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Zusammenkunft: früh 8 Uhr oberhalb des neuen Werkes auf dem Wege nach HundShübel. König!. Oberforstmeisterei, Verwaltung der Kunstwiesen und Forstrentamt zu Eibenstock, am II. Juni 1889. Beyreuther. Gläsel. Wolfframm. Bekanntmachung. Nachdem das Programm für die in der Stadt Eibenstock stattfindende Wrttin- ftier endgiltig festgestellt worden ist, wird dasselbe hiermit nachersichtlich zur öffentlichen Kenntniß gebracht mit der Bitte an die Einwohnerschaft, sich an den beiden am Sonnabend und Sonntag stattfindenden Festzügen wie am ganzen Feste überhaupt recht lebhaft betheiligen, die etwaige Theilnahme an den Fest zügen aber dem Ordner der Züge Herrn Hauptmann der Landwehr Kaufmann Kühn anzeigen zu wollen. Die städtischen öffentlichen Gebäude werden beflaggt sein und man ersucht die Einwohnerschaft auch ihrerseits die Häuser mit Flaggen oder sonst zu schmücken. Programm: Sonnabend, de» 15. Ium: Abends Fackel- und Lampionzug vom Post platz nach dem Neumarkt, wo Herr Schuldirektor vr. Förster die Festrede halten und die Gesangvereine einige dem Feste entsprechende Gesänge vortragen werden. Bei Regenwetter tritt an Stelle des Zuges FestcommerS im Saale des Feldschlößchens. Sonnlag, dm 1k. Juni: Vormittags '/,9 Uhr Festzug zur Kirche vom Feldschlößchen aus, Vormittags 9 Uhr Festgottesdienst, nach dem Gottesdienst Pflanzen einer Wettin-Eiche feiten des Obstbauvereins in den Anlagen auf dem Kirchplatze hinter dem Denkmale. Mittags von 12—1 Uhr Festgeläute. Nach mittags von 3 Uhr ab öffentliche Cancerte im Garten der Höhl'scben Restauration und an der Bühelbuche, bei ungünstigem Wetter in den drei Sälen. Montag, dm 17. Juni: Vormittags 8 Uhr Festzug der Kinder durch die Stadt — vom Schulgarten nach dem Postplatz durch die Forststraße bi- an den Grüner Graben, an der Unger'schen Restauration vorbei nach der Poststraße, durch die Bergstraße, Wiesenstraße bei der Garküche vorbei nach der Theater straße, durch die Breitestraße, am Neumarkt vorbei durch die Langestraße und den Brühl bis zu Meichßners Conditorei, von hier die Hauptstraße zurück nach dem Schulgarten — Nachmittags 3 Uhr Schulfest im Schulgarten. Eibenstock, den 11. Juni 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die „Post" konstatirt in einem Artikel über die politische Lage, seit Kurzem habe dem bisherigen sicheren Gefühle eine gewisse Beunruhigung Platz gemacht. Bei der Börse mache sich ein Sinken der Preise bemerkbar. Die Großmacht „Finanz" finde nicht mehr das willige Entgegenkommen; man meine, die Fortsetzung der mit großer Aussicht begonnenen Konversion werde nicht mehr so leicht von statten gehen. In Rußland bestehen noch immer zwei Parteien, die eine wartet ungeduldig auf Krieg, die andere auf Revolution. Der Czar muß zuweilen der Kricgspartei ein muth- iges Wort gönnen, wie dies in dem Toast auf Mon tenegro geschehen, lieber sein Vorgehen herrscht aber in der Kriegspartei keineswegs Uebereinstimmung; muthige Seelen meinen, die Kosaken dürften nur über die deutsche Grenze gehen, während weise meinen, man müsse Oesterreich nöthigen, auf der Balkanhalbinsel der russischen Politik den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Man müsse Serbien in russische Hände bringen, damit Oesterreich in Serbien einrückt. Dann rückt natürlich Rußland in Bulgarien ein; zu diesem Behufe müsse Rußland durch Rumänien, wo gegenwärtig ein russen freundliches Ministerium am