Volltext Seite (XML)
eine entschieden schwierige Lage für ihn wäre, wenn Constanze wieder zum Borschein käme. „Doch wie kann ich wissen, in welchen» Augenblicke sie von hier ausbrechen und mehr Elend über uns bringen kann, als wir denken?" „Beunruhige» Sie sich darum nicht, ich habe Ihnen gesagt, daß Constanze todt ist. Sie werden sic nie mals wieder sehen, denn glauben Sie mir, was man auch sagen mag, aus dem Grabe kehrt keiner zurück." Doktor Sansom blickte Mr. Asch bei diesen Worten bezeichnend an. Er wußte, daß der Millionär sich im Ganzen, wenig aus Constanze machte, trotz des Anscheines von Gefühl, den er hatte zeigen wollen, und daß es nur die Furcht war, daß sie zurück kehren und ihm schaden könnte, die ihn antrieb. Der schlaue Doktor war ein großer Menschenkenner und irrte sich nicht in seinem llrtheile über Robert Asch. Die Leiden Constanzes ließen diesen sehr kalt und es war nur die Frucht, die sich seiner bemächtigt hatte. Er fühlte sich deshalb sehr erleichtert, als Sansom sagte: „Constanze ist todt, Sie werden Sie niemals Wiedersehen." Doch die Luft, die ihn umgab, bedrückte ihn ; er verließ deshalb die Anstalt, ohne weiter ein Wort hinzuzufügen, und fuhr nach Hause, wo er Alice ain Piano singend antraf. Sic sang mit ihrer vollen, metallreichen Stimme eine alte, traurige Weise und Robert, welcher leise und unbemerkt eintrat, sagte: „Du hast ein trauriges Lied gewählt, Alice." Ein Ausbruch fröhlichen Lachens war Alices Ant wort, sie eilte zu ihm und schlang ihre Arme um seinen Hals. „So drücken also diese Worte nicht Deine Gefühle aus?" fragte Mr. Asch, sie küssend. „Ich kann Dich versichern, daß meine Gedanken jetzt durchaus nicht traurig sind," antwortete sie. „In früheren Tagen war dies eines meiner Lieblings lieder und ich fand cs jetzt unter meinen Noten." Als Robert dl sch ihre Schönheit und ihr Glück beobachtete, dachte er sich, daß eigentlich Doktor San som doch klug war und fast unbewußt murmelte er vor sich hin: „Ja, Constanze ist todt; sie muß todt sein!" (Fortsetzung folgt.) Etwas über Flußbäder. Von W. Siegelt. (Fortsetzung und Schluß.) Welches sind nnn die Bedingungen, unter denen wir uns einer nach jeder Richtung hin günstigen Wirkung des offenen Bades versichert halten dürfen? u. Man bade nur bei warmer Haut und gleich mäßig warmem Körper. Wer hätte nicht schon die wohlthuende Wirkung des kühlen Bades, der kühlen Uebcrgießung, Abwaschung, nach einem Dampfbadc erfahren? Dagegen erzeugt kühles (kaltes) Wasser auf kühler Haut stets ein unangenehmes Gefühl. Ist der Körper schon abgekühlt, haben sich die Blut gefäße der Haut bereits zusammengezogen, so ist die oben geschilderte Erstwirknng des kühlen Wassers nicht mehr in vollem Umfange möglich; wir empfinden die Verstärkung der Abkühlung durch das Wasser als ein unangenehmes Zuviel, und die Wiedererwärmung tritt nur sehr allmählich und unvollkommen ein. Es kann deshalb nicht genug davor gewarnt werden, sich vor dem Bade in hergebrachter Weise dadurch „ab zukühlen", daß man den entkleideten Körper längere Zeit der Luft aussetzt und erst daun ins Bad steigt, wenn die Gänsehaut, das Klappern mit den Zähnen daran erinnern, daß man den Körper schon zu weit abgekühlt hat, um noch eine vortheilhaftc Wirkung des Bades erwarten zu können. Ebenso unsinnig ist cs, von Zeit zu Zeit aus dem Wasser zu steigen und sich im nassen Badezeuge, frierend und zähneklappernd, das Treiben im Baderaume zu beschauen. Man gehe langsam zum Bade, bleibe in der Badeanstalt noch ein ige Minuten angekleidct stehen, entkleide sich dann rasch und springe möglichst mit