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Die Erinnerung an dieses Fest, zu welchem die Stadt reichen Flaggenschmuck angelegt hat, wird in sonderheit aber dann eine lebhafte und freundliche sein, wenn für den Schluß desselben, zum langer sehnten Schulfest, die Sonne wieder in strahlendem Glanze herniederscheinen möchte. Daß dies geschehe, ist der Wunsch der ganzen hiesigen Bevölkerung. Tages - Gedenkblätter fürs Wettiner Invekjahr 1889. 18. 1757. Schlacht bei Kollin, entschieden zu Ungunsten Fried ¬ richs des Großen durch das sächsische Reiter-Regi ment Curland-Dragoncr unter Oberstlieutenant von Benkendorf (heute l8er Husaren). 1853. Vermählung des Kronprinzen Albert von Sachsen mit der Prinzessin Caroline von Wasa. 1868. König Johann überschreitet die böhmische Grenze bei Helldors, m Dresden erscheinen die ersten preußischen Husaren. 1871. Friedensfest und Pflanzung einer Friedenslinde zu Altenburg. 1888. Beisetzung des Kaisers Friedrich in der Friedens kirche zu Potsdam unter Theilnahme des Königs von Sachsen. 19. 1401. Burg Dohna wird erobert und geschleift. Damit verschwindet das uralte Geschlecht der Burggrafen von Dohna aus der sächsischen Geschichte. 1833. Der heutige Generalarzt des XIl. Armeekorps, Prof, vr. Roth, zu Lübben geboren. SV. 1647. Der spätere Kurfürst Johann Georg III. zu Dresden geboren. Bei seiner Taufe war der katholische Kaiser Pathe, weil gerade hundert Jahre verflossen waren, seit die Kurwürde auf die albertinische Linie über gegangen war. 1747. Vermählung des Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen mit Marie Antonie Walpurgis, einer Toch ter Kaiser Karls VII., welche die Mutter der ersten Sachscnkönige Friedrich August I. und Anton, sowie die Großmutter der Könige Friedrich August II. und Johann war. 1888. Prinzeß Marie von Altenburg, eine Tochter des Generalfeldmarschalls Prinz Friedrich Karl von Preußen, starb im Wochenbett auf Schloß Albrechts burg bei Dresden. 21. 1806. Prinz Xaver von Sachsen starb zu Zabeltitz. 1818. Herzog Ernst von Sachsen-Koburg-Gotha geboren. 1866. Von der Festung Königstein fällt der erste Kanonen schuß im damaligen Kriege gegen eine auf dem Li lienstein-Plateau erscheinende Abtheilung des preuß. 7. (westfälischen) Jägerbataillons. 22. 1714. Auf der Naumburger Messe fliegen durch Explosion eines Pulverfasses sämmtliche Buden, wo nach da maliger Gepflogenheit Schießpulver verkauft wurde, in die Luft; 426 Häuser und 10 Scheunen wurden zerstört und viele Menschen verloren das Leben. 1765. Die Thurmreste der beim Bombardement durch die Preußen 1760 eingeäscherten Krcuzkirche in Dresden stürzen ein. 1853. Die Schüler der sächs. Soldatenknaben-Erziehungs- Anstalt Kleinstruppen begrüßen vor den Thoren der Festung Königstein das neuvermählte Kronprinzen paar bei seinem in Begleitung des ganzen kgl. Hofes unternommenen Besuche des Königsteins. 1888.'Taufe der Tochter der verstorbenen und auf dem Paradebett liegenden Prinzeß Maria von Altenburg in Schloß Albrechtsburg bei Dresden durch Kon- sistorialrath vr. Dibelius; Königin Karola vertritt die Pathenftelle. 23. 1602. Kursürst Christian II. und sein Bruder Johann Georg gerathen dadurch in höchste Lebensgefahr, daß die zu einem Feuerwerk mitgenommenen Requisiten auf dem von Genannten zu einer Fahrt von Pirna nach Dresden benutzten Schiffe in Brand geriethen. Herzog Johann Georg wurde von der Gewalt des Pulvers über Bord geschleudert und der Kurfürst brannte am ganzen Leibe lichterloh, auch das Schiff gerieth in Brand. Der Schiffer Jakob Zeibig aus Söbrigen bei Pillnitz rettete den Herzog. Der Kur fürst trug bedeutende Brandwunden davon, deren Heilung lange Zeit in Anspruch nahm. An dem selben Tage entging auch der jüngste Bruder des Kurfürsten, Prinz August, zu Wittenberg, wo er sich Studien Halder aushielt, beim Baden in der Elbe einer augenscheinlichen Lebensgefahr. 