Ruder sei und Hitrowo, bekanntlich der unerschrockendste Agent der russischen Diplomatie, weile. Man kann nicht leugnen, Catargie, Hitrowo in Bukarest, Michael in Belgrad und der Freund in Montenegro bilden ein Trifolium, das allenfalls im Stande ist, die Dinge auf dem Balkan in's Rollen zu bringen. Was die Muthigen und ne Weisen auSmachen, werden wir ja eines Tages erfahren. — Berlin, 11. Juni. Heute Nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr nahmen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin vom Mittelportal des Schlosses aus denFestzug der Brauer als Huldigung und Dank für die Uebernahme des Protektorates über die anfangs nur von dem Brauereigewerbe geplante Un fallausstellung entgegen. Der Schah wohnte dem Schauspiele mit seinem Gefolge an den Seitenfenstern bei. Der Zug nahm Aufstellung; die von ihm zum Kaiser entsandte Deputation wurde inzwischen em pfangen und nach deren Rückkehr setzte sich der im posante Zug wieder in Bewegung. Er wurde er öffnet von Herolden und einem Musikchor in Lands knechtstracht. Es zogen höchst malerische Gruppen vorüber, anfangs rein historische Bilder, später auf das Brauereigewerbe bezügliche, dazwischen Herolde, Musikchöre, die Fahnen der Brauer, Vereine aller deutschen Gegenden, die Mitglieder dieser Vereine als Aegypter, Römer, Phrygier, Hunnen und Ger manen, dann folgten ein Hussitenlager, Wittenberger Studenten, Bürger der Reformationszeit, Marketender des dreißigjährigen, des siebenjährigen und des siebziger Krieges, das obergährige Gebräu von Berlin, Schnitter- geräthe, Eiswagen und GambrinuSwagen mit Gefolge, eine Mälzergruppe, ein Wagen mit einer Mälzerei im Betrieb, eine Rathsherrensitzung nach altdeutscher Sitte, ein Braukessel im Betrieb, eine Gruppe, welche den Gerste- und den Hopfenbau darstellte, ein Faß wagen, dann das Ehrenpräsidium des Ausschusses, die Adreßdeputation, welche von Brauern aus ganz Deutschland gebildet wurde, eine Böttcherei im Be trieb und ein eigens für den Festzug gestiftetes Hunderthektoliterfaß. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nahmen sichtlich erfreut die interessante Huldigung entgegen. DaS herrliche farbenprächtige Bild rollte sich in schönster Ordnung, vom Wetter begünstigt, ab. Loeale und sächsische Rachrichte«. — Schönheide. Zur Feier des Wettiner festes ist vom Kgl. Ministerium den sächsischen Waldarbeitern in jedem Revier eine im Verbält- niß zur Zahl der Arbeiter stehende Summe Geld überwiesen worden. Die Arbeiter des hiesigen Forst- bezirkS beabsichtigen, ihren Antheil in der Weise zu verwenden, daß sie am Festtage Nachmittag« ein Faß Bier im Walde trinken und Abends einen Ball ver anstalten werden — Der hier seines schönen Fichten zaunes wegen in der ganzen Umgegend bekannte „Pflanzgarten", ein viele Jahre hindurch zum Ziehen junger Waldbäumchen benutzter Raum an der alten Auerbacher Straße, die Geburtsstätte vieler Tausende junger und alter Fichten und Tannen, ist dieses Frühjahr selbst mit Fichten bepflanzt und in jungen Wald umgewandelt worden. Er wird in Folge dessen in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch seines Schmuckes, des genannten Zaunes, verlustig gehen. Man zieht jetzt die Waldpflanzen nicht mehr an dauernd dazu bestimmten Orten, sondern die Pflanzstätten werden, jedesmal neu, an beliebigen sonnig gelegenen Holzschlägen oder Schonungen an gelegt; die Pflanzen sollen auf diese Weise kräftiger und schöner werden. — Dresden. König