Kopfsprung ins Wasser hinein. Das Befeuchten der Stirn und Brust ist nicht nur werthlos, sondern muß sogar die Wirkung der plötzlichen Ganzbenässung stören. Dagegen em pfiehlt es sich für Personen, welche den Sprung ins Wasser aus mancherlei Gründen nicht wagen zu können glauben, unmittelbar vor dem Hineinsteigen den ganzen Körper mit Hilfe der Hände zu beschöpfen. Auf jeden Fall suche man die plötzliche Ganzbenässung zn erreiche», da gerade sie die rasche und gleichmäßig eintretende Nachwirkung (Reaktion) sichert. Ich habe seinerzeit mit den Bedenken nicht zurück gehalten, welche der plötzlichen Ganzbenässung in Form einer Leintuchabreibung für Kranke entgegen stehen. Für Gesunde — und nur solche werden ohne Schaden und mit Erfolg ein Flußbad benützeu — liegt die Sache anders. Der Schlag, den die Nerven beim Sprunge ins Wasser erhalten, ist nicht nur ganz ungefährlich, sondern gerade er fordert die Reaktions kraft des Körpers in ganz anderer, kräftigerer Weise heraus, als das allmähliche, stets unangenehm zur Empfindung gelangende Hmcinsteigen ins Wasser. d. Man gehe weder mit erhitzten Lungen noch aufgeregt ins Bad. Wo Blutandrang nach lebens wichtigen Organen besteht, wie dies bei Erhitzung der Lungen, bei Aerger, nach dem Genuß von Spiri tuosen rc. der Fall ist, führt der beim Sprunge ins Wasser auf das Blut ausgellbte Stoß zu einem so erheblichen Ueberdruck in de» Blutgefäßen der be treffenden Organe, daß Berstungen feiner Aederchen und Blutergüsse (Schlagfluß) die Folge sei» können. Dagegen nehme inan keinen Anstand, mit schwitzender Haut ins Wasser zu gehe», sobald nur der Schweiß ausbruch nicht die Folge von Anstrengung (schneller Bewegung) ist. Gerade bei schwitzender Hauk wirkt das kühle Bad außerordentlich wohlthätig und wirksam. o. Im Bade bewege man sich tüchtig, schwimme, springe und reibe die Hant, um den Körper in dem Be streben nach ausreichender Wärmeerzeugung zu unter stützen. Ich habe in jedem Sommer Gelegenheit zu beobachten, wie vorthcilhaft das Schwimmen auf die Haltuug und die Entwickelung des Brustkorbes bei hoch aufgeschossenen Kindern mit schlechter Körperhaltung wirkt. Der Grund ist leicht ersichtlich. Jeder Schwimm stoß verlangt ein Hervorwölben der Brust und das Einziehen des Kreuzes; außerdem muß der Schwim mende regelmäßig und tief athmen. Man sollte daher mit dem Schwimmenlernen möglichst früh, mit dem 7. oder 8. Jahre, anfangen. Nur wasserscheue Kinder machen in diesem Alter Schwierigkeiten. Sind dagegen die Kinder von Jugend auf an regelniäßigc kühle Abwaschungen gewöhnt, und übt man die Schwimm bewegungen vorher auf dem Lande, um die Kinder während der Erklärung derselben nicht zu lauge au der Leine lassen zu müssen, so erlernt sich das Schwim men in diesem Alter leicht und schnell. ä. Nach dem Bade trockne man sich rasch ab, frottire den Körper tüchtig und sorge für die nöthigc Wiedererwärmung, aber nicht etwa mit Hilfe eines Schnäpschens oder eines Glases Bier, sondern da durch, daß man den unbekleideten Körper 10, 1b, 20 Minuten lang von der Sonne bescheinen läßt und und während dessen turnerische Uebungen macht. Selbst wenn sich die Sonne hinter Wolken verbirgt, ist ihre belebende Wirkung zu spüren. Man braucht nach dem Bade nur in den Schatten zu treten, und wird den Unterschied zwischen diesem und den durch die Wolken wirkenden Sonnenstrahlen sofort wahr nehmen. — „Wasser thut's freilich, doch höher steht die Luft, am höchsten aber das Licht." Was vor dem Bade getha», die Wirkung desselben beeinträchtigt, unterstützt schon bei demselben den Eintritt der Reak tion; die Luft