenden Gans eine Feder aus und schrieb ihr Urtheil nieder, um es, wie vorstehend, zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Aber wohlgemerkt! es verdient diese alte Be obachtung auch heute, nachdem die Herrschaft des Dreschflegels fast ganz zu Ende ist, in Erinnerung gebracht zu werden, denn es giebt gute und schlechte Dreschmaschinen, und die Arbeiter an den Maschinen sind zuweilen nicht weniger lässig in ihrer Behand lung, als beim Schwingen des Dreschflegels; darum mag cs heute noch recht nützlich erscheinen, die Hühner und Gänse auch vor der Dreschmaschine zu beobachten und zu behorchen, waS sie von deren Arbeit wohl sagen. Aus schweren Tagen. Eine Erzählung aus der Zeit Napoleons I. von Rudolf Lofsen. 20. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Jedenfalls", sagte Schalter ernst, „ist unser Kö nig ein Regent. Er regiert, er arbeitet, er sieht nach Allem und will überall Ordnung und Respekt vor den Gesetzen, die er giebt." „Aha", lächelte der Stadtschreiber, „Sie sind auch mürber geworden und haben Ihre Ansichten geändert." „Nicht nagelsgroß!" erwiderte Schalter, „ich achte einen starken Willen und einen scharfen Verstand auch da, wo ich so vieles, nur zu viel sonst" — Er brach rasch ab. Der Wagen rollte über das Pflaster von A.