1611. Kurfürst Christian II. gestorben. 1821. Abschluß des Elbschiffsahrtsvertrags. 1828. Bildhauer Johannes Schilling zu Mittweida geboren. 1866. Erlaß des Königs Johann an sein Volk, welcher durch Flugblätter im Lande verbreitet wurde. 24.1601. Bein, Besuche des Oybin bei Zittau will ein Mäd chen im Uebermuth die Kluft überspringen, stürzt dabei in die Tiefe, erlitt aber keinen Schaden, da ihr Reisrock sie fallschirmartig niedergleiten ließ. Seitdem heißt die Kluft der Jungfernsprung. 1697. Dankfest in Sachsen anläßlich der Wahl August des Starken zum König von Polen. 1814. Widar Ziehnert, sächs. Eagendichter, geboren. 1818. Großherzog Karl Alexander von Sachsen - Weimar- . Eisenach geboren. Aus schweren Tagen. Eine Erzählung aus der Zeit Napoleons I. von Rudolf Lossen. 5. Fortsetzung. «Nachdruck verbolen.) »Jungfer Nancttle", sagte er freundlich grüßend, „heute thäte Ihnen fast wieder Hilfe noth, wie im Januar. Sie haben wieder zu schwer. Aber ich bin nicht mehr viel nütze." Das Mädchen sagte herzlich: „Es ist mir recht, daß ich Ihnen doch einmal sagen kann, wie leid es mir thut, daß Sie meinetwegen todtkrank geworden sind. Es geht Ihnen doch jetzt wieder gut?" „Ordentlich; ich bin zufrieden. Aber wie gehts denn bei Ihnen, Jungfer Nancttle?" „Das Leben ist ein Kampf", erwiderte auswei chend das Mädchen; „man darf nicht fragen und sorgen wie'S geht." Als sie sich trennten, verfolgte den Jüngling in seinem Sinnen der Zug des Kummers und des Grams, de» er in der Jungfrau Antlitz gelesen hatte. Und auf einmal stand ein Bild vor ihm: er sah das treue, edle Wesen daheim in seinen eigenen trauten Räumen schaltend und waltend in Frohsinn und Wohlstand, glückbringend und beglückt. In tiefem Sinnen ging er weiter zum elterlichen Hause. „ES ist Besuch da", sagte Hansjörg, der Knecht, im Hof zu ihm, „sie sind in der Hinteren Stube!" Samuel trat in die Stube, die einst seine Kranken stube gewesen war. „Kennst du noch den Vetter Palm aus Schorn dorf?" fragte sein Vater und stellte ihm einen alten grauhaarigen Bürgersmann vor. „Noch dunkel erinnere ich mich Ihrer", sagte Samuel und begrüßte den Verwandten ehrerbietig. 'Er bemerkte jetzt den tiefen Ernst auf allen Gesich tern und daß seine Mutter sich mit dem Taschen tuch die Augen trocknete. „Du kannst da das Neueste hören von der Bo- napartischen Glückseligkeit", begann der alte Schalter mit Schmerz und Zorn. „Unseres Vetters Bruder sohn, der Johann Philipp Palm, ist ja Buch händler in Nürnberg, der alten Reichsstadt, die jetzt zu Bayern gehört. Den haben die Franzosen ermor det, niedergeknallt. Jetzt können sich Vater, Weib, Kinder trösten mit dem großen Napoleon." „Um Gotteswillen!" fragte Samuel, „wie ist denn das geschehen?" „Ein Buchhändler hat ihm ein Schriftchen ge schickt, darin über Deutschlands Erniedrigung geklagt ist. Der Johann Philipp hats, wie andere Bücher auch, an seine Geschäftsfreunde weiter geschickt. Er denkt an nichts, — da reißen ihn französische Sol daten aus seinem Haus, schleppen ihn nach der Fest ung Braunau, französische Offiziere müssen ihm auf Napoleons Kommando das Urtheil sprechen, den Schuldlosen schuldig sprechen. Am 26. im vorigen Monat hat man ihn erschossen. Er ist gestorben wie ein Mann." „Und das ist auf bayrischem Gebiet geschehen? Da hat ihn mitten im Frieden französisches Mili tär festgenommcn?" „Jawohl, auf Rheinbundsgebiet!" „Ja, was hat denn der König von Bayern dazu gesagt?" „Der? gar nichts! Den hat man gar nicht ge fragt, eh' man seinen Unterthanen hingeschlachtet hat. Da heißt« schweigen, wenn der Napoleon kommandirt." „Ach"! sagte der Schorndorfer, „und der Johann