wirkt nicht mehr abkühlend, sondern im Vereine mit den Sonnenstrahlen nervenanregend. Die Hant nimmt im Verlaufe weniger Minuten jenes zarte Fleischroth an, welches als Kennzeichen einer gesunden Haut gilt; sie quillt förmlich auf, und ein behagliches Wärmegefühl durchströmt die Glieder. Wie lebhaft die Ausscheidung durch die starkdurch- blutete Haut vor sich geht, läßt sich durch den Ge ruchssinn deutlich wahrnehmeu. Der Kopf kann während des Sonnenbades durch einen leichten Stroh hut geschützt werden, obgleich ich persönlich es noch nie unangenehm empfunden habe, wenn mir die Sonne auf deu Kopf breuut. Nur die unmittelbare Nähe sonnenbeschienener Wände kann unter Umständen (bei völliger Windstille) lästig werden. Tritt während des Sonnenbades Schweißausbruch ein, so geht man noch einmal auf kurze Zeit ins Wasser. Schwäch liche und wenig abgehärtete Personen mögen das Luft- und Sonnenbad anfänglich nur bei ganz wind stillem Wetter an das Wasscrbad anschließen; nach wenigen Wochen aber schon wird jeder soweit abge härtet sein, daß er sich nur bei regnerischem oder sehr stürmischem Wetter uach dem Frottiren sofort ankleidet und die Wiedercrwärmung durch einen leb haften Spaziergang in nicht zu festgeschlossener Kleid ung unterstützt. Es ist durchaus unzweckmäßig, sich nach dem Abtrockneu das Badelakeu überzuhäugeu und so noch längere Zeit zu stehen. Gerade dabei sind Erkältungen leicht möglich, weil das Tuch feucht ist und daher den Körper kühlt, statt die Wiedercr wärmung zu befördern; außerdem wird durch das Laken die Ausdünstung behindert und der wohlthätige Einfluß von Luft und Sonne unmöglich gemacht. — Die Bewohner größerer Städte sind davor zu warnen, für den Heimweg die Pferdebahn zu benützen, falls sie durch das Luft- und Sonnenbad nicht vollständig warnt geworden sind, wie überhaupt als eine Haupt sache festzuhalten ist, sich nach dem Bade nie still hinzusetzen, sondern für rasche Erwärmung zu sorgen. e. Man bade nicht völlig nüchtern, aber auch nicht mit vollem Magen. Wie oben erwähnt, geht der Stoffwechsel infolge des Badens lebhaft vor sich; der leere Magen und Darm bieten den nöthigcn Ersatz nicht. Ein Semmelchen, ein Schnittchen Brod, ein Glas Milch vor dem Bade zu genießen, ist daher stets von Bortheil. — Bei vollem Magen wird der Blutstrom nach den Verdauungswerkzeugen gelenkt; dort liegt ihm für die nächsten 2 bis 3 Stunden eine Hauptaufgabe ob; eS ist daher schon deshalb nicht empfehlenswerth, ihn nach der Haut abzulcnken. Außerdem kann beim Hineinspringen mS Wasser durch die plötzliche lleberschwemmung des Körperinnern mit Blut eine Ueberfüllung und dadurch Zereißung der Gefäße der blutüberfültcn Verdauungswerkzeuge her- beigefllhrt werden. In jedem Falle giebt sich das Unzweckmäßige des Badens mit vollem Magen durch ein höchst lästiges Gefühl kund. t'. Man bade nicht zu lange. 10—1b Minuten sind völlig hinreichend, um sich alle Vortheile des Bades zu sichern. Wer sich nach dein Bade schwer erwärmen kann (schwächliche, nervöse Personen, jüngere Kinder, ältere Leute), beguügc sich mit 3—b Minuten. Jedenfalls, ist die Wirkung eines auf das Wasserbad folgenden Sonnenbades weit höher anzuschlagen, als das Wasserbad selbst. Völlig gesunde, kräftige Per sonen mögen so lange baden, als es ihnen behaglich ist; sie dehnen aber das Bad zu lange aus, wenn nach demselben die Wiederwärmung nicht sofort eintritt. Das Badepersonal müßte angewiesen sein, Kinder unter keinen Umständen länger als angegeben im Bade zu dulden, und wenn Geschäftsrücksichten das nicht zulassen, müssen Lehrer und Eltern die Kinder