Albert, welcher mit seiner Gemahlin erst vor Kurzem von Bad Ems und Köln zurückgekehrt ist nach der idyllischen Villa in Strehlen, benutzte das Pfingstfest, welches wie in jedem Jahre, so auch Heuer wieder von vielen Sachsen und Preußen zu einem Besuche von Dresden ver wendet wurde, seinerseits dazu, der durch Wasser und Feuer so schwer heimgesuchtcn Stadt Reichenbach im Vogtland, sowie anderen Unglücksstätten in der Nachbarschaft derselben am Pfingstsonnabend durch seine persönliche Hinkunft sein landesväterliches Inter esse, seine stete Fürsorge für sein Volk zu bethätigen. Wie es sich der Monarch vor 9 Jahren fast um die selbe Zeit nicht nehmen ließ, die von einer furcht baren Ueberschwemmung hart betroffenen Einwohner des Petersbachthales in der Lausitz zu besuchen und zu trösten, so besichtigte der König auch jetzt die Unglücksstätten im Vogtland in eingehender Weise und nahm persönlich an Ort und Stelle Kenntniß von der erschreckenden Größe des Unglücks. Daß auch Hilfe kommt, wo der König gewesen, ist bekannt. Die schweren elementaren Ereignisse der letzten Wochen, welche verschiedene Gegenden des SachsenlandeS be troffen haben, legen übrigens den Gedanken nahe, daß das bevorstehende Wettinfest mit seinem riesenhaften Menschenzusammenfluß allerwärts, besonders aber in Dresden, dazu benutzt werden möge, für die unglück lichen Landsleute ein Scherflein zu opfern, dessen Spendung im Festjubel stets leichter fällt, wie sonst. Sammelbüchsen, auf den Tribünen vor Allem, würden gewiß ein erfreuliches Resultat erzielen, denn viele Wenig machen ein Viel. Eine sehr wackere und lobenswerthe That würde es auch sein, ließen sich die Herren Offiziere herbei, ihr glänzendes Reiterfest in der Arena hinter der Gardereiterkaserne in der Albertstadt zum Besten der armen Wolkenbruch-Ca- lamitosen im Sachsenlande noch ein Mal zu wieder holen; an Schau- und Gebelustigen wäre sicherlich kein Mangel, da daS seltene Fest noch sehr Viele sehen möchten. Daß aber eine Wiederholung des glänzenden Armeefestes gerade zu diesem Zwecke die Zustimmung und Billigung des sächsischen Königs wie des deutschen Kaisers in vollem Grade erhalten würden, das bedarf wohl keiner weiteren Ausführung, aber auch im Volke würde ein solcher Schritt der Offiziere den allerlebhaftesten Beifall finden und verdienen. — Reichenbach, welches in der vergangenen Woche nicht nur durch die Wasserfluthen, son dern am Donnerstag auch noch durch ein großes Brandunglück heimgesucht wurde, ist am 7. d. abermals von einem Schadenfeuer betroffen worden. Man meldec von dort unterm 7. d.: Die Stadt ist heute abermals durch Feuer alarmirt worden und wiederum stieg die Rauchsäule an der Bachgasse empor. Mehrfache im Verlaufe deS gestrigen großen Brandes beobachtete in hohem Grade auffällige Er scheinungen gaben Veranlassung zu ernsteren Maß nahmen. ES wurden die Brandstätten nicht allein, sondern auch die verschont gebliebenen benachbarten Gehöfte und Häuser von Polizei, Feuerwehr und Bürgerschutzwehr gestern Abend besetzt und die ganze Nacht hindurch streng bewacht. Erst um 6 Uhr Morgens verließen die Kommandos ihre Posten. Aber die Mannschaften hatten kaum den Rücken gewandt, als der Feuerruf von Neuem erscholl. Mancher Wehr mann hatte sich der Uniform, die er während deS langen und anstrengenden Dienstes getragen, noch gar nichr entledigt, als ihn die Pflicht von Neuem rief. Es brannte das Haus des StraßenwärterS August Fricdr. Dietcl (Backgasse 