Philipp war der beste Mensch von der Welt, der friedlichste Bürger. Das arme Weib und die Wai sen! Man hat uns aus 'Nürnberg herzzerreißende Nachrichten gebracht. Jsts denn möglich, daß wir so preisgegeben sind?" „Und weißt Du auch schon", sagte nun Samuel zu seinem Vater, „daß unsere Soldaten bald mar- schiren müssen gegen Preußen? Des Michcle's Vater hats von Stuttgart gebracht." „So! kommts jetzt auch an die"? sagte der Post halter mit dumpfem Groll, „sollen sie auch ihre Schläge bekommen?" „Aber Vater!" rief Samuel, „das ist ja die letzte Hoffnung für Deutschland, daß Preußen siegt." „Geh mir mit den Preußen weg!" brauste der alte Schalter auf. „Als das Reich wider Frankreich im Feld stand, — wer hat anno 9b zuerst die ge meine Sache feig und verrätherisch im Stich gelassen? Preußen wars, das zu Basel seinen Frieden mit den Franzosen gemacht hat, ihnen das linke Rheinufer gelassen hat und dafür mit der Franzosen gnädiger Erlaubniß das Bisthum Münster eingesteckt hat, Preußens Schwert stack in der Scheide, während unsere Württemberger noch auf dem Roßbühl im Juli 95 geblutet haben." „Ja, Vater, aber als die Oesterreichcr weichen mußten, haben w i r damals auch schnell genug unfern Separatfrieden mit den Franzosen gemacht. Und Oesterreich hats anno 97 im Frieden von Campo Formio nicht besser gemacht als Preußen und für sich gesorgt und das linke Rheinufer den Franzosen gelassen. „Ich weiß wohl, Samuel und geplündert haben die Oesterreichcr damals bei uns und gehaust wie Feinde und mit Spott und Verachtung, wo sie konn ten, unser Militär behandelt. Ach, 's ist ein Elend!" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Ein rettender „Tropfen Gift". Her mann M., der Jüngling von 20 Jahren, hatte die Liebe seiner Angebeteten nicht errungen und hatte daher beschlossen, zu sterben. Gift wollte er nehmen, nachdem er erkannt, daß alle Hoffnung, jemals „ihr" Herz zu rühren, geschwunden sei. Er nahm in einem Schreiben von seinen außer dem Hause befindlichen Eltern Abschied, und legte sich zu Bett, da« mörder ische Fläschchen mit Schwefelsäure bereit haltend. Er setzte dasselbe an die Lippen, aber sei es nun, daß seine Hand zitterte, sei es, daß er die Flasche zu zeitig entkorkt, genug, ehe die Flüssigkeit seinen Mund er reicht, tröpfelte etwas von der beizenden Säure auf seine entblößte Brust. Der brennende Schmerz brachte M. zur Besinnung. Er wagte keinen weiteren Ver such eines Zuges aus der Flasche mit dem verteufelt brennenden Getränk und schleuderte dieselbe von sich. Zugleich sprang er aus dem Bett und rief nach Hilfe. Inzwischen hatten die soeben heimgekehrten Eltern den Brief gelesen. Sie stürmten in das Zimmer ihres Sohnes und als sie ihn mit schmerzerfülltem Antlitz umherlaufen sahen, glaubten sie, er habe das Schreckliche bereit« vollbracht. Da« HauS erfüllte allgemeines Wehklagen, bis der Sohn die beruhigende Erklärung abgab, daß das Gift nur „äußerlich" ge wirkt. Die Brandwunde wurde durch einen herbei gerufenen Arzt in Behandlung genommen und der Jüngling war gerettet durch den heilsamen „Tropfen Gift." — Zur Warnung. Mit der Zurückgabe leerer Flaschen an Biergeschäfte nehmen es manche nicht so genau. Sie vergessen wohl auch die Bezahlung, wenn eine Flasche zerbrochen wurde. Diesem Gebrauche gegenüber sei folgende Thatsache mitgetheilt: Ein Obst händler aus der Gegend von BreSlau hatte sich bei einem Gastwirth drei Flaschen Bier gekauft, die leeren Flaschen jedoch nicht zurückgegeben. Der letztere wurde deshalb klagbar und der O bsthändler wurde wegen Unter schlagung zu 30 Mark Geldstrafe und in die Kosten verurtheilt. — Milch gegen Bienenstich. Hierüber wird der „Kamm. Kreisztg." wie folgt geschrieben: Gestern war mein einjähriger Sohn in einem unbe wachten