recht oft an das Schädliche des langen Verweilens im Wasser, des Umherspielens im nassen Badezeuge aufmerksam machen. Wäre ich Besitzer einer Bade anstalt, so würde ich an de» Wänden derselben in großen Bilchstaben und kurzer bündiger Form die einfachsten Baderegeln anbringen lassen, etwa nach folgendem Muster: Langsam zum Badeplatze gehen! b Minuten angekleidet warten! Rasch auskleiden und ins Wasser springen! Nur 10 Minuten baden! Nach dem Abtrocknen den Körper reiben! Längere Zeit in den Sonnenschein treten und Bewegungen machen oder rasch ankleidcn und gehen, bis der Körper erwärmt ist. Man bade möglichst zu einer Zeit, während welcher die Badcstelle von der Sonne beschienen wird. Gesunden Personen bekommt das Baden zu jeder Tageszeit, selbst vor dem Schlafengehen, falls irgend welche Gründe keine passendere Stunde gestatten. Sic gehen aber des Vorthcils eines Sonnenbades verlustig. — Schwächliche, nervöse und zu Erkältungen neigende Personen sollten nur bei schönem und ruhigem Wetter baden. Wenn man das Baden ungünstigen Wetters wegen einige Tage aussetzt, so ist die Wirkung beim nächsten Male eine um so eindringlichere und wohlthuendere. st. Wie bei der Dauer des Bades, so richte man sich auch bei der Temperatur desselben nach der vor handenen Nervenkraft. Der Gesunde, Kräftige wird mit Vortheil von Mitte Mai bis Mitte September bei jeder Temperatur baden können; schwächliche, nervöse Personen, jüngere Kinder jedoch sollten nicht unter 16—18 Grad baden. Für sie ist ebenso wie für Herz- und Lungenkranke eine Ganzabwaschung mit tüchtiger Trockenfrottirung an einer sonnenbe schienenen Stelle der Badeanstalt dem Bade vorzu ziehen. Tiefe Temperaturen überreizen die Nerven und führen wie jede Ueberreizung zur Erschlaffung, die bei dem einen früher, bei dem anderen später eintritt. i. Ist man in der Lage, in einem See (Fluß) mit klarem Wasser weit hinaus schwimme» zu können, so empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit einen Schluck Wasser in den Mund zu nehmen, dasselbe darin warm werden zu lassen und es dann durch frisches zu ersetzen. Diese „Mundbäder" sind ein werthvollcs Mittel für die Belebung und Kräftigung der Schleimhäute des Mundes und der Nase. Ic. Tritt nach den ersten Bädern das sogenannte „Badefriesel", eine heftigen Juckreiz verursachende Hautentzündung, auf, so stelle man das Baden nicht etwa ein, sondern nehme vielmehr im Laufe des Tages zu Hause noch eine Ganzabwaschnng (Abreibung) mit 20" Wasser vor und lege über Nacht einen Leibum schlag um. Das Auftreten eines solchen Friesels ist Beweis dafür, daß im Blute und in der Haut eine Menge unreiner Stoffe lagern, welche, durch das Baden aufgelockert, zur Ausscheidung gelangen wollen nnd dahei die Hautnerven mehr oder minder heftig reizen. l. Kinder unter 6 Jahren bade man im Freien (Garten, Hof) an einer sonnigen Stelle mit Wasser, welches einige Stunden den Sonnenstrahlen ausge setzt gewesen ist. m. In den nordischen Ländern fallt es auch in öffentlichen Badeanstalten Niemandem ein, mit Bade hosen rc. zu baden. Bei uns wird besonders von Mädchen und Frauen das Badezeug oft in einem Umfange getragen, daß die wohlthätige Wirkung des Wassers in ihr Gegentheil verkehrt wird. Selbst hier treibt die „Mode" schon ihre Blüthen, und wenn es so wie bisher fortgeht, erleben wir es noch, daß die Damen mit Korsett und Tournüre baden gehen. Es sollte eine Trennung der Badeplätze außer für die Geschlechter auch für Alt und Jung eintreten und dann auf das Trage« von Badezeug verzichtet werden. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.