13) und das ange baute, mit Holz und Stroh angefüllt gewesene Schup pengebäude zugleich. Nur dem überaus raschen und entschlossenen Eingreifen der hiesigen freiw. Feuerwehr und der Feuerwehr von Oberreichenbach ist es zu danken, daß diesmal nur dieses Anwesen, das übrigens unter den Wasserfluthen am Montag und Dienstag gleichzeitig stark mit zu leiden gehabt hat, zu Grunde gegangen ist. — Mit Rücksicht darauf, daß bei den jüngsten beklagenswerthen Ereignissen in unserer Stadt in mehreren Brandfällen frevelhafte Hände den Brand gelegt und gesckürt haben, hat der hiesige Stadtrath für Ermittelung eines Brandstifters die Belohnung von 500 Mark ausgesetzt. — Der auf der Königin Marienhütte in Pla nitz in Arbeit stehende Zimmermann W. trank in den Nachmittagstunden des 1. Juni bei der Arbeit in der großen Hitze einige Schluck kalten Wassers und wurde sofort unwohl; er erlag am 2. Juni früh den Folgen. Möge der Fall zur Warnung dienen! — Der 14. deutsche Turnkreis, welcher daS Königreich Sachsen umfaßt, zählt gegenwärtig nicht weniger denn 670 Vereine mit ca. 75,000 Mitgliedern, der Landesverband der sächsischen Feuerwehren in 26 Bezirksverbändcn 612 Corps mit ca. 45,000 Feuerwehrleuten. Mögen beide Vereinigungen fröhlich weiter blühen und gedeihen! — Für solche, welche sich gern mit andern einen Spaß machen, wird die Mittheilung von einiger Wichtigkeit sein, daß das Reichsgericht ein Erkenntniß gefällt hat, nach welchem wegen groben Unfugs der jenige bestraft werden kann, der einem ihm bekannten Berichterstatter eine nachweislich falsche 'Nachricht unterbreitet, von welcker er voraussetzen kann, daß sie zur Kenntniß der Leser einer Zeitung gebracht wird. Ist mit solcher Veröffentlichung noch der Schaden einer oder mehrerer Personen verbunden, kann der Ausstreuer der 'Nachricht außerdem noch für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden. Aus schweren Tagen. Eine Erzählung aus der Zeit Napoleons I. von Rudolf Lossen. 4. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Ich kann den Kerl nicht ausstehen," sagte Vogel; „die Sorte ist mir noch ekelhafter als der Schalter." Aergerlich ging der Kaiserwirkh in's Haus. Dort traf er Richard. „Wo warst Du?" fuhr er ihn an. „Beim Hansjörg im Lamm", flüsterte ihm Rich ard mit listigem Augenzwinkern zu. „Hast was gehört?" „Ja, der alte Schalter hat stark geschimpft da rüber, daß der König die Verfassung abgeschafft hat." „Komm herein, wir wollen'- gleich aufschreiben." Richard hatte mit Hansjörg, dem alten Knecht im Lamm, Freundschaft geschlossen: er hatte seinen geheimen Schlich in die Knechtskammer im Roßstall, die nur durch eine nicht sehr dicke Wand vom Herren stühle getrennt war. Da brachte denn Richard dem Freund ein Schnapspudele mit, und während ihm Hansjörg geschwätzig aus seinem Leben erzählte, lauschte der Spion auf die Gespräche im Herrenstüble. Der Winter und der Sommer waren vorüberge gangen und der Herbst des Jahres 1806 kam heran. ES war in den ersten Tagen des September, daß Samuel Schalter am Saum des Waldes bei seiner Vaterstadt auf einem Bänkchen lesend saß. ES hatte im Frühjahr geschienen, als wolle sich aus seinem Krankheitsanfall eine Auszehrung entwickeln, und bei der Musterung für die Aushebung 'zum Militär be kam er da- Attest „für immer untauglich zum Mili tärdienst". Michael Koch dagegen war zum Mili tär auSgehoben worden. 'Nach des Arztes Gebot brachte Samuel seine Tage soviel wie nur Möglich im Freien zu.