Augenblick in die Nähe des Bienenstandes gerutscht; derselbe erhielt, obgleich meine Frau ihn sogleich ergriff und mit ihm davonlief, etwa 30 Stiche an Kop^ Gesicht, Hals und an der rechten Hand fünf. In der Angst fiel mir ein, daß auch süße Milch ein Mittel gegen Bienengift sein sollte. Während nun meine Frau Kopf und Hals mit süßer Milch wusch, entfernte ich die Stacheln, dann legten wir ihm Tücher um, die mit Milch getränkt waren. Die Anschwell ungen, die gleich während der ersten Minuten ent standen, wurden nicht größer, waren vielmehr nach einigen Stunden verschwunden, nur die Stichflecken waren zu sehen. Schon zum Abend war der Kleine wieder wohl und munter. — Die gerettete Taube. Aus Prag erzählt man folgende romantische Geschichte: Wohl selten hat eine Taube die öffentliche Aufmerksamkeit und das all gemeine Mitleid für sich in Anspruch genommen, wie jene, die sich vor einiger Zeit um die Mittagszeit am Pulverthurm in schwindelnder Höhe zwischen den Flü geln einer Engelsstatue mit dem Fuße gefangen hatte. In dieser qualvollen Situation schwebte das Thier viele Stunden lang zwischen Himmel und Erde und machte verzweifelte Anstrengungen, um sich wieder frei zu machen. Während der militärischen Auferstehungs feier richteten sich die Augen Vieler auf das arme Thier, welches sich vergeblich abmarterte. So verging der Tag und die Nacht, und als der Sonntag Mor gen anbrach, da zappelte die Taube noch immer. Im Laufe der Vormittags wurden endlich auf der Thurm galerie und in einem Thurmfenster Feuerwehrleute sichtbar. Von der Galerie wurde ein Seil zum Fen ster herabgelassen, ein Feuerwehrmann wurde mittels dieses Seiles emporgezogen. Signale und Rufe der Feuerwehrleute ertönten, und als jetzt der Schwebende mit einem Schwung bei der mittleren Engelsfigur anlangte, ertönten jubelnde Beifallskundgebungen der Zuschauer, deren massenhafte Ansammlungen den gan zen Platz füllte. Der Jubel erneuerte sich, als der Feuerwehrmann nunmehr die noch lebende Taube aus der Klemme nahm und mit ihr wieder im Thurm fenster verschwand. Auf der Straße wurde der Retter der Taube begeistert empfangen. Von der Sängerin Nikita erhielt er einen Ring und zehn Gulden, von einem Amerikaner fünfzig Gulden. Die Popularität der geretteten Taube hat in der letzten „Mikado"- Borstellung bereits in einem Couplet des Herrn Thaller einen Reflex gefunden. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 9. bis 15. Juni 1889. Geboren: Ein Sohn: dem Bürstenmacher Ludwig Robert Ungethüm hier Nr. 63; dem Bürstenfabrikarbeiter Franz Wil helm Then hier Nr. 124; dem Spediteur Friedrich August Tuchscherer hier Nr. 11. Eheschließungen: der Baumeister Carl Ferdinand Berger hier mit der Elly Elwine Francke hier; der Kaufmann Carl Hermann Lange in Coruna in Spanien mit der Maria Gut mann in Auerbach. Sterbefälle: des Hausmanns Christian Friedrich Gerisch hier Nr. 63 Sohn, Karl Heinrich, 6M. 20T. alt; die Näherin Christiane Friederike verw. Fuchs geb. Preuß i. Neuheide Nr. 6, 67 I. 6 M. alt; des Eisenhüttenarbeiters Friedrich Max Lempe hier Nr. 13 Sohn, Conrad Georg, 10 M. 17 T. alt. Lirchrnnachrichtcn aus Schönheide. Mittwoch, den IS. Juni 1889, Vormittag lOUHrWochen- communion. Ehemaitzer Marktpreise vom 12. Juni 1889. Weizen ruff. Sorten 9 Mk. 70 Pf. bis 10 Mk. 20 Pf. pr. 50 Kilo > sächs. gelb u. weiß 9 > — , « 9 - 75 - - Roggen, preußischer 7 < 85 < - 8 - — » » - sächsischer 7 - 50 « » 7 - 60 - - - fremder 7 . 40 1 e 7 - 50 » - Braugerste, 8 . 10 < . 9 - 25 - - Gerste 7 . 50 . - 8 - 15 « - Hafer, sächsischer Kocherbsen 7 . 8 - HO . - 50 » e 7 . S < 90 « . 75 - - Mahl-u. Futtererbsen 7 . 15 - - 7 . 65 - - Heu 4 - 60 « « 5 « 80 e » Stroh 3 - 20 . . 4 - 70 . < Kartoffeln 2 - 60 - e 3 , — , » Butter 2 . — » - 2 . 60 - - 1